Emmauskloster (Prag)

Emmauskloster (Prag)
Emmauskloster

Das Emmauskloster (Emauzy) war ein Kloster in der tschechischen Hauptstadt Prag.

Es wurde ähnlich dem Kloster St. Maria Schnee schon vor dem Anlegen der Prager Neustadt auf einem Sporn der oberen Terrasse an dem alten Weg zum Vyšehrad gegründet.

Zunächst diente die noch erhaltene, alte romanische Pfarrkirche der Flößergemeinde Podskalí St. Cosmas und Damian als Klosterkirche, die Pfarre wurde zur Nikolauskirche verlegt. Karl IV. siedelte hier auf dem Gelände des Vyšehrader Stiftskapitels mit Zustimmung Papst Clemens VI. am 22. November 1347 Benediktinermönche aus Kroatien an, die die altslawische Liturgie pflegten. An der Vyšehrader Kirche hatten der Überlieferung zufolge sowohl der heilige Methodius als auch der heilige Prokop bereits slawische Gottesdienste zelebriert. Nach den Mönchen erhielt die Klosterkirche den Namen Marienkirche bei den Slawen (Klášter Panny Marie Na Slovanech).

Die Weihe der Klosterkirche der Jungfrau Maria und der slawischen Schutzheiligen erfolgte am 29. März 1372, einem Ostermontag, im Beisein des Kaisers und zahlreicher hoher Adliger und Geistlicher. Da an diesem Tag der Text aus dem Lukasevangelium verkündet wurde, der die Begegnung Christi mit den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus schildert (Lukas 24, 13–35), erhielt das Kloster den vor allem unter den Deutschen verbreiteten zweiten Namen Emmauskloster (Klášter v Emauzích).

Die Kirche mit drei gleich hohen Schiffen und jeweils eigenem Chorabschluss erinnert mit der fehlenden Trennung zwischen Chor und Langhaus und der auffallenden Schmucklosigkeit eher an Predigerkirchen und steht somit im starken Gegensatz zu den Bauten der Parlerschen Gotik. Von besonderer kunsthistorische Bedeutung ist die um 1360 entstandene Wandmalerei im Kreuzgang.

Diese Klostergründung war ein wichtiger Punkt im politischen Programm Karls IV. Im 14. und 15. Jahrhundert entwickelte sich das Kloster zu einem herausragenden Bildungszentrum, in dem zahlreiche Übersetzungen und illuminierte Handschriften geschaffen wurden, darunter auch das Registrum Slavorum aus der Zeit um 1395. Dies ist der glagolitische Teil des Evangeliars von Reims, auf den die französischen Könige bis 1782 ihren Eid leisteten.

Als eines der wenigen Klöster in Prag wurde es nicht durch die Hussiten zerstört und beherbergte ab 1446 das einzige Utraquistenkloster (Calixtiner) der Stadt. Nachdem 1636 Benediktiner vom spanischen Kloster Nuestra Señora de Montserrat eingezogen waren, wurde das Emmauskloster umgebaut und um ein Geschoss aufgestockt.

1880 siedelten sich Benediktiner aus dem Kloster Beuron an, die die Kirche und das Kloster im Stil der Beuroner Kunstschule umgestalteten.

Das Kloster wurde 1941 durch die Nationalsozialisten aufgelöst und bei dem alliierten Luftangriff im Februar 1945 schwer beschädigt. Während der Restaurierung erhielt die Kirche 1967 durch Architekt František M. Černý die moderne zweispitzige Front als Kompromiss zwischen dem früheren hohen gotischen Giebel und beiden bei den Luftangriffen zerstörten barocken Westtürmen.

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