Erlanger Poetenfest

Erlanger Poetenfest

Das Erlanger Poetenfest ist ein deutsches Literaturfest, das seit 1980 jährlich in Erlangen stattfindet. Sein traditioneller Termin ist das letzte August-Wochenende; seit einigen Jahren erstreckt sich das Fest auf vier Tage (von Donnerstag bis Sonntag). Zentrum der Veranstaltungen war in den ersten Jahren der Erlanger Burgberggarten, seit Anfang der 1990er Jahre ist es der Schlossgarten. Mittlerweile hat sich die durchschnittliche Gesamt-Besucherzahl bei stabilen 10.000 eingependelt.

Inhaltsverzeichnis

Konzeption

Das Poetenfest ist im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse positioniert und dient als Treffpunkt für Autoren, Publizisten und Kritiker, vor allem jedoch deren Kontakt mit dem Lesepublikum. Im Rahmen von Lesungen und Podiumsdiskussionen werden Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt vorgestellt. Im Kalender des deutschen Literaturbetriebs gilt das Poetenfest als „Auftakt zum Bücherherbst“. Vorgestellt werden oft auch Texte, die noch nicht gedruckt oder ausgeliefert sind und dem allgemeinen Publikum erst Wochen später zur Frankfurter Buchmesse vorliegen werden.

Geschichte

Das Poetenfest wurde durch den Leiter des Erlanger Kulturamts, Karl Manfred Fischer, konzipiert und fand unter seiner Leitung erstmals 1980 statt. Der Veranstaltungsort im Burgberggarten erwies sich für die steigenden Zuschauerzahlen bald als zu klein, das Ausweichquartier im Kulturzentrum E-Werk lag etwa einen Kilometer entfernt. Im Jahr 1992 fiel das Poetenfest aus, weil die Stadt Erlangen die notwendigen Mittel nicht aufbringen konnte. Seit 1993 ist der Schlossgarten Schauplatz der Revue der Neuerscheinungen, von dort kann bei schlechtem Wetter in den nahen Redoutensaal des Markgrafentheaters ausgewichen werden. Für weitere Veranstaltungen und Ausstellungen stehen auch Räume im Schloss und seiner Orangerie zur Verfügung. Bis zu seiner Pensionierung 2002 blieb Karl Manfred Fischer Festivalleiter, seit 2003 organisiert Bodo Birk das Erlanger Poetenfest.

Ablauf

Jedes Poetenfest besteht aus rund 100 Einzelveranstaltungen, die auf einem Raum von etwa einem Quadratkilometer stattfinden und sich oft überschneiden. Zum Auftakt am Donnerstag findet eine Abendveranstaltung mit einem prominenten Literaten statt. Am Freitag tagt die Übersetzerwerkstatt, in der sich eine größere Runde prominenter Literaturübersetzer vor Publikum über aktuelle Projekte austauscht. Bisher zu Gast waren unter anderen Franz Josef Czernin, Ulrike Draesner, Burkhart Kroeber, Oskar Pastior und Friedhelm Rathjen. Diese Veranstaltung, die ein Ableger der „Wolfenbütteler Übersetzergespräche“ ist, wird vom Institut für Romanistik der Erlanger Universität ausgerichtet.

Lesemarathon im Schlossgarten

Am Samstag und Sonntag findet im Schlossgarten – bei Regen im angrenzenden Redoutensaal – die publikumsträchtigste (und keinen Eintritt kostende) Kernveranstaltung statt: die Revue der Neuerscheinungen, auch Lesemarathon genannt. Jeweils ein Dutzend Autoren lesen auf derselben Bühne nacheinander je eine halbe Stunde lang aus neuen Texten. Nach seiner Einzellesung begibt sich jeder Autor auf eine Nebenbühne, wo er – während auf dem Hauptpodium bereits der nächste liest – von einem Moderator interviewt wird. Seit einigen Jahren findet parallel hierzu ein Kinder-Podium statt, auf dem Kinderbuchautoren lesen.

Georg Klein im Interview mit Verena Auffermann auf dem Nebenpodium 1 beim Poetenfest 2010

Tradition ist, dass unter den Revue-Autoren immer auch der Hauptgewinner oder die Hauptgewinnerin des jeweils letzten Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs liest.

Der Freitag-, Samstag- und Sonntagabend sind Autorenporträts vorbehalten, die im benachbarten historischen Markgrafentheater stattfinden. Ein deutscher und zwei internationale Star-Autoren werden dabei von einem Moderator zu ihrem Leben und Werk befragt. Deutschsprachige Gäste waren bisher (unter vielen anderen) bereits H. C. Artmann, Hilde Domin, Günter Kunert, Friederike Mayröcker, Peter Rühmkorf und Wolf Wondratschek. Auf dem Podium International traten unter anderem Per Olov Enquist, Amos Oz, Ljudmila Ulizkaja und Leon de Winter auf.

Seit 2002 gibt es am Freitagabend ein literarisches Nachtprogramm – die Lange Nacht –, das ein junges, event-orientiertes Publikum ansprechen soll.

Am Sonntag finden überdies Podiumsdiskussionen statt, in denen über den Literaturbetrieb hinaus aktuelle gesellschaftliche Fragen verhandelt werden. Flankiert werden die Gesprächsveranstaltungen von Ausstellungen zu Kunst und Literatur, die in der Städtischen Galerie stattfinden.

Moderiert wurden und werden die Lesungen, Podien und Diskussionsrunden von Kritikern aus Radio und Presse, die auch an der Auswahl der literarischen Gäste beteiligt sind. Es waren beziehungsweise sind dies unter anderem Maike Albath, Verena Auffermann, Michael Braun, Sigrid Löffler, Martin Lüdke, Wilfried F. Schoeller, Hajo Steinert, Florian Felix Weyh und Hubert Winkels.

Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung

Im Jahre 2005 wurde auf dem Poetenfest erstmals ein eigener Preis vergeben: der Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung. Der Preis würdigt poetologische Leistungen auf dem Gebiet der literarischen Übersetzung und wird alle zwei Jahre verliehen. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und ging 2005 an Felix Philipp Ingold, 2007 an Georges-Arthur Goldschmidt, 2009 an Barbara Köhler und Ulf Stolterfoht und 2011 an Elke Erb.[1]

Einzelnachweise

  1. Erlanger Literaturpreis an Elke Erb

Literatur

  • Dirk Kruse: Picknick mit Poeten. Ein Streifzug über das 25. Erlanger Poetenfest 2005. CD-Rom, Edition Spielbein 2005, ISBN 3-938903-02-3

Weblinks

 Commons: Erlanger Poetenfest – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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