Eucharistiefeier

Eucharistiefeier
Das letzte Abendmahl von Jacopo Bassano

Das Abendmahl (auch Eucharistie, Kommunionfeier, Herrenmahl, Altarsakrament, Brotbrechen oder Messopfer genannt) ist eine Handlung im Rahmen eines christlichen Gottesdienstes, die an das heilvolle Sterben Jesu Christi erinnert und dieses vergegenwärtigt.

Es geht auf das letzte feierliche Mahl Jesus von Nazarets mit seinen zwölf erstberufenen Jüngern (Aposteln) am Vorabend seines Todes zurück, an das am Gründonnerstag erinnert wird. Es gehört mit der Taufe zu den für fast alle christlichen Kirchen wesentlichen gottesdienstlichen Handlungen. Dabei ist Jesus Christus nach jeweiligem Glauben in der von ihm gegebenen Gemeinschaft, in seinem Wort, im Glauben an ihn, in den Gaben von Brot und Wein gegenwärtig. Die Weise dieser Gegenwart ist unter den christlichen Konfessionen umstritten.

Inhaltsverzeichnis

Bezeichnungen und Haupttypen

Das letzte Mahl Jesu und die urchristliche Mahlgemeinschaft werden im Neuen Testament (NT) verschieden dargestellt. Dem folgten in der Christentumsgeschichte verschiedene Abendmahlslehren, die verschiedene Aspekte der neutestamentlichen Abendmahlsüberlieferung aufgreifen und daraus ihre jeweilige besondere Gestaltung und Deutung dieses Sakraments ableiten.

Der Apostel Paulus verwendet auch den Ausdruck Herrenmahl (Griechisch: κυριακον δειπνον), so etwa in 1 Kor 11,20 EU.

Die Orthodoxe, die Römisch-Katholische und die Anglikanische Kirche nennen es im Anschluss an 1 Kor 11,24 EU Eucharistie (griechisch Ευχαριστία, von ευχαριστειν, eucharistein, „Dank sagen“).

Die Evangelischen Kirchen sprechen auch bei üblicher morgendlicher Feier im Sonntagsgottesdienst vom Abendmahl im Anschluss an Mk 14,17 EU („am Abend kam er mit den Zwölfen“) und 1 Kor 11,23 EU („in der Nacht, da er verraten wurde“). Sie betonen damit die Einsetzung des Sakraments durch Jesus selbst und den Bezug auf seinen Tod.

Manche Freikirchen nennen es im Anschluss an Apg 2,46 EU Brotbrechen und betonen damit den urchristlichen Rahmen einer Agape-Feier.

Mit den Bezeichnungen sind verschiedene Auffassungen des Mahls verbunden. Die konfessionellen Haupttypen sind:

  • leibliche fortdauernde Realpräsenz Christi als priesterliche Vergegenwärtigung des einen Opfers Christi (römisch-katholisch),
  • leibliche Realpräsenz von Christi Leib und Blut im Vollzug des Abendmahls durch die Konsekrationsworte ohne Opferwiederholung (lutherisch, anglikanisch, methodistisch),
  • geistliche Realpräsenz Christi im Wort und Glauben ohne Wandlung der Elemente, die dafür Symbole, Abbilder, Zeichen sind und bleiben (reformiert und teilweise freikirchlich).

Biblisch-jüdische Wurzeln

Jüdische Sederteller

Im Tanach, der mit dem Alten Testament weitgehend identisch ist, hat das gemeinsame Mahl als Kulthandlung einen hohen Stellenwert. Es ist schon für die gewöhnliche Gastfreundschaft im ganzen Orient zentral: Wer einen Reisenden empfängt, der dient seinen Bedürfnissen, teilt mit ihm sein Brot und gewährt ihm damit wie einem eigenen Familienmitglied Schutz, Segen und Hilfe (z.B. Gen 18,1–8 EU).

Mit einem Opfer-Mahl in geglaubter Anwesenheit Gottes besiegeln und bekräftigen die Führer der Israeliten den Empfang der Zehn Gebote am Berg Sinai und den Bund JHWHs mit Israel (Ex 24,1–11 EU):

„Seht, das ist das Blut des Bundes, den der Herr mit euch geschlossen hat aufgrund all dieser Worte … Und als sie Gott geschaut hatten, aßen und tranken sie.“

Im einwöchigen Pessach wird Israels Auszug aus Ägypten erinnert und gefeiert. Auftakt dazu ist der Seder: ein abendliches häusliches Festmahl im Kreis der ganzen Familie, das einem genauen Ablauf folgt. Dieser wird auf Ex 12,3–20 EU zurückgeführt. Jeder Familienvater liest die Haggada (Erzählung) vom Auszug, spricht den Segen über die symbolischen Speisen – Opferlamm, ungesäuertes Brot (Mazzen), Bitterkräuter (Ysop) und Wein – und verteilt diese dann an die Anwesenden.

In Ps 22 EU, der appellativen Klage des ungerecht leidenden Juden, feiert der unerwartet aus Todesnot Gerettete ein Dankopfer als Gemeinschaftsmahl (hebr. toda), das eine Verheißung für alle Unterdrückten einschließt (V. 22): „Es werden essen die Gebeugten und gesättigt werden.“

In der Prophetie Israels ist das gemeinsame Mahl ein häufiges Bild für den endzeitlichen Schalom Gottes mit seinem Volk und den Völkern (Frieden, Heil, Erlösung), z. B. in Jes 25,6ff EU. Dieses Völkermahl wird zudem mit dem Bundesmahl Israels typologisch verbunden (24,23 EU).

Eine endzeitliche Mahlfeier überliefern auch einige der Schriftrollen vom Toten Meer: Der Priester segnete Brot und Most; dabei wurde der Messias als anwesend gedacht. Diese Feier verstanden die Essener als Vorwegnahme des Reiches Gottes; sie ersetzte für sie die Opfer im Jerusalemer Tempel, der wegen der römischen Besatzung und der Kollaboration der Tempelpriester als verunreinigt galt.[1]

Neutestamentliche Überlieferung

Abendmahlstexte

Das letzte Mahl Jesu beschreiben Texte der synoptischen Evangelien:

Dort stehen die sogenannten Einsetzungsworte Jesu im Zentrum. Ihre wohl älteste Fassung bietet Mk 14,22ff:

„Und während sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach es und gab es ihnen und sprach: Nehmt, das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des neuen Bundes, das für viele vergossen wird. Wahrlich ich sage euch: Ich werde fortan nicht trinken vom Gewächs des Weinstocks bis zu dem Tag, an dem ich neu trinke im Reich Gottes.“

Paulus von Tarsus überliefert in 1 Kor 11,23–26 EU eine andere Fassung dieser Worte, die er „vom Herrn“ empfangen habe, also wohl wie das Urcredo (1 Kor 15,3–8 EU) aus der Jerusalemer Urgemeinde übernahm:

„Der Herr Jesus in der Nacht, als er verraten wurde, nahm er das Brot, dankte und brach es und sprach: Nehmt, esst, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; solches tut zu meinem Gedächtnis. Ebenso nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; solches tut, so oft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn so oft ihr von diesem Brot esst und von diesem Kelch trinkt, verkündigt ihr des Herrn Tod, bis er kommt.“

An der Stelle, an der die Synoptiker vom letzten Mahl Jesu berichten, steht in Joh 13,1–20 EU die Szene der Fußwaschung. Ihr folgt in Joh 13,21–30 EU die Brotausteilung Jesu an Judas Ischariot, die dessen Verrat einleitet.

Hinzu kommen Evangelientexte, die ein gemeinsames Mahl Jesu mit verschiedenen Gruppen des jüdischen Volkes beschreiben und von einigen Konfessionen auf das Abendmahl bezogen werden:

Einige Ostertexte der Evangelien verbinden eine Erscheinung des Auferstandenen mit einem Mahl mit seinen Jüngern:

  • Lk 24,13–35 EU: Die Emmausjünger erkennen Jesus erst, „als er das Brot brach“.
  • Joh 21,1–13 EU: Jesus offenbart sich sieben seiner Jünger am See Genezareth und hält mit ihnen das Mahl.

Das Brotbrechen in der Jerusalemer Urgemeinde und die Abendmahlspraxis in Korinth beschreiben

Unterschiede in Wortlaut und Kontext

Die neutestamentlichen Berichte stellen Jesu letztes Mahl und seine Einsetzungsworte verschieden dar und zeigen damit, dass die Urchristen das Abendmahl auf verschiedene Weise feierten und deuteten. Als älteste Versionen gelten Mk 14,22–25 EU (synoptischer Typ) und 1 Kor 11,23–25 EU (paulinischer Typ). Sie zeigen folgende Unterschiede:

  • Markus: Das Abendmahl ist ein Passahmahl (Mk 14,12–16 EU). Jesus repräsentiert den Familienvater für seine Jünger, der die Mahlzutaten segnet und austeilt. Er stirbt in erster Linie für das Bundesvolk Israel, das die Zwölf repräsentieren.
    1. Korinther: Das Mahl ist nicht ausdrücklich auf den Sederabend, sondern in die „Nacht, in der er verraten wurde“ datiert. Jesus stirbt in erster Linie für seine Jünger, die ihn verraten und verleugnen.
  • Markus formuliert die Deuteworte parallel: „Das ist mein Leib … das ist mein Blut“.
    1. Korinther formuliert sie asymmetrisch: „Dies ist mein Leib …dieser Kelch ist …“
  • Markus deutet nur das Kelchwort soteriologisch: „ … für viele vergossen.“ Das erklärt sich aus dem Ablauf: Der Segenskelch wird hier nach dem Sättigungsmahl herumgereicht, so dass sich seine Deutung auf das ganze Mahl zurückbezieht.
    1. Korinther deutet nur das Brotwort: „ … für euch (gegeben)“. Gleichwohl gilt diese Deutung auch für den anschließend herumgereichten Kelch.
  • Markus deutet das „Blut des Bundes“ (zitiert Ex 24,8 EU), unterscheidet also den alten und den neuen Bund sprachlich nicht.
    1. Korinther spricht vom „neuen Bund in meinem Blut“ und spielt damit auf Jeremia 31,31 EU an. Dort ist der für die Endzeit verheißene neue Bund mit Sündenvergebung verbunden. Deshalb ist diese hier nicht ausdrücklich genannt.
  • Markus nennt keinen Wiederholungsbefehl Jesu.
    1. Korinther zufolge befahl Jesus jeweils nach Brot- und Kelchwort: „Das tut, so oft ihr esst/trinkt, zu meinem Gedächtnis!“
  • Bei Markus beschließt Jesus die Deutung des Weins mit dem Gelübde: „Ich werde hinfort nicht mehr vom Gewächs des Weinstocks trinken, bis ich es neu trinken werde im Reich Gottes.“ Er bekräftigt damit die unwiederholbare Einmaligkeit seines bevorstehenden Sterbens für Israel und die Völker.
    Bei 1. Korinther erhalten die Jünger den Auftrag: „Ihr verkündigt den Tod des Herrn, bis er kommt.“

Das Brotwort lautet

  • bei Markus und Matthäus: „Das ist mein Leib“,
  • bei Paulus: „Das ist mein Leib für euch“,
  • bei Lukas: „Das ist mein Leib, für euch gegeben“.

