Entavio

Entavio

entavio, zunächst bekannt unter dem Projektnamen Dolphin, war eine digitale Vertriebsplattform für Satellitenfernsehen des Satellitenbetreibers SES Astra, die am 1. September 2007 auf der IFA in Betrieb genommen wurde.

Inhaltsverzeichnis

entavio

Auf der Plattform werden Radio- und Fernsehprogramme und Zusatzdienste wie BLUCOM im Auftrag der jeweiligen Inhaltsanbieters aggregiert und auf Wunsch des Anbieters verschlüsselt. Diese verschlüsselten Inhalte können vom Endkunden, der Fernsehen oder Radio über Satellit empfängt, mit einem geeigneten Digitalreceiver entschlüsselt werden.

Voraussetzungen dafür sind:

  • eine digitaltaugliche Satelliten-Empfangsanlage
  • ein entavio-geeigneter Satellitenreceiver

Voraussetzung für entavio Bezahlfernseh-Inhalte

  • eine bei entavio direkt erhältliche Smartcard (nur nötig zur Nutzung von Bezahlfernseh-Angeboten)
  • Die Zahlung einer monatlichen Grundgebühr von 1,99 € und 9,99 € Smartcard-Bereitstellungsentgelt.

Geschichte

Zunächst hatten sich die RTL- und Viacom-Gruppe sowie die ProSiebenSat1-Media AG zum entavio-Projekt bekannt. ARD und ZDF sprachen sich gegen eine verschlüsselte Ausstrahlung über Satellit aus. Außerdem trafen RTL und ProSiebenSat1 mit den führenden deutschen Kabelgesellschaften eine Übereinkunft über die Einspeisung ihrer Programme ins digitale Kabelnetz. ProSiebenSat1 stieg allerdings im Zuge eines Kartellverfahrens Anfang Dezember 2006 wieder aus dem Projekt aus (siehe Kritik).

Am 19. Februar 2007 gab SES Astra wegen des Ausstiegs von ProSiebenSat1 ein Abrücken von der Verschlüsselung für Free-TV-Sender bekannt. Man werde sich vorerst auf Bezahlfernseh-Angebote bei der Verschlüsselung konzentrieren.

Am 19. April 2007 gaben SES Astra und Premiere bekannt, dass die Entavio-Plattform am 1. September 2007 mit Premiere als erstem Bezahlfernsehsender starten wird und dass dann alle Premiere- und entavio-tauglichen Satellitenreceiver für den Empfang eingesetzt werden können.

Im Juli 2007 wurde bekannt[1], dass die im Moment frei empfangbaren Sender zunächst nicht verschlüsselt übertragen werden.

Vermarktet wird entavio durch die entavio GmbH, einer 100-prozentigen Tochterfirma von SES ASTRA, mit Sitz in München-Unterföhring. Für den Uplink zum Satelliten ist die Astra-Tochtergesellschaft APS verantwortlich.

Zum 1. September 2007 startete entavio und überträgt über die Plattform verschlüsselt die Programminhalte von Premiere[2] und von Premiere Star[3], einer Tochtergesellschaft von Premiere.

Zum 1. November 2007 startete der Abo-Kanal sportdigital.tv[4] mit der Ausstrahlung seines Programms. Die Nutzung des Entavio-Inhaltes auf Receivern "geeignet für Premiere" befindet sich in Diskussion. Daher können zurzeit nur Entavio-Receiver diesen Inhalt darstellen.

Zum 1. Dezember 2007 startete der Abo-Kanal alpenglühen.tv [5] mit der Ausstrahlung seines Programms. Dieses Programmangebot können auch alle Premiere-Kunden nutzen, die einen entavio-Zugang besitzen.

Zum 30. September 2009 wurde entavio eingestellt. Wie viele Kunden jemals entavio genutzt haben ist nicht bekannt.

Kritik

Das Bundeskartellamt eröffnete im Jahre 2006 gegen die drei Beteiligten des Dolphin-Projekts ein Verfahren wegen des Verdachts auf gegenseitige Absprache. Anfang Dezember 2006 gab die Sendergruppe ProSiebenSat1 den Ausstieg aus dem Projekt bekannt. Daraufhin stellte das Kartellamt sein Verfahren wegen Koordinationsverdachts ein, ein weiteres bezüglich möglicherweise wettbewerbswidriger Spezifikationen des Entavio-Kodierungsstandards ist jedoch nach wie vor im Gange. Im Oktober 2006 wies das Bundeskartellamt eine Beschwerde des Astra-Konkurrenten Eutelsat wegen des Anfangsverdachts auf Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung zurück. Die Beschwerde bezog sich auf die Übernahme der Premiere-Playout-Gesellschaft DPC (nach der Übernahme umbenannt in APS) durch Astra.

Kritiker befürchten dennoch, dass SES Astra mit dem entavio-Projekt möglicherweise seine Stellung als europäischer Marktführer ausnutzen wolle. Sie bemängeln vor allem, dass bei der kostenpflichtigen entavio-Plattform kein echter Mehrwert gegenüber dem bisherigen kostenlosen und unverschlüsselten Empfang erkennbar sei. Die führenden Digitalreceiver-Hersteller befürchten zudem, dass der entavio-Standard anderen Vermarktungsplattformen oder frei empfangbaren Kanälen den technischen Zugang zu den Empfangsgeräten erschweren könnte.

