Euphemismus

Euphemismus

Ein Euphemismus (latinisierte Form von altgriechisch εὐφημία euphēmía ‚Worte von guter Vorbedeutung‘; letztlich zurückgehend auf εὖ eu ‚gut‘ und φημί phēmí ‚ich sage‘),[1] auch: Glimpfwort, Beschönigung, Hehlwort, Hüllwort oder Verbrämung, ist ein sprachlicher Ausdruck, der eine Person, eine Personengruppe, einen Gegenstand oder einen Sachverhalt beschönigend, mildernd oder in verschleiernder Absicht benennt.

Das semantische Gegenstück zum Euphemismus ist der Dysphemismus (Kakophemismus). Dieser wertet das Bezeichnete ab und versieht es mit negativen Konnotationen. Beide, Euphemismus und Dysphemismus, gelten als rhetorische Figuren.

Aufwertende, mäßigende oder vertuschende Formulierungen kann man – auch unbewusst – aus verschiedenen Motiven verwenden, wobei auch mehrere gleichzeitig zum Tragen kommen können: In erster Linie will man bestehende Tabus und soziale Normen nicht brechen, Anstößiges umgehen, Gefühle von Sprecher und angesprochener Person schonen oder aus Eigennutz täuschen, tarnen oder Aufmerksamkeit wecken.

Beschönigendes Sprechen ist nicht auf eine bestimmte Sprache oder auf einen einzelnen Themenkreis beschränkt, sondern findet sich überall. Euphemistische Ausdrücke werden im öffentlichen Bereich hauptsächlich in der Politik und in der Wirtschaft angewendet. Im Alltag kommen sie besonders häufig im sexuellen und im Fäkalbereich sowie mit den damit zusammenhängenden Örtlichkeiten, Gegenständen und Körperteilen vor. Auch in den Sinnbezirken von Krankheit und Tod empfindet man oftmals eine schonende Ausdrucksweise als angebracht. Des Weiteren finden sich zahlreiche Euphemismen beispielsweise auf religiösen sowie bestimmten sozialen und kulturellen Gebieten.

Der Bestand an Euphemismen ist im Wortschatz einer Sprache nur zu einem geringen Teil konventionalisiert. Mehrheitlich bestimmen die konkreten Sprechumstände (Redeanlass, Ort, soziale Gruppe und Redeabsicht), was als Euphemismus gilt und wann dieses sprachliche Mittel zum Einsatz kommt.

Inhaltsverzeichnis

Funktionen von Euphemismen

Der Gebrauch von Sprache hat immer eine bestimmte Funktion. Kommt ein Euphemismus zum Einsatz, wird damit etwas Bestimmtes bewirkt; diese Wirkungen können umgekehrt aus der Sicht des Sprechers als Motiv dienen, zu einem solchen Ausdruck zu greifen. Eine einzelne solche sprachliche Wirkung muss dabei als Motiv nicht zwangsläufig von den anderen isoliert und allein für die Verwendung eines Euphemismus verantwortlich sein. Meist können die Funktionen von Euphemismen nicht scharf voneinander getrennt werden, oft dominiert ein bestimmtes Motiv.

Verhüllung, Tarnung und Vertuschung
Euphemismen dieser Art bezeichnen eine Sache oder einen Sachverhalt in der Weise, dass das eigentlich Gemeinte auf der Wortebene nicht – oder zumindest nicht vordergründig – in Erscheinung tritt. Dies liegt vor allem bei strengen Normen und tabuisierten Inhalten vor oder dort, wo Sachverhalte bewusst verhüllt werden sollen,[2] um beispielsweise eine öffentliche Empörung zu verhindern, so etwa im öffentlichen Sprachgebrauch totalitärer politischer Systeme, wo dieses Mittel auch ausdrücklich als sprachpolitische Maßnahme eingesetzt wird. Denn mit einer derartigen Gebrauchsweise kann letztlich eine bewusste Beeinflussung der Angesprochenen im eigenen Interesse erfolgen.
Milderung und Schonung
Euphemismen können eine abschwächende Wirkung haben und das Gesagte weniger drastisch erscheinen lassen. Eine solche Verwendungsweise schont die Gefühle der angesprochenen Person oder auch des Sprechers selbst und kommt dort zum Einsatz, wo Ehrerbietung, Rücksichtnahme und Höflichkeit angebracht sind, also vorwiegend dort, wo bestimmte gesellschaftliche und kulturelle Konventionen und Normen eine solche Rücksichtnahme erforderlich machen.
Aufwertung
Vielfach werden statt der eigentlichen Bezeichnungen für eine Person, Sache oder Angelegenheit beschönigende Ersatzausdrücke hauptsächlich zum Zweck einer Aufwertung verwendet. Dadurch kann entweder das Bezeichnete selbst mit Absicht gewürdigt oder in ein besseres Licht gestellt werden, oder es wird der damit in Zusammenhang stehenden Person oder Personengruppe Höflichkeit und Wertschätzung entgegengebracht. Solches ist etwa bei den sprachlichen Normen der Political Correctness der Fall.

Themengebiete und Handlungsbereiche

Die Themengebiete und Handlungsbereiche, in denen Euphemismen eingesetzt werden, sind sehr zahlreich.[3] Luchtenberg (1985) unterteilt die Bereiche, in denen Euphemismen zum Einsatz kommen, in folgende Sachgruppen:

  • Politischer Sprachgebrauch (mit Beispielen aus der Außen- und Innenpolitik sowie dem militärischen Bereich und dem Sprachgebrauch im Dritten Reich)
  • Ökonomischer Sprachgebrauch (mit Beispielen aus der Wirtschaftspolitik, aus Produktion, Verkauf und Beschäftigung sowie von Berufsbezeichnungen und anderem)
  • Gesellschaftlicher Sprachbereich (mit Beispielen aus unterschiedlichen sozialen Gebieten betreffend gesellschaftliche Normen und soziales Fehlverhalten)
  • Religion (mit Behandlung von Sprachtabu, Aberglauben und christlicher Religion)
  • Tod (Sterben, Totsein, Beerdigung und der Tod selbst)
  • Geistig-psychischer Bereich (Benennungen für persönliche Eigenschaften und Gefühle, Bezeichnungen für „ich“)
  • Körperlicher Bereich (mit Beispielen für Dinge der Sexualität, der Schwangerschaft und Geburt, der Krankheit und der Ausscheidung sowie für Körperteile und anderes)
  • Alkohol (mit Benennungsbeispielen für den Alkohol selbst, dem Umgang damit und für das Betrunkensein)

Aus diesem Themenbereich sind unter anderem folgende euphemistische Gebrauchsweisen zu verzeichnen.[4]

Religiöse und sittliche Normen und Tabus

In jeder menschlichen Gemeinschaft existieren Tabus sowie ethische und sittliche Normen, die hinsichtlich bestimmter Dinge eine kaschierende oder zumindest mildernde Ausdrucksweise verlangen, sofern nicht für gewisse Situationen überhaupt ein gänzliches Sprechverbot besteht. Solche Normvorgaben können grundsätzlich alle Mitglieder einer Gemeinschaft betreffen, wie beispielsweise Rede- und Verhaltensvorschriften die Sexualität betreffend, oder auf bestimmte soziale Subgruppen wie soziale Schichtungen und Altersgruppen beschränkt sein. Vieles, was als Norm angesehen und mit einem bestimmten sprachlichen Verhalten belegt wird, kann einer zeitlichen Veränderung unterliegen, wie etwa bezüglich Sexualität, Hygienemaßnahmen, Schönheitsvorstellungen oder Art und Ausmaß der Selbstdarstellung. Dementsprechend ist es auch von der jeweiligen Epoche abhängig, wann ein Euphemismus erwartet wird und was als ein solcher gilt.

Das gegenseitige Verhältnis von Euphemismus und Tabu ist aber keine Eins-zu-eins-Beziehung. So kann in dem Themenbereich, in dem ein Euphemismus verwendet wird, ein Tabu bestehen. Dies ist aber nicht zwingend, denn Euphemismen können auch aus anderen Gründen zum Einsatz kommen. Umgekehrt muss ein Tabu nicht zwangsläufig mit einem Euphemismusgebrauch einhergehen, wie etwa in bestimmten sozialen Gruppen, in denen eine sonst übliche Tabuisierung nicht der Regelfall ist. Beispielsweise werden des Öfteren untere soziale Schichten mit derben Redens- und Verhaltensweisen in Zusammenhang gebracht, so dass in solchen tatsächlichen Fällen weit verbreitete Euphemismen vielfach nicht in der sonst üblichen Form verwendet werden. Auch können Tabus Schweigen, Leugnen oder anderes Vermeidungsverhalten zur Folge haben. Dies betrifft zum Beispiel Tabubereiche wie Inzest, Gewalt in der Familie oder Homosexualität.