Der bestimmte Artikel „Das“ ist im Griechischen ein Neutrum, während „Brot“ maskulin ist. Diese grammatische Differenz verdecken manche Übersetzungen, etwa ins Deutsche oder Englische.[2]

Das Kelchwort lautet

  • bei Markus: „Das ist mein Blut des Bundes, für viele vergossen“,
  • bei Matthäus: „Das ist mein Blut des Bundes, für viele vergossen zur Vergebung der Sünden“,
  • bei Paulus: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut“,
  • bei Lukas: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, für euch vergossen.“

Die Paulusversion deutet eigentlich nicht das Blut, sondern den Kelch und nimmt damit auf jüdischen Anstoß Rücksicht, da Juden der Blutgenuss verboten war. Der Abschlussvers 1 Kor 11,26 EU betont den Verkündigungscharakter des Abendmahls. Markus betont, dass alle Beteiligten – auch Judas Iskariot, der bereits als Verräter identifiziert ist – im von Jesus gedeuteten und ausgeteilten Wein das Heil wirksam empfangen: „und sie tranken alle daraus“ (Mk 14,23). Paulus warnt dagegen vor einer „unwürdigen“ Teilnahme am Abendmahl: „Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt.“ (1 Kor 11,27, 29 EU).

Nur Matthäus, der sonst weitgehend der Markusvorlage folgt, ergänzt das Kelchwort mit einer Aussage zur Sündenvergebung. Diese entfällt dafür bei seiner Darstellung der Taufe (Mt 3,6 EU). Sünden wurden für ihn also nicht nur einmal bei der Taufe vergeben, sondern wiederholt beim Abendmahl: auch und gerade die von Getauften begangenen Sünden.

Lukas stellt Jesu endzeitlichen Schwur an den Anfang des Passahmahls. Erst danach setzt Jesus das Abendmahl mit Wiederholungsbefehl ein. Das Passahmahl sollte also zu seiner Zeit von den Christen nicht mehr wiederholt und vom wiederholten Abendmahl abgelöst werden. Lukas übernahm als einziger Evangelist die paulinische Version des Kelchworts und parallelisierte die Deutung von Brot und Wein: „für euch gegeben, für euch vergossen“. Damit glich er die Markus- und Paulusversion einander an. Andererseits werden in seinem Bericht zwei Kelche gereicht, einer zu Beginn und einer als Abschluss der Mahlfeier. Damit betonte Lukas die Übereinstimmung mit jüdischer Tradition.

Wichtig war ihm auch Jesu Hinweis, dass das Abendmahl die Jünger nicht vor Anfechtung, Irreführung und Schuld bewahre. Darum hob er Jesu Fürbitte für Simon Petrus hervor: „Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört!“

Rekonstruktion einer Urform

Seit den Forschungen von Joachim Jeremias[3] nimmt man an, dass hinter den Berichten der Synoptiker und des Paulus eine Urform stand, die auf Jesus selbst zurückgeht und nach seinem Tod in der Liturgie der Jerusalemer Urgemeinde ausgeprägt wurde. Sie enthielt gemeinsame Motive der Mahlberichte:

  • Jesu Abendmahl fand im Rahmen eines Passahmahls statt. Die Jünger werden zum Zubereiten des Passahlamms (Ex 12,3–6 EU) an vorherbestimmtem Ort in der Hauptstadt gesandt (Mk 14,12–16 EU). Damit steht das Mahl unter dem Vorzeichen der Erinnerung an Gottes Befreiungstat für sein Volk Israel.
  • Zur Rahmenhandlung gehört zudem der Verrat des Judas Iskariot, mit dem Jesu Passion beginnt.
  • Jesus übernahm die Rolle des jüdischen Hausvaters, der den ungesäuerten Brotfladen in die Hand nimmt, Gott dafür dankt – mit der Beracha zu Beginn jeder Mahlzeit: „Gepriesen bist Du, Herr unser Gott, König der Welt, der das Brot aus der Erde hervorbringt“ –, das Brot in Stücke bricht und diese den Anwesenden reicht.
  • Der Kelch mit Wein entsprach dem dritten Segensbecher bei einem Passahmahl, der nach der Mahlzeit gereicht wurde.
  • Während sie aßen und tranken, deutete Jesus das Geschehen. Brot- und Kelchwort waren wahrscheinlich wie in 1 Kor 11 EU annähernd parallel gebaut und als direkte Anrede an die Mahlteilnehmer formuliert:

„Das ist mein Leib – für euch gegeben.
Das ist mein Blut – für die Vielen vergossen.“

Bedeutung der Einzelmotive

  • „Leib“ (griechisch σωμα / soma, aramäisch guph) steht für die ganze Person: Eine Trennung von Körper und Seele ist dem Judentum fremd.
  • „Blut“ steht in allen Versionen für das gewaltsame Sterben Jesu (Blutvergießen = Töten). Es weist auf Jesu bevorstehenden Tod hin, der – wie das Blut des Passahlamms, mit dem die Israeliten ihre Türpfosten in der Nacht des Auszugs bestrichen, um von Gottes Racheengel verschont zu bleiben – das ganze Volk Israel, vertreten durch die Zwölf, und darüber hinaus „die Vielen“ aus Gottes Zorngericht rettet.
  • „Für die Vielen“ meint im Aramäischen „die Vielzahl“ als Gesamtheit aller Menschen. Der Ausdruck spielt auf die im Tanach einzigartige Verheißung vom stellvertretenden Sühneleiden des „Gottesknechts“ für die Sünden seines Volkes an (Jes 53,11 EU). Der Ausdruck deutet Jesu Sterben in jüdisch-apokalyptischer Tradition als Heilstod für die Völker (vgl. Mk 10,45 EU).
  • Der „neue Bund“, der in Jesu Sterben begründet ist, ist keine Ablösung des „alten“ Bundes Gottes mit seinem Volk, sondern dessen endgültige Bekräftigung – gerade weil er über diesen hinausgeht. So wurde auch der Sinaibund mit dem Blut des Opfertieres besiegelt (Ex 24,8 EU). Der Prophet Jeremia versprach dem Volk Israel nach der Zerstörung des ersten Tempels seine Erneuerung (Jer 31 EU). Für die Urchristen war Jesu Tod die Erfüllung dieser Verheißung (Hebr 8,8-12 EU). Indem Gott durch ihn auch den Völkern Anteil am Heil schenkte, wurde Israels Hoffnung auf Frieden mit den Völkern neu begründet.
  • „(dahin)gegeben“ ist eine feste liturgische Redewendung: Das griechische Verb παραδιδόναι/paradidonai steht für das hebräische Wort für „ausliefern“ und erinnert an Jesu Leidensankündigungen (Mk 9,31 EU): „Der Menschensohn wird“ [von Gott] „in die Hände der Menschen ausgeliefert werden.“ Das erinnert an die apokalyptische Heilserwartung des Buches Daniel vom Kommen des Menschenähnlichen nach dem Endgericht über die Gewaltimperien (Dan 7,13 EU). Aber zugleich widersprach Jesus dieser Erwartung: Der Menschensohn werde selbst das Endgericht erleiden und so zum „Lösegeld für die Vielen“ (Mk 10,45) werden.
  • Darum wurden Brot- und Kelchwort „für euch gegeben“ von den Urchristen schon bald mit dem Bekenntnis beantwortet: „dahingegeben um unserer Übertretung willen“ (Röm 4,26), „gestorben für unsere Sünden gemäß der Schrift“ (1Kor 15,3). Das letzte Mahl Jesu begründete die nachösterliche Sinndeutung seines Todes. An allen Stellen des NT, die eine Wortverbindung mit „für euch“ (gegeben, gelitten, gestorben, geschlachtet) enthalten, ist der erlösende Gerichtstod Jesu gemeint.
  • Hinzu kommt bei Markus der endzeitliche Schwur: „Wahrlich ich sage euch …“ Damit stellte Jesus sein bevorstehendes Leiden und Sterben in die Perspektive der kommenden Gottesherrschaft. Die erhoffte Befreiung aus der Sklaverei sollte also nicht auf das Volk Israel begrenzt bleiben, sondern alle Völker und die ganze Schöpfung einschließen. Der Abschied Jesu von seinen Jüngern ist endgültig, aber er enthält Hoffnung über den Tod hinaus: Weil er für sie starb, ist ihnen allen – auch dem Verräter Judas – die Sünde schon vergeben. Die kommende Verwandlung ist der Welt schon geschenkt und den Gläubigen daher gewiss.
  • Die paulinische Version betont das Wiederholungsmotiv: „Solches tut, so oft ihr trinket, zu meinem Gedächtnis.“ Im Gedenken an sein letztes Mahl ist Jesus fortan gegenwärtig unter seinen Nachfolgern.

Jerusalemer Urgemeinde

Agape-Feier, Katakomben

Die gemeinsame Mahlfeier hatte im Urchristentum zentralen Rang. Apg 2,42 EU nennt als eine der vier Kennzeichen christlicher Gemeinschaft das „Brotbrechen“. Der Ausdruck erinnert an die Brotausteilung Jesu in den synoptischen Herrenmahlberichten. Deshalb geht man davon aus, dass die Urchristen ein Mahl feierten, das an Jesu Tod und Auferstehung erinnern und seine Wiederkunft vorbereiten sollte.

Dieses war anfangs zugleich eine gemeinsame Sättigungsmahlzeit, die sie täglich in ihren Häusern einnahmen (Apg 2,46 EU). Bei diesem sogenannten Liebesmahl (Agape) wurde auch Nahrung an Bedürftige verteilt. Nachdem es dabei in Korinth aus seiner Sicht zu Missständen kam, empfahl Paulus seiner Gemeinde, das gemeinsame „Herrenmahl“ im Gottesdienst vom Sättigungsmahl im eigenen Haus zu trennen (1 Kor 11,17–34 EU). Damit wurde eine für Judenchristen untypische Trennung der sakralen von der profanen Mahlzeit eingeleitet. Andererseits bekräftigte Paulus das Abendmahl als selbstverständliches und unaufgebbares Gemeindegeschehen.

Bald wurde die Agape-Feier vom Abendmahl unterschieden, aber nicht völlig getrennt. Wahrscheinlich feierte die Gemeinde wenigstens an jedem ersten Tag der Woche, dem „Tag des Herrn“, die Eucharistie (Apg 20,7 EU), eingebunden in ein gemeinsames Essen (1 Kor 11,21 EU; 11,33 EU). Es fand wohl am Sonntagabend statt: Denn das verwendete griechische Wort für „Mahl“ (deipnon) bezeichnet ein festlich gestaltetes Mahl zum Tagesabschluss. Manches weist darauf hin, dass dabei – ähnlich wie beim Passahmahl – Gottes Heilsgeschichte in Erinnerung gerufen und verkündigt wurde. Dabei stand die Passionsgeschichte Jesu im Vordergrund (1 Kor 11,26 EU).

