Etymologisches Wörterbuch

Etymologisches Wörterbuch

Ein etymologisches Wörterbuch informiert über die Geschichte einzelner Wörter und auch Morpheme (Wortteile, die eine Bedeutung oder grammatische Funktion haben). Sie stellen die Etymologie dieser Wörter oder Wortteile dar, soweit sie bekannt ist. Mit Etymologie ist gemeint, dass einerseits die lautliche Entwicklung der sprachlichen Einheiten dargestellt wird, andererseits aber auch die Entwicklung ihrer Bedeutung.

Inhaltsverzeichnis

Weitere Informationen etymologischer Wörterbücher

Außer der Laut- und Bedeutungsentwicklung von Wörtern und Wortteilen enthalten die etymologischen Wörterbücher noch etliche weitere Informationen:

  • Man erhält, soweit das möglich ist, Angaben dazu, seit wann ein Wort oder Wortteil in der betreffenden Sprache nachgewiesen werden kann. Diese Angaben werden nach Jahrhunderten gegeben; bei älterem Wortschatz findet man auch Hinweise auf die Sprachperiode, der eine Einheit entstammt, wenn genauere Daten nicht zu ermitteln sind.
  • Man erhält vielfältige Hinweise darauf, in welchen verwandten Sprachen ein lautlich und bedeutungsmäßig ähnliches Wort belegt ist und welche genaue Form es da hat.
  • In vielen Fällen findet man außerdem Hinweise darauf, wann zu einem bestimmten Stichwort welche Ableitungen oder Komposita aufgekommen sind.
  • In den neueren Bearbeitungen etymologischer Wörterbücher wird mehr und mehr auch den Fremdwörtern Aufmerksamkeit gezollt: Man erfährt in vielen Fällen ganze Entlehnungsgeschichten einzelner Wörter sowie eine Datierung dazu, wann das betreffende Stichwort aus welcher anderen Sprache in die aufnehmende Sprache gekommen ist. Elementare Informationen zur Herkunft von Entlehnungen findet man aber auch in Fremdwörterbüchern.
  • Manche etymologische Wörterbücher (z.B. Kluge 2002) enthalten zu den einzelnen Stichwörtern Literaturangaben, so dass man bei Bedarf der Forschungslage nachgehen kann.

Hinweise zur Nutzung etymologischer Wörterbücher

Etymologische Wörterbücher erfassen nur einen relativ geringen Teil des Wortschatzes einer Sprache: Der Stichwortumfang der unten genannten Wörterbücher des Deutschen erreicht nur wenig mehr als 20000 (Pfeifer 1995); das sind weniger als 10 Prozent des Wortschatzes einer Sprache wie Deutsch oder Englisch.[1] Grundinformationen der Geschichte von Wörtern und Wortteilen kann man für das Deutsche darüber hinaus auch Duden. Deutsches Universalwörterbuch (2007) entnehmen.

Ein großes Problem ist trotz der langen Forschungstradition der Etymologie, dass die Angaben bei vielen Stichwörtern unsicher sind; das drückt sich vor allem darin aus, dass in verschiedenen etymologischen Wörterbüchern unterschiedliche Informationen zu ein und demselben Stichwort zu finden sind.

Etymologische Wörterbücher als Datenquelle für statistische Erhebungen

In der Quantitativen Linguistik wurde eine Hypothese entwickelt, dass Sprachwandel einem Gesetz folgen sollte, das sich in vielen anderen Wissenschaften bereits bewährt hat und in der Linguistik unter dem Namen Piotrowski-Gesetz bekannt ist. Die systematische Auswertung etymologischer Wörterbücher danach, wann wie viele Wörter entstanden sind bzw. wann wie viele Wörter aus welchen anderen Sprachen übernommen wurden, gibt die Möglichkeit, diese Hypothese zu überprüfen. Solche Untersuchungen wurden mit Erfolg an verschieden alten Ausgaben von Duden. Herkunftswörterbuch durchgeführt, vor allem zu den Entlehnungen, aber auch zum gesamten erfassbaren Wortschatz (Best 2001; Körner 2004).

Literatur

Etymologische Wörterbücher des Deutschen

  • Duden. Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. 4., neu bearbeitete Auflage. Dudenverlag: Mannheim/ Leipzig/ Wien/ Zürich 2007. ISBN 978-3-411-04074-2
  • Rolf Hiersche: Deutsches etymologisches Wörterbuch. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1986–1990 (Loseblattsammlung: nur Buchstaben A–D). ISBN 3-533-03837-8
  • Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin/ New York 2002. ISBN 3-11-017472-3
  • Wolfgang Pfeifer (Leitung): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Ungekürzte, durchgesehene Ausgabe. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1995. ISBN 3-05-000626-9; 7. Aufl. 2004, ISBN 3-423-32511-9 . Eine digitale Fassung dieses Wörterbuchs ist abrufbar im lexikalischen Informationssystem: http://www.dwds.de/.
  • Ursula Hermann. Wahrig Herkunftswörterbuch. Wissenmedia, 2002, ISBN 978-3-577-10071-7 (10.000 Stichwörter)
  • Ursula Hermann. Knaurs etymologisches Lexikon: 10000 Wörter unserer Gegenwartssprache; Herkunft und Geschichte. München: Droemer Knaur, 1982, 520 S., ISBN 3-426-26074-3

Wörterbücher mit etymologischen Angaben

  • Duden. Deutsches Universalwörterbuch. 6., überarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007. ISBN 3-411-05506-5

Statistische Untersuchungen auf der Grundlage etymologischer Wörterbücher des Deutschen

  • Karl-Heinz Best: Wo kommen die deutschen Fremdwörter her? In: Göttinger Beiträge zur Sprachwissenschaft 5, 2001, 7-20.
  • Helle Körner: Zur Entwicklung des deutschen (Lehn-)Wortschatzes. In: Glottometrics 7, 2004, 25-49.

Einzelnachweise

  1. Dazu: Karl-Heinz Best: Quantitative Linguistik. Eine Annäherung. 3., stark überarb. u. ergänzte Aufl. Peust & Gutschmidt, Göttingen 2006, S. 13-15. ISBN 3-933043-17-4.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Etymologisches Wörterbuch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Wörterbuch der Gebrüder Grimm


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