Estnisches Literaturmuseum

Estnisches Literaturmuseum

Das Estnische Literaturmuseum (ELM, estnisch: Eesti Kirjandusmuuseum), ist ein nationales Forschungsinstitut des Ministeriums für Unterricht und Forschung der Republik Estland. Seine Aufgabe ist es, das vielsprachige Kulturerbe Estlands zu sammeln, zu bewahren und die Ergebnisse und Forschungen der Öffentlichkeit zu vermitteln.

Struktur

Das ELM fungiert als Zentralarchiv insbesondere der estnischen Literatur und Volkskunst. Es ist in 5 Abteilungen gegliedert:

  1. Die Bibliothek (mit Archiv und Bibliografie). Gegründet 1909 mit 10.000 estnisch-sprachigen Bänden, hat sie derzeit einen Bestand von 809.000 Werken mit Büchern und Periodika auch anderer Sprachen, sowie Flugschriften und Landkarten.
  2. das Estnische Folklore-Archiv (EFA), gegründet 1927. Es erforscht die Bräuche, Volkstänze, Text- und Liedgut, Agrokultur usw. vor allem der Finno-Ugrischen Volkskunde, aber auch der deutsch-baltischen, der russischen, jüdischen und anderer Volksgruppen.
  3. das Estnische Kulturhistorische Archiv (ECHA), entstanden 1929. Es vereinigt die früheren Bestände der estnischen Literaturgesellschaft und des Nationalmuseums sowie zweier Akademieinstitute. Die bedeutendste Sammlung ist jene der Manuskripte und Autografen, gefolgt von jener für Fotos, Kunstgegenständen und Film & Audio
  4. die Abteilung für Volksmusik, ein im Jahr 2000 dem ELM angegliedertes früheres Akademieinstitut mit etwa 3.000 Werken. Sie gibt auch Periodika wie die Ars Musicae Popularis und Vana Kannel heraus
  5. die Abteilung für Folkloristik, gegründet 1947 mit Arbeitsgruppen für Volksfrömmigkeit, Erzähl- und Kleinkunst sowie Medienkunde. Editiert werden akademische Journale (Folklore und Mäetagused) und 6 Publikationsreihen, darunter die Internationale Volkskundliche Bibliografie, Sator (Volksreligion),Reetor und die Monumenta Estoniae Antiquae mit speziellen Ausgaben auch im Internet.

Neben ihrer jeweils spezifischen Tätigkeit kooperieren die Abteilungen intensiv und stellen ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit uneingeschränkt zur Verfügung. Sie veranstalten auch Ausstellungen und Kampagnen, Fachtagungen, Konferenzen und verschiedene Seminare.

Geschichte

Die Geschichte des Estnischen Literaturmuseums begann 1909 mit der Gründung des Estnischen Nationalmuseums und der Archiv-Bibliothek in Tartu (Dorpat). Eine Arbeitsgruppe für Bibliografie kam 1921 hinzu, 1927 bis 1929 folgten zwei weitere Abteilungen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Institut in zwei staatliche Museen geteilt (Ethnografie und Literatur). 1946 wiedervereinigt, bildete es bis 1997 das einzige Museum im Verband der Akademie der Wissenschaften. Einige Jahre nach der Wiedererlangung der staatlichen Unabhängigkeit erhielt es 1995 seine frühere Bezeichnung zurück und erweiterte die Herausgabe seines jährlichen Almanachs um Fachartikel, Quelltexte und Primärforschung. Seit 1957 veranstaltet das Literaturmuseum jeden Dezember eine zweitägige Konferenz für Literatur und Volkskunst, die sogenannten Kreutzwald-Tage zum Gedächtnis an Friedrich Reinhold Kreutzwald, einen der wichtigsten estnischen Literaten.

Weblinks


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