Elisäus

Elisäus

Elischa (auch Elisa; Elisäus; hebräisch אֱלִישַׁע auf Deutsch "Gott hilft") war ein Prophet im Nordreich Israel. Die Geschichten über ihn sind in der Bibel im 2. Buch der Könige enthalten, verstreut zwischen 2 Kön 2 EU und 2 Kön 14 EU. Somit wirkte Elischa während der Regierungszeit von drei Königen: Joram, Jehu und seines Sohnes Joahas.

Dieser Elischa ist nicht zu verwechseln mit Elischa, dem Sohn von Jawan (Gen 10,4 EU) - eines Sohnes Jafets - dessen Söhne sich auf die Küsten ausbreiteten und zu Völkern wurden in ihren verschiedenen Ländern. Die Küsten Elischas, die Ezechiel (Ez 27,7) in seinem Klagelied über Tyrus überliefert, meint wohl Zypern oder einen Teil davon.

Inhaltsverzeichnis

Elijas Erbe

Elischa gilt in der biblischen Geschichtsschreibung des Deuteronomistischen Geschichtswerks als der legitime Nachfolger des Propheten Elija, der die königliche Dynastie der Omriden kritisch begleitete.

Danach wurde Elischa von Elija nach dem Gottesurteil auf dem Berg Karmel vom Feld geholt und zu seinem Diener und Nachfolger bestimmt (1 Kön 19,19-21). Sein eigenes Wirken beginnt jedoch erst mit der wunderbaren Entrückung Elijas in den Himmel, deren Zeuge er wurde (2 Kön 2,1-18). Die Erzählung betont, dass Gottes Geist von Elija auf Elischa überging, so dass er zu Wundertaten ähnlich denen des Moses (Teilung des Flusses) fähig wurde. Doch während Elija ein einsamer Einzelkämpfer gegen den Baalskult und Synkretismus war, der damals in Israel verbreitet war, erscheint Elischa bereits als Haupt von Prophetenschulen, die offenbar an einigen JHWH-Heiligtümern wie Bethel, Gilgal und Jericho existierten.

In diesen Kreisen, vermutet die Bibelforschung, sind die Elija- und Elischageschichten gesammelt, zusammengestellt und theologisch gedeutet worden. Obwohl sie keine eigenen Prophetenbücher schrieben, gaben sie den späteren „klassischen“ Propheten Amos, Hosea, Micha, der erste Jesaja bereits wesentliche Elemente ihrer Prophetie vor.

Der Wundertäter

Ein Hauptstrang der volkstümlichen Elischa-Überlieferung erzählt von Wundern, die die hebräische Bibel sonst von keinem anderen Propheten kennt. Diese waren wohl nicht an eine bestimmte historische Situation gebunden und zeigen legendarischen Charakter, da in ihnen „der König“, „die Stadt“, „ein Mann“ oder „eine Frau“ meist ohne Namensnennung erscheinen. Zudem heißt Elischa hier oft nur „Mann Gottes“, so dass ein Teil dieser Geschichten ihm eventuell später zugeschrieben wurden. Dazu zählen:

Gehasi will mit dem Stock des Elischa den toten Sohn einer Sunamiterin erwecken
  • das Spalten des Jordans durch Elijas Mantel (2 Kön 2,14 EU)
  • die Heilung einer Quelle von ungesundem Wasser (2 Kön 2,19-22 EU)
  • die Verfluchung einer respektlosen Knabenhorde (2 Kön 2,23-24 EU)
  • die Rettung einer mittellosen Witwe durch wunderbare Öl-Vermehrung (2 Kön 4,1-7 EU)
  • die Heilung ungenießbaren Essens (2 Kön 4,38-41 EU)
  • die wunderbare Brotvermehrung (2 Kön 4,42-44 EU) während einer Hungersnot
  • die Heilung des aussätzigen Generals Naeman (2 Kön 5 EU)
  • das Schwimmenlassen eines im Jordan verlorenen Eisenbeils (2 Kön 6,1-7 EU)

Die Erweckung des toten Sohnes einer Sunamiterin (2 Kön 4,8-37 EU) gehört nur bedingt in diese Reihe, da sie später nochmals aufgegriffen wird, um den König Israels zur Rückgabe von den Armen geraubten Landbesitzes zu veranlassen (2 Kön 8,1-6 EU): Hier verbinden sich volkstümliche und sozialkritische Prophetentradition vor einem erkennbar historischen Hintergrund.

