Es geschah am hellichten Tag

Es geschah am hellichten Tag
Filmdaten
Originaltitel Es geschah am hellichten Tag
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Produktionsland Deutschland, Schweiz
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1958
Länge 95 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Ladislao Vajda
Drehbuch Friedrich Dürrenmatt
Hans Jacoby
Ladislao Vajda
Produktion Lazar Wechsler
Musik Bruno Canfora
Kamera Heinrich Gärtner
Ernst Bolliger
Schnitt Hermann Haller
Besetzung

Es geschah am hellichten Tag ist ein schweizerisch-deutsch-spanischer Spielfilm aus dem Jahr 1958 von Ladislao Vajda nach einem Drehbuch, das Vajda, Hans Jacoby und Friedrich Dürrenmatt nach dessen Idee geschrieben haben. Dürrenmatt schrieb seinen Kriminalroman Das Versprechen im selben Jahr; dieser wurde aber erst veröffentlicht, nachdem der Film schon ins Kino gekommen war. Die Uraufführung fand am 4. Juli 1958 im Rahmen der achten Berlinale statt. Der Film wurde von der schweizerischen Praesens-Film AG in Zusammenarbeit mit der CCC-Film aus Berlin und der Chamartín SA aus Madrid produziert und an Originalschauplätzen in der Schweiz gedreht.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Filmplakat von Helmuth Ellgaard

Dr. Matthäi von der Zürcher Kantonspolizei soll in Jordanien die dortige Polizei ausbilden. Kurz vor seiner Abreise erhält er einen Anruf des Hausierers Jacquier. Dieser hat im Wald von Mägendorf (Drehort im Film: Bonstetten ZH), einem kleinen Nest nahe Zürich, die Leiche des kleinen Mädchens Gritli Moser gefunden. Matthäi fährt nach Mägendorf, nimmt den Hausierer mit, und dieser zeigt den Polizisten den Fundort. Matthäi geht zu Gritlis Eltern und verspricht der Mutter bei seiner Seligkeit, den Mörder Gritlis zu finden. Bei seinen Ermittlungen in der Volksschule zeigt ihm die Lehrerin ein seltsames Bild Gritlis, auf dem ein Riese, ein kleines Mädchen, mehrere Igel, ein Kasperle, ein Auto und ein seltsames Tier mit Hörnern zu sehen sind, doch erkennen die Polizisten zunächst nicht dessen Bedeutung.

Die Dorfbewohner jedoch halten Jacquier für den Mörder. Jacquier sei beobachtet worden; außerdem führe er Rasiermesser mit sich, wie eines für die Tat verwendet worden sein könnte. Leutnant Henzi, Matthäis Mitarbeiter und Nachfolger, schafft es in einem harten, mehrstündigen Verhör, Jacquier dazu zu bringen, die Tat zu gestehen. In der darauf folgenden Nacht erhängt sich der Hausierer in seiner Zelle. Matthäi aber glaubt nicht an Jacquiers Schuld. Zwei weitere Morde dieser Art waren vor längerer Zeit begangen worden, und er glaubt an einen Zusammenhang, möglicherweise handele es sich um einen Serientäter.

Am nächsten Tag will Matthäi nach Jordanien fliegen, erblickt aber eine Schulklasse und bekommt ein schlechtes Gewissen. Er steigt dennoch in das Flugzeug. Er sitzt neben einem Mann, der Schokotrüffel verspeist, die stark an kleine Igel erinnern. Er wittert eine neue Spur, entreißt dem Mann die Trüffel und steigt spontan mit den Trüffeln aus dem Flugzeug.

Matthäi bespricht sich mit dem Psychiater Professor Manz, einem alten Freund, und zeigt ihm die Zeichnung. Manz erklärt dem Polizisten, dass sich hinter dem von dem Mädchen Gezeichneten reale Ereignisse und Personen verbergen müssen. Der Psychiater glaubt, dass der Mörder einen Hass gegen Frauen habe und es sehr wahrscheinlich sei, dass dieser weitere Morde begehen wird. Ebenfalls vermutet er, dass der Mörder wohl keine Kinder habe, da er sonst zu solch einer Tat nicht fähig sei.