Religion und Aberglauben

Die ursprüngliche Motivation, Euphemismen zu verwenden, liegt in der Existenz von Sprachtabus, die von Religion und Aberglauben herrühren. Grundlage dafür ist der Glaube, dass ein Wort und das damit Bezeichnete identisch seien, was in Redewendungen wie „Wenn man den Teufel nennt, kommt er g’rennt [her gerannt]“ ersichtlich ist. Um solche glaubensmäßigen Tabus nicht zu brechen, werden Wörter und Formulierungen, die ein derartiges Thema direkt benennen oder unmittelbar darauf hindeuten, vermieden und stattdessen Ersatzausdrücke in Anspruch genommen. Ein Beispiel dafür sind etwa der „Gottseibeiuns“ oder „Leibhaftige“ als Bezeichnung für den Teufel sowie Ersatznamen für Gott („Vater im Himmel“, „Herr“, „Allmächtiger“ usw.) und für Jesus („Heiland“, „Erlöser“, „Menschensohn“ statt „Gottessohn“). Solche Bezeichnungen werden meist nicht mehr als Tarnwörter empfunden, was zum einen auf einen generellen Abbau von religiösen Tabus zurückgeführt werden kann und zum anderen darin begründet liegt, dass im theologischen Bereich solche Wörter für eine semantische Differenzierung des Bezeichneten sorgen.[5] Das euphemistische Vokabular aus diesem Bereich ist sehr begrenzt, und es entstehen kaum Neubildungen, die sich im allgemeinen Sprachgebrauch durchsetzen.

In der griechischen Mythologie finden sich auch euphemistische Beinamen, mit denen Gottheiten von notorischem Zorn besänftigt und geschmeichelt werden sollen, wenn man sie anruft oder auch überhaupt über sie redet oder schreibt. So heißen die drei Rachegöttinnen, Erinyen, „die Wütenden“, werden aber dennoch oft unzutreffenderweise Eumeniden, „die Wohlgesinnten“ gerufen.[6]

Literarisch verarbeitet wurde dieser Typus von sprachlicher Tabuisierung in der Jugendbuchreihe „Harry Potter“, wo ein Repräsentant und Führer der Schwarzen Magie umschreibend als „du weißt schon, wer“ bezeichnet wird. Das Aussprechen seines Namens „Voldemort“ durch den Helden gilt daher als Tabubruch, mit dem der böse Widersacher herbeigerufen und folglich eine Auseinandersetzung mit ihm notwendig wird.

Sexualität und Körperabsonderungen

„No cat selling“, wörtlich „Kein Katzenverkauf“, ein englischsprachiger Slang-Euphemismus für Prostitution.

Mehr oder weniger universell anzutreffen sind im körperlichen Bereich restriktive Normen für das Benennen von Geschlechtsteilen, des Anus und des Gesäßes sowie deren biologische Funktionen. Die Tabuisierung wird oft dadurch kenntlich, dass alltagssprachliche Wörter fehlen, die diese Körperregionen und -funktionen konnotations- und wertfrei bezeichnen. Vielmehr herrschen Vokabeln vor, die entweder als medizinisch-fachsprachlich, gespreizt, abgehoben und daher in vielen Situationen als lächerlich und unangebracht empfunden werden, oder die im Gegenteil als zu abwertend und derb gelten. Als Ausweg aus dem Benennungsdilemma werden daher oftmals fremdsprachliche Ausdrücke oder – scherzhaft – kindliche Bezeichnungen herangezogen oder für die gesamte Genital- und Analregion auch nur allgemeine Ortsbestimmungen wie „unten“ oder ähnliche in Anspruch genommen, die so eine deutliche verhüllende Komponente aufweisen. Auch die Bezeichnung „Unterleib“ kann gegebenenfalls eine solche Funktion erfüllen.

Doch der gesamte sexuelle Bereich bringt aufwertende, tarnende und beschönigende (aber auch gegenteilig eine ganze Reihe abwertender) Ersatzbenennungen hervor: nicht nur für die Körperteile selbst, sondern auch für den Geschlechtsakt, für Selbstbefriedigung, Prostitution, Geschlechtskrankheiten, für alle damit zusammenhängende Dinge und Orte sowie nicht zuletzt für Fruchtbarkeit und Menstruation, Zeugung, Schwangerschaft und Geburt. Das Spektrum dieses Vokabulars ist äußerst reichhaltig und kann regional und zeitlich unterschiedlich sein.[7]

Während die Euphemismen im religiösen Bereich weitgehend einen festen Wortbestand bilden, entstehen im sexuellen Bereich oft neue Ausdrücke. Auch ist die generelle Ausdrucksweise die Sexualität betreffend heute einem relativ raschen Wandel unterzogen. Ein Wort wie „Schwanz“ für den Penis wäre vor wenigen Jahrzehnten vielfach anstößiger als heute empfunden worden, was auch auf die inzwischen gelockerte Sexualmoral zurückzuführen ist.

Euphemistische Bezeichnungen gibt es ebenfalls für den gesamten Bereich des Ausscheidens und Ausdünstens. So kann beispielsweise das Wort „Toilette“ oder „WC“ (was als Abkürzung für „water closet“ selbst ursprünglich einen beschönigenden Zug aufwies) dort ein Euphemismus sein, wo sonst üblicherweise „Klo“, „Häusel“ oder dysphemistische Benennungen wie „Scheißhaus“ vorherrschen. Andererseits gibt es gehobene Kreise bzw. Situationen, in denen sich selbst die Verwendung des Wortes „Klosett“ keinesfalls geziemt und Umschreibungen wie „Waschraum“, „wo man sich frisch machen kann“ oder ähnliche erwartet werden. Neben diesen findet sich im Alltag derselbe sprachliche Umgang für das Urinieren und Koten sowie für die Ausscheidungen selbst, wobei das Erbrechen wohl deshalb den geringsten Bedarf an Beschönigung aufweist, weil keine sittlich tabuisierte Körperregion betroffen ist.

Auch Körpergerüche und Schweißabsonderung werden häufig mit besseren Worten umschrieben. So wird beispielsweise in der Werbung nur von „transpirieren“, aber wohl nie von „schwitzen“ gesprochen, und über eine übel riechende Person wird eher mit dem verneinenden Gegenteil gesagt, dass sie „nicht sehr gut riecht“, als dass sie „stinkt“. Das Ablassen von Darmgasen hingegen unterliegt in Gesellschaft mehr oder weniger einem gänzlichen Sprachtabu. Nach dem hörbaren Ablassen von Gas oder mit dem Wahrnehmen des Geruchs wird – sofern es sich nicht um eine vertraute Person handelt – vielfach überhaupt nicht auf die betreffende Person reagiert, man entfernt sich von ihr oder sie kann auch mit bösen Blicken bestraft werden. Es existiert in diesem Fall also ein ausgeprägtes Kontaktvermeidungsverhalten.

Gesellschaftliche und kulturelle Normen

Gesellschaftliche Gruppen und Subgruppen haben teilweise eigene, den Ansichten und Lebensumständen entsprechende Regeln und Konventionen. Dazu gehören in der mitteleuropäischen Kultur Bereiche wie beispielsweise Alkohol und Alkoholkonsum, die finanzielle und soziale Lage einer Person, die partnerschaftliche Treue oder das Alter. Alle diese Gebiete verlangen je nach Situation einen rücksichtsvollen sprachlichen Umgang, um gegebenenfalls nicht das Gefühl oder das Ansehen einer Person zu verletzen. Euphemistische Wörter und Umschreibungen haben daher den Zweck, das zu Sagende mildernd auszudrücken und weniger drastisch erscheinen zu lassen.

So wird von einer ansonsten angesehenen Person eher (möglicherweise hinter vorgehaltener Hand) gesagt, dass sie „trinkt“ als dass sie „ein Säufer ist“, was schon gegenteilig als dysphemistische Ausdrucksweise gilt. Auch der finanzielle und soziale niedrige Status einer Person oder Personengruppe kann euphemistisch zum Ausdruck kommen. Dies äußert sich etwa in der öffentlich verwendeten Phrase „sozial schwach“, die das zuvor gebräuchliche Wort „arm“ ablöste. Das Substantiv „Armut“ hingegen wird als Sachbezeichnung ohne nennenswerte Konnotationen weiterhin verwendet: „Armutspolitik“, „Armutsgrenze“. Aus dem Bereich der Partnerschaft und Ehe sind etwa die Wörter „fremdgehen“ und „Ehebruch“ als konventionalisierte sprachliche Verhüllungen für den außerehelichen Beischlaf zu sehen, wie auch „Beischlaf“ selbst seinen euphemistischen Charakter nur noch wenig erkennen lässt. Um das fortgeschrittene Alter einer Person sprachlich zu mildern, wird häufig der sogenannte „absolute Komparativ“[8] eingesetzt. Eine „ältere“ Dame wird sprachlich nicht, wie das Wort allein vermuten ließe, älter, sondern jünger gemacht (indem die Steigerungsreihe „jung – älter – alt“ zugrunde gelegt wird), womit das hohe Alter relativiert wird. Im gegenteiligen Falle wird mit der Bezeichnung „ein jüngerer Herr“ auf das erst kurze Leben des Mannes Bezug genommen, und es kann so gegebenenfalls seine geringere Lebenserfahrung sprachlich ausgeblendet werden bzw. diese als mögliche Erklärung für ein bestimmtes Verhalten dienen.

