Elmore Leonard

Elmore Leonard
Elmore Leonard (1989)

Elmore Leonard (* 11. Oktober 1925 in New Orleans; eigentlich Elmore John Leonard, Jr.) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller, der vor allem durch seine Kriminalromane bekannt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Elmore Leonard begann schon im Alter von zehn Jahren mit dem Schreiben. Angeregt durch Erich Maria Remarques Roman Im Westen nichts Neues verfasste er ein darauf basierendes Theaterstück. In den folgenden Jahren schrieb er hin und wieder Erzählungen, von denen einige wenige in einer Schülerzeitung erschienen. Nachdem er 1943 die High School absolviert hatte, ging er zur Navy und war im Zweiten Weltkrieg im Südpazifik im Einsatz. 1946 begann er an der University of Detroit zu studieren und schloss 1950 mit einem M.A. in Englisch und Philosophie ab. Während seiner Studienzeit nahm er an mehreren Schreibwettbewerben teil.

Noch während seines Studiums begann er für eine Werbeagentur zu arbeiten. 1951 erschien in der Zeitschrift Argosy eine erste Westernerzählung unter dem Titel Trail of the Apache. 1953 erschien Leonards erster Roman, gleichfalls ein Western, unter dem Titel The Bounty Hunters. Bis 1961 veröffentlichte er zahlreiche Erzählungen und fünf Romane. Als 1961 sein Roman Hombre von den Western Writers of America ausgezeichnet wurde, kündigte er seinen Werbejob und wurde freier Schriftsteller.

Wie im Film erlebte auch in der Literatur der Western in den 1960er Jahren eine Krise. Leonard, der zuvor die Rechte an einigen seiner Texte nach Hollywood verkauft hatte, arbeitete deshalb in dieser Zeit als freier Autor für Werbefilme und -broschüren und schrieb auch Filmszenarien für Schulfilme der Encyclopedia Britannica. 1969 erschien sein erster Kriminalroman, The Big Bounce.

Im Laufe der 1970er Jahre gelang es ihm zunehmend, sich als Krimiautor zu etablieren. Seinen Durchbruch erlebte er jedoch erst 1985, als Glitz zum Bestseller wurde. Seit dieser Zeit wird Leonard auch von der Literaturkritik stark beachtet. Sehr viele seiner Krimis wurden verfilmt.

Elmore Leonard, Vater von fünf Kindern, lebt mit seiner Frau heute nahe Detroit.

Zum Werk

Elmore Leonards Krimis sind für das Genre recht untypisch. Privatdetektive spielen so gut wie nie eine Rolle (selten eine kleine Nebenrolle) und auch die Polizei, Kriminaltechniker oder andere Ermittler kommen – wenn überhaupt – nur am Rande vor. Auch geht es Leonard anders als bei den Whodunit-Krimis nie darum, einen rätselhaften Fall nach und nach aufzulösen. Und auch mit den Stilmitteln neuerer, blutrünstiger Krimis, Serienkillergeschichten usw. arbeitet er nie.

Was Leonards Krimis stattdessen auszeichnet, ist die genaue Schilderung unterschiedlicher Milieus, die durch präzise gezeichnete Individuen und ihre Lebensgeschichten dargestellt wird. Stets kommen dabei die unterschiedlichen Milieus, beispielsweise Mafiosi, weiße Industriearbeiter, Afro-Amerikaner, Prostituierte, Models, Filmproduzenten, Indianer, Banker, Spekulanten, Kleinkriminelle oder Soldaten, in Kontakt mit ihnen nicht vertrauten Bereichen der Gesellschaft – was häufig zu Gewalt, manchmal aber auch zu überraschenden Verbrüderungen führt. Die Dynamik und Spannung von Leonards Plots entwickelt sich stets aus solchen Konfrontationen.

Was Leonards Krimis weiter auszeichnet, ist die präzise Darstellung nicht nur der Sachkultur (Autos, Wohnungseinrichtungen, Nahrung, Hobbys, Sport, Musik) der Milieus, sondern mehr noch der Soziolekte der unterschiedlichen Personen – ein wesentliches Element, das leider in der deutschen, meist recht ungenauen Übersetzung verloren geht; große Teile von Leonards Romanen bestehen aus direkter Rede, was sie so filmtauglich macht.

Dazu kommen die sehr genau eingesetzten Orte der Handlung, häufig sind das Detroit, Chicago, das südliche Florida und der Raum Los Angeles. Dabei wird jeweils die soziale Feinstruktur der Settings – wo kann sich wer wie bewegen? – zum wesentlichen Bestandteil der Handlung. In einigen Romanen werden exotischere Schauplätze eingesetzt, beispielsweise Israel oder die Bahamas, wobei dann auf ähnliche Art die Enge des Ortes und die damit begrenzten Bewegungsmöglichkeiten die Handlung mit großer Konsequenz vorantreiben.