Matthäi untersucht die Orte, wo die beiden anderen Mädchen vor Jahren ermordet worden waren und erkennt an einer Linie, die er zieht, dass die Verbrechen alle unweit einer Landstraße ausgeführt wurden, einer Landstraße, die in den Kanton Graubünden führt. Graubünden trägt einen Steinbock im Wappen, und er assoziiert dieses mit dem „seltsamen Tier mit Hörnern“ von Gritli Mosers Bild. Sein Verdacht konzentriert sich jetzt auf große schwarze Autos, wie in Gritlis Zeichnung, mit Bündner Kennzeichen. Er vermutet, dass der Mörder öfters diese Straße mit dem Auto benutzt.

Er mietet von einem Italiener eine Tankstelle an der Landstraße von Chur nach Zürich und stellt eine junge Frau als Haushälterin ein, welche eine Tochter in Gritli Mosers Alter hat und ihr auch äußerlich ähnelt. Sein Plan ist es, die kleine Annemarie als Köder zu benutzen, um den wahren Mörder in eine Falle zu locken.

Parallel dazu zeigt der Film den großbürgerlich lebenden Geschäftsmann Schrott, der seiner herrischen Frau ausgeliefert ist.

Eines Tages fährt Schrott an der Tankstelle vorbei und sieht daneben die kleine Annemarie nahe der Landstraße spielen. Tage später lauert er ihr im Wald auf und zeigt ihr seine Kasperle-Puppe, so dass sie schnell Vertrauen zu ihm fasst. Sie muss ihm aber versprechen, nichts von der Begegnung zu erzählen, da er andernfalls nicht mehr zaubern kann.

Eines Tages kommt Annemarie verspätet von der Schule nach Hause. Matthäi findet bei ihr Schokoladentrüffel, die wie kleine Igel aussehen. Dann wird ihm klar, dass der „Riese mit den Igeln“, Gritli Mosers Mörder, sich bereits mit Annemarie getroffen hat. Nachdem Annemarie ihn anfangs anlügt, erzählt sie Matthäi dann doch von dem „Zauberer“, dem sie begegnet sei. Matthäi bereitet eine Falle vor, um den Gesuchten zu stellen und weitere Morde zu verhindern.

Tatsächlich taucht Schrott wieder mit seinem Wagen auf und sucht Annemarie im Wald. Als er die Puppe mit Annemaries Kleidern sieht, die er für die bereits tote Annemarie hält, aber von Matthäi in einer Erdmulde ausgelegt wurde, schreit er vor Schreck laut auf. Matthäi tritt nun aus seinem Versteck hinter einem Baum hervor und geht langsam auf Schrott zu. Dieser verliert die Nerven, greift zu seinem mitgebrachten Rasiermesser und eilt auf Matthäi zu, da er denkt, dieser habe Annemarie getötet. Matthäi weicht zurück, stolpert aber und Schrott stürzt sich auf ihn. Die von Matthäi vorher verständigten Kollegen der Polizei, die schon auf der Lauer lagen, können Schrott durch gezielte Schüsse davon abhalten, Matthäi weiter zu verletzen.

Matthäi ist nur leicht verletzt und hört die Stimme Annemaries, wie sie den Zauberer ruft. Er nimmt die Kasperle-Puppe von Schrott und läuft ihr im Wald entgegen, damit sie den angeschossenen Zauberer nicht sieht. Er zeigt ihr, dass er auch mit der Kasperle-Puppe zaubern kann und Annemarie denkt gar nicht mehr an den Zauberer. Annemaries Mutter kommt schließlich hinzu und ist glücklich zu sehen, dass ihrer Tochter nichts zugestoßen ist.