Eine große Anzahl an Beschönigungen nehmen hinsichtlich sozialer Normen die Bereiche persönliches Aussehen, Krankheit und Tod ein. Eine dicke Person wird heute häufig als „rund“, „kräftig gebaut“ oder ähnlich bezeichnet. Auch findet das in eigentlicher Bedeutung der Einzelwörter keinen Sinn ergebende Wort „vollschlank“ Anwendung;[9] und das ursprünglich ebenfalls euphemistisch gegoltene „Übergewicht“ wird häufig durch „Rubensfigur“ ersetzt. Damit soll die Konnotation des Hochwertigen der Werke des Malers Peter Paul Rubens, auf denen häufig wohlbeleibte Damen abgebildet sind, auf die genannte Person übertragen werden.

Euphemismen in Todesanzeigen: „sanft entschlafen“, „verschieden“ oder „heimgerufen“

Nicht nur Milderung, sondern auch tabuistischer Charakter kennzeichnen den sprachlichen Umgang mit schweren Krankheiten (wie Krebs, der oftmals sprachlich auf „die Krankheit“ reduziert oder auch überhaupt nicht ausgesprochen wird) und mit dem Tod. Zahlreiche diesbezügliche Umschreibungen und Ersatzwörter finden sich in Parten, Todesanzeigen und Nachrufen. Allein die Formulierung „Herr A. ist verstorben“ klingt in solchen Fällen pietätvoller als zu sagen, er wäre „gestorben“. Häufig findet sich im Bereich des Sterbens auch die Metapher des Schlafens, etwa wenn jemand „seine Augen für immer schließt“, „sanft entschlafen“ oder „eingeschlafen“ ist; auch das „Einschläfern“ von Tieren gehört hierher, wiewohl „einschläfern“ auf den Menschen angewandt rein als Dysphemismus gilt.

Political Correctness

Ebenfalls als kulturbedingter und derzeit häufiger Einsatzbereich beschönigenden Sprechens gelten die – abhängig von der politischen Einstellung auch umstrittenen – sprachlichen Normen der Political Correctness. Hierbei ist man insbesondere bemüht, Bezeichnungen und Aussagen zu vermeiden, die eine negative Beurteilung von Personen oder Personengruppen und ihren Lebensumständen enthalten könnten. Statt derer sollen konnotationsneutrale Wörter auf sprachlicher Ebene den nötigen Respekt bezeugen. Beispiele hierfür sind etwa der erst seit kurzem existierende Ausdruck „barrierefrei“ für „behindertengerecht“ oder „Menschen mit besonderen Bedürfnissen“ für „Behinderte“, weil damit das Behindertsein und in Folge die körperlichen Mängel einer Person auf sprachlicher Ebene nicht mehr in Erscheinung treten. In diesen Zusammenhang gehört auch das Verwenden der Bezeichnungen für bestimmte Personengruppen oder Völker in deren eigener Sprache wie z. B. „Inuit“ statt „Eskimos“ oder „Roma und Sinti“ (auch: „Sinti und Roma“) statt „Zigeuner“ (obwohl mit diesen beiden Volksgruppen nicht alle Stämme der „Zigeuner“ genannt sind). Als Variante davon gilt die Schreibung von Ortsnamen in der Ausgangssprache statt in den angepassten Formen einer anderen Sprache, so zum Beispiel der Gebrauch der chinesischen Transkription „Beijing“ statt des eingedeutschten „Peking“.

Das prototypische und viel strapazierte Beispiel für die sprachliche Aufwertung von Bezeichnungen für Bevölkerungsgruppen liegt im Falle der dunkelhäutigen Menschen vor. Anfänglich kam das Wort „Mohr“ (entstanden aus der Volksgruppenbezeichnung „Mauren“, seit dem Althochdeutschen gebräuchlich[10]) zum Einsatz, das später durch „Neger“ (letztlich zurückgehend auf lat. niger ‚schwarz‘, im 17. Jahrhundert aus dem Französischen übernommen[11]) ersetzt und bis Mitte des 20. Jahrhunderts auch teilweise wertneutral verwendet wurde.[12] Ausgehend von den Forderungen der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung nach einer vorurteilsfreien Benennung der dortigen dunkelhäutigen Bevölkerung, mit der die vergangene Sklaverei und Rassentrennung nicht mehr mit zum Ausdruck kommen sollte, wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch im deutschsprachigen Raum „Neger“ – analog zum englischen „negro“ (dem auch das Schimpfwort „Nigger“ nahe steht)  – mehr und mehr als abwertend empfunden. Die Ersatzbezeichnung „Farbige“, die im eigentlichen Wortsinne auch Menschen mit rötlicher und gelblicher Hautfarbe umfasst, konnte sich nicht halten. Die in der Folge favorisierte Bezeichnung „Schwarze“ ist noch heute vielfach anzutreffen. Der in den USA entstandene Ausdruck „Afroamerikaner“ steht dort als wertneutrale Herkunftsbezeichnung neben „Hispano-Amerikaner“ und „Anglo-Amerikaner“. Analog dazu kann für im deutschsprachigen Raum lebende Menschen afrikanischer Abstammung die Bezeichnung „Afrodeutsche“ verwendet werden.

Gesellschaftliches Ansehen von Berufen

Da ein gesellschaftlich höherer Status allgemein als besser angesehen wird,[13] ist man zu bestimmten Anlässen bestrebt, sich gut oder „besser“ zu präsentieren. Dies erklärt das wiederholt anzutreffende Phänomen, einen Berufsstand oder eine Berufsbezeichnung mit aufwertenden Worten auszudrücken. So erfuhr nicht nur in der Umgangssprache die „Putzfrau“ (oft nur scherzhaft) einen Aufstieg zur „Raumpflegerin“ oder (ausschließlich scherzhaft) zur „Parkettkosmetikerin“, sondern auch in Gesetzestexten erhielt die „Kindergärtnerin“ mit der Aufwertung zur „Kindergartenpädagogin“[14] einen zumindest konnotativ höheren Status.

Solche euphemistischen Ausdrücke, die auch bei einigen anderen Berufsbezeichnungen bestehen, sind nur ein spezieller Fall des vielfachen Bemühens, seine berufliche Arbeit besonders in formellen Situationen oder gegenüber sozial Höhergestellten positiv zu vermitteln.

Politisch motivierte Tarnung

Sprachliche Tarnung als vordergründiges Motiv existiert nicht nur im Aberglauben, mythischen Denken und auf dem Gebiet der Religion, sondern wird auch im politischen Bereich eingesetzt. Besondere Bedeutung kam ihr im deutschen Sprachraum zuletzt in den totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts zu. Sowohl das nationalsozialistische als auch das kommunistische Regime in der DDR verwendete Wörter, die ideologisch bedeutsame Angelegenheiten nicht auf die übliche Weise, sondern mit Ersatzausdrücken benannte. So sollte beispielsweise „Umsiedlung“ oder „Evakuierung“ in der NS-Zeit die tatsächliche Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung kaschieren, und die vielfach zitierte „Jahresendfeier“ galt in der DDR als konnotationsneutraler Ausdruck für das christliche „Weihnachten“. Mit letzterem offiziellen Sprachgebrauch sollte – ideologisch motiviert – versucht werden, den religiösen Aspekt im alltäglichen Sprachgebrauch zu vermindern und zu verleugnen.

In der Belletristik verarbeitet findet sich dieser Typus von politisch motivierter Tarnung im Roman 1984 von George Orwell, wo diese Art von Tarnsprache als „Doublespeak“ bezeichnet wird.[15] Ein Beispiel für sprachliche Umdeutung auf höchster Stufe ist darin die ins Gegenteil verkehrende Tarnbezeichnung „Wahrheitsministerium“ für eine Einrichtung, deren Aufgabe es ist, in den geschichtlichen Aufzeichnungen eine permanente Änderung von Fakten und vergangenen Ereignissen vorzunehmen und diese den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Dasselbe Benennungsmuster liegt real in der heute als völlig wertfrei angesehenen Bezeichnung „Verteidigungsministerium“ vor, welche den früheren Namen „Kriegsministerium“ ablöste.

