Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim

Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim
Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim
Wappen als Fensterbild im Mainzer Dom

Emmerich Joseph Freiherr von Breidbach zu Bürresheim (* 12. November 1707 in Koblenz; † 11. Juni 1774 in Mainz) war Kurfürst und Erzbischof von Mainz und Fürstbischof von Worms (seit 1768).

Emmerich Joseph gehört zu den bedeutendsten Erzbischöfen von Mainz im 18. Jahrhundert. Vor seiner Wahl war er bereits Domdekan und seit 1752 außerdem als Regierungspräsident enger Mitarbeiter des Großhofmeisters Graf Anton Heinrich Friedrich von Stadion, der schon zur Zeit des Kurfürsten Johann Friedrich Karl von Ostein einer der wichtigsten Vertreter aufgeklärter Ideen am kurfürstlichen Hof zu Mainz gewesen war.

Nach dem Tode Johann Friedrich Karls am 4. Juni 1763 wurde Emmerich Joseph am 5. Juli 1763, nachdem er einen Gegenkandidaten auf seine Seite gezogen hatte, vom Mainzer Domkapitel zum neuen Erzbischof und Kurfürsten gewählt. Am 13. November desselben Jahres empfing er die Bischofsweihe.

Die Wahl Emmerich Josephs wurde von der Bürgerschaft begrüßt, da er wohl das war, was man einen leutseligen und aufgeschlossenen, kurzum populären Oberhirten nennt. Weniger zufrieden war die apostolische Nuntiatur und der Kaiserhof in Wien, da Emmerich Joseph als zu Franzosen-freundlich galt. Schließlich war er Anhänger aufklärerischen Gedankenguts.

Inhaltsverzeichnis

Reichspolitik

Reichspolitisch hatte der neue Kurfürst kaum Spielraum. Spätestens seit dem Dreißigjährigen Krieg war das Heilige Römische Reich nicht mehr als ein loser Flickenteppich. Zu den wichtigsten reichspolitischen Aufgaben gehörte noch die Wahl und Krönung der deutschen Könige. Mit dem Kurfürstenkollegium wählte Emmerich Joseph am 7. Januar 1764 traditionsgemäß den Habsburger Joseph II. zum Römisch-Deutschen König und damit zum designierten Nachfolger des Kaisers Franz I. Stephan (HRR). Darüber hinaus waren dem Kurfürst keine Einflüsse auf die kaum noch existente Reichspolitik vergönnt. Immerhin blieben Erzbistum und Kurstaat während seiner Ära von Kriegen verschont.

Verhältnis zu Aufklärung: Emmerich Joseph als Reformer

Die Bedeutung Emmerich Joseph ist vor allem in der Durchsetzung eines aufgeklärten Reformprogramms zu sehen. Dies betraf zunächst einmal alle Bereiche der Verwaltung, der Wirtschaft, des Rechtswesens und der Finanzen. Auch die Fürsorge für Volk und Arme wurde deutlich ausgebaut, was die Bürgerschaft vor allem bei den immer wiederkehrenden Hungersnöten zu schätzen wusste.

Reformen in der Gesamtkirche und in der Gesellschaft

Auch in den kirchlichen Bereich griffen die Reformen ein. Noch einmal wurde der Feiertagskalender der Mainzer Kirche eingeschränkt, ein Prozess, der schon unter Erzbischof Johann Friedrich Karl von Ostein begonnen hatte. So gelang eine Harmonisierung des Arbeitslebens und eine spürbare Effizienzsteigerung, die sich zusammen mit den übrigen Reformen auch deutlich in der kurfürstlichen Kasse niederschlug. Ferner wurde die Gottesdienstgestaltung vereinfacht und das völlig ausgeuferte Prozessionswesen eingeschränkt. Seit 1768 betrieb Emmerich Joseph seine Reformpolitik auch auf deren wichtigstem Feld, der Schul- und Klosterpolitik. Schulen und Klöster bestimmten durch das von ihnen vermittelte Bild maßgeblich das öffentliche Leben. Ein Einbringen aufklärerischen Gedankenguts in diese Institutionen brachte so die Aufklärung in das Gedanken- und Wissensbild der Öffentlichkeit. Wichtigste Punkte dieser Schulreform war die Befreiung der Lehrer vom Kirchendienst, die Ausstattung mit einem Festgehalt und die Schaffung einer Lehrerakademie, die am 1. Mai 1771 eröffnet wurde.

Reform des Klosterwesens und Ausschaltung der Mainzer Jesuiten

Auch die Klöster bekamen den „neuen Wind“ bald zu spüren. Emmerich Joseph hatte schon direkt nach seiner Wahl die Immunität der einflussreichen Jesuiten aufgehoben und ihnen schrittweise Privilegien entzogen. Ab 1770 wurde das gesamte klösterliche Leben immer stärker reglementiert. Die Klöster wurden von den Aufklärern meist als überholte Einrichtungen angesehen, bei denen sich ungeheure Reichtümer und zuviel Macht angesammelt hatte. Der neue Geist hielt Einzug in die Regierungen Europas und führte 1773 zur Aufhebung des Jesuitenordens. Damit war eines der wichtigsten Bollwerke kirchlichen Einflusses auf die Bildung und damit auch auf die Beeinflussung künftiger Generationen gebrochen. Die Jesuiten wurden in der Folge aus Mainz vertrieben; die Universität wurde von Emmerich Joseph neu organisiert.

Die starre Haltung des sonst toleranten Erzbischofs gegenüber den Jesuiten erklärt sich mit dessen Bild von der Ordensgemeinschaft. Emmerich Joseph sah im Jesuitenorden vor allem den Vertreter einer überalterten und von Rom aus zentral gelenkten Kirchenstruktur. Gegen den römischen Zentralismus gab es zur Zeit Emmerich Josephs Gegenströme, die die Rechte des Episkopats stärken wollten. Der Erzbischof versuchte, den römischen Einfluss auf sein Erzbistum zurückzudrängen, was ihm aber wegen Uneinigkeiten zwischen den drei geistlichen Kurfürsten (Mainz, Köln, Trier) und des Desinteresses des Kaisers nicht gelang. Der Gedanke einer deutschen katholischen Nationalkirche nach protestantischem Vorbild sollte aber in Zukunft noch öfter zur Debatte stehen. Auch Emmerich Josephs Nachfolger Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal verfolgte solche Ideen.

Am 11. Juni 1774 starb der Erzbischof, beim Volk beliebt, in seinem Reformeifer jedoch oftmals zu überhastet. Er wurde im Mainzer Dom begraben, dessen Westturm er nach einem Blitzschlag 1767 von Franz Ignaz Michael Neumann hatte erneuern lassen.

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