Ernst Matthias von Köller

Ernst Matthias von Köller
Ernst Matthias von Köller

Ernst Matthias von Köller (* 8. Juli 1841 in Kantreck; † 11. Dezember 1928 in Stettin) war ein deutscher Politiker.

Leben

Köller war von 1868 bis 1887 Landrat des Kreises Cammin. Anschließend war er zwei Jahre Polizeipräsident von Frankfurt am Main. Dort legte er eine besonders rücksichtslose und despotische Art an den Tag, um die preußischen Interessen in dem ehemals freien Stadtstaat durchzusetzen. Zudem gehörte er von 1881 bis 1888 dem Reichstag an.

Köller wurde 1889 Unterstaatssekretär mit Verantwortlichkeit für das Innenressort im Ministerium für Elsaß-Lothringen, und 1894 preußischer Innenminister. Seine deutschkonservative Haltung brachte er auch in dieser Position zur Geltung, er stellte sich entschieden gegen liberale Politik und die Sozialdemokratie. So gehörte er zu den glühenden Befürwortern der sogenannten Umsturzvorlage, was er in einer Reichstagsrede vom 9. Mai 1895 deutlich machte. Die Vorlage, die massive Einschränkungen der Freiheitsrechte enthielt und insbesondere zu einem noch härteren Vorgehen gegen Sozialdemokraten geführt hätte, wurde letztlich abgelehnt.

Nachdem sein Dienst im preußischen Innenministerium schon 1895 ein Ende fand, war er von 1897 bis 1901 Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein. Diese Zeit sollte als Köller-Ära in die Geschichte des Landes eingehen. Köller strebte eine Germanisierung der Provinz an. Zahlreiche Dänen wurden ausgewiesen oder ergriffen von selbst die Flucht, ihre Versammlungshäuser schloss man. Eine Anordnung vom 20. Dezember 1898 forderte alle Eltern auf, ihre Kinder von dänischen Schulen zu nehmen, da ansonsten die dänischen Staatsbürger ihrer Gemeinden ausgewiesen werden würden. Die Sprachverordnung von 1888, die Deutsch zur alleinigen Unterrichtssprache Schleswig-Holsteins erklärte, wurde rigoros durchgesetzt. Selbst die Pfarrer sollten durch deutsch gesinnte Männer ersetzt werden, wozu es infolge Köllers Abtrittes allerdings nicht mehr kam. Letztlich war seiner Politik kein Erfolg beschieden, statt dessen stärkte sie den Zusammenhalt der dänischsprachigen Bevölkerung.

Als Staatssekretär im Ministerium für Elsaß-Lothringen leitete er danach bis 1908 erneut eine Region, die sich durch brisante Konflikte zwischen verschiedenen Volksgruppen auszeichnete. Auch hier war Köller nicht auf Zugeständnisse aus. Das Gesetz des Landesausschusses über das Vereins- und Versammlungsrecht vom 11. April 1905 musste auf seinen Protest hin korrigiert werden - Köller hatte sich an einer Regelung gestört, die den Mitgebrauch des Französischen im französischen Sprachgebiet gestattete.

Zuletzt erhielt er 1908 einen Sitz im Preußischen Herrenhaus, der ersten Kammer des preußischen Landtages. Sein älterer Bruder war der Abgeordnete der Konservativen Partei und Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses, Georg von Köller.

Schriften

  • Urkundenbuch des pommerschen Geschlechts v. Köller 1280-1900. Straßburger Neueste Nachrichten A.-G., Straßburg 1896-1911.
  • Stamm-Tafel des Geschlechts von Hindenburg. Aufgestellt auf Grund der Lehns-Acten und Hofgerichts-Acten im Kgl. Staats-Archiv zu Stettin. 1918.

Literatur

  • Kai Detlev Sievers: Die Köllerpolitik und ihr Echo in der deutschen Presse 1897 – 1901. Zugleich: Kiel, Phil. F., Diss. v. 22. Juli 1961. Kiel, 1961. VI, 227 gez. Bl. - Neumünster: Wachholtz, 1964, 181 S. (Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holstein; Band 47)

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