Gruppenspezifische Verwendung

Euphemismen sind in den verschiedenen Sprachschichten und Sprechergruppen nicht in gleichem Ausmaß vorhanden. Die Fachsprachen der verschiedenen Berufe weisen weniger euphemistischen Gebrauch auf als die Umgangssprache, und in den verschiedenen Stilebenen wie dem vulgären oder familiären Sprachgebrauch und dem gehobenen Sprachstil ist unterschiedlich zu beurteilen, welche sprachlichen Ausdrücke als Euphemismus gelten. Im Folgenden sollen einige Beispiele aus dem öffentlichen, fachsprachlichen und sondersprachlichen Bereich eine gruppenspezifische Gebrauchsweise verdeutlichen:

Öffentlicher Sprachbereich: Politik

Der Gebrauch einer beschönigenden Ausdrucksweise ist im politischen Sektor ein gängiges Phänomen. Dabei ist bei weitem nicht nur die Political Correctness betroffen. Schon im politischen Alltag werden – besonders wenn es darum geht, unbeliebte politische Maßnahmen erklären oder Tatsachen mitteilen zu müssen – die Angelegenheiten in schöne Worte verpackt, um so deren Missliebigkeit sprachlich zu mindern und die Ablehnung seitens der Bürger in Grenzen zu halten. So hatte beispielsweise der Ausdruck „Sparpaket“ ursprünglich auch eine euphemistische Note, da das Wort „Paket“ auch an ein Geschenk mit großer Schlaufe zu feierlichen Anlässen erinnert und Angenehmes erwarten lässt. Dieser Bedeutungsanteil ist mittlerweile verloren gegangen und „Sparpaket“ bzw. „Paket“ überhaupt ist schon längst zu einer konventionalisierten Metapher geworden, indem auch vom „Schnüren“ und „Aufschnüren“ von Spar- und anderen Maßnahmenpaketen gesprochen wird.[16]

Neben solchen beschönigenden Redeweisen in der politischen Alltäglichkeit existieren diese auch auf etlichen Spezialgebieten. Im militärischem Bereich etwa ist ein bekannter und in der Zwischenzeit ebenfalls beinahe zum Alltagsvokabel gewordener Euphemismus der Ausdruck „Kollateralschaden“. Das Wort bezeichnet im hier verwendeten Sinne eine mit einem militärischen Schlag – selbst ein beschönigender Ausdruck für „kriegerischer Angriff“ – einhergehende Zerstörung von zivilen Einrichtungen und die Tötung von Zivilpersonen. Mit dem Wort „Kollateralschaden“ wird die verheerende Tat und die ihr zugrunde liegende Aggression zu einer Sache herabgemindert, die „nebenher“ (lateral = ‚seitlich, nebenbei‘) und somit beiläufig passiert. Die Empörung der Öffentlichkeit bei Aufkommen dieses Wortes über den Zynismus, der in diesem Wortgebrauch liegt, schlug sich darin nieder, dass der Ausdruck in Deutschland im Jahr 1999 zum „Unwort des Jahres“ erklärt wurde. – Ein gleich gelagertes Beispiel aus diesem Bereich ist „ethnische Säuberung“, das stellvertretend für „Völkermord“ oder zumindest „Vertreibung“ steht.

Mit der Grünbewegung und dem damit einhergehenden erhöhten Umwelt- und Konsumbewusstsein ab den 1970er Jahren wurden auch Sachen mit euphemistischen Ausdrücken belegt, die auf Umweltschäden und auf die Bedrohung der Natur hinweisen. So wurde beispielsweise die stinkende und Gegenstände aus biologisch nicht abbaubaren Materialien enthaltende „Mülldeponie“ zum konnotativ neutralen „Entsorgungspark“, wie auch die sprachliche Neubildung „entsorgen“ selbst – als semantisches Gegenstück zu „versorgen“ – auch zum verhüllenden Ausdruck für „wegwerfen“ wurde. Während „Entsorgungspark“ als Beschönigung in erster Linie den Betreibern zugute kommt, dient „entsorgen“ auch den umwelt- und konsumkritischen Konsumenten als sprachliche Tarnung, wenn sie selbst etwas wegwerfen. Denn mit dem Wort „entsorgen“ rechtfertigt man, dass mit dem Entledigen einer Sache kein Verstoß gegen die (gruppeninterne) Norm begangen wird, selbst nicht zur „Wegwerfgesellschaft“ zu gehören. Doch auch das Wort „entsorgen“ hat mittlerweile viel von der beschönigenden und tarnenden Komponente verloren und Alltagscharakter angenommen.

Ein Beispiel aus einem angrenzenden Sachbereich ist der Einsatz des Wortteiles „Kern-“ anstelle von „Atom-“ besonders in den 1970er Jahren. Da das Wort „Atom“ mit negativen Assoziationen von Gefahren unterschiedlicher Art behaftet war (etwa „Atombombe“), wurde auf Seiten der Befürworter der friedlichen Nutzung der Atomkraft das Wort vermieden und bevorzugt von „Kernkraft“, „Kernenergie“, „Kerntechnik“ gesprochen, sodass bereits anhand der Wortwahl ersichtlich war, welcher Seite man angehörte. (Ein Slogan der Gegner hingegen lautete „Atomkraft nein danke“.) Zudem erinnerte gerade zu dieser Zeit des Erstarkens ökologischen Gedankenguts das Wort „Kern“ – obwohl es aus der Fachsprache der Physik stammt – an natürliche Produkte wie Kernobst und lenkte so von den unliebsamen Nebenbedeutungen von „Atom“ ab.[17]

Schreiben von Reinhard Heydrich an Unterstaatssekretär Martin Luther im Anschluss an die Wannsee-Konferenz: „Da nun erfreulicherweise die Grundlinie hinsichtlich der praktischen Durchführung der Endlösung der Judenfrage festgelegt ist …“

Weithin bekannt für den intensiven Einsatz von Euphemismen ist die politische Sprache in der Zeit des Nationalsozialismus.[18] Häufig war hier das vorrangige Motiv die Tarnung, wie es etwa in der Verwendung des Wortes „Euthanasie“ vorliegt. Das Wort steht „euphemistisch für: Tötung geistig, psychisch, körperlich Behinderter, mit zunehmendem Einfluß der SS auch gesunder Unangepasster; ferner: Tötung arbeitsunfähiger KZ-Häftlinge“.[19] Allgemein bekannt ist auch das vielfach zitierte Beispiel „Endlösung“, das als Kurzform für „Endlösung der Judenfrage“ steht und die systematische Ermordung der jüdischen Bevölkerung meinte.

Eine weitere Möglichkeit, im politischen Sprechen oder in der politischen Berichterstattung in den Medien mildernd oder tarnend zu wirken, ist beispielsweise der Einsatz von Wörtern, die typisch für eine andere Stilschicht sind. So können etwa in Reden oder in politischen Berichten in Zeitungen statt derjenigen Wörter, die der politischen Bedeutsamkeit einer Angelegenheit gerecht würden, solche Ausdrücke eingesetzt werden, die familiär, flott und ungezwungen wirken und persönliche Nähe erzeugen. Die Folge davon ist, dass das Ausgesagte weniger ernst genommen wird und man sich dem Gesagten näher fühlt. Solches liegt beispielsweise vor, wenn Personen mit nationalsozialistischer Gesinnung salopp und abschwächend als „Nazi-Hanseln“ tituliert werden.[20] Hier liegt der paradox erscheinende Fall vor, dass mit einem eigentlichen Dysphemismus (abwertender umgangssprachlicher Ausdruck „Hansel“) ein euphemistischer Effekt (Milderung, Abschwächung) erzielt wird.

Ein organisierter und konsequenter Einsatz von Euphemismen im politischen und medialen Bereich kann letztendlich tatsächliche „Manipulation und Meinungslenkung“ bedeuten. Denn neben Tabubewältigung ist die beabsichtigte Beeinflussung anderer die wesentliche pragmatische Funktion des euphemistischen Sprachgebrauchs. Dabei darf diese Lenkung des anderen nicht nur aus negativer Sicht gesehen werden.[21]

Fachsprachlicher Gebrauch: Wirtschaft

Auch im Bereich der Wirtschaft ist dort euphemistisches Vokabular gängig, wo es um brisante Angelegenheiten wie Arbeitsplätze oder Preisgestaltung geht – also Dinge, die in politischen Zusammenhängen stehen und die Existenz der Menschen berühren oder berühren können. Allgemein bekannt sind Ausdrücke wie „Freisetzung“ für „Entlassung“, weil mit „freisetzen“ das hochwertige Wort „frei“ bzw. „Freiheit“ und „Frei-Sein“ anklingt und die negative Konnotation von „entlassen werden“ vermieden wird, oder „Anpassen von Preisen“ und „Preiskorrektur“ statt „Preiserhöhung“, weil damit das missliebige „Erhöhen“ sprachlich ausgeblendet wird.

Bezüglich des Personals von Unternehmen hatten Wörter wie „Assistent“ und „Mitarbeiter“ ursprünglich stark aufwertenden Charakter; sie sollen von der vergleichsweise einfachen oder weniger verantwortungsvollen Tätigkeit und von der untergeordneten Position in der betrieblichen Hierarchie ablenken. Der österreichische Kabarettist Lukas Resetarits formulierte ironisch in einem seiner Programme in den 1990er Jahren als Sprechvorschrift für Vorgesetzte: „Und immer schön ‚Mitarbeiter‘ sagen, nicht ‚Putztrampel‘![22]

Andere Bereiche im Wirtschaftssektor, die oftmals einen beschönigenden sprachlichen Umgang erfordern, sind beispielsweise Preise. „(Preis)günstig“ und „preiswert“ für „billig“ umgeht die mögliche Minderwertigkeit der Ware,[23] oder gegenteilig lässt „etwas Besseres“ für „etwas Teures“ die finanzielle Belastung des Kunden nicht anklingen. Das persönliche Einkommen nennt man im mitteleuropäischen Kulturkreis meistens überhaupt nur gegenüber vertrauten Personen konkret, und es wird daher in anderen Fällen ebenfalls mit beschönigender Sprache bedacht oder unterliegt sogar einem gewissen Sprachtabu. Allenthalben sind Euphemismen auch in der Produktwerbung anzutreffen („alle Ihre Tage“ für „auch während Ihrer Regel“, „Transpiration“ statt „Schweiß“). Auch können hier bestimmte Ausdrücke gänzlich vermieden werden. Beispielsweise war in den frühen 1970er Jahren das Wort „Haarglanzmittel“ als Euphemismus für „Haarfärbemittel“ zu sehen, weil man zu jener Zeit das Erkennen von gefärbten Haaren oftmals als unangenehm empfand. Desgleichen wurde der Ausdruck „Toilettenpapier“ vermieden und stattdessen etwa von „Krepp“ oder von der Anzahl der „Blätter“ gesprochen. Im Zuge dessen wurde vielfach auch im alltäglichen Sprachgebrauch das Wort „Rolle“ zum euphemistischen Ersatz.[23]