Ein besonderer priesterlicher Dienst lässt sich aus den neutestamentlichen Abendmahlsberichten nicht ableiten. In 1 Tim 3,1–10 EU wird Bischöfen und Diakonen keine besondere Rolle bei der „Sakramentsverwaltung“ zugesprochen. Nach Tit 1,7 EU verwalten die Bischöfe das „Haus Gottes“; ob dies eine besondere Sakramentsverwaltung einschloss, ist dem Text nicht zu entnehmen.

Abendmahlspraxis

Die Elemente Brot und Wein

Zelebrationshostie und Hostien zur Kommunionspendung
Einzelkelche nach der Abendmahlsfeier im Dom der finnisch-lutherischen Kirche Helsinki; die benutzten stehen in der oberen Reihe, noch unbenutzte in der unteren

Beim Abendmahl verwenden die lateinischen und lutherischen Kirchen traditionell Hostien aus ungesäuertem, d. h. unfermentiertem Teig ohne Backhefen oder Backpulver. Sie folgen damit dem jüdischen Sedermahl.

Ostkirchen, Reformierte, Unierte und Freikirchen verwenden Weißbrot aus gewöhnlichem Brotteig, das aber teilweise mit besondern Symbolen geschmückt wird. Die Anglikanische Kirche und manche Freikirchen legen die Brotart nicht fest.

Bis ins 19. Jahrhundert wurde das Abendmahl überall mit Wein gefeiert; Traubensaft hätte in den meisten Jahreszeiten damals ohnehin nicht konserviert werden können. Katholische, orthodoxe, anglikanische und lutherische Kirchen verwenden bis heute Wein. Alkoholkranke empfangen die Kommunion in Form der Hostie.

Die Heiligungsbewegung und mit ihr verbundene Abstinenzbewegung in den USA begann dann, aus Rücksicht auf Kinder und Alkoholkranke keinen Wein, sondern Traubensaft zum Abendmahl zu reichen. Das ist heute in der evangelisch-methodistischen Kirche, in vielen Kirchen der reformierten Tradition und manchen unierten Landeskirchen üblich bzw. als Ausnahme zulässig. Besonders evangelikale Vertreter des Traubensafts argumentieren, dass Abendmahlstexte im NT zwar vom Brot, nicht aber vom Wein als alkoholischem Getränk sprechen, sondern vom Kelch oder vom „Gewächs des Weinstocks“.

Vertreter des Weins wenden ein, dass Christus bei der Einsetzung des Abendmahls sicher keinen Traubensaft verwendete, da dieser nicht konservierbar war und beim Passahmahl bis heute Wein verwendet wird. Ein Abendmahl mit Traubensaft sei nicht im Sinne des Stifters und gebe den Kommunikanten keine Gewissheit, Leib und Blut Christi zur Vergebung der Sünden zu empfangen.

Eine östliche Besonderheit ist die Erhitzung des Weines durch Zugabe von kochendem Wasser.

Bei der Feier des Abendmahls wird häufig besonderes sakrales Gerät verwendet: Weinkanne, Abendmahlskelch und Patene sowie in bestimmten evangelischen Gebieten, meist aus hygienischen Gründen, kleine Einzelkelche. In den Ostkirchen gibt es weitere besondere Geräte, unter anderem ein als "Lanze" bezeichnetes Messer zum Schneiden des Brotes und goldene Löffel zur Austeilung der vermischten Elemente.

Liturgie

Trotz aller Unterschiede gibt es in der Abendmahlsliturgie viele Elemente, die – in mehr oder weniger festgelegter Form und Reihenfolge – in den meisten Konfessionen vorkommen. Manche dieser Elemente sind schon aus Liturgien des zweiten und dritten Jahrhunderts überliefert:

Kinderabendmahl

Das Kinderabendmahl wird je nach Konfession unterschiedlich gehandhabt:

  • In den orthodoxen Kirchen sind orthodox getaufte Kinder gleich welchen Alters zum Abendmahl zugelassen.
  • Die Reformierten Kirchen der Schweiz lassen Kinder schon seit Jahrzehnten zu. Diesen Brauch übernehmen immer mehr evangelische Kirchen außerhalb der Schweiz, so auch in Deutschland: Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau stellt ihren Kirchengemeinden frei, Kinder zum Abendmahl zuzulassen; sie sollen jedoch über dessen Bedeutung unterrichtet worden sein (zum Beispiel im Religionsunterricht). Die Evangelische Kirche A.B. in Österreich hat als erste lutherische Kirche das kinderoffene Abendmahl flächendeckend eingeführt.[4]
  • In der evangelisch-methodistischen Kirche ist das Kinderabendmahl zugelassen. Es wird mit dem allgemeinen Ruf zum Tisch des Herrn, der niemanden ausschließt, so er daran teilhaben will, begründet. Die Eltern tragen die Verantwortung, dass die Kinder rechtzeitig die Bedeutung des Abendmahls kennen lernen.

Offene Kommunion

Kelche und Abendmahlsbrot beim baptistischen Abendmahl

In Kirchen, die offene Kommunion praktizieren, sind auch Nichtmitglieder ohne weitere Beschränkung zum Abendmahl zugelassen.

  • Die Evangelisch-methodistische Kirche kennt keine Einschränkungen in der Zulassung zum Abendmahl. Jeder der es wünscht, kann teilnehmen. Sie argumentiert, dass der Gastgeber Jesus Christus selbst sei, und es deshalb keinem zustehe, Einschränkungen vorzunehmen.
  • An der Kommunion der Christengemeinschaft kann jeder interessierte Erwachsene ohne weitere Voraussetzung teilnehmen.
  • In manchen evangelischen Landeskirchen wird das Abendmahl auch Ungetauften gereicht, wenn sie hinzutreten.

Kommunion für Nichtmitglieder bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen

  • In der Alt-Katholischen Kirche in Deutschland gilt die Einladung zur hl. Eucharistie für alle Getauften, die mit den Alt-Katholiken den Glauben „an die leibliche Gegenwart des auferstandenen und erhöhten Herrn in den eucharistischen Gestalten“ teilen.[5]
  • In den evangelischen Landeskirchen sind alle getauften Christen zugelassen, die auch in ihrer eigenen Kirche zum Empfang der Eucharistie oder des Abendmahles zugelassen sind, in der Regel die Angehörigen der eigenen Konfession jedoch erst nach Katechese und Konfirmation, wobei hier ein Wandel hin zum „Abendmahl für alle Getauften“ feststellbar ist.
  • In den Reformierten Kirchen der Schweiz alle zum Abendmahl eingeladen, die sich zu Jesus Christus bekennen.
  • In vielen evangelischen Freikirchen sind alle zugelassen, die sich als wiedergeborene Christen verstehen.
  • In einigen evangelischen Freikirchen sind jene zugelassen, die aufgrund eines persönlichen Bekenntnisses ihres Glaubens an Jesus Christus getauft worden sind (Glaubenstaufe).
  • Die Vereinigung Apostolischer Gemeinden lässt alle, die an den Opfertod Christi glauben, zum Abendmahl zu.

Geschlossene Kommunion

Bei Kirchen, die geschlossene Kommunion praktizieren, beschränkt sich die Zulassung zur Kommunion auf Mitglieder der betreffenden Kirche und Mitglieder von Kirchen, mit denen sie in voller Kirchengemeinschaft steht.

  • In der Römisch-Katholischen Kirche sind Katholiken nach der Erstkommunion und Christen der mit Rom unierten Kirchen zum Empfang der Kommunion zugelassen. Daher sind Angehörige der protestantischen, orthodoxen und orientalischen Kirchen im Regelfall nicht zum Kommunionempfang eingeladen. Wenn Angehörige orthodoxer und orientalischer Kirchen von sich aus um den Kommunionsempfang bitten, darf diese ihnen gereicht werden. Getauften Mitgliedern anderer Kirchen darf die Kommunion erlaubterweise nur nach Zustimmung des Diözesanbischofs oder in Notfällen sowie in Todesgefahr gespendet werden, falls sie zuvor ihren Glauben an die Realpräsenz Christi in der Eucharistie bekunden. Der Zustand schwerer Sünde hindert am Kommunionempfang (z. B. bei wiederverheirateten Geschiedenen, wobei hierbei noch das Problem eines öffentlichen Verharrens in diesem Zustand hinzukommt.[6]
  • In orthodoxen Kirchen können nur getaufte orthodoxe Christen die Kommunion empfangen; Kleinkinder erhalten die heiligen Gaben ohne Vorbereitung, größere Kinder und Erwachsene, wenn sie dem örtlichen Brauch entsprechend vorbereitet sind, etwa durch Nüchternheit, Enthaltsamkeit, vorbereitendes Fasten, regelmäßige Beichte und Teilnahme am vorausgehenden Abend- oder Nachtgottesdienst, hilfsweise auch durch private Lesung der Kommuniongebete. Nach Vereinbarung mit dem Heiligen Stuhl lassen einige Ostkirchen im Bedarfsfall auch römisch-katholische Christen zum Kommunionempfang zu.
  • In einigen lutherischen Freikirchen, z. B. der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), werden nur Christen der eigenen Kirche nach der Frühkommunion oder Konfirmation zum Sakramentsempfang zugelassen, sowie jene Christen, die zu einer Kirche gehören, mit der volle Kirchengemeinschaft festgestellt wurde.
  • In einigen Freikirchen, etwa bei der Brüderbewegung, werden nur Christen der eigenen Kirche zugelassen.

Die meisten Kirchen, die eine geschlossene Kommunion praktizieren, eröffnen für Christen anderer Konfessionen die Möglichkeit, im Notfall die Kommunion zu empfangen.

Interkonfessionelle Abendmahlsgemeinschaft

Brot für die anglikanische Eucharistie

Viele Kirchen haben eine Abendmahlsgemeinschaft, das heißt, alle Mitglieder der beteiligten Kirchen können am Abendmahl teilnehmen. So besteht Abendmahlsgemeinschaft

Obwohl zwischen der katholischen Kirche und der Assyrischen Kirche des Ostens keine volle Abendmahlsgemeinschaft besteht, ist es Katholiken des chaldäischen Ritus und Gläubigen der Assyrischen Kirche erlaubt, unter bestimmten Bedingungen am Abendmahl der jeweils anderen Kirche teilzunehmen.[7]

Offiziell ist aus römisch-katholischer Sicht eine gemeinsame Feier von evangelischen Christen und römischen Katholiken derzeit nicht möglich (siehe auch Interzelebration, Konzelebration), jedoch können unter besonderen Umständen für einzelne Evangelische Ausnahmen gestattet sein.[8] Diese Haltung der römisch-katholischen Kirche wurde zuletzt im Apostolischen Schreiben Sacramentum Caritatis (Sakrament der Liebe) bekräftigt.[9] So empfing der evangelische Gründer der Gemeinschaft von Taizé, Frère Roger, seit den 1970er Jahren ausschließlich das Sakrament der Eucharistie, was durch die Fernsehübertragung des Requiem für Papst Johannes Paul II. einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde, indem er aus der Hand des Kardialdekans Joseph Ratzinger die Kommunion entgegennahm.

