Erzurum

Erzurum
Erzurum
Wappen von Erzurum
Erzurum (Türkei)
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Basisdaten
Provinz (il): Erzurum
Koordinaten: 39° 55′ N, 41° 17′ O39.90972222222241.2755555555561950Koordinaten: 39° 54′ 35″ N, 41° 16′ 32″ O
Höhe: 1.950 m
Fläche: 1.340 km²
Einwohner: 367.250[1] (2010)
Bevölkerungsdichte: 274 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: (+90) 442
Postleitzahl: 25 000
Kfz-Kennzeichen: 25
Struktur und Verwaltung (Stand: 2011)
Bürgermeister: Ahmet Küçükler (AKP)
Webpräsenz:
Erzurum
Klimadiagramm (Erklärung)
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Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: World Meteorological Organisation
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Erzurum
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Max. Temperatur (°C) -3,9 -2,5 1,9 10,6 16,6 21,4 26,1 26,8 22,3 14,8 6,6 -1,0 Ø 11,6
Min. Temperatur (°C) -13,4 -12,3 -7,4 0,2 4,6 7,6 11,4 11,4 6,9 2,1 -3,3 -9,7 Ø -0,2
Niederschlag (mm) 23,1 27,5 35,8 52,2 72,5 49,9 28,7 17,9 25,4 45,8 35,1 23,0 Σ 436,9
Regentage (d) 11,5 11,3 12,5 13,4 15,8 11,1 6,5 4,8 5,1 9,4 9,8 11,2 Σ 122,4
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Erzurum (armenisch Arzen, kurdisch Erzîrom/Erzirom, in der örtlichen türkisch-aserbaidschanischen Mundart Erzürüm) ist mit etwa 367.250 Einwohnern die größte Stadt Ostanatoliens und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Erzurum. Sie liegt etwa 190 km östlich von Erzincan und 1300 km östlich von Istanbul auf einem Hochplateau 1950 Meter über dem Meer.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Blick auf Erzurum von der Burg. Links die Çifte Minare Medresesi

Die Umgebung von Erzurum gehörte in urartäischer Zeit vermutlich zu Diaueḫe [2].

Eine erste Siedlung namens Karin an der heutigen Stelle ist seit der Zeit der Artaxiden belegt. Am Anfang des 5. Jahrhunderts bauten die Byzantiner unter Kaiser Theodosius II. die Stadt zu einer Festung aus und gaben ihr den Namen Theodosiopolis. Theodosiopolis nahm eine wichtige Stellung an der östlichen Grenze des byzantinischen Reiches ein. Während des persisch-römischen Kriegs in den Jahren 421 bis 422 wurde Theodosiopolis von den Truppen des Sassanidenkönigs Bahram V. belagert. Die Stadt ging im Jahr 502 für kurze Zeit an die Perser verloren, wurde jedoch wieder zurückerobert. Theodosiopolis war Sitz eines Bischofs. Aus dem Bistum entstand das katholische Titularbistum Theodosiopolis in Armenia. Es gehörte der Provinz Armenia III an und wird auch als Theodosiapolitanus in Cappadocia bezeichnet. Es ist seit 1964 nicht mehr besetzt. Die Stadt ging im Zuge der arabischen Expansion im 10. Jahrhundert verloren, wurde gelegentlich wieder von den Byzantinern zurückerobert, bevor Theodosiopolis im 11. Jahrhundert an die Seldschuken fiel.

Erzurum gegen Ende des Ersten Weltkrieges.

In arabischen Quellen wird diese Stadt Qālīqalā oder Qālī genannt, nach dem antiken Qarin (auch armenisch Qarnoi Qalak). Die Seldschuken nannten sie Arzan al-Rûm, Arzan-i Rûm oder Arz-i Rûm. Arzan war eine nahegelegene Stadt, die durch den Einfall der Seldschuken zerstört wurde. Rûm sind die Rhomäer.

Die Stadt entwickelte sich unter byzantinischer und seldschukischer Herrschaft trotz des rauen Klimas (acht Monate Winter) und der großen Erdbebengefahr bis zum 15. Jahrhundert zu einer wichtigen Station der Seidenstraße von Persien zum Schwarzen Meer. Die Stadt war Zentrum der Saltukiden im 11. bis 13. Jahrhundert. Danach verlor die Stadt ihre Stellung durch die zunehmende Bedeutung der Handelsschifffahrt. Stadtmauern und Festungen aus dieser Zeit können noch heute besichtigt werden. 1515 wurde die Stadt in das Osmanische Reich eingegliedert.