Sondersprachlicher Gebrauch: Soldatensprache

Bestimmte soziale Gruppen bedienen sich eines eigenen, sie kennzeichnenden Wortschatzes, mit dem sie sich bewusst von der Allgemeinheit abheben wollen und der für die Mitglieder dieser Gruppe identifizierend wirkt. Die Soldatensprache ist dafür bekannt, dass sie in ihrem Jargon ein reichhaltiges Spektrum an tatsächlichen Euphemismen aufweist sowie an Ausdrücken, die fälschlicherweise für solche gehalten werden. Da der Tätigkeitsbereich eines Soldaten immer wieder an bedrohliche Situationen für Leib und Leben erinnert, werden Dinge und Angelegenheiten, die auf Verwundung und Tod hindeuten, als psychische Kompensation auf sehr oft derbe, zynische oder sarkastische Weise benannt. In vielen Fällen ist es daher fraglich, ob bei solchen Ausdrücken noch von einem Euphemismus, also von einer tatsächlichen „Beschönigung“ gesprochen werden kann. Viele der soldatischen Ausdrücke muten eher gegenteilig als Kakophemismen an, haben aber die Funktion eines Euphemismus, als verschleiernder Ersatz für diejenigen Ausdrücke zu stehen, welche die existenzbedrohenden Dinge und Situationen direkt benennen.

Diese jargonhafte Sprechweise ist in der Welt des Heeres auch auf anderen Gebieten des soldatischen Lebens als nur die des Kampfes anzutreffen. Viele der Bezeichnungen für alltägliche und nichtkriegerische Angelegenheiten des Soldatenberufes benennen diese zwar auch mit anderen Worten, haben aber rein scherzhaften Charakter und können folglich nicht als Euphemismen gelten.[24] Beispiele für solche fälschlicherweise als Euphemismen gedachten Ausdrücke,[25] die zum Teil auch nur lokal oder zeitlich begrenzt verwendet werden könnten, sind etwa „knitterfreier Zylinder“ für „Stahlhelm“, „Heilsarmee“ für „NATO-Truppen“ oder „Kanalarbeiterfrachtbrief“ für „Toilettenpapier“.

Für Dinge den Kampf und den Krieg betreffend werden vielfach Wörter verwendet, die den militaristischen Charakter und die damit verbundene Bedrohlichkeit und Gefahr ausblenden und daher trotz ihres scherzhaften oder zynischen Wesens sehr wohl als Euphemismen gelten. Beispiele dafür sind etwa „Dauerregen“ für „Trommelfeuer“, „Grill“ und „Handofen“ für „Flammenwerfer“, „Metallregen“ für „Flugzeugabsturz“, „Schneeballschlacht“ für „Handgranatenkampf“ und „spucken“ für „schießen“.

Sprachliche Formen des Euphemismus

Ausdrücke, die man aus euphemistischen Gründen nicht verwenden will, können in vielfacher Weise umgangen bzw. ersetzt werden. Gängige Formen des Ersatzes sind dabei nicht nur Umschreibungen, der Einsatz von Fremdwörtern, Leerformeln und Metaphern sowie von Über- und Untertreibungen, sondern auch das Nennen eines Teils für das Ganze, das Verwenden von Akronymen und Abkürzungen oder von Wortspielen, Reduplikationen oder ironischen Ausdrücken.[26] Aus diesem sprachlichen Angebot sind beispielsweise folgende anzutreffen:

Ausdrücke aus Fach- und Fremdsprachen

Die bisherigen Beispiele zeigen die gängige Variante, einen Ausdruck durch einen anderen Ausdruck aus derselben Sprache oder aus demselben Sprachbereich zu ersetzen. Daneben können Wortersetzungen auch aus einer Fachsprache oder aus einer Fremdsprache vorgenommen werden. Denn auch die Fremdsprachlichkeit von Ausdrücken selbst kann einen aufwertenden oder verhüllenden Charakter aufweisen und bei passenden Gelegenheiten sogar als Ersatzbezeichnungen für tabuisierte Dinge eingesetzt werden.[27] Milderung und Verhüllung verschaffen beispielsweise die aus der medizinischen Fachsprache stammenden lateinischen oder griechischen Fachvokabeln für die Sexualität und die Geschlechtsteile, so etwa im Falle von „Koitus“, von „Penis“ und „Vagina“ (wobei die Bedeutung von letzterem Wort vielfach mit der von „Vulva“ verwechselt wird) oder von „Hymen“ für das Jungfernhäutchen. Das semantische Gegenteil ist ebenfalls nicht auszuschließen: So wird beispielsweise „kopulieren“ für den Geschlechtsakt bei Menschen eher abwertend verstanden.
Aufsehen erregte der von der britischen Gesundheitsministerin Anne Milton gemachte Vorschlag, dass dicke Personen von Ärzten nicht fachsprachlich als „adipös“ („obese“) (dickleibig), sondern bewusst als „fett“ („fat“) bezeichnet werden sollen, um so die sprachliche Verhüllung zu entfernen und das Selbstverantwortungsgefühl der Patienten für den eigenen gesundheitlichen Zustand zu fördern. Eine Diskussion um die Wertigkeit des Wortes „fett“ war mit eine Folge.[28]
Aus sprachhistorischer Sicht ist das Phänomen zu beobachten, dass viele, nunmehr als völlig „normal“ betrachtete Ausdrücke für tabuisierte Dinge wie gefährliche Tiere, Geister, Dämonen und der Teufel, Dinge den Tod betreffend nicht aus der eigenen Sprache stammen, sondern schon zu frühen Zeiten als euphemistischer Ersatz aus anderen, meist benachbarten Sprachen übernommen worden sind.[27]

Allgemein bekannt ist das derzeitige hohe Image des Englischen, das in vielen Bereichen Anwendung findet. Ausdrücke aus der englischen Sprache werden im Deutschen heute häufig etwa auf technischem Gebiet und in der Wirtschaft als Fachtermini ohne nennenswerte Konnotationen angewendet. Das aufwertende Moment englischer Ausdrücke kommt aber dann zum Tragen, wenn solche Bezeichnungen aus der Fachsprache in die allgemeine Umgangssprache Eingang finden, wie es etwa bei den seit einiger Zeit üblichen Benennungen für Funktionen in wirtschaftlichen Unternehmen der Fall ist. Ausdrücke wie „Chief Executive Officer“ für „Vorstandsvorsitzender“ oder „Geschäftsführer“, „Customer Service Representative“ für „Kundenbetreuer“, „Sales Manager“ für „Verkaufsleiter“ oder „Key Account Manager“ im Wesentlichen für „Großkundenbetreuer“ sollen, wenn sie im deutschsprachigen Raum angewendet werden, internationale Ausrichtung und große Bedeutung des Unternehmens demonstrieren. Daher werden solche Bezeichnungen dort in Anspruch genommen und ihre euphemistische Wirkung ausgenützt, wo sich ein Unternehmen der breiten Öffentlichkeit präsentieren kann wie etwa in Stellenanzeigen in Tageszeitungen.[29]

Nicht nur in der Wirtschaft oder in der Technik, sondern auch im sprachlichen Alltag dienen englische Wörter vielfach zur Betonung und Aufwertung des Gesagten. Allein die englische Aussprache eines Wortes wie „Klub“ als „club“ oder der Einsatz von „Event“ für „Veranstaltung, Ereignis“ soll das Bezeichnete in einem besseren Licht erscheinen lassen. Auch will man sich damit gegebenenfalls „internationaler“, also bedeutsamer oder moderner und zeitgemäßer geben. So wirkt das Wort „Flyer“ wesentlich jugendlicher und frischer als „Flugblatt“.[30] Ein mittlerweile gängig gewordenes Beispiel dafür ist auch das Verwenden von „City“ für „Innenstadt“. Das bereits seit etlichen Jahrzehnten universell anzutreffende „ok“ für „einverstanden, gut so“ hingegen hat seinen aufwertenden Charakter bereits verloren.

Die Bedeutung, die heute der englischen Sprache zukommt, hatte vor rund zwei bis drei Jahrhunderten das Französische. Von dem ist bis heute lediglich der allgemeine Eindruck geblieben, dass bestimmte französische Wörter im Deutschen verwendet als „feiner“ und gewählter gelten; solche kommen jedoch kaum mehr zum Einsatz und andere zahlreiche bereits eingedeutsche französische Wörter werden – sofern überhaupt noch als fremdsprachlich wahrgenommen – als konnotationsneutral empfunden. Spuren der früheren aufwertenden Funktion des Französischen sind in Einzelfällen noch erkennbar. Beispielsweise wird es als eine gewisse Diskrepanz empfunden, wenn aus dem englischen Sprachraum kommende Fastfood-Ketten sich selbst als „Restaurant“ bezeichnen, da das Wort eher an gehobene Esskultur erinnert als an eine schnelle und kulinarisch minderwertige Mahlzeit zwischendurch.