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem gemeinsamen christlichen Abendmahlsverständnis ist die Lima-Erklärung des Weltkirchenrats. Ein ermutigendes Zeichen der römisch-katholischen Sicht ist die Auffassung, wonach die „Gültigkeit“ jedenfalls des Lutherischen Abendmahls im Sinne einer Realpräsenz vom heutigen Papst Benedikt XVI. als Chef der Kongregation für Glaubensfragen außer Streit gestellt wurde.[10]

Eucharistische Gastfreundschaft

Kommunion

Die aktuelle theologische Diskussion über die Möglichkeit der Abendmahlsgemeinschaft besonders zwischen evangelischen und römisch-katholischen Christen wird unter dem Begriff der „eucharistischen Gastfreundschaft“ bzw. „Gastbereitschaft“ geführt. Evangelische und auch einige katholische Theologen plädieren für diese Gastfreundschaft beim Abendmahl bzw. der Eucharistiefeier, da es letztendlich Christus selbst sei, der alle Christen einlade. Die offizielle Position der römisch-katholischen Kirche ist hingegen, dass es keine „allgemeine eucharistische Gastfreundschaft“ geben könne, solange keine Kirchengemeinschaft (im Glaubensverständnis der Sakramente, vor allem der Eucharistie, und der kirchlichen Struktur, z. B. des Weihesakraments und der apostolischen Sukzession) besteht. Besonders dringlich stellt sich die Frage nach der „eucharistischen Gastfreundschaft“ für Ehepaare, in denen ein Partner der römisch-katholischen Kirche angehört.

Umstrittene Kirchentagsliturgie

Während des Deutschen Evangelischen Kirchentags 2001 gab es einen Versuch, eine neue Abendmahlsliturgie einzuführen. Begründet wurde dies dadurch, dass Christen Anstoß an der Vorstellung genommen hatten, Christi Fleisch zu essen und Blut zu trinken. In dem Liturgievorschlag des Kirchentags zur Abendmahlfeier hieß es: „Wir lassen die Vorstellung, Fleisch zu essen und Blut zu trinken, endgültig hinter uns.“ Statt der traditionellen Einsetzungsworte sollte es nach neuer Liturgie heißen: „Mein Leben für Euch“.

Sowohl von Seiten der römisch-katholischen Kirche als auch von vielen protestantischen Gläubigen wurde dies massiv kritisiert, so dass sich die Kirchentagsleitung am Ende von diesem Vorschlag distanzierte und in den meisten der 120 Gemeinden zum Kirchentag die traditionellen Einsetzungsworte verwendet wurden.

Eine Variation ist es, zum Brechen des Brotes die Worte „Mein Leben für Euch“, und zum Austeilen des Weines die Worte „Der Kelch des Heils“ zu verwenden. Die genannte Kirchentagsliturgie ist mittlerweile praktisch bedeutungslos, wird aber zeitweise von Laien erbeten.

Abendmahlslehren

Die Abendmahlslehren und entsprechenden Liturgien der christlichen Konfessionen wurden in den orthodoxen Kirchen bis etwa 1000, in der römisch-katholischen und den evangelischen Kirchen in gegenseitiger Abgrenzung bis etwa 1600 festgelegt. Ihre dogmatischen Gegensätze und die liturgische Praxis stehen bis heute Bemühungen um eine Kirchengemeinschaft in der Ökumene der Christen entgegen.

Patristik

Ignatius von Antiochien († 107–110) nannte das Abendmahl eine „Arznei der Unsterblichkeit“ und meinte in seinen Brief an die Smyrnäer:

„Von der Eucharistie und dem Gebete halten sie sich ferne, weil sie nicht bekennen, dass die Eucharistie das Fleisch unseres Erlösers Jesus Christus ist, das für unsere Sünden gelitten hat und das der Vater in seiner Güte auferweckt hat … Nur jene Eucharistie gelte als die gesetzmäßige, die unter dem Bischof vollzogen wird oder durch den von ihm Beauftragten. Wo immer der Bischof sich zeigt, da sei auch das Volk, so wie da, wo Jesus Christus ist, auch die katholische Kirche ist. Ohne den Bischof darf man nicht taufen noch das Liebesmahl feiern; aber was immer er für gut findet, das ist auch Gott wohlgefällig, auf dass alles, was geschieht, sicher sei und gesetzmäßig.“

Im Brief an die Philadelphier schrieb er:

„Bemühet euch, nur eine Eucharistie zu feiern; denn es ist nur ein Fleisch unseres Herrn Jesu Christi und nur ein Kelch zur Einigung mit seinem Blute, nur ein Altar, wie nur ein Bischof ist in Verbindung mit dem Presbyterium und Diakonen, meinen Mitknechten, auf dass, was immer ihr tuet, ihr tuet gemäß dem Willen Gottes.“

In der um 100 entstandenen Didache ist zu lesen: „An jedem Herrentage, wenn ihr zusammenkommt, brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Verfehlungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei. Keiner aber, der Streit mit seinem Nächsten hat, soll mit euch zusammenkommen, bis sie sich versöhnt haben, damit euer Opfer nicht entweiht werde. Denn dies ist das vom Herrn gesprochene Wort: ‚An jeder Stelle und zu jeder Zeit mir ein reines Opfer darzubringen; denn ich bin ein großer König, spricht der Herr, und mein Name ist wunderbar unter den Völkern‘.“ (vgl. Mal 1,11.14 EU)

Justin der Märtyrer (ca. 110–165) verstand Brot und Wein im Abendmahl als Leib und Blut Jesu. Es ist die älteste erhaltene schriftliche Quelle, die versucht, die Transsubstantiationslehre zu formulieren. Gleichzeitig ist aber sehr umstritten, ob und inwieweit der Opfercharakter in der Eucharistie, wie sie später von der römischen Kirche verbindlich formuliert wurde, bei ihm zu finden ist. Er sagt nämlich, dass Gebete und Danksagung die einzigen vollkommenen Opfer sind, die Gott gefallen:[11]

„Und wenn der Vorsteher Dank dargebracht hat und alle Leute ihre Zustimmung geäußert haben, geben jene, die bei uns Diakone genannt werden, einem jeden der Anwesenden um teilzuhaben am Brot und Wein gemischt mit Wasser, über welchen die Danksagung ausgesprochen war, und zu denen, die abwesend sind, tragen sie einen Teil weg. Und diese Speise wird bei uns Eucharistie genannt, an welcher niemand teilnehmen darf, außer wenn derjenige glaubt, dass die Dinge, welche wir lehren, wahr sind, und wer mit der Taufe zur Vergebung der Sünden gewaschen ist und erneuert ist und wer so lebt, wie Christus es vorgegeben hat. Denn nicht als übliches Brot und übliches Getränk empfangen wir dieses; sondern in gleicher Weise wie Jesus Christus unser Retter, welcher Fleisch wurde als das Wort Gottes und hatte sowohl Fleisch als auch Blut für unsere Errettung, so sind wir in gleicher Weise gelehrt worden, dass die Speise, welche gesegnet ist durch das Gebet Seines Wortes und von der unser Blut und Fleisch durch Umwandlung genährt werden, das Fleisch und Blut von jenem Jesus ist, der Fleisch wurde.“

Justin der Märtyrer 160 n.Ch.

Irenäus von Lyon schrieb in Adversus Haereses über das Opfer der Kirche:

„Wie aber können sie wiederum sagen, das Fleisch verwese und habe keinen Anteil am Leben, wenn es mit dem Leibe und Blute des Herrn ernährt wird? Also mögen sie diese Lehre abändern oder nicht mehr die genannten Gaben darbringen! Unsere Lehre aber stimmt mit der Eucharistie überein, und die Eucharistie wiederum bestätigt unsere Lehre. Von dem Seinigen nämlich opfern wir ihm, indem wir geziemenderweise die unauflösliche Einheit von Fleisch und Geist verkünden. Denn wie das von der Erde stammende Brot, wenn es die Anrufung Gottes empfängt, nicht mehr gewöhnliches Brot ist, sondern die Eucharistie, die aus zwei Elementen, einem irdischen und einem himmlischen besteht, so gehören auch unsere Körper, wenn sie die Eucharistie empfangen, nicht mehr der Verweslichkeit an, sondern haben die Hoffnung auf Auferstehung.“

Hippolyt von Rom (um 170–235) überlieferte in seiner Traditio apostolica ein ausführliches Eucharistiegebet (Hochgebet).

Cyprian von Karthago (um 200–258) betonte in seinen Schriften (vor allem ep. 63) den Opfercharakter der Eucharistie. Der Priester bringt ein wirkliches Opfer dar. Cyprian bezeugt auch die Praxis der täglichen Eucharistiefeier und die enge Verbindung zwischen Eucharistie und der Stellung der Kleriker: die Kleriker werden im Wesentlichen aus den Gaben, die die Gläubigen zur Eucharistie mitbringen, bezahlt.

Römisch-katholische Tradition

Heilige Messe in der römisch-katholischen Kirche

Siehe auch: Heilige Messe, Messopfer

Die römisch-katholische Kirche lehrt die Realpräsenz Jesu Christi in den Gestalten von Brot und Wein bei der Eucharistie. Indem der Priester, der damit in persona Christi handelt, während des Hochgebetes die Einsetzungsworte „Das ist mein Leib“ und „Das ist mein Blut“ ausspricht (Konsekration), geschehe die geheimnisvolle Wandlung (Transsubstantiation) der Substanz von Brot und Wein in den wahren Leib und das wahre Blut Christi. In der konsekrierten Hostie sei Christus wahrhaft gegenwärtig und bleibe es auch nach der eigentlichen Opferfeier. Darum werden konsekrierte Hostien im Tabernakel aufbewahrt und dienen zur Kommunion für die Kranken und zur anbetenden Verehrung der Gläubigen.

Nach der Lehre des Konzils von Trient sind Messopfer und Kreuzesopfer identisch: „Die Opfergabe ist ein und dieselbe; derselbe, der sich damals am Kreuze opferte, opfert jetzt durch den Dienst der Priester; allein die Weise des Opfers ist verschieden.“[12] Das genaue Verhältnis von Mess- und Kreuzesopfer beschreibt das Konzil als repraesentatio („Vergegenwärtigung“), memoria („Gedächtnis“) und applicatio („Zuwendung“). Der Römische Katechismus[13] fügt die instauratio („Erneuerung“) hinzu.

