Emil Brunner

Emil Brunner

Heinrich Emil Brunner (* 23. Dezember 1889 in Winterthur; † 6. April 1966 in Zürich) war ein Schweizer reformierter Theologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Emil Brunner war nach seiner Ordination von 1916 bis 1924 Pfarrer in Obstalden GL. 1924 wurde er Professor für systematische und praktische Theologie an der Universität Zürich.

Theologie

Emil Brunner war einer der Mitbegründer der dialektischen Theologie, die er - teilweise gegen die Ansichten Karl Barths - weiterentwickelte. Insbesondere betonte Brunner - gegen die reformatorische Tradition, bzw. die der dialektischen Theologie Barths - den freien Willen des Menschen.

Mit dem Titel „Wahrheit als Begegnung“ lässt sich Brunners Theologie gut zusammenfassen. Er kritisiert ein Wahrheitsverständnis des christlichen Glaubens, welches an der Griechischen Philosophie orientiert ist. Dort geht es um exklusive, „objektive“ (im Gegensatz zu „subjektiven“) Wahrheiten, die man meint aus der Offenbarung erschließen zu können. Einen solchen Gegensatz zwischen Objektivismus und Subjektivismus möchte Brunner überwinden. Ihm geht es um eine persönliche Begegnung und Beziehung der Menschen zu Gott. Im Gegensatz zu Barth sind hier die Gewichte zwischen Gott und Mensch wechselseitig verteilt, denn Gott möchte sich zum Menschen in Beziehung setzen, er möchte nicht nur über ihn herrschen. Brunner spricht von einer Korrespondenz, einer Entsprechung. Der Glaube des Menschen (bei Brunner genannt: Pistis) ist dann die Initiative, die der Mensch einbringen kann. Brunner möchte die Vorherrschaft des Objektiven in der Kirchengeschichte zugunsten einer Mensch-Gott-Beziehung beenden, die nicht als Streben nach objektiven Wahrheiten oder das Für-wahr-halten von kirchlich ausgegebenen Dogmen verstanden wird. An einer Beschreibung des Glaubensgeschehens zwischen den Polen von Objekt und Subjekt, Wahrheit und persönlichem Glauben ist er nicht interessiert. Wahrheit ereignet sich nur in der Beziehung von Gott und Mensch.

Werke

  • Das Symbolische in der religiösen Erkenntnis. Beiträge zu einer Theorie des religiösen Erkennens, 1914
  • Erlebnis, Erkenntnis und Glaube, 1921 (1933³)
  • Die Grenzen der Humanität (Habil.vorles. Zürich), 1922;
  • Die Mystik und das Wort. Der Gegensatz zwischen moderner Religionsauffassung und christlichem Glauben, dargestellt an der Theologie Schleiermachers, 1924 (1928²)
  • Reformation und Romantik, 1925
  • Philosophie und Offenbarung, 1925
  • Die Absolutheit Jesu, 1926 (1934³)
  • Der Mittler. Zur Besinnung über den Christusglauben, 1927 (1930²)
  • Religionsphilosophie evangelischer Theologie, 1927 (1948²)
  • Gott und Mensch. 4 Untersuchungen über das personhafte Sein, 1930
  • Das Gebot und die Ordnungen. Entwurf einer protestantisch-theologischen Ethik, 1932 (1933²)
  • Meine Begegnung mit der Oxforder Gruppenbewegung, 1933
  • Natur und Gnade. Zum Gespräch mit Karl Barth, 1934 (1935²)
  • Um die Erneuerung der Kirche. Ein Wort an alle, die sie lieb haben, 1934
  • Zur Judenfrage. In: Neue Schweizer Rundschau, 28. Jg. 1935, Heft 7
  • Unser Glaube. Eine christliche Unterweisung, 1935 (12. Auflage 1967)
  • Vom Werk des heiligen Geistes, 1935
  • Die Kirchen, die Gruppenbewegung und die Kirche Jesu Christi, 1936
  • Der Mensch im Widerspruch. Die christliche Lehre vom wahren und wirklichen Menschen, 1937 (1965³)
  • Eros und Liebe. Vom Sinn und Geheimnis unserer Existenz, 1937 (1952²)
  • Wahrheit als Begegnung. 6 Vorlesungen. über das christliche Wahrheitsverständnis, 1938 (1963²)
  • Saat und Frucht. 10 Predigten über Gleichnisse Jesu, 1938 (1948²)
  • Die Machtfrage, 1938
  • Bausteine geistigen Lebens. Ausschnitte aus den Werken von Emil Brunner, hrsg. v. Ernst Hermann Müller-Schürich, 1939
  • Ich glaube an den lebendigen Gott. Predigten über das altchristliche Glaubensbekenntnis, 1941 (1945²)
  • Offenbarung und Vernunft. Die Lehre von der christlichen Glaubenserkenntnis, 1941 (1961²)
  • Gerechtigkeit. Eine Lehre von den Grundgesetzen der Gesellschaftsordnung, 1943
  • Die politische Verantwortung des Christen, 1944
  • Glaube und Ethik, 1945
  • Dogmatik I: Die christliche Lehre von Gott, 1946 (1960³)
  • Dogmatik II: Die christliche Lehre von Schöpfung und Erlösung, 1950 (1960²)
  • Dogmatik III: Die christliche Lehre von der Kirche, vom Glauben und von der Vollendung, 1960
  • Das Wort Gottes und der moderne Mensch (4 Vorlesungen), 1947
  • Kommunismus, Kapitalismus und Christentum, 1948
  • Der Römerbrief, übersetzt und ausgelegt, 1948 (1956²)
  • Vom ewigen Leben, 1951²; Das Mißverständnis der Kirche, 1951 (1957²)
  • Fraumünster-Predigten, 1953 (1955²)
  • Das Ewige als Zukunft und Gegenwart, 1953 (1965²)
  • Das Ärgernis des Christentums. 5 Vorlesungen über den christlichen Glauben. hrsg. v. Hans Heinrich Brunner, 1957 (1960²)
  • Gott und sein Rebell (Auszüge aus: Der Mensch im Widerspruch), kommentiert und hrsg. v. Ursula Berger-Gebhardt, 1958
  • Fraumünster-Predigten. NF, 1965.

Literatur

  • Das Menschenbild im Lichte des Evangeliums. Festschrift zum 60. Geburtstag von Emil Brunner. Zwingli-Verlag, Zürich 1950.
  • Frank Jehle: Emil Brunner. Theologe im 20. Jahrhundert. TVZ, Zürich 2006, ISBN 3-290-17392-5.

Weblinks


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