Schreibvarianten

Vom Englischen beeinflusste hyperkorrekte Schreibung von „Kosmetik“ zur Aufwertung des Bezeichneten

Euphemistische Wirkung wird nicht nur durch die Wortwahl selbst, sondern fallweise auch durch die Schreibweise erzielt. Vielfach ist allein in der Schreibung von Wörtern eine beabsichtigte konnotative Steigerung erkennbar. Eine relativ häufig anzutreffende Variante ist dabei, den Buchstaben K oder Z durch das international bzw. fremdsprachlich anmutende und als Zeichen „rundere“ und „geschmeidigere“ C zu ersetzen wie beispielsweise in (mittlerweile veraltet) „Clo“ für „Klo“ mit beschönigendem und verhüllendem Charakter oder wie in „Circus“, „Cigaretten“ und „Erotic“ aus Motiven der konnotativen Erhöhung.[31] Solche hyperkorrekten Schreibvarianten, wie es „Erotic“ oder auch „Technic“ darstellt und die auf eine beabsichtigte Aufwertung des Gesagten zurückzuführen sind, bilden einen fließenden Übergang zu den Hyperkorrekturen im eigentlichen Sinne (wie beispielsweise „Dyplom“ statt „Diplom“), die aus der Annahme heraus entstehen, dass man mit einer derartigen Schreibung einer höheren Stilebene entspräche.

Auslassen, Verändern und Unkenntlichmachen von Wörtern

Des Weiteren kann auch das Weglassen von Wörtern (Ellipse) einer Beschönigung oder Milderung dienen. Solches liegt heute etwa bei Verwenden von Piktogrammen wie des Männer- und Frauensymbols oder der Bezeichnung „00“ auf Hinweisschildern und auf den Türen von Toiletten im öffentlichen Bereich vor. (Letzteres geht angeblich auf Beherbergungsbetriebe zurück, die neben den Zimmernummern die allgemeinen Toiletten einer Etage mit der Türnummer 0 bzw. mit „00“ versehen haben.)

Euphemistisch motiviertes Weglassen von Wörtern gab es in früherer Zeit (und gibt es in bestimmten Zusammenhängen auch heute) in schriftlicher Konversation. So verzichtete beispielsweise Joseph Haydn wie zu jener Zeit üblich in seinen Briefen aus Höflichkeitsgründen sehr häufig auf das Wort „ich“, da dies bei ehrerbietendem Sprechen als zu streng und egozentrisch aufgefasst wurde.[32] Dieses Phänomen wird auf ein magisches Sprachtabu zurückgeführt und findet sich in der heute noch gelegentlich befolgten Regel, in herkömmlichen Briefen nicht mit „ich“ zu beginnen.[33] Auch die Verwendung von „wir“ und des unpersönlichen „es“ („es finden sich in Ihrer Arbeit Fehler“ statt „Ich habe Fehler gefunden“ oder „Sie haben Fehler gemacht“) und andere stilistische Verfahren sind auf das Vermeiden von „ich“ – auch bei anderen kommunikativen Gelegenheiten – bzw. auf eine beabsichtigte Milderung eines sprachlichen Angriffs zurückzuführen.

Ebenso kann die Bildung von Abkürzungen in unterschiedlichen Varianten als Form einer Auslassung gesehen werden. Akronyme wie „WC“ für „water closet“ und „BH“ für „Büstenhalter“ oder der im englischen Sprachraum gebräuchliche Ausdruck „bra“ als abgekürzte Form des (aus dem Französischen stammenden) Wortes „brassiere“ für „Büstenhalter“ sind aus euphemistischen Gründen entstanden.[34]

Andere Varianten von Auslassungen sind in der Schreibung das Verwenden von Punkten, Sternchen oder Strichen statt der eigentlichen Buchstaben etwa bei anstößigen Wörtern wie „Willst du fi***n?“ oder der Einsatz eines gleichbleibenden hohen Tons als Ersatz für unanständig empfundene Ausdrücke bei gesprochenen Aufzeichnungen, was gelegentlich im Fernsehen beispielsweise in einer Soap Opera anzutreffen ist.

Das Verändern von Wörtern zu euphemistischen Zwecken liegt in unterschiedlichen Formen vor. So kann beispielsweise eine Verkleinerungsform nicht nur eine Sache in kleinerer Ausführung bezeichnen, sondern damit gleichzeitig die mit dem Wort verbundenen konnotativen Wirkungen verringern. Der „Po“ bzw. „Popo“ als Bezeichnung für das Gesäß, entstanden aus dem lateinischen Wort „podex“ ‚Gesäß‘, kann zum „Popscherl“ verkleinert und verniedlicht werden.[35]

Auch lautliche Umstellungen, Kontaminationen oder andere Veränderungen von Wörtern können als Euphemismen dienen, weil damit ein Aussprechen der eigentlichen Bezeichnungen vermieden wird.[36] Solches ist etwa aufgrund von Sprachtabus im religiösen Bereich bei Flüchen („Sapperment“ für „Sakrament“) und anderen Gelegenheiten („Herrjemine“ als Kontamination aus „Herr Jesu Domine“) zu finden.[37]

Folgen des Gebrauchs von Euphemismen

Der wiederholte Einsatz von Euphemismen kann gewisse Folgen hinsichtlich der Bedeutungen der betroffenen Wörter und des Wortbestandes einer Sprache überhaupt haben.

Semantische Veränderungen

Pejorisierung

Die linguistische These der Euphemismus-Tretmühle besagt, dass jeder Euphemismus irgendwann die negativen Konnotationen seines Vorgängerausdrucks annimmt, mit anderen Worten, dass der aufwertende, beschönigende oder tarnende Charakter des Ausdrucks über kurz oder lang verloren geht. Der Euphemismus wird dann oftmals sogar als Ironie oder Zynismus aufgefasst, seine Wirkung nutzt sich jedenfalls ab. Der euphemistisch verwendete Ausdruck unterliegt somit einer Pejoration, also einer Bedeutungsverschlechterung. In welchem Zeitraum dies geschieht, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Als aktuelles Beispiel für diesen Prozess ist das Wort „Erotik“ zu nennen, das heute zum einen noch immer die feinfühlige Sinnesfreude bezeichnet („erotische Kunst“), aber zum anderen vermehrt als Synonym für „Sex“ und „Pornografie“ verwendet wird („Erotikmagazin“, „erotische Filme“). Mit der wiederholten Tarnung des (in der Öffentlichkeit verpönten) Pornografischen und mit seiner Aufwertung zur „Erotik“ erfahren die Wörter „Erotik“ und „erotisch“ über kurz oder lang eine Bedeutungsverschlimmerung. – Derselbe Vorgang ist derzeit bei „Abenteuer“ und „Erlebnis“ zu verzeichnen. Die Wörter werden von der Tourismusbranche zum Zwecke der Aufwertung ihrer Angebote so sehr in Anspruch genommen („Abenteuerurlaub“, „Erlebnispark“ usw.), dass die Intensität von „Abenteuer“ und „Erlebnis“ stark nachlässt und die Wörter zur Bezeichnung von wahren Abenteuern und Erlebnissen kaum mehr ausreichen.

Im Zuge der Verringerung der tarnenden oder aufwertenden Funktion eines Euphemismus kann der entsprechende Ausdruck mit der Zeit einfach nur konnotativ neutral werden. So stellt das Wort „Bär“, das ursprünglich im Althochdeutschen mit der Bedeutung „Brauner“ als tarnender Euphemismus für dieses wilde Lebewesen galt, heute eine Tierbezeichnung ohne nennenswerte Nebenbedeutungen oder Begleitgefühle dar. Ein weiteres Beispiel ist das im politisch-militärischen Bereich verwendete Wort „Aufklärung“ (auch etwa als Teil einer Komposition wie in „Aufklärungsflugzeug“). Ursprünglich als tarnender Euphemismus für „Spionage“ (bzw. „Spionageflugzeug“) sollte das Wort die eigene Spionagetätigkeit sprachlich vertuschen, da die negative Konnotation des Spionierens nur dem politischen Gegner zugeschrieben wurde. Heute gilt das Wort durch den häufigen Gebrauch in den Medien als mehr oder weniger konnotationsneutral.

Die Pejorisierung eines nicht mehr als Euphemismus gebrauchten Wortes kann aber auch so weit gehen, dass es zum abwertenden Dysphemismus wird. Beispiele dafür sind „Krüppel“ und „Idiot“, die ursprünglich einen körperlich bzw. geistig behinderten Menschen bezeichneten und heute fast ausschließlich als Schimpfwörter dienen. Derselbe Mechanismus liegt etwa bei den früher gebräuchlichen Ausdrücken „Kriegsministerium“ und „Kriegsminister“ vor: Diese wurden im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen Westdeutschland und der DDR wieder aufgegriffen. So bezeichnete der damalige Staatsratsvorsitzende der DDR Walter Ulbricht den westdeutschen Verteidigungsminister Franz Josef Strauß als „Kriegsminister“,[38] und auch aktuelle Verwendungen dieses Wortes sind in diesem Sinne zu verzeichnen.[39] Bestärkt wird eine solche Redeweise durch die generell negative Beurteilung von „Krieg“.

