Engels (Stadt)

Engels (Stadt)
Stadt
Engels
Энгельс
Flagge Wappen
Flagge
Wappen
Vorlage:Infobox Ort in Russland/Wartung/AltFöderationskreis Wolga
Oblast Saratow
Rajon Engels
Bürgermeister Michail Lyssenko
Gegründet 1747
Frühere Namen Pokrowsk
Stadt seit 1914
Fläche 108 km²
Höhe des Zentrums 20 m
Bevölkerung 206.848 Einw. (Stand: 2009)
Bevölkerungsdichte 1.915 Ew./km²
Zeitzone UTC+4
Telefonvorwahl (+7)8453
Postleitzahl 413100–413138
Kfz-Kennzeichen 64, 164
OKATO 63 450
Website http://www.engels-city.ru
Geographische Lage
Koordinaten 51° 29′ N, 46° 7′ O51.48333333333346.11666666666720Koordinaten: 51° 29′ 0″ N, 46° 7′ 0″ O
Engels (Stadt) (Russland)
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Engels (Stadt) (Oblast Saratow)
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Oblast Saratow
Liste der Städte in Russland

Engels (russisch Энгельс; bis 1931 Pokrowsk/Покровск/ dt. zeitweise Kosakenstadt) ist eine Stadt in der russischen Oblast Saratow mit 206.848 Einwohnern (Berechnung 2009). Sie war von 1924 bis 1941 die Hauptstadt der Wolgadeutschen Republik.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Engels liegt am Ufer der Wolga, direkt gegenüber der größeren Stadt Saratow. Es wurde 1747 als Pokrowskaja sloboda gegründet und erhielt 1914 Stadtstatus sowie den Namen Pokrowsk. Die Stadt ist Verwaltungssitz des gleichnamigen Rajon Engels und zweitgrößte Stadt der Oblast Saratow. Engels liegt im europäischen Teil Russlands, ca. 850 km südöstlich von Moskau.

In der Stadt herrscht ein russisch-südländisches Flair, Bauten aus dem 19. Jahrhundert prägen das Bild der Innenstadt. Sie ist durch die drei Kilometer lange Brücke von Saratow mit Saratow verbunden. Im Zentrum steht ein großes Friedrich-Engels-Denkmal. Eine etwas weiter wolgaaufwärts gelegene Stadt trägt den Namen Marx.

Geschichte

Sägemühle in Engels (1928)

Bis zur Gründung der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen im Jahre 1931 hieß die Stadt Pokrowsk und wurde dann nach Friedrich Engels umbenannt. Engels war während der Zeit der Wolgadeutschen die Hauptstadt zunächst der gleichnamigen Kommune, dann der Wolgadeutschen Republik. Seit 1931 existierte in Engels ein „Deutsches Staatstheater“ mit einem Fassungsvermögen von circa 800 Plätzen, das vor allem von deutschen Laienspielzirkeln getragen wurde. Ab 1936 nahmen sich deutsche Emigranten wie Erwin Piscator und Bernhard Reich des Theaters an, dem angesichts der Stalinschen Säuberungen jedoch keine Dauer beschieden war.[1] In Engels bestand das Kriegsgefangenenlager 368 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[2]

Am 12. April 1961 ging Juri Gagarin nach dem ersten bemannten Weltraumflug mit der Landekapsel des Raumschiffs Wostok 1 etwa 25 Kilometer von Engels entfernt in der Steppe beim Dorf Smelowka nieder.

Wirtschaft

In Engels konzentrieren sich Betriebe aus der Automobilindustrie. Es befinden sich Herstellerfirmen von Oberleitungsbussen (das Werk Trolsa (Тролза)), Eisenbahnwaggons, Spezialfahrzeugen und Transportmaschinen in der Stadt. Die früher dominierende chemische Industrie hat dagegen weitgehend den Betrieb eingestellt.

Auch mehrere deutsche Unternehmen haben Niederlassungen oder Produktionsstandorte in Engels. Größter Betrieb in Engels ist die Firma OAO „Robert Bosch Saratow“, die Zündkerzen, Steuergeräte, Kabelbäume und anderes für die russische Automobilindustrie und den europäischen Markt herstellt. Die Firma Henkel stellt in Engels Waschpulver und chemische Produkte für die Automobilindustrie her.

Militär

Kriegsdenkmal in Engels

Die russischen Streitkräfte betreiben mehrere Niederlassungen in der näheren Umgebung von Engels. Dazu gehört auch der Militärflugplatz Engels-2 mit angeschlossener Kaserne. Nach der Restrukturierung sind auf dem Militärflugplatz 14 Nuklearlangstreckenbomber vom Typ Tupolew Tu-160 stationiert. Die Maschinen gehören zum 121. Schweren Bomberregiment (zugehörig zur 22. Schweren Bomberdivision). Seit Juni 2008 fliegen auch Langstreckenbomber vom Typ Tupolew Tu-95MS und Tupolew Tu-22M3 von dem Stützpunkt aus Patrouillenflüge über die Arktis und über dem Atlantik. Hierzu werden die Bomber von Tankflugzeugen vom Typ Iljuschin Il-78 aufgetankt.

Weiterführende Bildungseinrichtungen

  • Regionalzentrum für Kadervorbereitung der Moskauer Universität für Verbraucherkooperation
  • Technologisches Institut der Saratower Staatlichen Technischen Universität

Sehenswürdigkeiten

  • Das Gebäude des Lesesaals der Zentralen Bibliothek, das 1909 errichtet wurde
  • Die 1825 errichtete Dreifaltigkeits-Kirche (Троицкая)
  • Heimatmuseum
  • Lew-Kassil-Museum
  • Denkmal zu Ehren der russlanddeutschen Opfer der Repression in der UdSSR (russ.: Российским немцам-жертвам репрессий в СССР), enthüllt am 26. August 2011 [3]

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Peter Diezel: Theater im sowjetischen Exil. In: Verfolgung und Exil deutschsprachiger Theaterkünstler. München: K.G. Saur 1999 (Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933-1945. Bd. 1). S. 289-318.
  • Hermann Haarmann, Lothar Schirmer, Dagmar Walach: Das „Engels“-Projekt. Ein antifaschistisches Theater deutscher Emigranten in der Sowjetunion (1936-1941). Worms: Heintz 1975.
  • Bernhard Reich: Im Wettlauf mit der Zeit. Erinnerungen aus fünf Jahrzehnten deutscher Theatergeschichte. Berlin: Henschel 1970.

Weblinks

 Commons: Engels – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Peter Diezel: Deutsches Staatstheater Engels. Erwin Piscator, Maxim Vallentin und die Verleumdung der deutschen Emigranten als „bourgeoise Nationalisten“. In: Karl Eimermacher, Astrid Volpert (Hrsg.): Stürmische Aufbrüche und enttäuschte Hoffnungen. Russen und Deutsche in der Zwischenkriegszeit. Paderborn: Fink 2006. S. 987-1020. – Peter Diezel: Schnittstelle Moskau. Berlin: Edition Schwarzdruck 2008. S. 26-35.
  2. Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962-1977.
  3. Bericht zur Enthüllung des Denkmals auf nversia.ru, abgerufen am 1. September 2011



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