Der Anstifter der Jehu-Revolution

Das Ansehen der Prophetenopposition im Nordreich begünstigte eine innenpolitische Entwicklung, die die jahrzehntelange Dynastie der Omriden durch einen blutigen Putsch beendete. Dabei nutzte Elischa die Schwäche Jorams, des rechtmäßigen Königs Israels, aus. Dieser hatte sich in einer Schlacht gegen den Aramäer Hasael verletzt und verließ das versammelte Heer, um zu genesen. Da ließ Elischa Jorams Heerführer Jehu in Gilead nach der Tradition Samuels heimlich mit kostbarem Öl zum neuen König salben. So konnte dieser das Heer auf seine Seite ziehen und rückte aus, um Joram zu stürzen. Er brachte ihn als Vergeltung für den Landraub, den Jorams Vater Ahab an freien erbberechtigten Bauern Israels begangen hatte (2 Kön 9,1-27; vgl. 1 Kön 21: Naboths Weinberg) um und ließ auch die Königinmutter Isebel, sämtliche Verwandte der Omri-Dynastie und die Baalspriester umbringen (2 Kön 9,30 - 10,28).

Damit endete im Nordreich die Duldung des Baalkultes zur Einbindung der Kanaanäer zu Gunsten eines radikalen JHWHkultes.

Siehe auch

Weblinks

  • Literatur über Elischa in Bibliothekskatalogen: DNB, GBV

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Elisäus — Elisäus, armenischer Theolog u. Geschichtsschreiber des 5. Jahrh., wurde erst Secretär des Königs Vartan u. dann Bischof von Amatunik. Er beschrieb armenisch den Glaubenskrieg der Armenier unter Vartan gegen die Perser unter Yesdescherd II.,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Elisäus — Elisäus, armenischer Geschichtschreiber, der wahrscheinlich als Bischof von Amathunik mit seinen Amtsgenossen 449 die Aufforderung des Königs Jesdegerd zur Annahme der Religion Zoroasters zurückwies. Sein auf uns gekommenes Hauptwerk beschreibt… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Elisäus — Elisäus,   Vulgataform für Elisa …   Universal-Lexikon

  • Elias Nathusius — (* 1628 in Gießmannsdorf bei Naumburg am Queis; † 29. November 1676 in Leipzig)[1][2] war Kantor an der Leipziger Nikolaikirche und Magister der Philosophie. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 …   Deutsch Wikipedia

  • Nathusius (Geschlecht) — Auszug aus einem Pachtvertrag vom 24. Juni 1718 (Johannestag) über das landwirtschaftliche Vorwerk Drehna zwischen dem Eigentümer/Verpächter Heinrich Wilhelm Graf zu Solms Sonnewalde und dem Pächter Heinrich Wilhelm I. Nathusius (1670–1737) (S.… …   Deutsch Wikipedia

  • Armenische Literatur — Armenische Literatur. I. Obschon die armenischen Alterthumsforscher die Anfänge ihrer nationalen Literatur in die Mitte des 2. Jahrh. v. Chr. zurücksetzen, in jene Zeit, wo die beiden Brüder Arsakes u. Valarsakes Armenien u. Parthien beherrschten …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Armenische Literatur — Armenische Literatur. Die Literatur der Armenier verdankt ihre Entstehung dem Christentum, das gegen Ende des 3. Jahrh. durch Gregor den Erleuchter (s. Gregor) in Armenien eingeführt wurde. Doch gilt den Armeniern mit Unrecht dieser Gregor, wie… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Jacob Bartholome Rittmeyer — (* 20. September 1786 in Lindau (Bodensee); † 25. Dezember 1848 in St. Gallen, ab 1832 oder 1835[1] von St. Gallen) war ein Textilkaufmann. Leben Rittmeyer wurde 1786 als Sohn des Elisäus Rittmeyer, einem Senator der freien Reichsstadt Lindau,… …   Deutsch Wikipedia

  • Alexander von Hanstein — Maximilian Elisäus Alexander von Hanstein, Graf von Pölzig und Beiersdorf (* 9. Juni 1804 in Burghaig, Ortsteil von Kulmbach; † 18. April 1884 in Schmölln) war ein Graf in Thüringen. Er war Stiefvater von Prinz Albert von Sachsen Coburg und Gotha …   Deutsch Wikipedia

  • Elisa (Vorname) — Elisa ist ein weiblicher Vorname, biblisch auch ein männlicher Vorname. Herkunft und Bedeutung Der weibliche Vorname Elisa ist eine Kurzform von Elisabeth. Der biblische Vorname Elisa (auch Elisäus) wird heute mit Elischa wiedergegeben. Zur… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”