Zugketten

Als Folge eines solchen semantischen Absinkens von euphemistisch gebrauchten Wörtern wird in vielen Fällen ein anderer Ausdruck notwendig, der – sofern dies aufgrund der gesellschaftlichen Umstände notwendig ist – die euphemistische Rolle weiter übernimmt. Auf diese Weise können ganze Ketten von euphemistisch verwendeten Ausdrücken entstehen. Diese werden fachsprachlich als „Zugketten“ bezeichnet, da die Pejorisierung eines euphemistischen Ausdrucks – um den beschönigenden Charakter aufrechtzuerhalten – den aufwertenden Gebrauch eines anderen sprachlichen Ausdrucks notwendig macht und bildlich nach sich zieht. So wurden beispielsweise (analog des Vorganges im Falle der „Mohren“ und „Neger“) die ursprünglich „Wilden“ erst durch „Eingeborene“, dann durch „Ureinwohner“ ersetzt und werden heute aufwertend als „indigene Bevölkerung“ bezeichnet. (Das Wort „indigen“ – aus dem englischen „indigenous“ übernommen und auch etwa in Lateinamerika in der Form „indígenas“ aufwertend für die indianische Urbevölkerung gebräuchlich – bedeutet aber ebenfalls nur „eingeboren, uransässig“.) Eine gleichfalls sich relativ rasch bildende euphemistische Kette stellt die Bezeichnungsreihe „Krüppel“ – „Behinderte“ – „Menschen mit besonderen Bedürfnissen“ oder die Reihe „Idiot/Schwachsinniger“ – „Irrer“ – „Geisteskranker/Geistesgestörter“ – „anders fähige Person“ für behinderte Menschen dar.

Veränderungen im Wortschatz

Der ständige Gebrauch eines euphemistischen Ausdrucks kann bewirken, dass die ursprüngliche Bezeichnung überhaupt nicht mehr verwendet wird und in der Folge aus dem Wortschatz einer Sprache verschwindet: „Privet“ für die Toilette oder „Valant“ für den Teufel gelten heute als untergegangene Wörter. Auch „Abort“ für das Klo ist heute nur noch wenig gebräuchlich.

Der Untergang solcher Wörter wird dadurch forciert, dass ihre seltene Verwendung sie einfach als veraltet und unmodern erscheinen lässt. Ausdrücke aber, die aus Gründen politischer Korrektheit vermieden werden, unterliegen einem gewissen Sprachtabu, wie es augenblicklich mit den Bezeichnungen „Neger“ und ansatzweise „Zigeuner“ geschieht. Während „Zigeuner“ in Zusammensetzungen wie „Zigeunerschnitzel“ und „Zigeunerromantik“[40] noch unbeschadet bestehen kann, wurde das „Negerbrot“ (ein früheres österreichisches Produkt aus Schokolade und Erdnüssen) aufgrund seines rassistisch interpretierten Namens aus dem Handel genommen.[41]

Euphemismus als universelles Phänomen

Euphemistischer Sprachgebrauch ist nicht nur im Deutschen. sondern auch in anderen Sprachen aufzufinden. Denn hinsichtlich menschlicher Kommunikation sind nicht einzelne Wörter oder eine bestimmte Einzelsprache, sondern vorwiegend Faktoren, die außerhalb der Sprache liegen, dafür verantwortlich, wie man in bestimmten Situationen sprachlich in Erscheinung tritt. Solche außersprachlichen Faktoren, die eine euphemistische Redeweise erfordern können, sind in besonderem Maße

  • Eigenschaften des menschlichen Naturells: die Fähigkeit zu religiösem Glauben, die Wahrnehmung von Tabus, das Vermögen sich empathisch in andere einzufühlen usw.
  • Wahrnehmen des Lebens: Zeugung und Lebensanfang, Lebensbedrohung, Lebensende
  • Erscheinungsbild des Menschen in der Gesellschaft: Integrität, „Sauberkeit“, Anstand, Würde und Ansehen
  • persönliches und kollektives Einschätzen und Verhalten: Konsum von Rausch- und Lebensmitteln, Paarverhalten, Verhalten zu Mitgliedern der eigenen Gemeinschaft und zu Fremden.
  • persönliche Haltungen, Einstellungen und Absichten: Pietät und Glaube, Prüderie, Toleranz, willentliche Einflussnahme auf andere.

Die Berücksichtigung all solcher Umstände macht daher euphemistischen Sprachgebrauch auf stets denselben Gebieten zu einer universell anzutreffenden Erscheinung.[42]

Literatur

  • Keith Allen, Kate Burridge: Euphemism & Dysphemism. Language Used as Shield and Weapon. Oxford University Press, New York, Oxford 1991, ISBN 0-19-506622-7 (englisch, 263 Seiten).
  • Keith Allen, Kate Burridge: Forbidden Words. Taboo and the Censoring of Language. Cambridge University Press, Cambridge 2007, ISBN 978-0-521-52564-0 (Brosch.) (englisch, 303 Seiten).
  • Michael Crombach: Euphemismus und Tabu. Phil. Diss., Salzburg 2001 (342 Seiten).
  • Wilhelm Havers: Neuere Literatur zum Sprachtabu. Rudolf M. Rohrer, Wien 1946 (210 Seiten).
  • R. W. Holder: A dictionary of euphemisms. Oxford University Press, Oxford 1995, ISBN 0-19-869275-7 (englisch, 470 Seiten).
  • Elisabeth Leinfellner: Der Euphemismus in der politischen Sprache. Duncker & Humblot, Berlin 1971, ISBN 3-428-02536-9 (Ausgearbeitete Fassung einer Schrift, die anlässlich eines Preisausschreibens der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung 1968 erstellt wurde, 177 Seiten).
  • Sigrid Luchtenberg: Euphemismen im heutigen Deutsch. Mit einem Beitrag zu Deutsch als Fremdsprache. Peter Lang, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-8204-5419-5 (Dissertation: Universität Bonn 1975 unter dem Titel: Sigrid Luchtenberg: Untersuchung zu Euphemismen in der deutschen Gegenwartssprache, 299 Seiten).
  • Roberta Rada: Tabus und Euphemismen in der deutschen Gegenwartssprache. Mit besonderer Berücksichtigung der Eigenschaften von Euphemismen. Akad. Kiadó, Budapest 2001, ISBN 963-05-7817-4 (Dissertation: Universität Budapest, 212 Seiten).
  • Reinhard Schlüter: Das Schaf im Wortpelz. Lexikon der hinterhältigen Beschönigungen. Eichborn, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-8218-5709-1.
  • Nicole Zöllner: Der Euphemismus im alltäglichen und politischen Sprachgebrauch des Englischen. Peter Lang, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-631-31653-4 (Dissertation: Universität Hamburg 1997, 444 Seiten).

