Erich Eliskases

Erich Eliskases

Erich Gottlieb Eliskases (* 15. Februar 1913 in Innsbruck; † 2. Februar 1997 in Córdoba/Argentinien) war ein österreichisch-argentinischer Schachmeister.

Leben

Der Vater von Erich Eliskases war Schneidermeister, die Familie ladinischer Herkunft. Nach der Schulausbildung studierte Eliskases zunächst an der Hochschule für Welthandel in Wien, brach sein Studium aber zugunsten des professionellen Schachspielens ab.

Schach hatte er im Alter von 12 Jahren erlernt. 1926 trat er dem kurz zuvor gegründeten Verein Innsbrucker Schachgesellschaft bei und lernte viel von dessen Präsidenten, dem Tiroler Meisterspieler Carl Wagner. 1928 wurde er Tiroler Meister. Durch seine Erfolge in den Klubturnieren qualifizierte er sich für die Meisterschaft der Österreichischen Schachföderation 1929, die er mit 6,5 aus 9 Punkten zusammen mit Esra Glass geteilt gewann. Die Wiener Schachzeitung schrieb damals: Besonders bemerkenswert ist der Erfolg des 16jährigen Tiroler Landesmeisters Eliskases, der eine gesunde Spielauffassung und reifes Können bewiesen hat. Man wird sich seinen Namen gut merken müssen, denn von ihm sind bei seiner Jugend noch große Taten zu erwarten.[1] Ein Jahr später, 1930, vertrat Eliskases Österreich bei der Schacholympiade in Hamburg und erzielte ein hervorragendes Ergebnis (+8, -1, = 6). Im Herbst 1931 zog er nach Wien um, wo er an der Exportakademie studierte, nachdem er zuvor das Studium an der Innsbrucker Wirtschaftsakademie abgeschlossen hatte, wo er dem Schachklub Hietzing beitrat und das jährliche Klubturnier gewann. Im Oktober 1932 besiegte er Rudolf Spielmann in einem Wettkampf mit 5,5-4,5 (+3, -2, =5) und im Januar 1933 gewann er ein Schachturnier in Wien mit 10,5 aus 13 Punkten vor Ernst Grünfeld. Während der 1930er Jahre entwickelte er sich zu einem der besten Spieler der Welt und nahm an jedem wichtigen Turnier teil. Seine erfolgreichste Phase brach Ende der 30er an, als er in Zürich und Swinemünde 1936 sowie in Noordwijk 1938 (vor Paul Keres und Max Euwe), Mailand 1939 und Bad Harzburg 1939 siegte. Dazwischen sekundierte er 1937 Aljechin im WM-Kampf gegen Euwe.

Nach dem Anschluss Österreichs gewann er 1938 und 1939 die Meisterschaften des Großdeutschen Schachbundes. In einem 1939 organisierten Wettkampf gegen Efim Bogoljubow siegte er mit 11,5-8,5 (+6, -3, =11).

Bei der inoffiziellen Schacholympiade 1936 in München spielte er am Spitzenbrett für Österreich. Er war Mitglied der Großdeutschen Mannschaft bei der Schacholympiade 1939 in Buenos Aires, als während des Turniers der Zweite Weltkrieg ausbrach. Nachdem sie die deutsche Mannschaft zum Sieg bei der Olympiade geführt hatten, kehrten er und seine Mannschaftskameraden Ludwig Engels, Paul Michel, Albert Becker und Heinrich Reinhardt nicht mehr nach Europa zurück, sondern begannen ein neues Leben in Südamerika. In der Folge spielte er noch viermal bei Schacholympiaden für Argentinien.

In den 1940er-Jahren, überschattet von Existenzsorgen, die ihn wieder in bürgerliche Berufe zwangen, konnte Eliskases nicht mehr an seine früheren schachlichen Erfolge anknüpfen. Er gewann noch 1948 in Mar del Plata (vor Ståhlberg und Najdorf). 1950 erhielt er von der FIDE den Titel Internationaler Meister, 1951 ließ er sich in Córdoba nieder und konnte sich für das Interzonenturnier 1952 in Stockholm-Saltsjöbaden qualifizieren. Sein 10. Platz bei 21 Teilnehmern machte aber deutlich, dass seine beste Zeit vorüber war. Die FIDE verlieh ihm im gleichen Jahr den Großmeistertitel.[2]

Am 18. Mai 1954 heiratete er in Córdoba die Argentinierin Maria Esther Almedo. Mit ihr hatte er einen Sohn, Carlos Enrico.

Sporadisch nahm er noch bis in die 1970er-Jahre an Turnieren teil. 1997 starb er in seiner Wahlheimat. Ein von ihm 1941 verfasstes Buch erschien 2000 unter dem Titel Stellungsspiel (ISBN 3-88502-023-8) erstmals in deutscher Sprache.

Seine beste historische Elo-Zahl war 2713 im Januar 1948.

Einzelnachweise

  1. Deutsche Schachblätter, Heft 8/1938, Erich Eliskases (Lebenslauf)
  2. Willy Iclicki: FIDE Golden book 1924-2002. Euroadria, Slovenia, 2002, S. 74

Weblinks


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