Etymologie Nordhorns

Etymologie Nordhorns

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Etymologie des Namens der Stadt Nordhorn und seiner Stadtteile.

Inhaltsverzeichnis

Nordhorn

Nordhorn wird im Volksmund Nothoorn oder auch Notthöörntin genannt. Die urkundlichen Schreibweisen sind Norhthornon 890 n. Chr., Northornon, Nodehorn, Northorne ab 1184 und auf Siegeln von 1400 bis 1827, und ab 1827 Nordhorn.

Volkstümliche Deutung als „Nothorn“

Südlich von Nordhorn befindet sich die Stadt und vor allem die Burg Bad Bentheim der gleichnamigen Grafschaft Bentheim. Laut einer volkstümlichen Überlieferung wurde im Falle eines Angriffs auf die Stadt Nordhorn dort ein Horn geblasen – das sogenannte Nothorn – das die Bewohner der Vechteinsel warnen und zugleich um Hilfe bitten sollte. Da Nordhorn nördlich von Bentheim liegt, sei daraus später „Nordhorn“ geworden.

Dass die Bentheimer, die den Ort von ihren Höhen hinter dem Isterberge am nördlichen Horizont liegen sahen, die Namensgeber waren, oder sogar die Bewohner von Münster – Nordhorn lag am nördlichen Rand des Bistums – ist mehr als zweifelhaft, vor allem weil man Nordhorn von Bentheim aus nicht sehen kann. Bad Bentheim liegt 40 m über N.N., der Isterberg ist aber 68 m über N.N. hoch. Zudem war die Gegend in früheren Jahrhunderten zwischen Bad Bentheim und Nordhorn sehr weitläufig bewaldet. Der Bentheimer Wald und der Teutoburger Wald bis hin zum Harz bildeten eine fast durchgängige Waldfläche.

Die Überlieferung berichtet außerdem vom „Vorhandensein eines Wachtturmes im Vechtetal, von dem aus die Bewohner in Kriegszeiten durch Feuer oder durch das Horn des Wächters vor herannahenden Feinden gewarnt wurden. Diese Erklärung geht auf eine Urkunde aus dem Jahre 1341 zurück, in der der Name wirklich Nodehorne (Nothorn) geschrieben wird, und die Stadt noch heutigen Tages ein Horn in ihrem Wappen führt.“ (Lit.: Specht, 1941/1979). Die Deutung als Nothorn ist also schon sehr alt.

Ein Horn wurde aber auch in der Binnenschiffahrt auf der Vechte genutzt. Bei Nebel konnten sich die Schiffer mit dem Horn gegenseitig bemerkbar machen und warnen. Da sich im frühen Mittelalter zwischen Schüttorf und Emlichheim eine Ansiedlung mit einem Hafen gebildet hatte, die das Horn im Wappen trägt, wurde möglicherweise „Nordhorn“ daraus.

Zuordnung zu einer Gottheit „Nod“

Eine andere phantasievolle Volksetymologie lautet: „In der Gegend von Nordhorn verehrte man den Gott Nod, Node oder Nothe. Der Beginn der Opferfestes dieser Gottheit sowie auch der Opfer wurde durch Blasen auf Ochsen- oder Kühhörnern angekündigt. Ihr zu Ehren brannte man Feuer, welche durch Feuersteinen geschlagen oder durch Aneinanderreiben trockener Holzstücke hervorgelocktes, heiliges Feuer, Nodfyr genannt, angezündet werden musste. Hiervon ist vermutlich der Name Nordhorn herzuleiten.“ (Lit.: Specht, 1941/1979)

Deutung als historischer Flurname

Eine wissenschaftlich begründetere Variante der Wappendeutung besagt, dass Horn im Sinne von Ecke, bzw. Landmarke zu verstehen ist, ein Nordhorn also eine nördliche Ecke (Vorsprung des Feldes ins Vechtetal) darstellt. Laut Specht hat der Name nichts mit einem Nothorn oder mit einem Gott Nod zu tun. Im Werdener Heberegister von 890 steht Norhthornon, von 1050 an Northornon, und in der Urkunde von 1184 Northorne. Auf den Stadtsiegeln erscheint zwischen 1400 und 1715 auch Northorne und von 1827 an Nordhorn. Der Namensbestandteil „Norden“ ist also älter als andere Deutungen. (Lit.: H.Specht: Nordhorn – Geschichte einer Grenzstadt.)