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Euphemismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary Wiktionary: Hüllwort – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. München/Wien 1965.
  2. Luchtenberg (1985) und Zöllner (1997) unterscheiden zwischen „Verhüllen“ und „Verschleiern“ in der Weise, dass eine sprachliche Verhüllung auch der angesprochenen Person bewusst ist, während ein Verschleiern eines Umstandes mittels Euphemismen die angesprochene Person nicht erkennen soll.
  3. Eine umfangreiche Übersicht und mit einem weiten Verständnis des Euphemismusbegriffs bietet Sigrid Luchtenberg: Euphemismen im heutigen Deutsch 1985.
  4. Die Darstellung folgt nicht dem Schema Luchtenbergs.
  5. Vgl. Luchtenberg 1985, 91 f.
  6. thanasis.com/modern/furies.htm von Nick Pontikis
  7. Eine diesbezügliche Sammlung ist: Ernest Bornemann: Sex im Volksmund. Der obszöne Wortschatz der Deutschen. 2 Bände. Reinbek: Rowohlt 1974. Es existieren davon auch neuere Ausgaben unter anderen Titeln.
  8. Vgl. Duden: Die Grammatik. 6. Aufl., Dudenverlag, Mannheim 1998, Regel 514.
  9. Das Wort „vollschlank“ ist in der Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entstanden, als „voll-“, aus der Wirtschaftssprache kommend, allgemein eine Intensivierung ausdrückte, wie etwa in den bis heute üblichen Wörtern „Vollmilch“, „Volldampf“ oder „vollinhaltlich“. Vgl. Lutz Mackensen: Die deutsche Sprache unserer Zeit. Quelle & Meyer, Heidelberg 1956, S. 74.
  10. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, erarbeitet unter der Leitung von Wolfgang Pfeifer, 7. Aufl., dtv, München 2004.
  11. Vgl. ebenda.
  12. So etwa in einer Zeitungsmeldung: „In einem Krankenhaus in Rochester im amerikanischen Bundesstaat New York schenkte eine achtunddreißigjährige Negerin zum sechsten Mal Zwillingen das Leben. ... Die Chancen der Negerin, zum sechsten Mal Mutter von Zwillingen zu werden, standen 1:433.626,201.009.“ (In: „Arbeiter-Zeitung“, 29. Dezember 1959, S. 5.)
  13. Vgl. dazu die linguistische These der „konzeptuellen Metapher“, im Speziellen die grundlegende Metapher „oben ist besser“, in: George Lakoff, Mark Johnson: Leben in Metaphern. Carl Auer, Heidelberg 1998, ISBN 3-89670-108-8.
  14. Vgl. die österreichische Rechtsvorschrift „Lehrplan des Kollegs für Kindergartenpädagogik“, Rechts-Informations-System (RIS), abgerufen am 30. August 2010.
  15. Vgl. dazu Zöllner 1997, S. 347 ff.
  16. Stichwort Sparpaket. In: Oswald Panagl, Peter Gerlich (Hrsg.): Wörterbuch der politischen Sprache in Österreich. Österreichischer Bundesverlag, Wien 2007.
  17. Zum Sprachgebrauch der Kerntechnik vgl. Hartmut Gründler: Kernenergiewerbung. Die sprachliche Verpackung der Atomenergie – Aus dem Wörterbuch des Zwiedenkens. In: Hans Jürgen Heringer (Hrsg.): Holzfeuer im hölzernen Ofen. Aufsätze zur politischen Sprachkritik. Narr, Tübingen 1982, ISBN 3-87808-965-1.
  18. Die Fachliteratur dazu ist reichhaltig. Als prominentes Beispiel für die Beschreibung auf Wortebene gilt: Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus. Berlin: De Gruyter 1998, ISBN 3-11-013379-2 bzw. als Taschenbuchausgabe 2. Aufl. 2007, ISBN 3-11-019549-6 (In diesem kommentierten Lexikon machen Euphemismen nur einen geringen Teil der Wortbeschreibungen aus). Vgl. auch LTI – Notizbuch eines Philologen.
  19. Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus. De Gruyter, Berlin 1998.
  20. Helmut Gruber, Ruth Wodak: Österreich und seine „Nazi-Hanseln“. Vom massenmedialen Umgang mit Neonazismus und Auschwitzlüge in Österreichs auflagenstärkster Tageszeitung. In: Ruth Reiher (Hg.): Sprache im Konflikt. de Gruyter, Berlin 1995, S. 391–417, ISBN 3-11-013958-8.
  21. Luchtenberg 1985, S. 179 ff; Zitat S. 181.
  22. Lukas Resetarits: „Alles zurück“. 1995.
  23. a b Vgl. Ruth Römer: Die Sprache der Anzeigenwerbung. 5. Aufl., Schwann, Düsseldorf 1976, ISBN 3-590-15604-X, S. 195.
  24. Insgesamt ist das soldatische Vokabular schon seit Jahrhunderten sehr bildhaft, originell, reich an variablen Ausdrücken, und es bezieht sich auf mehr oder weniger sämtliche Lebensbereiche von Heeresangehörigen. Eine klare Abgrenzung des Soldatenvokabulars zu anderen Sondersprachen wie die von Schülern und Jugendlichen war und ist auch heute oft nur schwer zu bewerkstelligen. In dieses Bild einer allumfassenden speziellen Ausdrucks- und Benennungsweise passt auch der Umstand, dass sprachliche Beschönigung und Verhüllung nicht auf ein scharf umrissenes Tätigkeitsfeld von Soldaten begrenzt werden kann. Vgl. dazu Paul Horn: Die deutsche Soldatensprache, zweite wohlfeile Ausgabe. Töpelmann, Gießen 1905.
  25. Diese und die nachfolgenden Beispiele wurden entnommen aus euphemismen.de, abgerufen am 13. Februar 2010.
  26. Nicole Zöllner: Der Euphemismus im alltäglichen und politischen Sprachgebrauch des Englischen. Peter Lang, Frankfurt/M. 1997, ISBN 3-631-31653-4, Kap. 5.
  27. a b Vgl. Havers 1946, S. 128 ff.
  28. Vgl. den BBC-Bericht vom 28. Juli 2010, den Kommentar im „Guardian“ vom 1. August 2010, den Kommentar im „Independent“ vom 1. August 2010 sowie den Bericht im ORF vom 14. August 2010.
  29. Dies ist nur ein aktuelles Beispiel für den aufwertenden Sprachgebrauch in der Wirtschaftssprache, der in die Umgangssprache eindringt. Beispiele aus früherer Zeit, die demselben Muster folgen, finden sich in Lutz Mackensen: Die deutsche Sprache unserer Zeit, Quelle & Meyer, Heidelberg 1956, Kap. IV: Wirtschaft und Umgangssprache.
  30. Dem könnte der Einwand entgegengebracht werden, dass Flyer in Form und optischer Gestaltung sich von herkömmlichen Flugblättern oftmals stark unterscheiden und deshalb für sie eine eigene Bezeichnung angebracht ist. Als Mediengattung sind sie aber identisch.
  31. „Circus“ kann sowohl als genuin lateinische Form oder als Internationalismus gewertet werden. (Das Wort wurde im 18. Jahrhundert wohl unter gegenseitiger Beeinflussung aus dem französischen cirque und dem englischen circus ins Deutsche übernommen.) Das C in „Cigaretten“ und „Cigarren“ ist ebenfalls ein Relikt aus den Herkunftssprachen („Cigarren“ aus dem Spanischen im 18. Jahrhundert, „Cigaretten“ aus dem Französischen im 19. Jahrhundert). Mit der Beibehaltung des C aus den Ausgangssprachen soll die besondere Bedeutung der Sache zum Ausdruck kommen. „Erotic“ (im 19. Jahrhundert aus dem Französischen stammend und analog anderen Wörtern mit k) ist erst seit Ende des 20. Jahrhunderts unter Einfluss des Englischen mit c am Wortende anzutreffen. (Zu den etymologischen Angaben vgl. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, erarbeitet unter der Leitung v. Wolfgang Pfeifer, 7. Aufl. München: dtv 2004.)
  32. Vgl. etwa Joseph Haydn: Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, hg. v. Dénes Bartha. Bärenreiter, Kassel 1965.
  33. Vgl. Luchtenberg 1985, 104 f.
  34. Keith Allen, Kate Burridge: Euphemism and Dysphemism. Oxford 1991, S. 19.
  35. Das Wort „podex“ ist eine Ableitung vom lateinischen Verb „pedere“ ‚furzen‘ und bedeutet eigentlich ‚der Furzer‘. Ob das Wort (möglicherweise über Lateinschulen) zuerst als euphemistischer oder als rein scherzhafter Ausdruck ins Deutsche übernommen wurde, ist in den etymologischen Wörterbüchern nicht verzeichnet. Die Wortform „Popo“ wird als ein Wort aus der Ammensprache in Form einer Kürzung des lateinischen Wortes mit gleichzeitiger Verdoppelung des gekürzten Ausdrucks verstanden. Es ist bereits ab dem 17. Jahrhundert nachweisbar. Die Kurzform „Po“ ist im Zuge einer euphemistischen Erneuerung erst daraus im 20. Jahrhundert entstanden. Vgl. dazu Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, erarbeitet unter der Leitung von Wolfgang Pfeifer. 7. Aufl. München: dtv 2004; Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, bearb. v. Elmar Seebold. 24. Aufl. Berlin: de Gruyter 2002; Duden: Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache, 2. Aufl. Mannheim: Dudenverlag 1989. Zur diminutiven Variante „Popsch(erl)“ vgl. Crombach 2001.
  36. Vgl. Havers 1946.
  37. Vgl. Luchtenberg 1985.
  38. So in einer Rede anlässlich des Baus der Berliner Mauer am 13. August 1961. Vgl. Herrschaft durch Sprache. Politische Reden. Stuttgart: Reclam 2005 (= Reclams Universal-Bibliothek Nr. 9501), ISBN 3-15-009501-8, S. 103.
  39. So ergab eine Websuche auf google.at für die Phrase „Kriegsminister Rumsfeld“ für den US-amerikanischen Verteidigungsminister (Secretary of Defense), Donald Rumsfeld, am 21. April 2010 für den gesamten deutschsprachigen Raum 182 echte Treffer, eine Suche nach der Phrase „Kriegsminister Karl-Theodor zu Gutenberg“ auf google.de ergab am 22. März 2011 328 echte Treffer.
  40. So beispielsweise: „Zigeunerromantik im Barocksaal“, mv-schlagzeilen.de (26. Juni 2008), abgerufen am 30. August 2010.
  41. „Meinl-Mohr – Symbol des Rassismus?“, Artikel in der „Presse“ vom 18. Dezember 2007.
  42. Beispielsweise bringt Leinfellner (1971) unzählige Beispiele für politische Euphemismen aus dem angelsächsischen Sprachraum und die Arbeiten der australischen Autoren Allen und Burridge (s. Literatur) beschreiben eingehend das Wesen des Euphemismus anhand englischsprachiger und (am Rande) anderssprachiger Belege aus verschiedenen Bereichen. Des Weiteren sind unzählige sprachgeschichtliche Beispiele an Ersatzbezeichnungen für tabuisierte Dinge aus vielen indogermanischen Sprachen Europas und Asiens zu finden bei Havers (1946).
    Dazu auch: „Der Euphemismus ist eine allen natürlichen Sprachen eigene Kompensationsstrategie, mit deren Hilfe Tabuwörter umgangen werden können.“ (Zöllner 1997, S. 54)

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