Entstehungsgeschichte

Im Mai 1957 erhielt Dürrenmatt vom Schweizer Filmproduzenten Lazar Wechsler den Auftrag, das Drehbuch für einen Kinofilm zu schreiben. Es sollte darin um Sexualverbrechen an Kindern gehen. Dürrenmatt nahm den Auftrag an und verfasste die Vorlage zum späteren Filmdrehbuch.

Die Dreharbeiten mussten immer wieder verschoben werden, zuletzt auf Februar 1958. Der Regisseur Wolfgang Staudte und der Hauptdarsteller Martin Held waren für diese Zeit schon besetzt. So wurden Ladislao Vajda und Heinz Rühmann verpflichtet, der zur Bedingung machte, dass Hans Jacoby am Drehbuch mitwirken sollte. Dürrenmatt war mit dem von Staudte vorgeschlagenen Filmtitel nicht einverstanden; seine eigenen Vorschläge Gott schlief am Vormittag und Schrott geht bummern wurden jedoch von den Geldgebern abgelehnt. Vom Film war er nicht besonders begeistert: „Man hätte ruhig frecher und burlesker sein dürfen. Rühmann ist mir zu bürgerlich, zu wenig von der Idee besessen.“ Auch gefiel es ihm nicht, dass der Mörder am Ende gefasst wird. Er fragte sich, ob so ein Fall denn überhaupt realitätsnah sei.

Aus diesem Grund schrieb er auf der Grundlage seines eigenen Filmskripts den Kriminalroman Das Versprechen, den er selbst als „Requiem auf den Kriminalroman“ bezeichnete, da er sich über die gängigen Regeln eines Krimis hinwegsetzt und eine völlig andere Richtung einschlägt. Während Kommissär Matthäi im Film mit seinen Ermittlungen Erfolg hat, verliert der Matthäi der Erzählung wegen seiner vergeblichen Suche nach dem Mörder den seelischen Halt.

Kritiken

  • „Bemerkenswert gediegene Gestaltung, vorzügliche Darsteller, hohe Spannung. Ein Schweizer Kriminalfilm, der nützliche Warnungen für Eltern und Erzieher enthält. Sehenswert.“6000 Filme. Kritische Notizen aus den Kinojahren 1945 bis 1958. Handbuch V der katholischen Filmkritik, 3. Auflage, Verlag Haus Altenberg, Düsseldorf 1963, S. 102
  • „[…] subtiler, atmosphärisch dichter Kriminalfall aus der Schweizer Provinz, mit Starbesetzung […]“ (Wertung: 3½ Sterne = außergewöhnlich)Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“ (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 206-207

Sonstiges

Drehorte und Requisiten

  • Die Gaststätte mit der Aufschrift „Graubünden“ liegt an der Tardisbrücke über den Rhein bei Landquart. Die im Film zu sehende Stahlbrücke wurde 2001 durch eine Neukonstruktion ersetzt.
  • Die „SOCAL-Tankstelle“ ist ein Bauernhof bei Trimmis (Deutsche Straße). Der Bauernhof wurde für die Dreharbeiten vom örtlichen Schreiner umgestaltet.
  • Die Szenen, in denen Matthäi auf Annemarie Heller trifft, wurden in Trimmis gedreht. Beim Gespräch mit dem Dorfkaufmann ist die Evangelisch-Reformierte Kirche im Hintergrund zu sehen. Auch der Dorfbrunnen, an dem Annemarie mit ihrer Puppe spielt, befindet sich dort.
  • Die Szenen, in denen Schrott im Wald auf Annemarie trifft, wurden im Fürstenwald bei Chur gedreht.
  • Das Haus, in dem Schrott wohnt, steht in Chur (Obere Plessurstrasse).
  • Die schwarze Limousine von Schrott, ein Buick Special Serie 40, wurde für die Filmarbeiten von einem Taxiunternehmen in Chur gemietet.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Es geschah am hellichten Tag im Lexikon des Internationalen Films

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