Etruskische Mythologie

Etruskische Mythologie

Die Religion der Etrusker war stark von der griechischen Mythologie beeinflusst. Im Gegensatz zu allen anderen vorchristlichen Religionen des Abendlandes handelte es sich um eine Offenbarungsreligion. Die Gottheiten wurden durch griechischen Einfluss anthropomorphisiert und lehnten sich, vor allem in der Spätzeit, stark an den griechischen Olymp an.

Im Altertum sehr berühmt war die "disciplina etrusca", die Lehre von der Interpretation göttlicher Signale und vom korrekten Umgang mit der Götterwelt. Leberschau (als Haruspizium), die Interpretation des Vogelfluges (Auspizien) und der Blitze waren ebenso Teil dieser Lehre wie das korrekte Vorgehen bei der Landvermessung. Diese Überlieferungen wurden von der etruskischen Priesterschaft streng gehütet.

Voltumna gilt als oberster Gott der Etrusker.

Inhaltsverzeichnis

Allgemein

In der Antike waren die Etrusker für ihre religiösen Praktiken berühmt und galten als religiöses Volk. Ihre Bezeichnung Tusci wurde von mehreren Historikern sogar fälschlicherweise vom griechischen thysiazein - dem Wort für opfern - abgeleitet. Für die Etrusker waren alle Bereiche des Lebens und der Natur durch göttlichen Willen vorherbestimmt. Durch Deutung und Erforschung des göttlichen Willens versuchten sie möglichst viel vorherzusehen und danach zu handeln. Noch im 6. Jahrhundert n. Chr. wird vom römischen Historiker Prokopius berichtet, dass die Etrusker seiner Zeit als Wahrsager berühmt seien.

In der disciplina etrusca zusammengefasste religiöse Vorschriften regelten das Leben. Die disciplina sind nicht als Ganzes überliefert und können nur teilweise durch die Erwähnungen römischer Autoren rekonstruiert werden.

Götterwelt

Die Etrusker kannten die von den Griechen und Römern bekannten olympischen Götter, eigene einheimische Götter und ganze Göttervereine. Typisch sind auch seit dem 4. vorchristlichen Jahrhundert Dämonen unterschiedlicher Art, oft geflügelt und von grauenvollem Äußeren.

Olympische Götter

Die von den Griechen und Römern bekannten Götter wurden mit der Hellenisierung mit einheimischen Göttern identifiziert und ihre Darstellung entspricht der griechischen Form. Die Namen wurden teilweise beibehalten oder von griechischen oder italischen Kulturen entlehnt. Einige sind:

Analog zur Vermenschlichung der Götter nach griechischem und römischem Vorbild werden auch griechische Götter- und Heldensagen übernommen und bekommen einen politischen Hintergrund. Der Mythos von Aeneas ist sehr beliebt und dient der Glorifizierung und Legitimierung der eigenen Vergangenheit.

Einheimische Götter

Die einheimischen Götter der Etrusker sind häufig reine Kultgötter ohne bildliche Darstellung. Hier einige Beispiele:

  • Selvans
  • Thufltha
  • Sans
  • Culsans

Von den Göttervereinen ist kaum etwas bekannt. Einige lateinische Bezeichnungen sind:

  • dei opertanei (geheimnisvolle Götter)
  • dei involuti (unerklärbare Götter)

Hinzu kommen noch niedere Gottheiten wie beispielsweise die zu Turan gehörigen Lasen.

Kultische Handlungen

Deutung von Blitz und Vogelflug

Nach Plinius dem Älteren unterschieden die Etrusker elf Arten von Blitzen, die von neun verschiedenen Göttern ausgesandt wurden - Tinia selbst konnte drei verschiedene Arten von Blitzen schleudern.

Blitze waren der sichtbarste Ausdruck des Götterwillens und konnten auch herbeigerufen werden. Sogenannte trutnut - Blitzdeuter - hatten zur Aufgabe, die blitzschleudernde Gottheit zu bestimmen, um so das Zeichen richtig deuten zu können. Für private Belange galt die Vorbedeutung eines Blitzes auf maximal zehn Jahre, für Staatsbelange auf maximal 30 Jahre. Ausnahmen bildeten Blitze an Geburtstagen, zur Gründung eines neuen Haushalts oder zur Gründung einer neuen Stadt.

Ebenso wurde das Verhalten von Vögeln zur Vorhersage genutzt.

Leberschau

Die zur damaligen Zeit im Orient verbreitete Praxis der Leberschau (Heparskopie) war auch den Etruskern bekannt und wurde später von den Römern übernommen. Auch andere Eingeweide wurden zur Vorhersage genutzt. Dabei waren den einzelnen Gottheiten bestimmte Zonen des Organs zugeordnet und es wurde nun nach Auffälligkeiten gesucht (vgl. auch Hieromantie).

Literatur

  • Martin Bentz: Die Etrusker. Auf der Suchen nach dem Willen der Götter: Die religiösen Riten in: Die Zeit. Welt- und Kulturgeschichte, Bd. 3 Frühe Kulturen in Europa, S. 410-416, ISBN 3-411-17593-1
  • Lexicon iconographicum mythologiae classicae : LIMC. - Artemis-Verlag, Zürich-München, Bd. 1-9, 1981 - 1999
  • Friedhelm Prayon: Die Etrusker - Jenseitsvorstellungen und Ahnenkult. Verlag Ph. von Zabern (Antike Welt, Sonderheft; Zaberns Bildbände zur Archäologie) (2006). ISBN 978-3-8053-3619-2

Siehe auch


Weblinks


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