Ernst Epstein

Ernst Epstein
Haus Lerchenfelder Straße 54-56 (1910) von Ernst Epstein
Fa. Kapsch, Johann Hoffmann-Platz 9 (1912) von Ernst Epstein
Miethaus Längenfeldgasse 29 (1922) von Ernst Epstein
Ehemalige Strickwarenfabrik Glaser (1922/23) von Ernst Epstein
Gebäude der OMV (1928/29) von Ernst Epstein

Ernst Epstein (* 4. Jänner 1881 in Wien; † 21. Mai 1938 ebenda) war ein österreichischer Architekt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ernst Epstein war jüdischer Herkunft und Sohn des Besitzers einer „Gas- und Wasserleitungsanstalt“ Max Epstein und dessen Gattin Johanna Kantor. Er schloss die Staatsgewerbeschule 1900 mit der Matura ab, studierte dann aber nicht, sondern machte 1906, nach einigen Praxisjahren, die Baumeisterprüfung. Ab diesem Zeitpunkt war er selbständig und führte sein eigenes Baumeisterbüro mit großem Erfolg. An die 100 Gebäude wurden in Wien von ihm errichtet. 1903 trat Epstein aus der Israelitischen Religionsgemeinschaft aus. Während des Ersten Weltkrieges diente er in der Militärbauabteilung, zunächst ein Jahr in Lemberg, danach in Wien. 1924 heiratete Epstein Melanie Hügel, geb. König. Die Ehe blieb kinderlos. Der sehr vermögende Witwer beging 1938, kurz nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich Selbstmord mit Veronal, weil er Angst vor seiner Verhaftung hatte. Er hinterließ ein Vermögen von rund 800.000 Reichsmark, was ungefähr 3 Millionen Euro entspricht. Auf Anordnung der nationalsozialistischen Verwaltung wurde Epstein auf dem Wiener Zentralfriedhof, Israelitische Abteilung, beerdigt.

Bedeutung

Ernst Epstein war als Architekt in allen gängigen Baustilen zu Hause, die er mit großer Anpassungsfähigkeit den Kundenwünschen entsprechend einsetzte. Zu Beginn seiner Laufbahn errichtete er vorwiegend Wohn- und Geschäftshäuser in secessionistischem Stil, die wechselweise durch ältere Bauformen ergänzt wurden. Unter dem Einfluss von Adolf Loos versachlichten sich seine Bauten. In den 1920er Jahren erbaute Epstein zahlreiche Villen, die dem Repräsentationsbedürfnis ihrer Besitzer entgegenkamen. Am Wohnbauprogramm der Gemeinde Wien war Epstein nicht beteiligt, doch ist der Einfluss des „Wiener Gemeindebau-Stils“ ab dem Jahr 1928 nicht zu verkennen, als er vom Villenbau wieder zum Wohnhausbau zurückkehrte.

Epsteins Bauten, die sich durch solides bautechnisches Können auszeichnen und den funktionalen Erfordernissen entsprechen, sind harmonisch ausgewogen, haben repräsentativen Charakter und passen sich stets in die sie umgebende Architektur ein. Am bekanntesten wurde seine Beteiligung am Looshaus als Bauleiter, sowie die Errichtung des Verwaltungsgebäudes der Phönix-Versicherung auf dem Otto-Wagner-Platz 5 in Wien-Alsergrund.

Werke

Auswahl aus rund 100 Bauten in Wien:

  • Miethaus Römerhof, Sautergasse 43, Wien 16 (1906)
  • Wohn- und Geschäftshaus, Nordbahnstraße 16, Wien 2 (1908)
  • Miethaus Blaashof, Hardtgasse 27–29, Wien 19 (1909)
  • Wohnhaus, Krapfenwaldgasse 38, Wien 19 (um 1910)
  • Miethaus Lerchenfelder Straße 54–56, Wien 8 (1910)
  • Wohnhaus Paulanerhof, Wien 4 (1910–11)
  • Wohnhaus Schleifmühlgasse 5, Wien 4 (1910–11)
  • Industriebau Kapsch AG, Johann-Hoffmann-Platz 9, Wien 12 (1912)
  • Miethaus Reisnerstraße 40, Wien 3, Britische Botschaft (1913–14)
  • Miethaus Längenfeldgasse 29, Wien 12 (1922)
  • Villa Siegfried Kantor, Geyergasse 8, Wien 18 (1922-23)
  • Strickwarenfabrik Glaser, Flurschützstraße 25–35, Wien 12 (1922–23)
  • Büro- und Geschäftshaus Versicherungsgesellschaft Phönix, Otto-Wagner-Platz 5, Wien 9 (heute OMV) (1928–29)
  • Miethaus Meidlinger Hauptstraße 16–18, Wien 12 (1935)

Literatur

  • S. Alber: Architekt Ernst Epstein. Diplomarbeit. Universität Wien, 2000
  • Ernst Epstein 1881-1938. Der Bauleiter des Looshauses als Architekt. Ausstellungskatalog. ISBN 3854930658

Weblinks

Ernst Epstein. In: Architektenlexikon Wien 1880–1945. Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien. Wien 2007.


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