Die so verstandene Eucharistie ist Hauptteil einer Messfeier neben der Verkündung des Wortes Gottes. Sie ist als sakramentale Darstellung des Kreuzesopfers seine lebendige, objektive Vergegenwärtigung, die die am Kreuz von Christus verdienten Gnaden den Menschen zuwendet. Dies erfüllt zugleich Jesu Aufforderung: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Gedächtnis fasste das Konzil als objektives Geschehen auf, nicht als bloße Erinnerungsfeier: „Wer sagt, in der Messe werde Gott nicht ein wirkliches und eigentliches Opfer dargebracht, oder die Opferhandlung bestehe in nichts anderem, als dass uns Christus zur Speise gereicht werde: der sei (aus der Kirche) ausgeschlossen.“[14]

Nach katholischer Lehre ist Jesus Christus sowohl unter der Gestalt des Brotes als auch unter der Gestalt des Weines ganz und lebendig mit Leib und Blut, Seele und Gottheit enthalten. Somit ist die Kommunion der Gemeinde unter beiden Gestalten nicht zwingend notwendig. Darum wurde der Laienkelch seit dem Hochmittelalter mehr und mehr gemieden und den Laien schließlich entzogen; nur der Priester trank den eucharistischen Wein. Heute ist der Empfang der Kommunion unter beiderlei Gestalt wieder möglich und wird vor allem zu bestimmten Gelegenheiten von der Kirche „sehr empfohlen“. Der einer Heiligen Messe vorstehende Priester muss immer unter beiden Gestalten kommunizieren.

Das Sakrament wirkt nach katholischer Auffassung durch seinen korrekten, der Einsetzung gemäßen Vollzug ex opere operato. Da Jesu Auftrag, Brot und Wein zu seinem Gedächtnis zu teilen, an die Apostel ergangen sei, sei die Konsekration nur geweihten Priestern erlaubt und nur durch deren Vollzug gültig. Denn sie seien durch ihre Weihe Stellvertreter der Bischöfe, die wiederum durch die Apostolische Sukzession Nachfolger der Apostel seien.

Voraussetzung für den Empfang der Kommunion ist der Glaube an die Realpräsenz Christi. Darum dürfen kleine Kinder (außer in den katholischen Ostkirchen) nicht kommunizieren, da sie den Leib Christi noch nicht von normalem Brot unterscheiden könnten. Weiterhin muss der Kommunizierende auch frei von schweren Sünden sein und sich gegebenenfalls vor der Kommunion im Bußsakrament mit Gott versöhnen.

Die römisch-katholische Kirche empfiehlt die tägliche Teilnahme an der Eucharistie. Deren Empfang vermehre die Liebe Gottes, bewahre dadurch vor der Anhänglichkeit an die Sünde und bewirke die Vergebung leichterer Sünden. Indem das in der Kirche vereinte Volk Gottes beim Mahl des Herrn den Leib Christi empfange, werde es selbst zum „Leib Christi“.

Orthodoxe Tradition

Abendmahl, Simon Ushakov, 1685

Auch die orthodoxen Kirchen sind der Auffassung, dass Brot und Wein wirklich Leib und Blut Christi sind. Die Liturgie weist Parallelen zum jüdischen Tempelgottesdienst auf. Im Gegensatz zur römisch-katholischen Eucharistielehre gibt es für die orthodoxe Theologie jedoch keine konkrete Formel, durch die der Priester die Wandlung vollzieht. Das Mysterium des Abendmahls geschieht vielmehr durch die Liturgie als Ganzes, wobei die Anrufung des Heiligen Geistes über den Gaben in der Epiklese eine zentrale Stellung einnimmt.

Auf eine philosophische Klärung des „wie“ der Wandlung wird verzichtet, der Ausdruck Transsubstantiation wird nicht verwendet, teilweise sogar explizit abgelehnt. Die Eucharistie, die bei den byzantinischen Kirchen auch als „Göttliche Liturgie“ bezeichnet wird, gilt auch im byzantinischen Ritus als Opfer, genauer als Vergegenwärtigung des einen Opfers Christi. Der Empfang der Eucharistie durch nicht-orthodoxe Christen gilt als unmöglich, da nach orthodoxem Glauben der Teilnehmerkreis der Eucharistie (und nichts anderes) per definitionem die Kirche ist, und nicht-orthodoxe somit quasi automatisch zur Orthodoxen Kirche überträten wenn sie teilnähmen. Wenn ein Gläubiger die Eucharistie empfangen möchte, meldet er sich üblicherweise am Vortag beim Priester an; dies gilt vor allem für Auswärtige, die der Priester nicht persönlich kennt.

Die Anwesenheit von Gläubigen ist für die Feier der Eucharistie unabdingbar – eine eucharistische Liturgie ohne mindestens einen Gläubigen ist so wenig möglich wie ohne Priester. Ein Priester darf die Eucharistie höchstens einmal am Tag feiern, sie darf auch in jedem Kirchengebäude nur einmal am Tag stattfinden und ein Gläubiger ebenfalls höchstens einmal am Tag daran teilnehmen. Tägliche Eucharistiefeier ist jedoch in der Orthodoxie auch für Priester ziemlich unüblich, gewöhnlich ist eher der wöchentliche Rhythmus, vor allem die Feier am Sonntag. Alle getauften orthodoxen Christen dürfen die Eucharistie empfangen, auch Kleinkinder, da die orthodoxe Kirche „Glauben“ vor allem im Sinne eines Vertrauens versteht, zu dem auch kleine Kinder schon fähig sind, weniger im Sinne eines „Für-Wahr-Haltens“, das einen entwickelten Verstand erfordern würde. Allerdings verlangen einige Kirchen von erwachsenen Teilnehmern eine vollständige Beichte am Vorabend, was dazu geführt hat, dass in manchen orthodoxen Kirchen die Erwachsenen gewöhnlich nur einige Male im Jahr selbst die Eucharistie empfangen, während sie sonst nur als Mitbetende oder Sänger teilnehmen. Es gibt zurzeit jedoch Bestrebungen, den wöchentlichen Empfang wieder zur Norm zu machen.

In den Orthodoxen Kirchen des byzantinischen Ritus wird der Mittelteil eines runden, gesäuerten, beim Backen mit christlichen Symbolen gestempelten Brotlaibs (Prosphore) – Sauerteig gilt als Gleichnis des Reiches Gottes – verwendet, sowie durch Beigabe von ein wenig kochendem Wasser (Zeon) ungefähr auf Blutwärme erwärmter Rotwein. Der Mittelteil wird auch als „Lamm“ bezeichnet. Allein dieses „Lamm“ und der Wein werden konsekriert. Leib und Blut Christi werden vor der Ausgabe an die Gläubigen im Kelch vermischt und diese Mischung wird dann mit Hilfe eines goldenen Löffels an die Gläubigen ausgegeben. Die im Westen mittlerweile wieder übliche Handkommunion ist hier nicht bekannt, die Gläubigen empfangen die Mundkommunion. Bleibt ein Rest, wird dieser nach der Kommunionspendung vom Diakon oder vom Priester verzehrt. Für die Krankenkommunion wird stets ein kleines Stück des konsekrierten Lammes, das mit einem Tropfen konsekriertem Wein getränkt wird, im sogenannten, dem Tabernakel ähnlichen Artophorion aufbewahrt. Eine Anbetung und Verehrung der Eucharistie außerhalb der Göttlichen Liturgie ist nicht üblich.

Wie das Lamm, das später konsekriert wird, so werden auch einige andere Teile während der Proskomidie aus der Prosphore mit Hilfe eines als Lanze bezeichneten Messers herausgeschnitten; dieser Name erinnert an die Lanze, die ein römischer Soldat nach dem Bericht des Johannesevangeliums in den leblosen Körper des Gekreuzigten stieß, um festzustellen, ob er bereits tot war. Beim ersten Einstechen der Lanze fordert der Diakon den Priester auf: „Schlachte, Gebieter!“; hier wird die Opfersymbolik sehr deutlich.

Die oben erwähnten übrigen Teile des Brotes stellen während der Liturgie die Gottesmutter, die Heiligen und alle lebenden und verstorbenen Gläubigen dar, werden aber nicht konsekriert. Nach der Kommunionausteilung werden sie ebenfalls in den Kelch gegeben und verzehrt. Der restliche, äußere Teil des Brotlaibs und zusätzliche Brotstücke werden nach der Konsekration des Lammes und des Weines gesegnet, aber eben nicht konsekriert. Dieses sogenannte Antidoron wird nach der Liturgie an die Gläubigen verteilt und von diesen sofort gegessen oder – etwa für daheimgebliebene kranke oder ältere Menschen – mit nach Hause genommen. Dieses Antidoron wird auch an Nicht-Orthodoxe ausgeteilt.

Anglikanische Tradition

Anglikanische Kommunionsfeier in Jamaika

In der englischen Kirche wurden schon bald nach der Reformation heftige Debatten um die Lehre von der Transsubstantiation geführt. Zunächst hielt man, nachdem Heinrich VIII. mit der römischen Kirche gebrochen hatte, noch eine Weile an der katholischen Auffassung fest. Doch unter Edward VI. kam der deutsche Reformator Martin Bucer nach Cambridge, wurde dort Professor und beeinflusste die Theologie der Kirche von England maßgeblich. Zu dieser Zeit hatte Bischof Thomas Cranmer anfänglich eine lutherische, sein Kollege Nicholas Ridley eine reformierte Position vertreten. Bucer versucht zwischen diesen Einstellungen zu vermitteln, wie er es auch schon auf dem Kontinent getan hatte. Er lehnte einerseits eine durch die Sinne wahrnehmbare Gegenwart Christi im Abendmahl ab, andererseits vertrat er die Auffassung, dass Christus in den Elementen Brot und Wein gegenwärtig sei.

Bucer unterschied dafür zwischen dem Äußerlichen und dem Geistlichen oder Innerlichen und war in seinem Denken damit den Mystikern nahe. Er kam zu dem Schluss, dass das Zeichen des Leibes Christi, d. h. das Brot, dem Munde gereicht wird. Gleichzeitig wird der wahre Leib Christi der Seele dargeboten. Diese Aussage Bucers findet sich später in den Gebeten des Book of Common Prayer wieder und zeigt, dass er eine eigenständige Abendmahlstheologie vertrat. Man wird dem „englischen“ Bucer nicht gerecht, wenn behauptet wird, er habe die Auffassung Zwinglis geteilt. Beeinflusst von dieser mystischen Position Bucers sagte Cranmer später: „ … is the very body of Christ inwardly by faith indeed eaten of all them that come thereto as they ought to do, with eating nourisheth unto everlasting life.“

Doch Cranmer unterschied sich in seinen Formulierungen von Bucer, weil er sich nicht ausschließlich einer „biblischen“ Sprache bediente. Seine Aussagen wirken daher klarer und deutlicher:

„We say not … that the body of Christ is corporally, naturally and carnally either in the bread and wine or forms of bread and wine, or in them that eat and drink there-of: but we say that he is corporally in heaven only, and spiritually in them that worthily eat and drink the bread and wine.“

Cranmer wies in seinem Denken ähnlich mystische Tendenzen auf wie Bucer, was zum Beispiel in seiner Antwort auf die Frage, ob es eine würdige und unwürdige Teilnahme am Abendmahl gibt, deutlich wird:

„All men eat not Christ‘s body nor drink his blood – Christ is spiritually eaten of all faithful christian men, not only when they receive the sacrament, but continually, so long as they be members of Christ‘s spiritual body.“

Diese differenzierte Haltung von Bucer und Cranmer fand ihren Niederschlag in den 39 Glaubensartikeln (Articles of Religion) von 1571, in denen die obengenannte Haltung wiedergegeben wird. Auch heute hält der Katechismus der Episcopal Church in the USA diese duale Natur des Sakraments fest: eine äußere Form und eine innere, geistige Gnade. Durch diese Anerkennung beider Realitäten wird die via media als charakteristisch anglikanische Lösung auch auf Fragen der Eucharistie angewandt.

