Ernst der Bekenner

Ernst der Bekenner
Herzog Ernst I. der Bekenner von Braunschweig-Lüneburg

Ernst I., Herzog zu Braunschweig-Lüneburg (* 27. Juni 1497 in Uelzen; † 11. Januar 1546) war von 1520 bis 1546 Fürst von Lüneburg. Wegen seiner konsequent reformatorischen Haltung und der Mitunterzeichnung des Augsburger Bekenntnisses erhielt er im 18. Jahrhundert den Ehrennamen Ernst der Bekenner.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ernst war der zweitgeborene Sohn Herzog Heinrichs des Mittleren. 1512 wurde er zum Studium an die Universität Wittenberg geschickt. Obwohl sein Fach nicht die Theologie war, hörte er vielleicht auch Vorlesungen Martin Luthers, dessen reformatorische Wende sich in diesen Jahren anbahnte.

Nach dem Studium trat Ernst in den Dienst des französischen Königs Franz I.. Als Kaiser Maximilian I. im Januar 1519 starb, bemühte sich Franz I. neben Karl I. von Spanien um die Nachfolge. Herzog Heinrich, Ernsts Vater, unterstützte die Partei Franz' I. Im Juni wurde Karl gewählt. Heinrich wurde mit der Reichsacht belegt und floh 1520 nach Frankreich.

Daraufhin übernahmen Ernst und sein älterer Bruder Otto in Celle gemeinsam die Regierung des Fürstentums Lüneburg. Otto, der sich mit den wirtschaftlichen Problemen des Landes überfordert fühlte, trat jedoch zurück und wurde mit der Herrschaft Harburg und einer Geldsumme abgefunden. Der jüngere Bruder Franz erhielt als Erbteil Ländereien, aus denen das neue Herzogtum Gifhorn entstand.

Zu den wichtigsten Herausforderungen für den nun allein regierenden Herzog Ernst gehörten die religiösen und politischen Fragen, die sich aus der Reformationsbewegung ergaben. 1525 bekannte sich Ernst öffentlich zur Lehre Luthers. 1526 trat er dem Torgauer Bund bei. 1527 begegnete er bei einer Fürstenhochzeit in Torgau Luther persönlich und beriet sich mit ihm über Fragen des Glaubens und der Neuordnung des Kirchenwesens.

Die kaiserlich-altgläubige Partei rief daraufhin Ernsts Vater Heinrich aus dem französischen Exil zurück, um Ernst zu verdrängen. Heinrich musste jedoch 1527 beim Landtag zu Scharnebeck endgültig auf den Thron verzichten. Nun ging Ernst konsequent an die Durchführung der Reformation in seinem Land, unterstützt von den Predigern der Residenzstadt, die für ihn ein theologisches Gutachten (Artikel) verfassten, und vom Landtag.

1529 gehörte Ernst zu den wichtigsten Unterzeichnern der Protestation zu Speyer gegen die Aufhebung des Reichstagsbeschlusses von 1526, der den Reichsständen in der Lutherfrage Freiheit zugestanden hatte.

Beim Augsburger Reichstag 1530 unterschrieb er das Augsburger Bekenntnis, die grundlegende Bekenntnisschrift der Lutheraner, und begegnete dem Theologen Urbanus Rhegius, den er für die weitere kirchliche Neuordnung seines Landes gewann und zum Generalsuperintendenten ernannte. Eine gedruckte Kirchenordnung für das Herzogtum erschien jedoch erst 1563.

Abbild von Ernst dem Bekenner am Hoppener Haus in Celle

Als sich 1531 wegen der Religionsfrage militärische Konflikte im Reich ankündigten, gewann Ernst die norddeutschen Städte für den Beitritt zum Schmalkaldischen Bund.

Ernsts konsequenter Einsatz für die lutherische Reformation hatte neben seiner offenkundigen persönlichen Überzeugung auch eine wirtschaftliche Seite. Durch die Einziehung des Klosterbesitzes gewann der Herzog bedeutende Ressourcen für die Sanierung der Staatsfinanzen. Die Klöster selbst wurden teilweise als adlige evangelische Stifte weitergeführt.

Ernsts Wahlspruch lautete Aliis servio, me ipsum contero: „Anderen diene ich, mich selber verzehre ich“.

Nachkommen

Aus seiner Ehe mit Sophie von Mecklenburg-Schwerin (1508-1541) hatte Ernst folgende Kinder:

  1. Franz Otto (1530-1559)
  2. Friedrich (1532-1553)
  3. Heinrich von Dannenberg (1533-1598)
  4. Margarete (1534-1596)
  5. Wilhelm der Jüngere (1535-1592)
  6. Ursula (1536-1538)
  7. Catherine (1537-1540)
  8. Elisabeth Ursula (1539-1586)
  9. Magdalene Sophie (1540-1586)
  10. Sophie (1541-1631)

Siehe auch

Literatur

Weblinks



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