Stadtteile

Ehemalige Gemeinden

Altendorf

Altendorf war die Urzelle der Nordhorner Siedlung. Diese wurde dann wohl aus strategischen Gründen auf die Vechte-Insel verlegt. Diese Siedlung erhielt 1379 die Stadtrechte. Die alte Siedlung erhielt dann den Namen Oude Dorp = Altes Dorf (Altendorf).

Bakelde (Baclo)

Der Name leitet sich von Bak = Hügelrücken und Lo = kleines Gehölz ab (Lit.: Specht.).

Bimolten

1252 Bimolt, 1213 Bimolte – wird von Specht auf Erdhaufen, von Reurik auf Gehölz (bi'm holte/beim Holze) und von Abels als Ansiedlung auf dem Feld gedeutet. ((Lit.: Ernst Kühle, Bimolten. in: Jahrbuch des Heimatvereins 1973.).

Bookholt

Der Name leitet sich von Buchen- oder Birkengehölz ab. (Lit.: Specht.).

Brandlecht

Brandlecht wurde 1313 Bramtelghet genannt: Bram = Ginster, telge = Zweig. (Lit.: Ernst Kühle, Brandlecht. in: Der Grafschafter. 1966, Nr.160 (Juni).)

Frensdorf

Frensdorf, niederdeutsch Frenstrup, ist vermutlich von einem Personennamen abgeleitet. Namensentwicklung: Um 800 n. Chr. Friethelstorpe oder Frieldorp, um 1000 Vrinsthorpe. (Lit.: Ernst Kühle, Frensdorf. in: Jahrbuch des Heimatvereins 1971.)

Frenswegen

Die Herkunft des Namens Frenswegen, früher auch Vrendeswegen, wird gedeutet als „Auf dem Wege nach Frensdorf gelegen“.

Hesepe

Der Name Hesepe nimmt Bezug auf die Flusslage an der Vechte (epe – Wasser). (Lit.: Ernst Kühle: Hesepe. in: Jahrbuch Heimatverein 1982.)

Hestrup

Zum ersten Mal wird Hestrup 1150 als Hersebruc und 1212 als Hersedorp (Roßdorf) genannt. Die Endung -dorf oder -trup kennzeichnet eine bäuerliche Siedlung, die um 800 n. Chr. mit der Übernahme des Christentums als geschlossenes Gemeinwesen bestanden hat. (Lit.: Ernst Kühle, in: Der Grafschafter. Folge 168, Februar 1967.)

Hohenkörben, Kirchspiel Nordhorn

ist etwa 600 n. Chr. als Hankorve in der Bakelder Mark entstanden, auf einem räumlich beschränkten Dünenrücken. Eine genaue Deutung des Namens ist unbekannt (Lit.: Ernst Kühle, in: Der Grafschafter. Folge 170, Mai 1967). Nördliche angrenzend liegt die Bauerschaft Hohenkörben, Kirchspiel Veldhausen, die zur Gemeinde Osterwald gehört.

Klausheide

Klausheide wurde nach Claus von Bohlen und Halbach (1910-1940), dem Sohn der Gründer von Gut Klausheide, Gustav und Bertha Krupp von Bohlen und Halbach, benannt. Im Anfang hieß das Gebiet „die Claus-Heide", sehr bald Clausheide. 1931 erfolgte die Umbenennung in Klausheide.

Neuere Stadtteile

Blanke

Die Blanke war früher ein tieferliegendes Heide- und Sumpfgebiet, welches nur an den Rändern erhöht war. Dazwischen befanden sich Wassertümpel, die im Sonnenschein blinkten, deshalb wurden sie auch Blänke genannt. Die beiden größten waren die Große Blanke und die Kleine Blanke. Nach und nach wurde dieses Gebiet trockengelegt und vor dem 2. Weltkrieg an den Rändern bebaut (Dorotheenstraße, Klarastraße). Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte dann die großräumige Besiedlung mit Flüchtlingen und Textilarbeitern. Der Stadtteil erhielt in Anlehnung an die früheren Heideseen den Namen Blanke. Der frühere Ort der Großen Blanke lässt sich noch heute an den Straßennamen Blankering und Innere Blanke ablesen. Einen Eindruck des möglichen Aussehens dieser Wasserflächen erlangt, wer das niederländische Naturschutzgebiet De Bergvennen – im Grafschafter Volksmund Die Sieben Seen genannt – westlich von Nordhorn besucht.

