Elisabeth von Wetzikon

Elisabeth von Wetzikon

Elisabeth von Wetzikon (* um 1235; † 1298 in Zürich) war von 1270 bis 1298 Fürstäbtissin des Fraumünsterklosters in Zürich und damit die Herrin der Stadt.

Elisabeth war eine Tochter des Freiherrn Ulrich von Wetzikon. Erstmals erwähnt wird sie 1265 als Nonne im Fraumünster.

Ihre Ernennung zur Äbtissin 1270 war umstritten; den Ausschlag für ihre Wahl gab der Bischof von Konstanz. Mit ihrer Wahl zur Äbtissin wurde Elisabeth zur mächtigsten Frau der damaligen Zeit auf dem Gebiet der heutigen Schweiz. Das Kloster stand auf dem Höhepunkt seiner Macht und verfügte über riesigen Grundbesitz bis in die Innerschweiz. Elisabeth hatte das Münzregal, verpachtete die Zölle von Zürich, wählte den Bürgermeister und seinen Stellvertreter und war oberste Richterin der Stadt. Da es keinen Stadtschreiber gab, führte das Fraumünsterkloster auch die städtische Kanzlei.

In einer Urkunde vom 25. Januar 1274 verlieh ihr Rudolf I. von Habsburg, den sie in diesem Jahr fürstlich bewirtete, das Münzrecht.

Bis heute sind 170 Urkunden erhalten, die ihren Namen und teilweise auch ihr Siegel tragen und aufzeigen, dass sie sich von Amts wegen mit vielen verschiedenen Rechtsgeschäften befasste.

Sie hatte weitreichende Beziehungen und politischen Einfluss über Zürich hinaus. Beispielsweise war der Landammann von Uri im Gründungsjahr der Schweiz 1291 ihr Meier Ritter Arnold von Silenen.

Kulturell führte Elisabeth in Zürich die Gotik ein, die im Querschiff des Fraumünsters erstmals auftritt. In einem Chorpfeiler ist folgende Inschrift über sie eingemeisselt: «(FROW EB)TISCHENNE ELI/S(ABETH VO)N WEZZINGKON/ I(N DEM IAR) NACH GOTTES GE/B(URT IM) MCCXCVIII IAR».

Elisabeth von Wetzikon wird in einigen Werken der Literatur erwähnt:

  • Gottfried Keller in der Novelle «Hadlaub»: Da war vor allem Bischof Heinrich von Konstanz, ein schöner Mann mit dunklen Augen und Haar, mit ernsten, aber geistvollen Gesichtszügen; mit der beringten Hand hielt er die Hand der Fürstäbtissin von Zürich, die in weltlicher Damentracht neben ihm saß, eine still vorübergehende Erscheinung, die nur im Lichte jener Augen aufblühte. Zu seiner anderen Seite saß die Hausfrau des Ritters, von dem ebenfalls alt eingewohnten Stamme der Wolfleipsch, gleich neben ihr eine andere Konventualin der Abtei, Frau Elisabeth von Wetzikon, Muhme des Bischofs, die später die bedeutendste Äbtissin wurde, diese auch in weltlicher Tracht. – Auch die Kunigunde von Wasserstelz in derselben Novelle soll Elisabeth nachempfunden sein.

Literatur

  • Urs Reber: Klosterführung in bewegter Zeit: Elisabeth von Wetzikon – Äbtissin im Fraumünster von 1270 bis 1298. In: Heimatspiegel: Illustrierte Beilage zum «Zürcher Oberländer» und «Anzeiger von Uster». Wetzikon. Nr. 9, 2001.
  • Helen Baumer: Schweizerinnen der Geschichte. In: «professionelle», 1985.

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