Ethno-Marketing

Ethno-Marketing

Ethno-Marketing (von griech.: ἔθνος ethnos=Volk und Marketing) richtet sich an Zielgruppen, die als ethnisch andersartig im Vergleich zur Mehrheitsbevölkerung eines Staates betrachtet werden (vgl. Ethnisierung). Wichtige Zielgruppen des Ethnomarketings sind für Deutschland: Türken in Deutschland, Russlanddeutsche und vermehrt auch Chinesen; für die USA: Asian Americans, Hispanics und African Americans. Als Ursprungsland des Ethnomarketings (englisch: ethnic marketing) gelten die USA, wo es seit dem Ende des 20. Jahrhunderts in größerem Ausmaße betrieben wird.[1]

Nach Auffassung der Ethno-Marketer weisen die ethnischen Zielgruppen ein spezifisch ethnisches Konsumtions- und Rezeptionsverhalten auf. Sie halten daher eine gesonderte Ansprache dieser Kundengruppen für notwendig. Die ethnischen Zielgruppen sehen sie als vorgefunden und weitgehend homogen an (vgl. primordialer Ansatz). In Deutschland haben sich zahlreiche kleinere Marketing-Büros auf dieses neue Betätigungsfeld spezialisiert, während etablierte Unternehmen in diesem Bereich bislang kaum tätig sind. Die häufigste Form von Ethno-Marketing ist die Schaltung von Anzeigen in fremdsprachigen Medien. Allerdings treten auch vermehrt differenziertere Formen des Ethnomarketings auf, wie etwa Direktmarketing, E-Marketing oder Eventmarketing.

In der Ethnologie und angrenzenden Sozialwissenschaften hat sich dagegen weitgehend eine konstruktivistische Sichtweise (vgl. Konstruktivismus) durchgesetzt. Ethnische Gruppen gelten nicht als natürlich gegeben, sondern als sozial konstruiert (vgl. Ethnizität). Aus konstruktivistischer Sicht wird beim Ethno-Marketing nicht natürlichen Konsumtions- und Rezeptionseigenschaften der ethnischen Zielgruppen entsprochen, sondern es wird von den Ethno-Marketern an verbreitete ethnische Zuschreibungen angeknüpft, welche sie mit ihren Werbebildern und in ihren Kampagnen unterschiedlich interpretieren. Aufgrund der Inhomogenität der ethnischen Zielgruppen ist es für die Marketer schwierig, ethnische Zielgruppen als Ganzes zu erreichen.[2] Beispielsweise weichen die Ansätze der wenigen Marketingagenturen, die Ethnomarketing für Türken in Deutschland betreiben, sehr voneinander ab. Ihre Meinungen darüber, was die besondere Eigenart der Türken in Deutschland ausmacht, stehen sich teilweise konträr gegenüber.[3]

Die Wirkung von Ethnomarketing beruht auf symbolischer Aneignung von Ethnizität durch die Konsumenten.[4] Es steht jedem Einzelnen situativ frei, sich mit bestimmten ethnischen Kampagnen zu identifizieren bzw. sich ethnisch angesprochen zu fühlen. Die gefühlte ethnische Diskriminierung in einer Gesellschaft und die Möglichkeit der Kompensation durch Ethnomarketing kann für den Erfolg einer Kampagne von entscheidender Bedeutung sein.[5]

Inhaltsverzeichnis

Quellenangaben

  1. Halter, Marilyn: Shopping for Identity. New York 2000, S. 31
  2. Halter, Marilyn: Shopping for Identity. New York 2000, S. 50 f.
  3. [1] Ethnomarketing in Deutschland, Seiten 135 -265
  4. Halter, Marilyn: Shopping for Identity. New York 2000, S. 194 ff.
  5. [2] Ethnomarketing in Deutschland, Seite 263

Literatur

  • Doris Lindner: Interkulturelles Marketing. Grundlagen, Strategien, Chancen, Risiken. VDM Verlag Dr. Müller, 2004, ISBN 3936755329
  • Matthias Wilken: Ethno-Marketing. Erfolgreiches Marketing für eine multikulturelle Gesellschaft. VDM Verlag Dr. Müller, 2004, ISBN 3865500617
  • Tanju Aygün: Deutschtürkisches Konsumentenverhalten. Eul, 2005, ISBN 3899364147
  • Lisa A. Guion und Heather Kent: Ethnic Marketing: A Strategy for Marketing Programs to Diverse Audience. University of Florida Institute of Food and Agricultural Science 2005
  • Claudia Valiente, Tanja Yetgin: Ethno-Marketing für die deutschtürkische Zielgruppe Grundlagen, Kriterien, Praxis VDM Verlag Dr. Müller, 2006, ISBN 3-86550-236-9

Siehe auch

Weblinks


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