Entlastungsstraße

Entlastungsstraße
Bepflanzte Trasse der ehemaligen Entlastungsstraße

Die Entlastungsstraße war eine Straße in Berlin. Sie verlief in Nord-Süd-Richtung durch den östlichen Teil des Großen Tiergartens und war Teil der Bundesstraße 96.

Nach dem Bau der Berliner Mauer im August 1961 wurde eine neue Nord-Süd-Verbindung in West-Berlin notwendig, da sich mit der Schließung der Grenze die Verkehrsströme verlagerten und Teile des bestehenden Straßennetzes um den Großen Stern überlasteten. Um rasche Abhilfe zu schaffen, wurde in nur 44 Tagen Bauzeit eine 1,2 Kilometer lange Schneise durch die Parkanlagen des Großen Tiergartens geschlagen und eine Straße angelegt. Sie begann nahe der Schweizer Delegation im Spreebogen unweit des Reichstagsgebäudes, passierte den Platz der Republik und kreuzte dann die Straße des 17. Juni, um anschließend weiter bis zur Lennéstraße am Südrand des Parks zu verlaufen. In diesem letzten Teil zwischen dem Platz der Republik und dem Kemperplatz an der Lennéstraße verlief sie auf der Trasse der ehemaligen Siegesallee.

Um die neue Straße klar als Provisorium kenntlich zu machen, erhielt sie keinen Namen, sondern mit Entlastungsstraße nur eine Funktionsbezeichnung. Sie führte diese Benennung seit dem 8. Januar 1962, nachdem sie zuvor nur als Notstraße bezeichnet worden war. Allerdings galt diese Bezeichnung zunächst ausschließlich für den Abschnitt nördlich der Straße des 17. Juni. Erst am 1. Januar 1968 wurde die Bezeichnung auch dem südlichen Teilstück zugeordnet.

Da die Entlastungsstraße eine bedeutende Parkanlage zerteilte, galt sie weithin als Schandfleck. Für den Straßenverkehr West-Berlins wurde sie jedoch als unverzichtbar angesehen. Daher kam ein Rückbau über Jahrzehnte nicht in Frage. In den späten 1970er Jahren gab es sogar Überlegungen, die Entlastungsstraße als Teilabschnitt der Westtangente A 103 erheblich zu einer Stadtautobahn auszubauen.

Erst 1992, nachdem sich die Rahmenbedingungen durch die Wiedervereinigung grundlegend geändert hatten, begannen ernsthafte Planungen, die Entlastungsstraße durch einen Tunnel zu ersetzen. Mit dem Bau des Tiergartentunnels wurde 1995 begonnen. Teilstücke der Entlastungsstraße, die auch nach der Eröffnung des Tunnels erhalten bleiben sollten, erhielten neue Namen: im Norden Yitzhak-Rabin-Straße, im Süden Ben-Gurion-Straße. Im Juli 2006 schließlich begannen, nachdem man noch das Ende der Fußball-Weltmeisterschaft abgewartet hatte, der endgültige Rückbau der Straße und die anschließende Bepflanzung der Schneise durch den Tiergarten. Dabei wurde auch 2007 das Komponistendenkmal wiederhergestellt.

Andere Bedeutung

Als Entlastungsstraße wird in der Verkehrsplanung allgemein eine Straße bezeichnet, die vollständig oder teilweise den Verkehr einer anderen, stark belasteten Straße übernimmt.[1] Zu diesem Zweck wird auf die Entlastungsstraße durch entsprechende Wegweisung aufmerksam gemacht. Ortsumgehungen oder Tangentialstraßen können als Entlastungsstraßen betrachtet werden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Begriffsbestimmungen, Teil: Verkehrsplanung, Straßenentwurf und Straßenbetrieb. FGSV Verlag, Köln 2000, S. 27.
52.51326111111113.369963888889

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