Erich Hermann Bauer

Erich Hermann Bauer

Erich Hermann Bauer (* 26. März 1900 in Berlin; † 4. Februar 1980 ebenda) war ein deutscher Kriegsverbrecher, der im Vernichtungslager Sobibor von 1942 bis 1943 an der Vergasung tausender Häftlinge beteiligt war und 1950 zum Tode verurteilt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bauer wurde 1900 als Sohn eines Tapezierers und Dekorateurs in Berlin geboren. Nach der Volksschule begann er eine Ausbildung als Dreher. Seine Gesellenprüfung legte er jedoch nicht ab, da er inzwischen zum Kriegsdienst eingezogen worden war. Bis September 1918 kämpfte er als Soldat in Frankreich und geriet dann in französische Gefangenschaft, aus der er Anfang 1920 entlassen wurde. Danach war er zunächst als ungelernter Arbeiter tätig. Nach einer entsprechenden Ausbildung arbeitete er ab 1923 als Kraftfahrer. Ab 1933 war er als Straßenbahnschaffner bei den Berliner Verkehrsbetrieben angestellt. Im gleichen Jahr trat er der SA bei und hatte dort den Rang eines Scharführers inne. Wenig später wurde er in die NSDAP aufgenommen.

Nach dem Anfang des Zweiten Weltkrieges wurde Bauer zunächst als Kraftfahrer bei der „Aktion T4“ eingesetzt. Nach dem Abbruch der Aktion T4 wurde er Anfang 1942 der Polizei als Oberwachtmeister zugeteilt und nach Lublin im deutsch besetzten Polen abkommandiert. Wenige Tage später kam er zu jenem SS-Kommando, dem das Vernichtungslager Sobibor der „Aktion Reinhard“ unterstand. Dort erhielt er den Dienstgrad eines Oberscharführers. Bauer war unmittelbar an der Vergasung tausender Häftlinge beteiligt. Er kämpfte aktiv mit seiner Waffe gegen die Häftlinge während des Aufstands von Sobibór am 14. Oktober 1943.

Nach Auflösung des Lagers Sobibór im Dezember 1943 kam Bauer zu seiner Polizeieinheit nach Lublin zurück und wurde dann zur „Sonderabteilung Einsatz R“ nach Triest abkommandiert, wo er als Kraftfahrer tätig war. Bei Kriegsende geriet er in Kärnten in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde. Vor der Entnazifizierungskommission verschwieg er seine Tätigkeit im Lager Sobibór, so dass er zunächst als unbelastet eingestuft wurde. Er wurde jedoch von dem ehemaligen Lagerinsassen Samuel Lerer und Estera Raab wiedererkannt.[1] Lerer war nach einem Aufstand aus dem Lager geflohen und bei Kriegsende nach Berlin gekommen. Im August 1949 wurde Bauer verhaftet.

Am 8. Mai 1950 verurteilte das Berliner Landgericht Bauer wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode. Die Urteilsbegründung hob Bauers besondere Brutalität hervor. So heißt es: „In diesem Lager übte der Angeklagte sein Schreckensregiment aus und unterließ nichts, um die Häftlinge noch schlimmer zu quälen als es seine übrigen Kameraden schon taten.“ Das Urteil wurde auf Grundlage des Kontrollratsgesetzes Nr. 10 gesprochen. Zwar war die Todesstrafe in der Bundesrepublik Deutschland mit Inkrafttreten des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 abgeschafft worden, West-Berlin gehörte bis 1990 formal jedoch nicht zum Geltungsbereich des Grundgesetzes. In West-Berlin wurde die Todesstrafe erst am 20. Januar 1951 per Gesetz abgeschafft. 1971 wurde das Urteil offiziell in eine lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt. Bauer starb 1980 in der Justizvollzugsanstalt Tegel.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Schelvis: Vernichtungslager Sobibor. S. 279

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Erich Fuchs (SS-Mitglied) — Erich Fuchs (* 9. April 1902 in Berlin; † 25. Juli 1980 in Koblenz) war ein deutscher SS Scharführer und an der „Aktion T4“ beteiligt sowie im Rahmen der „Aktion Reinhardt“ mit der Installation der Vergasungsanlagen beauftragt. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Erich Bauer — ist der Name folgender Personen: Erich Bauer (Historiker) (1890–1970), Jurist und Studentenhistoriker Erich Hermann Bauer (1900–1980), deutscher Kriegsverbrecher Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung m …   Deutsch Wikipedia

  • Erich Lachmann — Erich Gustav Wili Lachmann (* 6. November 1909 in Liegnitz; † 23. Januar 1972 in Wegscheid) war ein deutscher SS Scharführer und an der „Aktion Reinhardt“ im Vernichtungslager Sobibor beteiligt. Lachmann wurde im Sobibor Prozess… …   Deutsch Wikipedia

  • Bauer (Familienname) — Herkunft Der Familienname Bauer ist abgeleitet vom Beruf des Bauern. Zusammensetzungen Es gibt zahlreiche Zusammensetzungen wie Bergbauer, Neugebauer, Steinbauer sowie Schmidbauer und Beckerbauer für Bauern, die gleichzeitig als Schmied bzw.… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Graf — Naissance 12 octobre 1912 Engen Décès 4 novembre 1988 Rastatt Origine   …   Wikipédia en Français

  • Erich von Manstein — en 1938 Naissance 24 novembre 1887 …   Wikipédia en Français

  • Erich von Manstein — Generalfeldmarschall Erich von Manstein …   Wikipedia

  • Erich Bärenfänger — Naissance 12 janvier 1915 Menden Décès Suicide le 2 mai 1945 (à 30 ans) Berlin Mort au combat Origine Allemand Allégeance …   Wikipédia en Français

  • Hermann-Bernhard Ramcke — (à gauche) et Kurt Student …   Wikipédia en Français

  • Hermann Balck — Naissance 7 décembre 1893 Dantzig Décès 29  …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”