Radikalere Theologen, die den Anglikanismus stärker in eine reformiert-puritanische Richtung ziehen wollten, verglichen die Vorstellung des Verspeisens des Leibes Christi beim Abendmahl sogar mit Kannibalismus. Erzbischof von Canterbury John Tillotson ging in seinem Discourse against Transsubstantiation (1684) so weit, den Begriff hocus pocus vom lateinischen hoc est corpus abzuleiten und schrieb, dass es lächerlich und ein Skandal sei, daran zu glauben, dass man beim Abendmahl das Fleisch des Menschensohns esse und sein Blut trinke: „What can any man do more unworthily towards a friend? How can he possibly use him more barbarously, than to feast upon his living flesh and blood?“ Das Pendel der theologischen Mode in der anglikanischen Kirche schwang im 19. Jahrhundert allerdings wieder mit der sog. Oxford-Bewegung um John Henry Newman zurück. Die Realpräsenz wurde wieder betont, in einer Weise, die näher an der römisch-katholischen Auffassung erinnerte (Anglo-Katholizismus). Heute wird innerhalb der anglikanischen Kirche ein breites Spektrum an Auffassungen vertreten.

Lutherische Tradition

Lutherische Abendmahlsfeier

Die Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche üben am römisch-katholischen Eucharistieverständnis unter Berufung auf die neutestamentlichen Bibelstellen zum Altarsakrament Kritik. Abgelehnt wird die Transsubstantiationslehre, weil sie ein rein philosophisches Erklärungsmodell sei und diese keine biblische Grundlage habe. Ebenso wird das Messopfer, das der Priester auf unblutige Weise dem Vater darbringt unter dem Hinweis abgelehnt, dass Christi Opfer am Kreuz ein für allemal erfolgt sei und nicht der Wiederholung oder der Ergänzung bedürfe. Ein dritter Kritikpunkt ist der Entzug des Laienkelchs. Ebenso wenden sich die Lutherischen Bekenntnisschriften gegen Fronleichnamsprozessionen mit dem Hinweis, dass der Leib und das Blut Christi ausgeteilt und im Heiligen Abendmahl empfangen werden soll.

Jedoch halten die Lutherischen Bekenntnisschriften an der wirklichen Gegenwart von Christi Leib und Blut in und unter Brot und Wein in den konsekrierten Elementen fest. Durch die Konsekration durch den Pfarrer werden Brot und Leib Christi, Wein und Blut Christi zu einer sakramentalen Einheit verbunden. In der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche dürfen allein ordinierte Pfarrer das Heilige Abendmahl verwalten, da sie im Akt der Konsekration an Stelle und Auftrag Christi (in persona Christi) stehen. In Lutherischen Landeskirchen dürfen mit Ausnahme Sachsens auch Vikare und Prädikanten, also nicht Ordinierte, das Abendmahl verwalten.

Der Glaube an die Realpräsenz von Leib und Blut Christi hat für die lutherischen Kirchen zur Folge, dass Gläubige ebenso wie Ungläubige im Abendmahl Jesu Leib und Blut empfangen (manducatio impiorum). Die, die nicht glauben, wirklich Christi Leib und Blut und damit Vergebung ihrer Sünden zu empfangen, nähmen das Mahl sich selbst zum Gericht und würden schuldig am Leib und Blut des Herrn (vgl. 1 Kor 11,27–29 LUT). Nicht der Glaube der Empfänger mache das Sakrament, sondern das Sakrament schaffe und stärke den Glauben der Empfänger. Christi Zusage „Das ist mein Leib – das ist mein Blut“ begründe die vom Glauben oder Unglauben unabhängige Gegenwart Christi in den Elementen Brot und Wein: Das könne die Teilnehmer in ihrer Heilsgewissheit stärken.

In der Zeit bis zur Aufklärung wurden die konsekrierten Gaben auch in lutherischen Kirchen in der Monstranz und einer Sakramentsnische oder einem Tabernakel aufbewahrt und von nichtkonsekrierten Hostien unterschieden. Luther und die ihm folgenden „Gnesiolutheraner“ zogen Pfarrer, die konsekrierte von nichtkonsekrierten Hostien nicht deutlich unterschieden, zur Rechenschaft und enthoben sie teilweise ihres Amtes. Auch mit dem konsekrierten Wein gehen lutherische Kirchen heute achtsam um.

Reformierte Tradition

Kirchen, die der Lehre von Ulrich Zwingli und Johannes Calvin folgen, vertreten die Auffassung, Brot und Wein seien Zeichen für Christi Leib und Blut. Wenn Jesus sagt: „Das ist mein Leib“, dann sei dieses ist als bedeutet zu verstehen, so Zwingli (1484–1531). Das Abendmahl gilt als reines Gedächtnismahl zum Gedenken an den Opfertod Christi. Für Zwingli ist das Fleisch nach Joh 6,63 LUT „nichts nütze“, es könne unseren Geist nicht nähren. Gott handle vielmehr als Geist im Geiste des Menschen. Die Vorstellung der Transsubstantiation ist für ihn daher ein Wahn. Auch für Calvin sind Brot und Wein beim Abendmahl lediglich „Zeichen und Zeugnisse“ der Gegenwart Christi, den wir leiblich aber nur in der „Höhe“, im Himmel finden. Dort allein ist er zuhause. Es hat daher keinen Sinn, ihn hier auf Erden im Brot und Wein zu suchen. Erfahrbar wird der himmlische Leib Christi allein durch den Glauben an ihn und durch das Band des Heiligen Geistes.

Zum Abendmahl gehört nach reformierten Ritus, dass das Abendmahl „unter beiderlei Gestalt“ (Brot und Wein) von allen empfangen wird. Zur Liturgie, die nicht für alle Fälle genau festgelegt ist, gehören ein Abendmahlsgebet, ein Dankgebet und die Einsetzungsworte (meistens nach 1 Kor 11,23–26 LUT).

Das Abendmahl kann durch Pfarrer und Älteste in den Reihen gereicht, Brot und Kelch werden dem Nachbarn weitergegeben, es ist aber auch möglich, dass die Gemeinde nach vorne kommt, um das Abendmahl zu empfangen. Im ersteren Fall liegt die Betonung auf der gemeinsamen Priesterschaft aller Gläubigen, im zweiten Fall auf der Einladung zum Abendmahl durch Jesus Christus.

In der Schweiz haben viele reformierte Landeskirchen aufgrund des Einflusses des Blauen Kreuzes auf Wein beim Abendmahl verzichtet und verwenden stattdessen Traubensaft.

Täufer/Mennoniten

In den Schleitheimer Artikeln von 1527 wird erklärt, dass das Abendmahl ausschließlich von denen gemeinsam gefeiert werden kann, die auch durch die Glaubenstaufe zur Gemeinde Gottes gehören. Ebenfalls wird von den Abendmahlsteilnehmern erwartet, dass sie im Gehorsam gegenüber den Geboten Christi leben. Die Schleitheimer Artikel sprechen statt vom Abendmahl vom Brotbrechen, wie es schon im Neuen Testament genannt wird.

Das mennonitische Dordrechter Bekenntnis von 1632 verbindet die Feier des Brotbrechens oder Abendmahls mit dem Aufruf zur Nächstenliebe. Das Abendmahl wird nach dem reformierten Verständnis als Gedächtnismahl gefeiert. Die Feier soll die Gemeinde an das Opfer Jesu Christi erinnern und die Gemeinschaft mit Christus und untereinander deutlich machen. Brot und Wein können von allen Gläubigen (Prediger wie Laien) ausgegeben werden. Statt von einem Altar wird in den meisten mennonitischen Kirchen von einem Abendmahlstisch gesprochen.

Baptisten

Gedeckter Abendmahlstisch einer Baptistengemeinde

Auch die Baptisten teilen das reformierte Abendmahlsverständnis. Diese feiern ihr Abendmahl so, wie es nach ihrer Überzeugung zur Zeit der urchristlichen Gemeinde geschah: am „Tisch des Herrn“. Die Gemeinde Jesu feiert hier das Abendmahl in Erinnerung an das „allgenugsame“ Opfer Jesu am Kreuz. Baptisten betonen dabei den Gemeinschaftscharakter des Abendmahls stärker als ihre reformierten Schwesterkirchen: Die Ortsgemeinde versammelt sich um den Tisch des Herrn, um aus der Hand des erhöhten Christus Brot und Kelch als Zeichen seiner Liebe zu empfangen. Dies wird auch in der formalen Gestaltung der baptistischen Abendmahlsliturgie deutlich: Die Gottesdienstbesucher bleiben auf ihren Plätzen. Brot und Kelch werden ihnen durch die Diakone gebracht. Die Gläubigen selbst reichen dann – oft mit einem Segenswort verbunden – das Abendmahl an ihren Sitznachbarn weiter. Wer nicht teilnehmen möchte, lässt Brot und Kelch an sich vorübergehen. Ein besonderes bzw. vermittelndes Priestertum ist aus baptistischer Sicht nicht nötig, es widerspräche sogar dem eigentlichen Charakter des Abendmahls: „Hier muss unmissverständlich deutlich werden: Einer ist euer Meister: Jesus Christus; ihr aber seid Brüder!“

Methodisten

Methodistisches Abendmahl

Die aus der anglikanischen und calvinistischen Tradition kommende methodistische Kirche geht von der wirklichen, persönlichen, und lebendigen Gegenwart Jesu Christi im Abendmahl aus, ohne diese vollständig erklären zu wollen. Die Lehre von der Transsubstantiation wird abgelehnt. Das Abendmahl ist Sakrament, Eucharistie (Dank), Gemeinschaft der Kirche, Erinnerung und Gnadenmittel. Es ist auch ein Opfer, allerdings nicht als Wiederholung des Opfers Christi sondern als „Wieder-Darstellung“, wobei sich die Kirche in Einheit mit Christus als Opfer gibt (LUT).

Das Abendmahl ist für die Methodisten eine Feier der ganzen Kirche – alle Christen sind willkommen, auch Ungetaufte, die im Glauben daran teilnehmen wollen. Niemand darf wegen Alters oder mangelnden Verständnisses abgelehnt werden. Das Abendmahl ist eine liturgische Feier, der ein Geistlicher bzw. eine Geistliche vorsteht. Die methodistische Kirche war im 19. Jahrhundert aktiver Teil der Abstinenzbewegung und verwendet aus dieser Tradition heraus eher Traubensaft als Wein.