Im 19. Jahrhundert wurde Erzurum mehrfach von den Russen besetzt. Vor dem Genozid im Jahre 1915 machten Armenier einen großen Teil der Bevölkerung der Stadt aus. Am 14. Juni 1915 begann die Deportation der armenischen Bevölkerung Erzurums.[3] Nach dem türkischen Unabhängigkeitskampf (bis 1922) fand 1923 in Erzurum im Gebäude des armenischen Sanasarian-Colleges[4] der 1. türkische Nationalkongress statt, der eine wichtige Rolle bei der Republikgründung unter Kemal Atatürk spielte.

Auch in den 1980er Jahren wurde Erzurum von weiteren Erdbeben erschüttert, bei denen tausende Tote gezählt wurden.

Heute ist Erzurum Provinzhauptstadt, mit der Atatürk-Universität (Atatürk Üniversitesi) Sitz einer Universität, Gouverneurssitz und ein Zentrum des Tourismus. Besonders für alle Arten des Wintersports bietet Erzurum und das sechs Kilometer entfernte Palandöken beste und sichere Schneequalität sowie viele gute Hotels.

Im Jahr 2010 werden die fünf Sprungschanzen des Kiremittepe Ski Jump fertiggestellt und im Jahr 2011 wird im türkischen Erzurum die Winter-Universiade abgehalten.

Architektur

Çifte Minare Medresesi

Die Architektur der Stadt macht in der Gesamtheit einen eher modernen Eindruck, da nach einem Erdbeben 1939 ein großer Teil neu gebaut werden musste. Trotzdem sind noch einige Beispiele der bewegten Vergangenheit von Erzurum vorhanden. So findet man Moscheen, Medresen und Türben, die im 12. und 13. Jahrhundert von den Seldschuken erbaut wurden, und etliche Bauwerke aus osmanischer Zeit.

Die vermutlich um 1260[5] oder um 1270[6] erbaute Çifte Minare Medresesi („Doppelminarett-Medrese“), auch Çifte Minareli oder Hatuniye Medresesi („Medrese der Frau/Prinzessin“) grenzte mit ihrer Ostseite an die ehemalige Stadtmauer. Das zentrale Spitzbogentor der im Stadtwappen symbolisierten Eingangsfassade an der Nordseite wird seitlich von zwei schlanken runden Minaretten überragt. An deren unterem Bereich, der rechteckig aus der Fassade vorkragt, ist jeweils in einer Rundbogennische ein gleichartiges Relief herausgearbeitet, das zu den bemerkenswertesten der islamischen Baukunst dieser Zeit gehört. Rechts vom Eingang ist das Motiv vollständig erhalten, das Relief auf der linken Seite blieb im oberen Bereich unvollendet. Zu sehen ist ein Lebensbaum, der aus einer wie eine Mondsichel gestalteten Vase emporragt. Die Vase wird von zwei Unterweltsdrachen getragen, die ihre Rachen zu beiden Seiten nach oben aufsperren. Die Zweige tragen Granatäpfel, die für Glück und Lebenskraft stehen und bis heute in der Liebeslyrik besungen werden. Die Vögel in den Zweigen blicken zur Außenwelt, sie sind die Seelen der noch ungeborenen Menschen. In der Baumkrone sitzt ein zweiköpfiger Adler, der in der zeitgenössischen Literatur als „Bote des Himmelsgottes“ und „Nächster seinem Thron“ auftaucht.[7] Das Motiv stammt aus vorislamischer Zeit und geht auf schamanistische Vorstellungen zurück.

Verkehr

Die Stadt besitzt einen Bahnanschluss und ist durch Fernstraßen verbunden. Ab dem Flughafen Erzurum werden einige innertürkische Ziele regelmäßig im Liniendienst direkt bedient.

Siehe auch

Bekannte Persönlichkeiten

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Türkisches Institut für Statistik, abgerufen 7. Juni 2011
  2. Kemalettin Köroğlu: The Northern Border of the Urartian Kingdom. In: Altan Çilingiroğlu/G. Darbyshire (Hrsg.): Anatolian Iron Ages 5, Proceedings of the 5th Anatolian Iron Ages Colloquium Van. 6.–10. August 2001. British Institute of Archaeology at Ankara Monograph 3 (Ankara 2005) 101.
  3. Raymond Kévorkian: Le Génocide des Arméniens, Odile Jacob, Paris 2006, Seite 358 f.
  4. Klaus Kreiser: Atatürk. Eine Biographie. Verlag C.H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-57671-3, S. 143.
  5. Volker Eid: Ost-Türkei. Völker und Kulturen zwischen Taurus und Ararat. DuMont, Köln 1990, S. 151, ISBN 3-7701-1455-8
  6. Jean-Paul Roux: Die seldschukischen Türken. In: Türkei. Archäologie – Kunst – Geschichte. Ernst Klett, Stuttgart 1990, S. 145
  7. Roux, S. 145

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