Elizabeth Barton

Elizabeth Barton

Elisabeth Barton, genannt „Maid of Kent“ (* um 1506 in Aldington, Grafschaft Kent; † 21. April 1534 in Tyburn, London) war eine englische Predigerin, die im Volk als von Gott inspirierte Prophetin galt. Wegen ihrer verbalen Angriffe auf König Heinrich VIII. im Zuge seiner Scheidung von Katharina von Aragón und ihres Aufrufs zur Rebellion gegen den König wurde sie des Hochverrats angeklagt. Sie musste widerrufen und wurde 1534 hingerichtet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über Elizabeth Bartons Herkunft und Kindheit ist nicht viel bekannt, da nach ihrer Verhaftung sämtliche Schriftstücke über sie beschlagnahmt und höchstwahrscheinlich vernichtet wurden.[1] Zunächst arbeitete sie als Dienstmädchen im Haushalt des Thomas Cobb, Verwalter des Erzbischof von Canterbury, William Warham. Mit sechzehn Jahren erklärte Elizabeth zum ersten Mal, dass sie während einer Krankheit Visionen der Jungfrau Maria gehabt und mit ihr gesprochen hätte. Der Erzbischof ließ den Fall untersuchen und der Benediktiner Dr. Edward Bocking bestätigte die Echtheit der Visionen.[1] Daraufhin trat Elizabeth vor dem Jahr 1526 ins Kloster der Benediktiner in Canterbury ein, wo sie die nächsten acht Jahre zubrachte.

Bartons Prophezeiungen lockten rasch viele Pilger zu ihrem Kloster, unter anderem Sir Thomas More und den Bischof John Fisher. Auch hielt sie Predigten und ermahnte Sünder zur Reue. Angeblich konnte sie die Sünden der Menschen, die sie aufsuchten, detailliert benennen[1], was ihr großen Respekt unter der einfachen Bevölkerung einbrachte. Bald wurde sie bekannt unter der Bezeichnung Heilige Maid von Kent. Thomas More hingegen zeigte sich wenig beeindruckt von ihr und bezeichnete ihre Offenbarungen als Dinge, die „meiner Meinung nach eine einfältige Frau kraft ihres eigenen Witzes sprechen würde“.[2] Er warnte sie vorsichtig mit ihren Äußerungen zu sein, da die Prophezeiungen eines Mönchs Edward Stafford, Lord Buckingham, ins Unglück gestürzt hatten.[3]

Als die Absicht des Königs Heinrich VIII. bekannt wurde, sich von Katharina von Aragón scheiden zu lassen, sprach sich Barton dagegen aus. Sie erhielt 1528 eine Audienz bei dem einflussreichen Kardinal Thomas Wolsey, der es ihr ermöglichte den König zu sehen. Vor ihm erklärte Barton, dass Heinrich großes Unglück heraufbeschwören würde, sollte er weiterhin versuchen, Anne Boleyn zu heiraten. Ihr hätte ein Engel prophezeit, „dass er einen Monat nach einer solchen Heirat nicht länger König dieses Reiches sein würde und auch nicht länger mehr König in den Augen Gottes, sondern würde eines schändlichen Todes sterben“.[4] Zusätzlich gab sie an, dass sie den exakten Platz in der Hölle gesehen hätte, der für Heinrich reserviert war. Dabei scheute sie nicht davor zurück, Drohungen über göttliche Rache gegen Papst Clemens VII. auszustoßen, falls er die Annullierung vornahm.[1] Da sie damit die Ängste des alteingesessenen Adels vor einer Revolte aussprach, wurde sie u. a. von Gertrude Courtenay kontaktiert, einer engen Freundin Katharinas, deren Ehemann Henry Courtenay, 1. Marquess of Exeter der Cousin des Königs war.[4]

Als im Juni 1533 Anne Boleyn gekrönt wurde, griff Barton neuerlich die Scheidung und neue Ehe Heinrichs an. Diesmal rief sie zur Rebellion und zum Sturz des Königs auf. Ausdrücklich stellte sie sich auf die Seite der zum Bastard erklärten Prinzessin Maria und verlangte, deren Anspruch auf den Thron notfalls mit Waffengewalt durchzusetzen. „Sie würde genug Beistand und Hilfe haben, dass niemand ihr Geburtsrecht antasten könnte“.[5] Es ist unklar, ob Bartons Visionen echt waren oder ob die Gegner der Scheidung die Nonne als Sprachrohr benutzten. Trotz seines Bruchs mit der Kirche war Heinrich sehr gläubig und ihre Vorhersage, dass er in der Hölle landen würde, machte sichtlichen Eindruck auf ihn.[4] Bekannt ist zudem, dass die Kartäuser und der Franziskanische Orden Bartons Prophezeiungen druckten und verbreiteten.[5] Barton wurde somit zu einer populären Gegnerin der Reformation des Königs und stellte ein machtpolitisches Risiko dar.

Im Juli 1533 wurde Barton zum ersten Mal verhört. Im November ließ der König sie verhaften. Der neue Erzbischof von Canterbury, Thomas Cranmer, vernahm sie und brachte sie vor das Gericht der Star Chamber. Im Tower of London wurde sie Verhören und Drohungen ausgesetzt, bis sie schließlich unter dem Druck und möglicherweise aus Angst vor Folter widerrief. Der Minister Thomas Cromwell sorgte zudem dafür, dass alle Schriften über sie gesammelt und vernichtet wurden. Auch wurden Gottesdienste abgehalten, in denen die Prediger die Nonne und die, die ihr geglaubt hatten, verspotteten. Am 23. November wurden Barton und einige ihrer Befürworter der Öffentlichkeit vorgeführt und der Lächerlichkeit preisgegeben.[1]

Für eine Anklage wegen Hochverrats genügten die Fakten jedoch nicht. Laut dem Gesetz von 1532 waren nur aktive Handlungen gegen den König als Hochverrat zu betrachten, nicht Worte. Einzig durch eine Parlamentsbulle, eine sogenannte Bill of attainder, konnte Barton rechtskräftig verurteilt werden. Das Parlament verurteilte im Februar 1534 Barton und die Mönche Edward Bocking und William Hadley als ihre Mitschuldigen zum Tode. Im ersten Entwurf der entsprechenden Parlamentsbulle waren auch More und Fisher beschuldigt worden. More allerdings reichte eine Anfechtungsklage ein und konnte damit seinen Namen von der Bulle entfernen.[6] Elizabeth Barton wurde am 21. April 1534 im Alter von 28 Jahren in Tyburn gehängt.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e W. M. Spellman: Elizabeth Barton. In: Extraordinary Women of the Medieval and Renaissance World. A Biographical Dictionary. Greenwood Press 2000
  2. Linda Porter: Mary Tudor: The First Queen. Piatkus 2009, S. 63–64: "a right simple woman might, in my mind, speak of her own wit well enough"
  3. John A. Guy: A Daughter's Love. Thomas & Margaret More. Harper Perennial, London 2009, ISBN 978-0-00-719232-8, S. 225
  4. a b c Linda Porter: Mary Tudor: The First Queen. Piatkus 2009, S. 64
  5. a b Anna Whitelock: Mary Tudor. England's First Queen. Bloomsbury Publishing 2010, S. 64
  6. John A. Guy: A Daughter's Love. Thomas & Margaret More. Harper Perennial, London 2009, ISBN 978-0-00-719232-8, S. 226

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