Ahmad Qavam

Ahmad Qavam
Ahmad Qavam

Ahmad Qavām (auch Qavam al Saltaneh, persischقوام السلطنه‎; * 1875; † Juli 1955) war einer iranischer Politiker. Er leitete mehrere Ministerien und war mehrfach Premierminister. Ahmad Qavam war zweimal verheiratet und hatte einen Sohn.

Leben

1875 wird Ahmad Qavam als Sohn einer prominenten Familien Irans geboren. Seine Vorfahren dienten von Beginn des 19. Jahrhunderts als Beamte der Kadscharenkönige. Aus der Familie seines Vaters gingen allein drei Premierminister hervor (Hassan Mostofi, Matin Daftari und Mohammad Mossadegh). Die Familie seiner Mutter stellte den Premierminister Mirza Ali Khan Amin al Dowleh. Qavams älterer Bruder war Hassan Vosouq al Dowleh, der ebenfalls mehrfach Premierminister war.

Qavam begann seine Laufbahn am Hof von Naser ad-Din Schah. Unter Mohammed Ali Schah wurde Qavam Dabir-e Hozoor (Privatsekretär) des Schahs. Er formulierte das von Mohammed Ali Schah am 5. August 1906 unterzeichnete Dekret zur Errichtung eines iranischen Parlaments. Während der Zeit der Konstitutionellen Revolution erwarb Qavam sich den Titel Qavam al-Saltaneh.

Nach der Einführung von Wahlen, der Gründung eines Parlaments und der Einsetzung einer durch das Parlament legitimierten Regierung wurde Qavam im Jahre 1911 Innenminister. Mit Hilfe schwedischer Offiziere gründete Qavam in seiner Zeit als Innenminister die Gendarmerie, eine nationale Polizeieinheit zur Sicherung der Überlandstraßen. In dieser Zeit erwarb sich Qavam den Ruf eines hervorragenden Verwaltungsfachmanns.

Zwischen 1914 und 1918 wurde Qavam zunächst Finanzminister und später wieder Innenminister. Von 1918 bis 1921 war Qavam Gouverneur von Chorasan. Qavam verdankte diese Position seinem älteren Bruder Vosough, der im August 1918 Premierminister geworden war. Ende 1918 versuchte Ahmad Schah, Qavam als Gouverneur von Khorasan abzusetzen, da er die Postkonzession von Maschhad, der Provinzhauptstadt von Khorasan, an seinen Onkel Nosrat al Saltaneh verkauft hatte. Die Postgebühren waren in dieser Zeit eine Haupteinnahmequelle für den Gouverneur, mit denen er sein Gehalt, die Verwaltungsbeamten und die örtlichen Sicherheitskräfte finanzierte. Qavam war nicht bereit nachzugeben. Premierminister Vosough zwang Ahmad Schah, die Konzession zurückzunehmen.[1]

1921 kam durch einen Staatsstreich Seyyed Zia al Din Tabatabai an die Macht. Der neue Premierminister Tabatabai unterrichtete alle Gouverneure über die neuen politischen Machtverhältnisse. Qavam und sein Verwandter Mohammad Mossadegh, der zu diesem Zeitpunkt Gouverneur von Fars war, erkannten Tabatabai als neuen Premierminister nicht an und weigerten sich, Anordnungen von der Zentralregierung in Teheran Folge zu leisten. Daraufhin ordnete Tabatabai die Verhaftung zahlreicher früherer Minister und Verwaltungsbeamten an, die er der Korruption bezichtigte. Unter ihnen befand sich auch Ahmad Qavam. Die Familien der Verhafteten starteten eine Propagandakampagne gegen Tabatabai, und am 23. Mai 1921 musste Zia auf Druck Ahmad Schahs zurücktreten. Am 24. Mai 1921 waren die meisten »politischen Gefangenen« wieder frei.

