Europawahlen 2004

Europawahlen 2004

Die Europawahl im Juni 2004 war die sechste Direktwahl zum Europäischen Parlament. Sie fand in den 25 Mitgliedstaaten der Europäischen Union an einem bzw. zwei von vier festgelegten Wahltagen statt. In Großbritannien und den Niederlanden wurde die Europawahl am Donnerstag, dem 10. Juni durchgeführt, am 11. Juni folgten Irland und Tschechien. Italien, Lettland und Malta wählten am 12. Juni, die übrigen 17 Mitgliedstaaten bildeten am Sonntag, dem 13. Juni den Abschluss.

Insgesamt waren 343.657.800 Menschen wahlberechtigt. Das Wahlsystem unterschied sich im Einzelnen von Land zu Land. In 20 der 25 Staaten gab es einen landesweiten Wahlkreis, daher nur eine Liste. In Großbritannien gab es 11 Wahlkreise, in Frankreich 8, in Irland vier, in Belgien vier und in Polen 13. Insbesondere in Großbritannien (England, Schottland, Wales, Nordirland) und Belgien (Flandern, Wallonien, Brüssel) wurde dabei Rücksicht auf regionale Besonderheiten genommen. In nur sechs Ländern, darunter Deutschland, war die Liste strikt vorgegeben und die Wähler mussten die Kandidaten in der Reihenfolge wählen in der sie auf der Liste stehen. Das Gegenbeispiel bildeten Irland, Luxemburg und die Region Nordirland in denen die Wähler soviele Stimmen hatten wie Plätze zu vergeben waren und frei panaschieren konnten.

Sperrklauseln lagen zwischen fünf Prozent (u. a. Deutschland, Frankreich, Polen, Tschechien), vier Prozent (Österreich, Schweden) und drei Prozent (Griechenland) bzw. waren wegen der Wahl in Wahlkreisen obsolet. Die Höchstgrenze war dabei EU-weit mit fünf Prozent festgelegt. Die Sitze werden schließlich in den meisten Ländern nach dem Wahlverfahren nach d'Hondt vergeben, Deutschland verteilte die Sitze allerdings nach dem Hare-Niemeyer-Verfahren.

Inhaltsverzeichnis

Sitzverteilung

Sitzverteilung
██ GUE/NGL
██ SPE
██ GRÜNE/FEA
██ Andere
██ ALDE
██ EVP-ED
██ IND/DEM
██ UEN
Partei

Land

EVP-ED SPE ALDE GRÜNE/FEA GUE/NGL UEN IND/DEM Andere Sitze Anteil Beteiligung
Belgien3 6
23,9%5
7
24,4%
6
13,8%5
2
8,9%



3
18,6%
24 3,3% 90.81%
Dänemark 1
12,5%
5
32,5%
4
25,8%
1
8,1%
1
5,2%
1
6,8%
1
9,0%
0
0,1%
14 1,9% 47.85%
Deutschland 49
44,5%
23
21,5%
7
6,1%
13
11,9%
7
6,1%


0
9,9%
99 13,5% 43,0%
Estland 1
17,2%
3
36,8%
2
29,7%


0
8,1%

0
8,2%
6 0,8% 38.9%
Finnland 4
28,0%
3
21,1%
5
29,0%
1
10,4%
1
9,1%


0
2,4%
14 1,9% 41,1%
Frankreich 17
16,6%
31
28,9%
11
12,0%
6
7,4%
3
6,7%
0
1,7%
3
6,7%
7
23,4%
78 10,7% 43.14%
Griechenland 11
43,1%
8
34,0%


4
13,7%

1
4,1%
0
5,2%
24 3,3% 62.78%
Republik Irland 5
27,8%
1
10,6%
1
0
4,3%
1
11,1%
4
29,5%
1
16,2%

