Ernst-Thälmann-Park

Ernst-Thälmann-Park
Briefmarke „750 Jahre Berlin“ mit dem Motiv des Ernst-Thälmann-Parks

Der Ernst-Thälmann-Park ist eine innerstädtische Parkanlage im Ortsteil Prenzlauer Berg (Bezirk Pankow von Berlin). Er hat eine Gesamtfläche von 25 ha, wovon 16 ha auf die reinen Park- und Grünflächen entfallen. Auf dem Gelände befand sich vormals eine städtische Gasanlage.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Kieze des Prenzlauer Bergs: Der Ernst-Thälmann-Park ist orange mit der Nummer 07 dargestellt.

Der Park wird im Westen durch die Prenzlauer Allee und im Osten durch die Greifswalder Straße begrenzt; die Nord-Süd-Ausdehnung reicht von der S-Bahn-Trasse (Ringbahn) bis zur Danziger Straße. Benachbarte Wohnquartiere sind das Gebiet Ostseeplatz/Grellstraße im Norden, die Grüne Stadt um den Anton-Saefkow-Park im Osten, das Winsviertel im Süden und der Helmholtzkiez im Westen.

Öffentliche Anbindung

Den Park erreicht man am besten durch die S-Bahn (Ringbahn) über die Bahnhöfe Prenzlauer Allee bzw. Greifswalder Straße oder mittels Straßenbahn über die Strecken M2, M4 bzw. M10.

Geschichte

Auf dem Gelände des heutigen Ernst-Thälmann-Parkes befand sich von 1874 bis 1981 die IV. Berliner Gasanstalt; eines von 33 Berliner Gaswerken. Das hier durch Steinkohlendestillation hergestellte Leuchtgas wurde zunächst für die Berliner Gaslaternen genutzt. Mit der Zunahme des Gasbedarfs in Gewerbe- und Wohneinheiten stellte das Werk ab 1908 auch Wassergas (eine Mischung aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff), ab 1913 Generatorgas (Herstellung durch unvollständige Verbrennung von Koks) und ab 1915 auch Benzol her. Die bei der Gaserzeugung anfallenden Nebenprodukte wie Cyanide, Phenole, Schwefelwasserstoff, Teer, Naphthalin und Ammoniak stellten später ein erhebliches Umweltproblem für den Park und deren Anwohner dar. Nach Einstellung der Gasproduktion im Jahr 1982 wurde das Gaswerk abgerissen und der letzte Gasometer am 28. Juli 1984 gesprengt.

Das Zeiss-Großplanetarium in der Prenzlauer Allee

Die Umgestaltung zum „bewohnten Park“ mit Wohn- und Einkaufsmöglichkeiten war bislang einzigartig und sollte ein Prestigeobjekt der DDR zur 750-Jahr-Feier Berlins im Jahr 1987 darstellen. In nur drei Jahren wurden unter Leitung des Architekten Erhardt Gißke von 1983 bis 1986 1332 Wohnungen für 4000 Bewohner und das Planetarium gebaut, pro Bewohner ein Baum gepflanzt, Parkflächen, eine Denkmalanlage und ein künstlicher Teich angelegt. Die Anlage wurde zum 100. Geburtstag von Ernst Thälmann am 16. April 1986 eingeweiht.

Anfang der 1990er Jahre beklagten sich Anwohner über Geruchsbelästigungen. Obwohl der Boden nach Abriss des Gaswerkes ausgetauscht wurde, blieben Altlasten zurück. Eine Messung des Grundwassers ergab eine Belastung durch Cyanide und Phenole. Zudem wurden beim Abriss der Anlagen Teerbehälter im Boden belassen. Diese wurden umgehend entsorgt und mehrfach Bodensanierungen vorgenommen. 2004 wurde eine biologische Reinigungsanlage in Betrieb genommen, die sich im östlichen Teil des Parkes befindet. Die Anlage pumpt aus 30 Meter Tiefe pro Stunde 15 Kubikmeter Grundwasser in einen Behälter, in dem zunächst feste Stoffe abgeschieden werden. In einer zweiten Stufe läuft das mit Sauerstoff angereicherte Wasser über zwei Kiesfilter und wird anschließend in 4 Bioreaktoren gepumpt. Die darin befindlichen Mikroorganismen bauen organische Schadstoffe ab, als Endprodukt verbleiben Kohlendioxid und Wasser. Das so gereinigte Wasser wird durch die Anlage wieder in die Erde gepumpt. [1]

1997 sprach sich eine Mehrheit der Bewohner bei einer Umfrage des Bezirksamtes Prenzlauer Berg für eine Beibehaltung des Namens Ernst-Thälmann-Park aus.

Gebäude und Denkmäler

Der Park wurde von Beginn an als Symbiose zwischen Wohnen, kulturellen Einrichtungen und Natur geplant und angelegt. Neben den Plattenbauten an der Greifswalder Straße befinden sich im Park eine Schule, soziale Einrichtungen, eine Schwimmhalle, mehrere Gaststätten und das 1987 eingeweihte Zeiss-Großplanetarium an der Prenzlauer Allee. Die bunten Mosaikfiguren auf dem Sternenspielplatz hinter dem Planetarium wurden von der Künstlerin Steffi Bluhm zusammen mit Kindern im Rahmen eines Wettbewerbes der Kinderzeitschrift FRÖSI entwickelt. Im Gebäude des Theater unterm Dach an der Danziger Straße hatte die Verwaltung des Gaswerkes ihren Sitz. Es beherbergt heute neben dem Theater das Kulturamt und eine Galerie. In dem angebauten Veranstaltungshaus WABE finden Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen statt. Vor dem Eingang der Wabe steht die Figur Junge aus der Marienburger Straße der Bildhauerin Sabina Grzimek.

Vor dem Planetarium wurde 1996 die Skulptur Sportler der Bildhauerin Margret Middell platziert. Nicht weit davon entfernt steht die „Sonnenuhr“ des Bildhauers Joachim Liebscher. Im Garten der Gaststätte „Zur alten Gaslaterne“ findet man die Figurengruppe Berliner Typen des Künstlers Johannes Harbort. An der Greifswalder Straße steht das 14 Meter hohe und 15 Meter breite Ernst-Thälmann-Denkmal für den Namensgeber des Parks, Ernst Thälmann. Das 1981 bis 1986 geschaffene Werk des sowjetischen Bildhauers Lew Jefimowitsch Kerbel stellte für viele Künstler der DDR ein Ärgernis dar, da es in der DDR genug renommierte und international anerkannte Bildhauer für einen solchen Auftrag gegeben hätte und zudem ein lang geplantes Ernst-Thälmann-Denkmal der Bildhauerin Ruthild Hahne nie zur Ausführung gelangte.

Einzelnachweise

  1. Berliner Senatsseite Beispiele - Sanierung außerhalb der Freistellungsverfahren

Literatur

Fotogalerie Berlin (Hrsg.): Eberhard Klöppel. Vom Gaswerk zum Ernst-Thälmann-Park. Ausstellung vom 15.1. bis 28.2. 1988. Berlin, 1988. 47 S., 8°, OKart.,

Weblinks

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