Astra entgegnete, dass die Plattform allen Sendern zur Realisierung ihrer jeweiligen Geschäftsmodelle offen stehe. Ferner biete Astra nicht selbst Inhalte an und sei daher neutral. Zudem seien gewisse Spezifikationen für die Set-Top-Boxen erforderlich, um gerade nicht Hersteller vom Bau der Geräte auszuschließen, sondern um durch gewisse Mindeststandards das reibungslose Funktionieren der Plattform gewährleisten zu können.

Grundmerkmale entavio-zertifizierter Receiver

  • Jugendschutz
  • Multifeed
  • Mosaic
  • Interaktivität (Interaktive STB)
  • Ein Smartcard Slot für Entavio-Smartcard
  • CI-Slot bei allen neu produzierten Geräten
  • Blucom
  • Software-Download via Satellit
  • Logical Channel Numbering (LCN) (automatische Kanalzuordnung)
  • Kein aufwendiger Suchlauf bei Änderungen (neue Programme oder Transponderänderung)

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. www.digitalfernsehen.de: Wer ist bei Entavio dabei?
  2. www.premiere.de [1]
  3. www.premierestar.de [2]
  4. www.sportdigital.tv [3]
  5. www.alpengluehen.tv [4]

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • ASTRA digital — Logo von SES Astra SES ASTRA S.A. (von lat. astrum, der Stern) ist ein Satellitenbetreiber der Gruppe SES Global mit einer Flotte von 15 aktiven geostationären Fernseh und Kommunikationssatelliten. SES Astra betreibt neben dem Hauptsitz in… …   Deutsch Wikipedia

  • Astra (Satellit) — Logo von SES Astra SES ASTRA S.A. (von lat. astrum, der Stern) ist ein Satellitenbetreiber der Gruppe SES Global mit einer Flotte von 15 aktiven geostationären Fernseh und Kommunikationssatelliten. SES Astra betreibt neben dem Hauptsitz in… …   Deutsch Wikipedia

  • Betacrypt — Der Begriff Zugangsberechtigungssysteme (ZBS) (auch Verschlüsselungsstandards oder Verschlüsselungssysteme) bzw. englisch Conditional access system (CAS) bezeichnet die beim Bezahlfernsehen eingesetzten Systeme zur Ver und Entschlüsselung der… …   Deutsch Wikipedia

  • Blucom interactive — Blucom ist eine von der Astra Platform Services (APS), einer Tochterfirma von SES Astra, entwickelte und vertriebene Technik zur Übertragung von Metadaten über DVB( S) und deren Weiterleitung vom Empfangsgerät an bis zu sieben Mobiltelefone über… …   Deutsch Wikipedia

  • Conax — Der Begriff Zugangsberechtigungssysteme (ZBS) (auch Verschlüsselungsstandards oder Verschlüsselungssysteme) bzw. englisch Conditional access system (CAS) bezeichnet die beim Bezahlfernsehen eingesetzten Systeme zur Ver und Entschlüsselung der… …   Deutsch Wikipedia

  • Conditional Access System — Der Begriff Zugangsberechtigungssysteme (ZBS) (auch Verschlüsselungsstandards oder Verschlüsselungssysteme) bzw. englisch Conditional access system (CAS) bezeichnet die beim Bezahlfernsehen eingesetzten Systeme zur Ver und Entschlüsselung der… …   Deutsch Wikipedia

  • Cryptoworks — Der Begriff Zugangsberechtigungssysteme (ZBS) (auch Verschlüsselungsstandards oder Verschlüsselungssysteme) bzw. englisch Conditional access system (CAS) bezeichnet die beim Bezahlfernsehen eingesetzten Systeme zur Ver und Entschlüsselung der… …   Deutsch Wikipedia

  • DVB-Verschlüsselungssysteme — Der Begriff Zugangsberechtigungssysteme (ZBS) (auch Verschlüsselungsstandards oder Verschlüsselungssysteme) bzw. englisch Conditional access system (CAS) bezeichnet die beim Bezahlfernsehen eingesetzten Systeme zur Ver und Entschlüsselung der… …   Deutsch Wikipedia

  • DVBT — Das DVB T Logo DVB T ist die Abkürzung für den englischen Begriff Digital Video Broadcasting Terrestrial und bezeichnet die terrestrische (erdgebundene) Verbreitung digitaler Fernsehsignale in der Atmosphäre. DVB T ist eine Variante des Digital… …   Deutsch Wikipedia

  • Digital-tv — Als Digitalfernsehen bezeichnet man die Ausstrahlung von Fernsehprogrammen in digitalisierter Form. Dazu werden die herkömmlichen (analogen) Bild und Tonsignale mit Hilfe sogenannter A/D Wandler in digitale Datenströme (Binärcodes) verwandelt.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”