13 1,8% 59.7%
Italien4 28
29,3%6
16
31,1%6
12
4,5%6
2
2,5%
7
8,5%
9
11,5%

4
78 10,7% 73.1%
Lettland 3
32,0%

8,3%
1
6,5%
1
15,5%

4
30,6%

0
7,1%
9 1,2% 41.23%
Litauen 3
22,5%
2
14,4%
3
22,9%




5
36,1%
13 1,8% 48.2%
Luxemburg 3
37,1%
1
22,1%
1
14,9%
1
15,0%
0
2,9%
0
8,0%


6 0,8% 90%
Malta 2
40%
3
49%




0
10%
0
1%
5 0,7% 82.37%
Niederlande 7
24,4%
7
23,6%
5
17,4%
2
7,4%
2
7,0%

2
5,9%
2
14,3%
27 3,7% 39,1%
Österreich1 6
32,7%
7
33,4%

2
12,8%
0
0,8%


3
20,3%
18 2,5% 41,8%
Polen 19
30,4%
8
14,6%
4
7,3%
0
0,2%

7
12,7%

16
35,0%
54 7,4% 20,42%
Portugal5 7
7%
12
45%


3
15%
2
7


24 3,3% 38.74%
Schweden 5
23,9%
5
24,8%
3
16,1%
1
5,9%
2
12,8%


3
16,5%
19 2,6% 37,2%
Slowakei 8
46,5%
3
16,9%
0
4,6%

0
4,5%


3
27,5%
14 1,9% 16.66%
Slowenien 4
49,6%
1
14,2%
2
21,9%





14,3%
7 1,0% 28,34%
Spanien6 23
41,3%
24
6
1
6,0%
5
12,7%6
1
4,2%



2,7%
54 7,4% 45,94%
Tschechien 11
41,3%
2
8,8%

0
3,2%
6
20,3%


5
26,4%
24 3,3% 27.9%
Ungarn 13
52,7%
9
34,3%
2
7,7%




0
5,3%
24 3,3% 38,5%
Vereinigtes Königreich 28
28,4%
19
22,3%
12
15,1%
5
10,3%
1
1,0%

12
16,8%
1
6,1%
78 10,7% 38.9%
Zypern 2
28,2%
0
10,8%
1
17,1%
0
1,9%
2
27,9%


1
14,1%
6 0,8% 71.19%
Gesamt7 266
38,0%
200
27,2%
83
9,2%
42
5,6%
41
5,3%
27
3,7%
20
2,0%
53
9,0%
732 45,5%
Differenz –21
±0,0%
–33
–2,2%
±0
+0,7%
–5
–0,3%
–17
–2,1%
–2
±0,0%
±0
+0,2%
+24
+3,7%
–56 –4,3%
EP 1. Mai 20047 295
37,4%
232
29,4%
67
8,5%
47
6,0%
55
7,0%
30
3,8%
18
2,3%
44
5,6%
788 49,8%

1Vorläufiges amtliches Endergebnis. Unter "Andere" ist die FPÖ mit 1 Mandat bei 6,3% und die Liste Dr. Martin mit 14,0 % und 2 Mandaten zusammengefasst.
2Vorläufiges Ergebnis
3Die belgische Partei "Mouvement Réformateur" (10,4%) verteilt ihre drei erhaltenen Sitze auf die Fraktion ALDE (2 Sitze) und die Fraktion EVP-ED (1 Sitz)
4Die italienische Partei "Uniti Nell'Ulivo" (31,1%) verteilt ihre 25 erhaltenen Sitze wie folgt: SPE: 15 Sitze, EVP-ED: 5 Sitze, ALDE: 5 Sitze
5Die portugiesische Partei "PPD-PSD / CDS-PP" verteilt ihre neun erhaltenen Sitze auf die Fraktion EVP-ED (7 Sitze) und die Fraktion UEN (2 Sitze)
6Die spanische Partei "Partido Socialista Obrero Español" verteilt ihre 25 erhaltenen Sitze auf die Fraktion SPE (24 Sitze) und GRÜNE/FEA (1 Sitz)
7Die Prozentzahlen beziehen sich auf die Sitzverteilung

Wahlen in den einzelnen Ländern

Deutschland

In Deutschland fand die Europawahl am Sonntag, dem 13. Juni 2004 statt.

Die Wahl fand je nach Partei über eine Bundesliste oder über Landeslisten statt; bei der CDU/CSU gab es bundesweit Landeslisten, die Bayernpartei trat nur in Bayern an, während die übrigen 21 kandidierenden Parteien (SPD, Bündnis 90/Die Grünen, PDS, FDP, etc.) mit Bundeslisten antraten.

Amtliches Endergebnis der Europawahl für Deutschland
Partei (EP-Fraktion) % 2004 Stimmen Sitze % 1999 Stimmen Sitze
CDU (EVP-ED) 36,5 9.412.009 40 39,3 10.628.224 43
SPD (SPE) 21,5 5.549.243 23 30,7 8.307.085 33
CSU (EVP-ED) 8,0 2.063.564 9 9,4 2.540.007 10
Grüne (Grüne-EFA) 11,9 3.078.276 13 6,4 1.741.494 7
PDS (GUE-NGL) 6,1 1.579.693 7 5,8 1.567.745 6
FDP (ALDE) 6,1 1.565.000 7 3,0 820.371 0
REP 1,9 485.691 1,7 461.038
Sonstige 8,0 2.047.297 3,7 739.765
- Die Tierschutzp. 1,3 331.270 0,7 185.186
- GRAUE 1,2 314.204 0,4 112.142
- FAMILIE 1,0 267.361 0,0 4.117
- NPD 0,9 241.678 0,4 107.662
- ödp 0,6 145.479 0,4 100.048
- DIE FRAUEN 0,6 145.326 0,4 100.128
- Deutschland 0,5 134.916
- PBC 0,4 98.643 0,3 68.732
- Unabhängige 0,3 70.244
- DP 0,2 61.954
- AUFBRUCH 0,2 43.161
- CM 0,2 46.088 0,1 30.746
- DKP 0,1 37.231
- BP 0,1 35.086 0,1 14.950
- ZENTRUM 0,1 26.823 0,0 7.080
- PSG 0,1 25.824
- BüSo 0,1 22.009 0,0 9.431

Im Wahlkampf war die Frage, ob die Türkei Mitglied der europäischen Union sein solle oder nicht, ein wichtiges Wahlkampfthema. Die Unionsparteien (besonders die CSU) sprachen sich gegen eine Mitgliedschaft und stattdessen für die so genannte "privilegierte Partnerschaft" aus. SPD, PDS und Grüne befürworteten eine baldige Vollmitgliedschaft der Türkei. Die FDP verwies auf die Kopenhagener Kriterien als alleinige Beitrittsbedingungen.

