Eugen Böhm von Bawerk

Eugen Böhm von Bawerk
Eugen Böhm von Bawerk
Eugen Böhm von Bawerk um 1897

Eugen Böhm Ritter von Bawerk (* als Eugen Böhm am 12. Februar 1851 in Brünn; † 27. August 1914 in Kramsach (Tirol); in Kurzform auch Eugen Böhm-Bawerk genannt) war ein österreichischer Ökonom. Er gilt als Vertreter der Wiener Schule und Begründer der österreichischen Kapitaltheorie.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Böhm-Bawerk wurde als Eugen Böhm am 12. Februar 1851 in Brünn (Mähren) geboren, nach anderen Angaben (hier insbesondere Mark Blaug) in Wien. Mit der Erhebung des Vaters in den Ritterstand 1854 änderte sich der Name auf Eugen Böhm Ritter von Bawerk, den Böhm-Bawerk jedoch kaum nutzte, sondern er unterschrieb offiziell in der Regel mit Eugen von Böhm-Bawerk bzw. Eugen Böhm-Bawerk.

Nach der Matura am Wiener Schottengymnasium studierte Böhm-Bawerk 1868–1872 Rechts- und Staatswissenschaften in Wien und trat 1872 in den niederösterreichischen Finanzdienst ein, in welchem er bis 1880 blieb. Im Jahr 1875 promovierte Böhm-Bawerk und verbrachte die anschließenden 2 Jahre in einem Studienurlaub in Heidelberg, Leipzig und Jena bei Karl Knies, Wilhelm Roscher und Bruno Hildebrand. 1880 heiratete er die Schwester seines Jugendfreundes Friedrich von Wieser, Paula von Wieser.

Nach seiner Habilitation in Politischer Ökonomie 1880 übernahm er 1881 erste Lehrverpflichtungen an der Universität Innsbruck. Dort wurde er 1884 zum Professor berufen, ein Amt, welches er bis 1889 bekleidete. Zu dieser Zeit schrieb und veröffentlichte er Kapital und Kapitalzins, ein zweibändiges Werk über die Zinstheorie unter Berücksichtigung bedeutender Finanzwissenschaftler, das ab 1884 veröffentlicht wurde.

Ab 1889 arbeitete er erst als Ministerialrat, später als Sektionschef im Finanzministerium an der Reform der direkten Besteuerung. 1895 wurde er österreichischer Finanzminister. In dieser Funktion verfolgte er vor allem das Ziel eines ausgeglichenen Staatshaushaltes und die strikte Einhaltung der Golddeckung der österreichischen Währung. Nach dreimaliger Amtszeit als Finanzminister in verschiedenen Kabinetten (1895, 1897–1898, 1900–1904) trat er 1904 von seinem Posten zurück, um eine Professur an der Universität Wien zu übernehmen, wo er bis zu seinem Tode 1914 lehrte.

Kurz vor seinem Tod 1914 veröffentlichte Böhm-Bawerk den Aufsatz Macht oder ökonomisches Gesetz?. Darin postulierte Böhm-Bawerk, dass Löhne über das "ökonomische Gesetz" von Angebot und Nachfrage bestimmt werden und nicht über veränderliche Machtverhältnisse zwischen Unternehmer und Arbeiter. Solche ökonomischen Gesetze lassen sich nach Ansicht von Böhm-Bawerk auch durch staatliches Eingreifen nicht außer Kraft setzen. Damit stand er im Methodenstreit der Nationalökonomie an der Seite Carl Mengers und im Widerspruch zur Historischen Schule um Gustav von Schmoller.

Neben Carl Menger und Friedrich von Wieser gilt er damit als Begründer der sogenannten Österreichischen Schule der Nationalökonomie, die später von seinem Schüler Ludwig von Mises fortgeführt wurde. Weitere Schüler Böhm-Bawerks, die sich allerdings teilweise anderen Richtungen zuwandten, waren Otto Bauer, Otto Neurath und Joseph Schumpeter.

Eugen Böhm von Bawerk auf der 100-Schilling Banknote (1985)

Böhm-Bawerk hielt den Gewinn des Unternehmers für eine Voraussetzung für die Erwirtschaftung eines Sozialprodukts und sah sich damit in Gegensatz zu Karl Marx.

Zur Handelsbilanz vertrat Bawerk die Ansicht, dass Güterströme zwischen verschiedenen Gebieten endgültig nur durch andere Güterströme wieder ausgeglichen werden können, nicht durch Geld. Die Export- und Importdaten wiederum „müssen sich schließlich zu denjenigen Summen und Differenzen“ aus den Daten der Zahlungsbilanz zusammenfügen. „Die Zahlungsbilanz befiehlt, die Handelsbilanz gehorcht“. Verschiedene Spar- und Investitionsentscheidungen (Kapital- bzw. Devisenbilanz) bestimmen somit nach Bawerk wie sich die Handelsbilanz bzw. Leistungsbilanz entwickelt.[1]

Ein Porträt von Eugen von Böhm-Bawerk war auf der letzten österreichischen 100-Schilling-Banknote zu finden.

