Ernestinenschule

Ernestinenschule
Ernestinenschule
um 1905
Ernestinenschule um 1905
Schulform Gymnasium
Ort Lübeck
Land Schleswig-Holstein
Staat Deutschland
Koordinaten 53° 52′ 19″ N, 10° 41′ 19″ O53.87194444444410.688611111111Koordinaten: 53° 52′ 19″ N, 10° 41′ 19″ O
Schüler etwa 770
Lehrer etwa 56
Website www.ernestinenschule.de
Die Ernestinenschule vom Koberg aus gesehen
Eingang in der Kleinen Burgstraße

Die Ernestinenschule zu Lübeck ist ein Gymnasium in der Lübecker Altstadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Schule wurde am 20. März 1804 als Lehranstalt für Töchter („die weibliche Jugend, das weibliche Geschlecht“) der „mittleren Bürgerklasse“ durch den Prediger H. F. Behn und drei weitere „angesehene Bürger“, darunter der namensgebende Stifter Ernst Hermann Kurtzhals, gegründet. Am 3. Juli begann sie mit dem Unterricht. Von 1804 bis 1900 war die Schule eine privat betriebene Einrichtung, die seit 1830 den Namen „Ernestinenschule“ trägt.[1] Im April 1900 ging die zehnklassige Höhere Mädchenschule an den Staat Freie und Hansestadt Lübeck über und erhielt vier Jahre später durch den Baudirektor Johannes Baltzer das repräsentative Gebäude in der Kleinen Burgstraße 24–26, das die Stadt Lübeck noch heute besitzt und betreibt. 1902 wurde der Schule ein staatliches Seminar für Lehrerinnen an mittleren und höheren Mädchenschulen angegliedert. Bis dahin hatten Lübecker Lehrerinnen ihre Ausbildung am Roquetteschen privaten Lehrerinnenseminar erhalten. 1919 wurde das Seminar an der Ernestinenschule aufgelöst und eine realgymnasiale Studienanstalt eingerichtet. Seit 1981/1982 die Koedukation eingeführt wurde, trägt sie die Bezeichnung Gymnasium für Mädchen und Jungen der Hansestadt Lübeck. Hinter Treppengiebeln der Renaissance von Brauhäusern aus dem 16. Jahrhundert (zuletzt genutzt bis 1972 durch die Brauerei Hans Wilcken) entstand 1981 im Rahmen der Altstadtsanierung mit Städtebauförderungsmitteln der Turnhallenneubau der Ernestinenschule auf den Grundstücken Engelswisch 15-21 als Voraussetzung der Koedukation.

Heute besuchen etwa 790 Mädchen und Jungen das Gymnasium in der Lübecker Altstadt; 56 Lehrkräfte unterrichten sie. Der benachbarte denkmalgeschützte backsteingotische Kranen-Konvent soll zur neuen Mensa der Schule hergerichtet werden.

Mit ihrem Afrika-Projekt von Eva Bisous unterstützt die Schule das Waisenhaus von Katrin Rohde in Burkina Faso.

Bekannte Lehrer

Absolventinnen und Absolventen

  • Esther Adler, verheiratete Carlebach (1853–1920), Rabbiner-Ehefrau, Schriftstellerin, Mutter von zwölf Kindern
  • Anna Dräger-Mühlenpfordt (1887–1984), Malerin, verheiratet mit Carl Mühlenpfordt[3]
  • Luise Klinsmann (1896–1964), Politikerin, erste Senatorin Lübecks[4]
  • Charlotte Landau geborene Mühsam (1881–1972), Bürgerschaftsabgeordnete (1919–1921) der DDP, Frauenrechtlerin[5]
  • Emma Grünfeldt (* 8. September 1880 in Wismar, am 6. Dezember 1941 deportiert ins Konzentrationslager Jungfernhof bei Riga), Lehrerin an der späteren Kahlhorstschule[6]
  • Luise Reuter, geb Kuntze (1817–1894), 1834/35 Schülerin der Ernestinenschule, später Ehefrau von Fritz Reuter
  • Amélie Roquette (* 25. Januar 1844; † 6. Juli 1918), 1877 Gründerin des Roquetteschen privaten Lehrerinnenseminars zusammen mit ihrer Schwester Clara
  • Clara Roquette (* 18. Januar 1836; † unbekannt), 1871 Gründerin einer Töchterschule in der Burgstraße 611 (jetzt 25), 1877 Gründerin eines Lehrerinnenseminars mit der Schwester Amélie
  • Pauline Roquette (* 25. Dezember 1828; † unbekannt), Lehrerin an der Töchterschule ihrer Schwestern[7]
  • Gabriele Schopenhauer (* 1951), Lehrerin, Stadtpräsidentin von Lübeck
  • Isa Vermehren (* 1918), Kabarettistin, Schauspielerin, Ordensschwester (1933 von der Schule verwiesen)