Von einigen englischsprachigen Kritikern wird Leonard nicht zu unrecht mit Honoré de Balzac verglichen. Nicht nur versteht er sich wie dieser selbst nicht in erster Linie als Künstler, sondern als Brotautor und Handwerker, es gelingt ihm auch auf nicht unähnliche Art, in seinen Büchern eine präzise Gesellschaftschronik der USA zu schaffen. Eine weitere Ähnlichkeit zum zyklischen Werk Balzacs ist, dass nicht nur Örtlichkeiten, sondern immer wieder auch Personen aus früheren Romanen wieder auftauchen.

Auszeichnungen

Werke

  • 1953 The Bounty Hunters [Western]
  • 1954 The Law at Randado [Western]
  • 1956 Escape from Five Shadows [Western]
  • 1959 Last Stand at Saber River [Western]
  • 1961 Hombre [Western]
  • 1969 The Big Bounce
    • Ein schlechter Abgang, dt. von Peter Pfaffinger, München: Heyne 1991. ISBN 3-453-05275-7
    • auch als: The Big Bounce, gleiche Übersetzung überarbeitet von Markus Naegele, München: Heyne 2004. ISBN 3-453-87321-1
  • 1969 The Moonshine War
    • Schwarzer Schnaps und Blaue Bohnen, dt. von Gisela Stege, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1973. ISBN 3-499-42289-1
  • 1970 Valdez is Coming [Western]
    • Valdez, dt. von Alfred Dunkel , München: Heyne 1971
  • 1972 Forty Lashes Less One [Western]
    • Die Zwei aus dem Teufelsloch, dt. von Matthias Kallmuth, Rastatt: Pabel 1976
  • 1974 Mr. Majestyk
  • 1974 Fifty-Two Pickup
  • 1976 Swag
  • 1977 Unknown Man No. 89
    • Nr. 98 - unbekannt, dt. von Wolfgang Wiegand, München, Zürich: Droemer Knaur 1980. ISBN 3-426-04911-2
  • 1977 The Hunted
  • 1978 The Switch
    • Wer hat nun wen auf´s Kreuz gelegt?, dt. von Michael K. Georgi, Reinbek bei Hamburg Rowohlt 1981. ISBN 3-499-42558-0
  • 1979 Gunsights [Western]
  • 1980 City Primeval - High Noon in Detroit
    • High Noon in Detroit, dt. von Gisela Stege, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1983. ISBN 3-499-42623-4
    • auch als Entscheidung in Detroit, gleiche Übersetzung, München: Goldmann 1991. ISBN 3-442-05165-7
  • 1980 Gold Coast
  • 1981 Split Images
  • 1982 Cat Chaser
  • 1983 Stick
  • 1983 LaBrava
  • 1985 Glitz
  • 1987 Bandits
  • 1987 Touch
  • 1988 Freaky Deaky
  • 1989 Killshot
    • Beruf: Killer, dt. von Peter Pfaffinger, München: Heyne 1990. ISBN 3-453-04534-3
    • auch als Killshot, gleiche Übersetzung überarbeitet von Jochen Stremmel, München: Heyne 2007. ISBN 3-453-50032-6
  • 1990 Get Shorty
  • 1991 Maximum Bob
  • 1992 Rum Punch
  • 1993 Pronto
  • 1995 Riding the Rap
  • 1996 Out of Sight
  • 1998 Cuba Libre
  • 1999 Be Cool
  • 1998 Tonto Woman [Erzählungen]
  • 2000 Pagan Babies
  • 2002 Tishomingo Blues
  • 2002 When the Women Come Out to Dance [Erzählungen]
  • 2003 A Coyote's in the House! [Kinderbuch]
  • 2004 Mr. Paradise
  • 2004 The Complete Western Stories [Erzählungen]
  • 2005 The Hot Kid
  • 2006 Comfort to the Enemy [Fortsetzungsroman]
  • 2007 Up in Honey's Room
  • 2007 Elmore Leonard´s 10 Rules of Writing, [1]
  • 2009 Road Dogs
    • Road Dogs, dt. von Conny Lösch und Kirsten Riesselmann, Frankfurt am Main: Eichborn 2010. ISBN 978-3-8218-6119-7
  • 2010 Djibouti

Verfilmungen

Drehbuch-Vorlage

Drehbuch

  • 1970: Whisky brutal (The Moonshine War)
  • 1972: Sinola (Joe Kidd)
  • 1974: Das Gesetz bin ich (Mr. Majestyk)
  • 1980 High Noon, Part II: The Return of Will Kane
  • 1984: Der Ambassador (The Ambassador)
  • 1985: Sie nannten ihn Stick (Stick)
  • 1986: 52 Pick-up
  • 1987: Desperado
  • 1987: The Rosary Murders
  • 1988: Short Run (Cat Chaser)

Literatur

Medien

  • Elmore Leonard's Criminal Record. Dokumentation der BBC, Home Vision Entertainment, s.l. 1991 (1 Videokassette, VHS)

Quellen

  1. New York Times, 16. Juli 2001

Weblinks



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