Esmeraldas (Provinz)

Esmeraldas (Provinz)
Provinz Esmeraldas
Provincia de Esmeraldas
Flagge
Bandera Província Esmeraldas.svg
Lage in Ecuador
Lage in Ecuador
Basisdaten
Hauptstadt Esmeraldas
Bevölkerung 423.564 (2005, [1])
 - Anteil an Ecuador 3,2 %
 - Rang in Ecuador Rang 10 von 22
 - Dichte 28 Einwohner je km²
Fläche 15.216 km²
 - Anteil an Ecuador 5,9 %
 - Rang in Ecuador Rang 8 von 22
Eingerichtet 1861
Präfektin Lucía Sosa (MPD)
Gouverneur Víctor Mendieta
Sitze im
Nationalkongress
4 von 100
Gliederung 7 Kantone
ISO 3166-2 EC-E
keine offizielle Homepage

Die Provinz Esmeraldas (span. Provincia de Esmeraldas) ist eine Provinz in Ecuador. In ihr leben auf 15.200 km² etwa 450.000 Menschen. Die Provinzhauptstadt heißt ebenfalls Esmeraldas. Die Provinz durchfließt der wasserreiche Río Esmeraldas. Esmeraldas ist das spanische Wort für Smaragde.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Geographie

Die Provinz Esmeraldas liegt im Nordwesten Ecuadors. Sie grenzt im Westen an den Pazifischen Ozean, im Norden an Kolumbien (Departamento de Nariño), im Osten an die Provinzen Carchi und Imbabura und im Süden an die Provinzen Pichincha, Santo Domingo de los Tsáchilas und Manabí.

Das Klima in Esmeraldas ist tropisch mit intensivem Sonnenschein und hoher Luftfeuchtigkeit. Die Provinz gilt als eines der am stärksten Malaria-gefährdeten Gebiete des Landes, was weniger für Touristen als für die einheimische Bevölkerung ein Problem ist. Die Provinz ist bekannt für ihre Strände, beispielsweise in Las Penas, Rio Verde, Atacames, Súa und auf der Insel Muisne. Die örtliche Küche ist dementsprechend durch eine große Reichhaltigkeit an Früchten und Hülsenfrüchten sowie durch Fischgerichte geprägt. In Esmeraldas wird zudem der weltweit qualitativ hochwertigste Kakao (cacao nacional fino de aroma) angebaut. Auch Mangrovensümpfe, die durch quasi-industrielle Garnelenzucht zum Großteil zerstört worden sind, finden sich in der Provinz. Der tropische Küsten-Regenwald ist durch die ungebremste Abholzung stark gefährdet. Bis zu 80% des ursprünglichen Waldbestandes sind bereits vernichtet. Dadurch und durch die Ausbreitung von Monokulturen ist die reiche Artenvielfalt – die Provinz wird als biologischer hot spot bezeichnet – gefährdet.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Hauptstadt Esmeraldas bzw. der benachbarte Puerto Balao sind wichtige Hafenstädte, insbesondere für den Export des im ecuadorianischen Teil des Amazonastieflandes geförderten Erdöls. Puerto Balao ist der Endpunkt der 503 km langen Pipeline Oleoducto de Crudos Pesados (OCP), die in Nueva Loja (Sucumbíos) beginnt. Bei Esmeraldas befindet sich auch eine große Erdölraffinerieanlage. In der Stadt Esmeraldas selbst befindet sich ein Handelshafen, über den vor allem landwirtschaftliche Güter verschifft werden. Ferner verfügt Esmeraldas über einen semi-internationalen Flughafen, von dem aus eine Flugverbindung nach Cali in Kolumbien besteht. Von Ibarra (Provinz Imbabura) in die esmeraldenische Hafenstadt San Lorenzo verkehrt(e) streckenweise ein Schienenbus (autoferro), dessen Streckenverlauf auch durch tropische Wälder verläuft.

Hauptprodukte der Provinz sind Bananen, Garnelen und das Palmöl, das aus der afrikanischen Ölpalme (palma africana) gewonnen wird, sowie Edelhölzer, Tabak und Kakao.

Bevölkerung

Esmeraldas ist die Provinz mit dem höchsten Bevölkerungsanteil an Afro-Ecuadorianern. Die Vorfahren der meisten Afro-Ecuadorianer gelangten vermutlich (zu kleinen Teilen) als Schiffbrüchige aus Sklaventransporten schwimmend an die Küste des seinerzeit weitgehend unerschlossenen Gebietes oder waren (zum Großteil) befreite oder geflohene Sklaven (v.a. Goldschürfer aus Kolumbien) ab, die sich in den sogenannten "palenques", versteckte Siedlungen an den Flussläufen im Norden, zurückzogen. Neben ihnen und dem Bevölkerungsanteil von Mestizen bildet ein Teil der Provinz den Siedlungsraum der indigenen Volksgruppe der Cayapa, die sich selbst als Chachi bezeichnen, sowie für kleinere Gruppen der Epera und Awá-Indianer.

