Erdkrustenbewegung

Erdkrustenbewegung

Als Erdkrusten- oder kurz Krustenbewegungen werden in den Geowissenschaften, insbesondere in Geodäsie und Geodynamik, messtechnisch oder geologisch nachweisbare Bewegungen von Teilen der festen Erdkruste bezeichnet. Sie können rezent (aktiv, aktuell feststellbar) sein oder auch fossil (d.h. seit langem abgeklungen) sein.

Die räumliche Erstreckung und zeitliche Charakteristik solcher Bewegungen kann sehr verschieden sein. Die meisten Bewegungen laufen kontinuierlich und überwiegend horizontal ab, typischerweise mit Bewegungsraten von einigen mm bis cm pro Jahr. Doch sind im Gefolge von Erdbeben auch plötzliche oder stufenweise Versetzungen bis in den Meterbereich möglich.

Sehr rasche, aber lokale Hang- und Gesteinsbewegungen (Bergsturz, Mure) und Bodenfließen werden in dem Begriff i.a. nicht subsumiert, sondern als geodynamische "Massenbewegungen" bezeichnet.

Lokale und regionale Krustenbewegungen erfolgen meist entlang linienförmiger geologischer Störungen, die im Regelfall mit tektonischen Schwächezonen zusammenfallen. Am Rande von Sedimentbecken verlaufen diese Störungslinien meist als sog. Brüche im nahen Untergrund, die sich aber manchmal bis zur Erdoberfläche "durchpausen". Auch ganze Reihen paralleler Bruchlinien (Staffelbrüche) treten auf, entlang derer die Beckensedimente langsam absinken. In der Erdölgeologie bilden sie oft "Fallen", an denen sich die Kohlenwasserstoffe zu abbauwürdigen Mengen sammeln.

Regionale Krustenbewegungen hängen oft mit der Gebirgsbildung zusammen, die z.B. in den alpidischen Faltengebirgen noch immer andauert. Eine wichtige, wiederholt in Bewegung befindliche Linienstruktur der Alpen ist z.B. die Periadriatische Naht, die über 700 km Länge die Südalpen von den Ostalpen trennt. Sie stellt eine häufige Bebenlinie dar und zeigte u.a. beim Erdbeben von Friaul 1976 eine merkliche Verschiebung von einigen Zentimetern.

Erdkrustenbewegungen treten aber auch im globalen Maßstab auf, wo ihre Erscheinungsformenb unter dem Begriff Plattentektonik zusammengefasst werden. Diese Verschiebungen betreffen ganze Kontinente oder größere Teile davon und tragen/trugen wesentlich zu den Gebirgsbildungen bei. Sie laufen gleichmäßig ab - mit jährlichen Bewegungsraten von 1 cm bis etwa 20 cm - und können auch langsame Drehungen der Krustenteile beinhalten. Für Europa am wichtigsten ist die Kollisionszone der Afrikanischen Platte mit dem Alpenbogen, die u.a. für viele südeuropäische Erdbveben und die Periadriatische Naht verantwortlich ist.


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