Er ruht in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 32 A, Nummer 52).

Stationen

  • 1872: Eintritt in den österreichischen Finanzdienst
  • 1875: Promotion in Wien
  • 1867: Jena, Leipzig
  • 1877: Heidelberg
  • 1881: Lehrtätigkeiten an der Universität Innsbruck
  • 1884: Berufung zum Professor für Politische Ökonomie in Innsbruck
  • 1889: Ministerialrat in Wien
  • 1895: Finanzminister
  • 1904: Professur an der Universität Wien

Werke

Literatur

Weblinks

 Commons: Eugen von Böhm-Bawerk – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Böhm-Bawerk: Die Zahlungsbilanz befiehlt, die Handelsbilanz gehorcht, nicht umgekehrt. Aus: Unsere passive Handelsbilanz (1914), PDF.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Böhm von Bawerk — Böhm von Bawerk, Eugen, österreich. Staatsmann und Nationalökonom, geb. 12. Febr. 1851 in Brünn, studierte in Wien und trat 1872 als Praktikant in österreichischen Finanzdienst, in dem er, zuletzt als Konzipist im Finanzministerium, bis 1880… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Böhm von Bawerk — Böhm von Bawerk, Eugen, österr. Staatsmann, geb. 12. Febr. 1851 zu Brünn, 1889 Sektionschef im Finanzministerium, 1895, 1897 98 und 1900 4 Finanzminister, seitdem Prof. in Wien; schrieb: »Kapital und Kapitalzins« (2 Bde., 2. Aufl. 1900 2) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Eugen Böhm-Bawerk — Eugen Böhm von Bawerk Eugen Böhm Ritter von Bawerk (* als Eugen Böhm am 12. Februar 1851 in Brünn; † 27. August 1914 in Wien; in Kurzform auch Eugen Böhm Bawerk genannt) war ein österreichischer Ökonom. Er gilt als Vertreter der Wiener Schule und …   Deutsch Wikipedia

  • Böhm-Bawerk — Eugen Böhm von Bawerk Eugen Böhm Ritter von Bawerk (* als Eugen Böhm am 12. Februar 1851 in Brünn; † 27. August 1914 in Wien; in Kurzform auch Eugen Böhm Bawerk genannt) war ein österreichischer Ökonom. Er gilt als Vertreter der Wiener Schule und …   Deutsch Wikipedia

  • Eugen von Böhm-Bawerk — Eugen Böhm von Bawerk Eugen Böhm Ritter von Bawerk (* als Eugen Böhm am 12. Februar 1851 in Brünn; † 27. August 1914 in Wien; in Kurzform auch Eugen Böhm Bawerk genannt) war ein österreichischer Ökonom. Er gilt als Vertreter der Wiener Schule und …   Deutsch Wikipedia

  • Eugen Böhm-Bawerk — Eugen von Böhm Bawerk Eugen von Böhm Bawerk Eugen von Böhm Bawerk (Moravie 12 février 1851 27 août 1914) est un économiste autrichien. Il contribua au développement de l école autrichienne d’économie. Il étudia à l université… …   Wikipédia en Français

  • Böhm (Familienname) — Böhm oder Boehm ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Name ist eine mundartliche Variante von Böhme (Bewohner von Böhmen). Varianten Böhme, Boehme, Böheim, Beheim, Behaim Bohm ist dagegen eine mundartliche Variante von Baum.… …   Deutsch Wikipedia

  • Böhm-Bawerk — Böhm Bawerk,   Böhm von Bawerk, Eugen Ritter von, österreichischer Volkswirtschaftler, * Brünn 12. 2. 1851, ✝ Kramsach (Tirol) 27. 8. 1914; Professor für politische Ökonomie in Innsbruck (1881 89) und Wien (1904 14); 1895, 1897/98 …   Universal-Lexikon

  • Böhm-Bawerk, Eugen von — ▪ Austrian economist and statesman in full  Eugen, Knight (Ritter) von Böhm von Bawerk  born February 12, 1851, Brünn, Moravia, Austrian Empire [now Brno, Czech Republic] died August 27, 1914, Kramsach, Tirol, Austria Hungary [now in Austria]… …   Universalium

  • Friedrich August von Hayek — (* 8. Mai 1899 in Wien; † 23. März 1992 in Freiburg im Breisgau) war ein österreichischer Ökonom und Sozialphilosoph. Neben Ludwig von Mises war er einer der bedeutendsten Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie und zählt zu… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”