Das Gesangbuch der Evangelisch-methodistischen Kirche (Ausgabe 2002) kennt vier verschiedene Abendmahlsordnungen. Das erste Formular ist an die Liturgie der United Methodist Church angelehnt, das zweite und dritte stammt aus deutschsprachigen Konferenzen, das vierte ist ein Neuentwurf des Jahres 2002. Eine liturgische Feier zur Erneuerung des Bundes mit Gott kann mit der Feier des Abendmahles verbunden werden; sie stellt eine stark erweiterte Form des Sündenbekenntnisses dar.

Brüderbewegung

In den Gemeinden der Brüderbewegung wird das Abendmahl, Brotbrechen genannt, als Erinnerungsmahl gefeiert. Brot und Wein werden als „Zeichen der Liebe Gottes“ verstanden.

Die Gemeinde versammelt sich in aller Stille um den Abendmahlstisch, auf dem sich Brot und Wein befinden. Es gibt keine festgeschriebene Liturgie, der Heilige Geist soll die Feier gestalten. Er bewegt nach Auffassung der Brüdergemeinden verschiedene Männer der Gemeinde, zur Gestaltung der Feier beizutragen. So werden in nicht festgelegter Reihenfolge Bibeltexte gelesen, freie Gebete gesprochen, gemeinsam zu singende Lieder vorgeschlagen und zum Teil auch kurze Ansprachen gehalten oder Erfahrungen mit Gott berichtet.

Am Abendmahl teilnehmen kann in der Regel nur, wer von der Gemeinde dazu zugelassen wurde. Auswärtige Abendmahlsteilnehmer haben in einigen Gemeinden ein Empfehlungsschreiben ihrer Heimatgemeinde vorzuzeigen oder zumindest glaubhaft zu versichern, dass sie dort zum Abendmahl zugelassen sind.

Offene Brüdergemeinden pflegen inzwischen allerdings häufig eine „offene Abendmahlsgemeinschaft“, in der alle wiedergeborenen Christen, auch anderer Konfessionen, zum Brotbrechen eingeladen sind. Brüdergemeinden feiern das Abendmahl in der Regel jeden Sonntag.

Siebenten-Tags-Adventisten

Die deutschen Siebenten-Tags-Adventisten feiern das Abendmahl offen und in der Regel nur vierteljährlich. Das Abendmahl wird in reformierter Tradition als Zeichen und als Ausdruck des Glaubens verstanden. Zur Vorbereitung gehören Selbstprüfung, Reue und Sündenbekenntnis. Vor dem eigentlichen Abendmahl findet innerhalb des Gottesdienstes eine Fußwaschung statt.

Heilsarmee

Die Heilsarmee feiert kein Abendmahl, da sie sich nicht primär als Kirchengemeinschaft, sondern als Missionsbewegung versteht. Mitglieder, die das Bedürfnis haben, an einer Abendmahlsfeier teilzunehmen, werden an bekenntnisverwandte Kirchen verwiesen.

Neuapostolische Kirche

Glutenfreie Abendmahlshostie der Neuapostolischen Kirche

In der Neuapostolischen Kirche wird das Abendmahl in jedem Gottesdienst (Sonntagmorgens, Mittwoch- oder Donnerstagabends) gefeiert. Für einen neuapostolischen Christen ist es Gedächtnis an Jesu Opfertod und engstmögliche Verbindung mit ihm. Nach dem gemeinsamen Gebet des „Unser Vater“, der Freisprache (Vergebung der Sünden) und der Aussonderung der Hostien verteilen anwesende priesterliche Ämter (Priester bis Bischof) die Hostien den Gottesdienstteilnehmern. Bei der Übergabe der Hostie spricht der Abendmahlsausteiler den Satz „Der Leib und das Blut Jesu für dich gegeben“, der Empfänger bestätigt mit „Amen“.

Berechtigt zur Empfangnahme des Heiligen Abendmahls sind alle Gemeindemitglieder und Gäste, für die das Abendmahl freiwillig ist. Wesentlich bedeutungsvoller ist, wie man das Abendmahl empfängt. Das Abendmahl ist für den Empfänger nur dann gültig, wenn er es „würdig genießt“ (vgl. 1 Kor 11,27 ELB). Um das Abendmahl würdig zu genießen, muss der Empfänger nach Verständnis der Kirche:

  • sich der Bedeutung des Opfers Jesu Christi bewusst sein;
  • daran glauben, dass Jesus Christus gegenwärtig ist, insbesondere, dass die ausgesonderten Hostien zu Jesu Leib und Blut werden (d. h. sie bekommen die gleiche Bedeutung wie Fleisch und Blut, das Jesus am Kreuz gab, keine Transsubstantiation);
  • daran glauben, dass man an der Auferstehung Christi teilhat. Einerseits, dass die Seele somit vorbereitet wird, seinem Leib hinzugefügt zu werden, der eines Tages aufersteht. Andererseits, dass man, wie die Emmausjünger, Jesum durch das Brotbrechen erkennt und an seinem Überwinden des Todes teilhat;
  • daran glauben, dass es Kräfte vermittelt, welche helfen, die Sünde zu überwinden und dem Wesen Jesu ähnlicher zu werden.[15]

Bei Gottesdiensten des Stammapostels und auch in Gottesdiensten der Bezirksapostel wird nach der allgemeinen Abendmahlsfeier das „Abendmahl für Entschlafene“ durchgeführt. In eine so genannte „Amtskrippe“, bestehend aus zwei Amtsträgern (meist Apostel oder Bischöfe), werden symbolisch zwei Hostien gegeben. Hierbei soll nach neuapostolischem Verständnis den in der Ewigkeit befindlichen, danach verlangenden Seelen das Sakrament des Abendmahls zuteil werden.[16]

Zeugen Jehovas

Zeugen Jehovas feiern nur einmal jährlich das Abendmahl, das sie auch „Gedächtnismahl“ nennen. Es ist ihre einzige religiöse Feier und hat für sie große Bedeutung. Wein und Brot werden als Symbole verstanden. Die Feier fällt auf den 14. Tag des Monats Nisan des jüdischen Kalenders. Dabei richtet man sich danach, wie die Juden zur Zeit Christi wahrscheinlich den Tag des Pessachs berechneten, nicht nach dem heutigen jüdischen Kalender. Damals orientierte man sich offensichtlich an der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche. Der 1. Nisan begann nach Sonnenuntergang, wenn die Mondsichel nach dem ersten Neumond erkennbar war. Im Jahr 2009 fällt das Gedächtnismahl auf den 9. April.

Nur eine kleine Gruppe von Zeugen, die sich als vom Heiligen Geist Berufene verstehen (der irdische Überrest der sogenannten „144.000“ aus der Offenbarung des Johannes), nehmen dabei von Brot und Wein, die übrigen Zeugen und Gäste sind als Beobachter der Feier anwesend, in der die Symbole herumgereicht werden. Da fast alle der „144.000“ inzwischen verstorben sind, empfängt in den meisten Gemeinden heute niemand mehr Brot und Wein.

Mormonen

In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage wird statt Wein Wasser verwendet, da die Mitglieder der Kirche keinen Alkohol zu sich nehmen. Das Abendmahl bezeichnet die heilige Handlung, bei der zum Gedächtnis an das Sühnopfer Christi Brot und Wasser gesegnet und gereicht werden. Das Abendmahl wird jeden Sonntag von den Priestertumsträgern vorbereitet, gesegnet und ausgeteilt. Zur Vorbereitung wird ein Lied gesungen, um den Geist einzuladen. Gesegnet wird das Abendmahl, indem festgelegte Abendmahlsgebete aus dem Buch Mormon und Lehre und Bündnisse vor der Gemeinde verlesen werden. Anschließend teilen junge Priestertumsträger, die das aaronische Priestertum tragen, das Brot an die Gemeinde aus. Wenn das Brot an alle Anwesenden verteilt wurde, wird das Wasser gesegnet und geweiht. Dies wird dann auch ausgeteilt. Das gebrochene Brot stellt seinen Leib dar, das Wasser stellt das Blut dar, das er vergoss, um für unsere Sünden zu sühnen (1 Kor 11,23–25 EU; Lehre und Bündnisse (LuB) 27,2[17]). Wenn würdige Mitglieder der Kirche das Abendmahl nehmen, versprechen sie, den Namen Christi auf sich zu nehmen, immer an ihn zu denken und seine Gebote zu halten. Durch diese heilige Handlung erneuern die Mitglieder der Kirche auch ihre Taufbündnisse.

Liberale Theologie

Ein zeitgenössisches Verständnis des Abendmahles ist z. B. das des evangelischen Theologen Ernst Lange (1927–1974). Er definierte Abendmahl anhand des Satzes „Geber und Gabe des Abendmahls ist Jesus Christus selbst“ so:

„Im Abendmahl geschieht nichts und wird nichts mitgeteilt, was nicht auch in den anderen Akten des christlichen Gottesdienstes geschieht. Nicht Sachen, heilige Dinge, heilige Substanzen sind Gabe des Abendmahls, sondern eine Person. Die Art und Weise, wie eine Person sich der anderen mitteilt, ist die Weise der Liebe. ‚Das Abendmahl ist eine in eine Gleichnishandlung gefasste Liebeserklärung Christi‘. Das Abendmahl ist nicht der besondere Moment, in dem Jesus zur Gemeinde tritt, sondern in dem die Gemeinde und der Einzelne zu Jesus treten. Das bedeutet, das Abendmahl unterscheidet sich von den Akten christlichen Gottesdienstes wie Wort (Bibellesung, Predigt) und Taufe nicht dem Inhalt, sondern nur der Funktion nach.“

Siehe auch

Einzelbelege

  1. David Flusser: Die Essener und das Abendmahl, in: David Flusser: Entdeckungen im Neuen Testament Band 2: Jesus – Qumran – Urchristentum, Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1999, ISBN 3-7887-1435-2, S. 89-93
  2. Ulrich Luz: Das Evangelium nach Matthäus, 4. Teilband, Düsseldorf, Neukirchen-Vluyn 2002; S. 112, Anmerkung 84
  3. Die Abendmahlsworte Jesu, 1. Auflage 1935
  4. http://evang.at/fileadmin/evang.at/doc_reden/kirche_mit_kindern.pdf
  5. Bischöfliche Verordnung zur Feier der heiligen Eucharistie: 3. Aufforderung zum Empfang der heiligen Kommunion. „Wir haben nicht die ‚offene‘ Kommunion. […] Die Einladung wendet sich an alle anwesenden Gläubigen, die unsern Glauben an die Wirklichkeit und leibliche Gegenwart des erhöhten Herrn im hl. Sakrament des Altars mit uns teilen.“ Bonn, den 15. März 1971, Bischof Josef Brinkhues; abgedruckt in: Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit im Katholischen Bistum der Alt-Katholiken an Deutschland (Hrsg.): Kirche für Christen heute – eine Information über die Alt-Katholische Kirche; Berlin: Hoffmann, 1994; ISBN 3-87344-001-6, Seite 202.
  6. siehe CIC Can. 844, §§ 1–4
  7. Päpstlicher Rat für die Förderung der Einheit der Christen: Guidelines for Admission to the Eucharist between the Chaldean Church and the Assyrian Church of the East, zugegriffen am 10. Februar 2007
  8. Vgl. hierzu den Briefverkehr zwischen Prof. Gotthold Hasenhüttl und der Glaubenskongregation: Rekurs Hasenhüttls und Dekret der Kongregation für die Glaubenslehre
  9. n-tv: Hoc dixit pater
  10. Schreiben des Präfekten der römischen Glaubenskongregation, Josef Kardinal Ratzinger an den evangelischen bayerischen Landesbischof, 1993
  11. Quelle: Berthold Altaner, Patrologie, S. 70
  12. DH 1743
  13. II, 4, 70
  14. DH 1751
  15. Broschüre des schweizerischen Jugendtages 2007 mit offiziellen Lehraussagen der NAK bezüglich des Heiligen Abendmahles, Seite 11
  16. Jenseitsglaube der Neuapostolischen Christen, Seite 44
  17. LuB 27:2