Blumensiedlung

In den 1920er Jahren wurden hier für arbeitslose Bergleute aus dem Ruhrgebiet, die für die Nordhorner Textilindustrie angeworben wurden und auch für junge Nordhorner Familien Siedlungshäuser gebaut. Da die Straßen Blumennamen erhielten, wurde die Siedlung Blumensiedlung genannt.

Bussmaate

Bei der Bussmaate handelt es sich um früheres Wiesengelände, welches dem Bauern Busch in Altendorf gehörte, daher der Name Buss Maate. Um 1910 kaufte der Textilfabrikant Rawe dieses Gelände und ließ darauf eine Spinnerei errichten und um 1913 erfolgte der Bau von Werkswohnungen für seine Arbeiter. Das ganze Gelände erhielt den Namen Bussmaate.

Neuberlin

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde südöstlich der Denekamper Straße im Bereich der damaligen Gemeinde Frensdorf unter Initiative des gebürtigen Berliners Mäulen eine Siedlungsgenossenschaft gegründet und der Bau von Wohnhäusern in Angriff genommen. Aus Dankbarkeit gegenüber Herrn Mäulen nannte man diese Siedlung Neuberlin.

Oorde

Ursprünglich gehörten zu Oorde die Bauernhöfe Ruwe, Arends und Hoot. Oorde bedeutet spitz zulaufender Landstrich und war ein Abspliss von Bakelde. (Lit.: Specht.). Oorde war ursprünglich ein Teil Altendorfs, ist aber mittlerweile ein eigener Stadtteil.

Stadtflur

In früheren Jahrhunderten hatte die Nordhorner Bevölkerung in diesem Bereich, der aus einem Moor bestand und in der Gemeinde Bakelde lag, sogenannte Torfstichrechte, die von Bakelde geduldet wurden. Um 1864 erfolgte die sogenannte Markenteilung und Nordhorn bekam dieses Stück als zum Stadtgebiet gehörig. Es war die sogenannte Stadtsche Flur. Um die Jahrhundertwende wurde hieraus Bauland und das Gebiet wurde Stadtflur genannt.

Streng

Der Name Streng leitet sich von einer Dünenerhebung ab, einem so genannten Strang. Der Streng erstreckt sich von der Bogenstraße bis zur Nyhoegen-Brücke an der Bentheimer Straße. Ende des 19. Jahrhunderts bebaute der Textilfabrikant Ludwig Povel den vorderen Teil des Strengs im Bereich Bogenstraße/Ludwigstraße mit Werkswohnungen für seine Textilarbeiter. Im hinteren Teil, dem heutigen Südstreng, der Rasen- und Wiesenstraße, entstanden in den 1930er Jahren und später Privathäuser.

Literatur

  • Heinrich Specht: Nordhorn - Geschichte einer Grenzstadt. Hrsg. v. Heimatverein der Grafschaft Bentheim. Das Bentheimer Land. Bd 28 (22). Bentheimer Heimatverlag, Nordhorn 1941, 1979.
  • Ernst Kühle: Bimolten. in: Bentheimer Jahrbuch. Bentheim 1973. ISSN 0723-8940
  • Ernst Kühle: Brandlecht. in: Der Grafschafter. Nordhorn 1966,160 (Juni).
  • Ernst Kühle: Frensdorf. in: Bentheimer Jahrbuch. Bentheim 1971. ISSN 0723-8940
  • Ernst Kühle, in: Der Grafschafter. Nordhorn 1967, 170 (Mai).
  • Ernst Kühle, in: Der Grafschafter. Nordhorn 1967, 168 (Februar).
  • Ernst Kühle: Hesepe. in: Bentheimer Jahrbuch. Bentheim 1982. ISSN 0723-8940

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