Am 28. Mai sandte Ahmad Schah seinen Protokollchef ins Gefängnis nach Eshratabad, um Qavam zu holen. Er bot ihm das Amt des Premierministers an, was dieser auch sofort annahm und bis zum 25. Oktober 1922 innehatte.[2]

Im Oktober 1923 wurde er beschuldigt, gegen den damaligen Verteidigungsminister Reza Khan einen Mordanschlag geplant zu haben. Qavam verließ den Iran und reiste nach Europa. 1930 kehrte er wieder in den Iran zurück, hielt sich aber zunächst von der Politik fern. Nach dem von den Briten erzwungenen Rücktritt Reza Schahs wurde Qavam unter Mohammad Reza Schah 1942, 1946 und für einige Tage auch 1952 Premierminister.[3]

Ahmad Qavam in Galauniform.

In die Regierungszeit Qavams fielen so wichtige Ereignisse wie die Niederschlagung der Separatistenbewegung Colonel Pesyans, die mit Hilfe Reza Khans gelang, die Reorganisation des iranischen Finanz- und Steuerwesens, die mit Unterstützung des amerikanischen Finanzexperten Arthur Millspaugh in Angriff genommen wurde, und die Niederschlagung mehrerer, unter anderem auch von deutschen Agenten unterstützten Aufständen [4] während der russisch-britischen Besatzung im Zweiten Weltkrieg mit Hilfe Sepahbod Ahmad Amir-Ahmadi.

Die größte Herausforderung als Premierminister hatte Qavam allerdings nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Aserbaidschan-Krise im März 1946 zu bestehen. Josef Stalin weigerte sich, die sowjetischen Besatzungstruppen entgegen des mit dem Iran und Großbritannien vereinbarten Dreimächteabkommens 6 Monate nach Ende des Krieges abzuziehen. Qavam reiste nach Moskau, um direkt mit Stalin zu verhandeln. Er sagte eine von den Sowjets geforderte Ölkonzession im Norden Irans zu, um mit der Erfüllung dieser Forderung den Sowjets keinen Grund für ein weiteres Verbleiben russischer Truppen im Iran zu liefern. Nachdem US-Präsident Harry S. Truman Stalin unter Druck gesetzt hatte, dass die USA ihre Truppenpräsenz im Iran verstärken und auch vor einer militärischen Konfrontation nicht zurückschrecken würden, zog Stalin die russischen Truppen aus dem Iran schließlich ab. Das iranische Parlament verweigerte allerdings nach Abzug der russischen Truppen auf Betreiben Qavams die Bestätigung des mit der Sowjetunion geschlossenen Konzessionsvertrags, so dass dieser keine Rechtsgültigkeit erlangte und damit hinfällig war. Qavam hatte einen großen diplomatischen Sieg errungen. Er hatte den Iran von der russischen Besatzung befreit, ohne seine Russland gegenüber gemachten Zusagen einhalten zu müssen.

Mit dem Ende der Aserbaidschan-Krise begann eine neue Ära in der iranischen Politik. Die Zeit der russischen und britischen Einmischungen gehörte endgültig der Vergangenheit an. Der Iran begann eine intensive Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten von Amerika, die bis zum Jahre 1979 andauern sollte.

Nach dem Tode Qavams wurde sein Privathaus, das mehr einem Palast gleicht und von einem 7.000 m² großen Garten umgeben ist, an Ägypten als Residenz des Botschafters verkauft. Nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Ägypten wurde das Haus 1980 in ein Museum für Glas- und Keramikarbeiten umgewandelt. Es zählt heute zu den Sehenswürdigkeiten Teherans.[5]

Einzelnachweise

  1. Cyrus Ghani: Iran and the Rise of Reza Schah. I.B. Taurus 2000. S. 41.
  2. Cyrus Ghani: Iran and the Rise of Reza Schah. I.B. Taurus 2000. S. 228.
  3. Cyrus Ghani: Iran and the Rise of Reza Schah. I.B. Taurus 2000. S. 40.
  4. Bernhardt Schulze-Holthus: Aufstand im Iran. München 1980.
  5. http://www.trivago.de/teheran-84814/ausfluege

Literatur

  • Alireza Avsati: Iran in the last 3 Centuries. Teheran 2003. Bd. 1: ISBN 964-93406-6-1; Bd. 2: ISBN 964-93406-5-3.
  • Hamid Shokat: Dar Tir Rase Hadese, The political life of Qavam osSaltaneh. Teheran 2006, ISBN 964-8897-14-X.

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