Literatur

Neutestamentliche Exegese
  • Willibald Bösen: Der letzte Tag des Jesus von Nazaret; Freiburg/Breisgau: Herder, 19953; ISBN 3-451-23214-6
  • Jens Schröter: Das Abendmahl. Frühchristliche Deutungen und Impulse für die Gegenwart; Stuttgarter Bibelstudien 210; Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 2006; ISBN 3-460-03104-2
  • Joachim Jeremias: Die Abendmahlsworte Jesu; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 19674 (19351); ISBN B0000BRSOI
  • Hartmut Gese: Die Herkunft des Herrenmahls; in: Zur biblischen Theologie. Alttestamentliche Vorträge; München: Kaiser, 1977; ISBN 3-459-01098-3; S. 107–127 (zum alttestamentlichen Hintergrund des Abendmahls)
  • Hans-Josef Klauck: Herrenmahl und hellenistischer Kult; Münster: Aschendorff, 19982; ISBN 3-402-03637-1
Römisch-Katholische Eucharistielehre
  • Reinhard Meßner: Einführung in die Liturgiewissenschaft, Kapitel 3: Die Eucharistie; UTB 2173; Paderborn: Schöningh, 2001; ISBN 3-8252-2173-3
  • Theodor Schnitzler: Was die Messe bedeutet. Hilfen zur Mitfeier; Freiburg im Breisgau: Herder, 1990; ISBN 3-451-17689-0
  • Katechismus der katholischen Kirche, Rdz 1322–1419: Das Sakrament der Eucharistie; München: R. Oldenbourg, 2003; ISBN 3-486-56636-9
Orthodoxe Abendmahlslehre
  • Alexander Schmemann: Eucharistie. Sakrament des Gottesreichs; Einsiedeln, Freiburg: Johannes, 2005; ISBN 3-89411-388-X
Lutherische Abendmahlslehre
  • Tom G. A. Hardt: Venerabilis et adorabilis Eucharistia. Eine Studie über die lutherische Abendmahlslehre im 16. Jahrhundert; Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte, 42; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1988; ISBN 3-525-55149-5 (Deutsche Übersetzung von Hardts auf Schwedisch verfasster Dissertation)
  • Jürgen Diestelmann: Usus und Actio – Das Heilige Abendmahl bei Luther und Melanchthon; Berlin: Pro Business Verlag, 2007; ISBN 978-3-86805-032-5
  • Jürgen Diestelmann: Actio Sacramentalis. Die Verwaltung des Heiligen Abendmahles nach den Prinzipien Martin Luthers in der Zeit bis zur Konkordienformel; Groß Oesingen: Verlag der Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms, 1996; ISBN 3-86147-003-9
  • Jürgen Diestelmann: Über die Lutherische Messe. Gemeindevorträge und Abhandlungen; Groß Oesingen: Verlag der Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms, 1998; ISBN 3-86147-006-3
  • Jobst Schöne: Um Christi sakramentale Gegenwart. Der Saligersche Abendmahlsstreit 1568/1569; Berlin: Evangelische Verlags-Anstalt, 1966
  • Jobst Schöne: Luthers Bekenntnis vom Altarsakrament; Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1970
  • Martin Wittenberg: Kirchengemeinschaft und Abendmahlsgemeinschaft. ; Neuendettelsau
  • Hermann Sasse: Kirche und Herrenmahl; Fürth: Flacius, 19902; ISBN 3-924022-24-0
  • Hermann Sasse: This is my body, Adelaide: Lutheran Publishing House, 1977
  • Hermann Sasse: Corpus Christi; Hermannsburg: Verlag der Ev.-Luth. Mission, 1979; ISBN 3-87214-106-6; auch in: Lutherische Blätter 31. Jg., Nr. 117, 118.
  • Hermann Sasse (Hg.): Vom Sakrament des Altars. Lutherische Beiträge zur Frage des heiligen Abendmahls; Leipzig: Dörffling & Franke, 1941
  • Karl-Hermann Kandler: Christi Leib und Blut. Studien zur gegenwärtigen lutherischen Abendmahlslehre; Arbeiten zur Geschichte und Theologie des Luthertums, NF 2; Hannover: Lutherisches Verlagshaus, 1982; ISBN 3-7859-0484-3 (zugleich Habilitation Universität Leipzig, 1970)
Reformierte und unierte Abendmahlslehre
  • Johannes Calvin: Institutio christianae religionis Deutsch; Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1984; S. 940–1005
  • Johannes Calvin: Das Abendmahl des Herrn; Barmen 1909
  • Heidelberger Katechismus; Neukirchener Verlag 1988
  • Leuenberg Konkordie oder Diskordie?; Düsseldorf 1974
  • Tuomo Mannermaa: Von Preußen nach Leuenberg. Hintergrund und Entwicklung der theologischen Methode in der Leuenberger Konkordie; Arbeiten zur Geschichte und Theologie des Luthertums, NF 1; Hamburg: Lutherisches Verlagshaus, 1981; ISBN 3-7859-0480-0
  • Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland: Das Abendmahl. Eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis des Abendmahls in der evangelischen Kirche; Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2003; ISBN 3-579-02378-0
  • Michael Welker: Was geht vor beim Abendmahl? Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 20042; ISBN 3-579-06406-1 (gründliche, materialreiche Aufarbeitung des ökumenischen Dialogs aus evangelischer Sicht)
Freikirchliche Abendmahlslehren
  • Wiard Popkes: Abendmahl und Gemeinde. Das Abendmahl in biblisch-theologischer Sicht und in evangelisch-freikirchlicher Praxis; Kassel: Oncken, 2006; ISBN 3-87939-070-3
  • Alfred Kuen: Das Mahl des Herrn; Edition Wiedenest; Hammerbrücke: Jota, 2001; ISBN 3-935707-03-7
Abendmahlsfeier
  • Institut für Ökumenische Forschung (Tübingen), Centre d'Etudes Oecumeniques (Strasbourg), Konfessionskundliches Institut (Bensheim): Abendmahlsgemeinschaft ist möglich. Thesen zur eucharistischen Gastfreundschaft; Frankfurt am Main 2003: Lembeck; ISBN 3-87476-431-1
  • Gert Kelter: Gott ist gegenwärtig. Anregungen für die Feier des lutherischen Gottesdienstes; Lutherische Beiträge Beiheft 5; Groß Oesingen: Verlag der Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms, 2003; ISBN 3-86147-254-6
  • Wolfgang Erich Müller, Enno Konukiewitz (Hrsg.): Abendmahl heute. Reflexionen zur theologischen Grundlegung und zeitgemäßen Gestaltung; Religion in der Öffentlichkeit 6; Frankfurt am Main: Lang, 2002; ISBN 3-631-38103-4
  • Erhard Domay (Hrsg.): Abendmahl. Modelle, Berichte, Anregungen aus der Praxis; Gottesdienstpraxis Serie B; Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Mohn, 2004; ISBN 3-579-03122-8
Fachlexika
  • Åke V. Ström: Abendmahl I. Das sakrale Mahl in den Religionen der Welt. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 1, de Gruyter, Berlin/New York 1977, ISBN 3-11-006944-X, S. 43–47.
  • Gerhard Delling: Abendmahl II. Urchristliches Mahl-Verständnis. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 1, de Gruyter, Berlin/New York 1977, ISBN 3-11-006944-X, S. 47–58.
  • Georg Kretschmar: Abendmahl Das Abendmahlsverständnis in der Geschichte der christlichen Kirchen III/1. Alte Kirche. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 1, de Gruyter, Berlin/New York 1977, ISBN 3-11-006944-X, S. 59–89.
  • Erwin Iserloh: Abendmahl Das Abendmahlsverständnis in der Geschichte der christlichen Kirchen III/2. Mittelalter. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 1, de Gruyter, Berlin/New York 1977, ISBN 3-11-006944-X, S. 89–106.
  • Joachim Staedtke, Erwin Iserloh: Abendmahl Das Abendmahlsverständnis in der Geschichte der christlichen Kirchen III/3. Reformationszeit. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 1, de Gruyter, Berlin/New York 1977, ISBN 3-11-006944-X, S. 106–131.
  • Albrecht Peters: Abendmahl Das Abendmahlsverständnis in der Geschichte der christlichen Kirchen III/4. Von 1577 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 1, de Gruyter, Berlin/New York 1977, ISBN 3-11-006944-X, S. 131–145.
  • Ulrich Kühn: Abendmahl IV. Das Abendmahlsgespräch in der ökumenischen Theologie der Gegenwart. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 1, de Gruyter, Berlin/New York 1977, ISBN 3-11-006944-X, S. 145–212.
  • Gustaf Wingren: Abendmahl V. Das Abendmahl als Tischgemeinschaft nach ethischen Gesichtspunkten. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 1, de Gruyter, Berlin/New York 1977, ISBN 3-11-006944-X, S. 212–229.
  • Georg Kretschmar: Abendmahlsfeier I. Alte Kirche. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 1, de Gruyter, Berlin/New York 1977, ISBN 3-11-006944-X, S. 229–278.
  • Hans Bernhard Meyer: Abendmahlsfeier II. Mittelalter. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 1, de Gruyter, Berlin/New York 1977, ISBN 3-11-006944-X, S. 278–287.
  • Alfred Niebergall: Abendmahlsfeier 16. bis 19. Jahrhundert. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 1, de Gruyter, Berlin/New York 1977, ISBN 3-11-006944-X, S. 287–310.
  • Alfred Niebergall: Abendmahlsfeier 20. Jahrhundert. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 1, de Gruyter, Berlin/New York 1977, ISBN 3-11-006944-X, S. 310–328.
  • Cremer: Abendmahl I Schriftenlehre. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 1, Hinrichs, Leipzig 1896, S. 32–38.
  • Looss: Abendmahl II Kirchenlehre. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 1, Hinrichs, Leipzig 1896, S. 38–68.
  • G. Rietschel, E. Stähelin: Abendmahlsfeier in den Kirchen der Reformation. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 1, Hinrichs, Leipzig 1896, S. 68–76.

Weblinks


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