Literatur

  • Heinrich Christian Zietz: Ansichten der freien Hansestadt Lübeck und ihrer Umgebungen. Mit 16 Kupferstichen. Friedrich Wilmans, Frankfurt am Main 1822 (Nachdruck Lübeck 1978), S. 285 ff.
  • 150 Jahre Ernestinenschule zu Lübeck. Lübeck 1954
  • Ernestinenschule zu Lübeck. Lübeck 1970
  • 175 Jahre Ernestinenschule zu Lübeck. hg. v. Rolf Saltzwedel. Lübeck 1979
  • Peter Guttkuhn: Lübecks Mädchengymnasium feiert: 175 Jahre Ernestinenschule zu Lübeck. In: Vaterstädtische Blätter, 30. Jg. (1979), Seite 39.
  • Peter Guttkuhn: Die Lübecker Geschwister Grünfeldt. Vom Leben, Leiden und Sterben "nichtarischer" Christinnen. Lübeck 2001, ISBN 978-3-7950-0772-0.
  • 200 Jahre Ernestinenschule. Von der Lehranstalt für Töchter zum Gymnasium für Mädchen und Jungen. Lübeck 2004, ISBN 3-00-013239-2.
  • Peter Guttkuhn: Eine Lehranstalt für die 'mittlere Bürgerklasse'. Ernestinenschule feiert 200-jähriges Bestehen ab 1. Juni mit einer Festwoche. In: Lübeckische Blätter, 2004, Seite 313-316.
  • Christine Lipp: Frauen in der Lübecker Geschichte. Frauenbüro der Hansestadt Lübeck (Hrsg.), Lübeck 2005

Weblinks

Fußnoten und Einzelnachweise

  1. Um 1820 hatte Lübeck neben den öffentlichen Schulen 50 Privat-Institute, davon wurden 44 Schulen von Frauen geleitet. Die bekannteste Schulleiterin der Zeit war Margaretha Elisabeth Jenisch. Die Gesamtschülerzahl in Lübeck belief sich auf 4.000 (Ohne die Schüler des Gymnasiums Katharineum). Nach Zietz, aaO., S. 286.
  2. Lipp, Seiten 28–29
  3. Lipp, Seiten 46–47
  4. Lipp, Seiten 52–53
  5. Charlotte Landau war die Tochter des Apothekers Siegfried Mühsam und seiner Frau Rosalie. Ihr Vater gehörte der Bürgerschaft von 1887 bis 1915 an. 1919 wurde seine Tochter Charlotte in die Bürgerschaft gewählt. Sie war seit 1926 Mitglied der Oberschulbehörde (Unterrichtswesen), des Jugendamtes Lübeck (Jüdischer Bezirk) und 1928 Mitglied des Gesundheitsrats in Lübeck. Ihr Bruder war Erich Mühsam. Quelle: Albrecht Schreiber: Wegweiser durch die Geschichte der Juden in Moisling und Lübeck Lübecker Nachrichten GmbH, Lübeck 1984, Seiten 67 und 68
  6. Lipp, Seiten 42–43
  7. Lipp, Seiten 24–25

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