Insgesamt brachte die Europawahl 2004 bei einer niedrigen Wahlbeteiligung von 43,0% bundesweit herbe Verluste für die SPD. Am stärksten verbessern konnten sich die Grünen, die FDP schaffte den Wiedereinzug in das Europaparlament und auch die PDS wurde gestärkt. Die Union verlor weniger stark als die SPD, bleibt aber stärkste Kraft, während die Republikaner leicht zulegten, aber weit unter der 5% Hürde bleiben. Relativ starken Zulauf hatten auch die sonstigen Parteien, von denen jedoch keine eine Bedeutung erhielt.

Regionale Besonderheiten: In München lagen die Grünen mit 23,3% (1999: 11,9%) der abgegebenen Stimmen erstmals vor der SPD, die nur noch 18,8% (1999: 29,1%) erhielt. Die CSU verlor mit 41,7% (1999: 48,4%) ebenfalls, bleibt aber bei Europawahlen stärkste Kraft. Auch in anderen Großstädten wie Frankfurt am Main oder Berlin überholten die Grünen die SPD mit 25% bzw. 22,8%. In Freiburg im Breisgau wurden die Grünen mit 36,8% gewählt und lagen damit vor allen anderen Parteien.

Frankreich

Partei Fraktion Sitze  %
Parti socialiste (PS) Sozialdemokratische Partei Europas
31
28,9
Union pour un mouvement populaire (UMP) Europäische Volkspartei – Europäische Demokraten
17
16,6
Union pour la démocratie française (UDF) Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa
11
11,9
Front national (FN) Identität, Tradition, Souveränität1
7
9,8
Mouvement pour la France (MPF) Unabhängigkeit und Demokratie
3
7,6
Les Verts (Die Grünen) Fraktion der Grünen/Freie Europäische Allianz
6
7,4
Parti communiste français (PCF) Vereinte Europäische Linke/Nordische Grüne Linke
3
5,2
Sonstige Parteien
0
12,5

1Die Fraktion Identität, Tradition, Souveränität bestand lediglich vom 15. Januar bis 14. November 2007

Luxemburg

Partei Fraktion Sitze  %
Chrëschtlech Sozial Vollekspartei (CSV) Europäische Volkspartei – Europäische Demokraten
2
37,1
Lëtzebuerger Sozialistesch Arbechterpartei (LSAP) Sozialdemokratische Partei Europas
2
22,0
Déi Gréng (Die Grünen) Fraktion der Grünen/Freie Europäische Allianz
1
15,0
Demokratesch Partei (DP) Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa
1
14,9
Aktiounskomitee fir Demokratie a Rentegerechtegkeet (ADR)
0
8,0
Déi Lénk (Die Linke)
0
1,7
Kommunistesch Partei Lëtzebuerg (KPL)
0
1,2

Niederlande

In den Niederlanden kamen die Christdemokraten bei der Wahl 2004 auf 24,5 Prozent und blieben knapp vor der sozialdemokratischen Partij van de Arbeid (PvdA), die 23,6 Prozent erreichte. Beide Parteien kommen damit auf sieben Sitze. Die Rechtsliberalen (VVD) bekommen vier Sitze, jeweils Zwei Mandate gehen an Grüne, Sozialisten und eine religiöse Gruppe. Die neue Partei "Europa Transparent" erhielt aus dem Stand zwei Europaparlamentarier. Die Wahlbeteiligung lag bei 39,1 Prozent (1999: 29,9 Prozent).

Österreich

In Österreich fand die Wahl ebenfalls am Sonntag statt. Es standen 6 Listen zur Wahl: SPÖ, ÖVP, FPÖ, Die Grünen, die Liste Dr. Martin und die von der KPÖ unterstützte Linke Liste. Im Einzelnen erzielten die Parteien folgende Ergebnisse:

  • SPÖ 33,33% (+1,62), 7 Sitze (unverändert), Fraktion SPE
  • ÖVP 32,70% (+2,03), 6 Sitze (-1), Fraktion EVP-ED
  • Liste HPM 13,98% (+13,98), 2 Sitze (+2), fraktionslos
  • Grüne 12,89% (+3,6), 2 Sitze (unverändert), Fraktion Grüne-EFA
  • FPÖ 6,31% (-17,09), 1 Sitz (-4), fraktionslos
  • Linke 0,78% (+0,78)

Karin Resetarits, welche auf der Liste HPM kandidierte, schloss sich später der liberalen Fraktion ALDE an.

Weblinks

Deutschland

Österreich

  • Bundesministerium für Inneres: Wahlinformation (Wahlkarten, Auslandsösterreicher usw.)

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