Seit den letzten Jahrzehnten siedeln sich viele Landarbeiter aus südlichen Provinzen (v.a. aus Manabí) auf der Suche nach fruchtbarem Land in Esmeraldas an. Dieser Bevölkerungsdruck auf die Provinz wird durch die vielen kolumbianischen Flüchtlinge verstärkt. So ist die Provinz Esmeraldas zu einer Region mit einer hohen ethnischen Vielfalt geworden.

Geschichte

Die Provinz Esmeraldas ist seit Jahrtausenden besiedelt. Die Tolita-Kultur war zwischen 500 v. Chr. und 400 n. Chr. auf dem Gebiet der heutigen Provinz ansässig. Sie ist nach der Insel La Tolita im Nordwesten von Esmeraldas benannt.

Die Cara, die im 13. Jahrhundert das später von den Inka eroberte Gebiet um Quito beherrschten (siehe auch Shyri-Reich), hatten ebenfalls ihre Siedlungsgebiete in der heutigen Provinz (Atacames) und südlich davon in Manabí, wo Bahía de Caráquez ein wichtiges Zentrum war. Die indigenen Völker der Chachi und Tsáchila (Colorados) bewahren heute noch Teile von deren Kultur.

Die Region Esmeraldas war 1525 der erste Teil Ecuadors, der von Spaniern entdeckt wurde, als Bartolomé Ruiz auf Geheiß Francisco Pizarros von Panama auch nach Süden reiste. 1529 kam Diego de Almagro auf demselben Weg zum Río Esmeraldas. Vermutlich 1533 kamen die ersten Schwarzen als schiffbrüchige Sklaven in die Region. Während der Kolonialzeit war Esmeraldas kaum erschlossen, es unterstand zunächst der Verwaltung des Mercedarier-Ordens, und wurde später zur Provinz. Im 18. Jahrhundert unternahm Pedro Vicente Maldonado den erfolgreichen, aber nicht nachhaltigen Versuch, die Küste der Provinz Esmeraldas mit Quito über einen Transportweg zu verbinden. Er wurde zu Gouverneur der von Atacames/Esmeraldas ernannt, erkundete die Region und gründete neue Siedlungen. Nach seinem Tod verfielen der Transportweg und sein zivilisatorisches Projekt zunehmend.

Die Gegend des heutigen Esmeraldas erklärte sich 1820 unabhängig von Spanien. Es wurde Teil von Großkolumbien. Durch dessen territoriale Neuordnung 1824 wurde die Provinz Esmeraldas aufgelöst und als Kanton zunächst der Provinz Imbabura, dann der Provinz von Quito (Pichincha) eingegliedert. 1861 wurde Esmeraldas als Provinz neu begründet.

Politik

Präfektin der Provinz Lucía Sosa ist vom linken Movimiento Popular Democrático (MPD), dem auch der Bürgermeister der Hauptstadt Esmeraldas, Ernesto Estupiñán, angehört. Esmeraldas ist Hochburg des MPD.

Der vom Präsidenten Ecuadors eingesetzte Gouverneur ist seit November 2007 Víctor Mendieta.

Kantone

Die Provinz Esmeraldas ist derzeit in sieben Kantone eingeteilt. Diese sind (in der Reihenfolge ihrer Einrichtung):

  1. Esmeraldas (eingerichtet 1824, Hauptstadt: Esmeraldas)
  2. Eloy Alfaro (eingerichtet 1941, Hauptstadt: Valdéz, besser bekannt als Limones; Eloy Alfaro war ecuadorianischer Staatspräsident, auch der Kanton Durán der Provinz Guayas trägt den Namen Eloy Alfaros.)
  3. Muisne (eingerichtet 1956; Hauptstadt: Muisne)
  4. Quinindé (eingerichtet 1967, Hauptstadt: Rosa Zárate)
  5. San Lorenzo (eingerichtet 1978; Hauptstadt: San Lorenzo)
  6. Atacames (eingerichtet 1991; Hauptstadt: Atacames)
  7. Rioverde (eingerichtet 1996; Hauptstadt: Rioverde)
  8. La Concordia (eingerichtet 2007; Hauptstadt: La Concordia)

Mit der Provinz Santo Domingo de los Tsáchilas bzw. zuvor der Provinz Pichincha bestehen seit 50 Jahren Streitigkeiten um ein Grenzgebiet um La Concordia, das nach Forderungen der einen als Kanton der Provinz Esmeraldas angeschlossen, nach Forderungen der anderen bei Santo Domingo de los Colorados verbleiben soll. Anfang November 2007 wurde La Concordia vom Nationalkongress zum Kanton der Provinz Esmeraldas ernannt.[2] Nach dem Provinz-Einrichtungsgesetz der Provinz Santo Domingo (von Oktober 2007) soll jedoch ein Referendum über die Provinzzugehörigkeit entscheiden.

Anmerkungen

  1. INEC, Población total y tasa brutas de natalidad, mortalidad general, mortalidad infantil y materna según regiones y provincias de residencia habitual, año 2005, abgerufen am 13. Oktober 2007. Im Internet Archive.
  2. La Concordia ya es cantón, El Diario (Portoviejo), 1. November 2007.

Literatur

Oswaldo Rivera Villavicencio: Ecuador: Provincias y Capitales, Ed. Edigaralde, Quito, 2004, S. 95-105.


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