Elisabeth Haseloff

Elisabeth Haseloff

Elisabeth Haseloff (* 30. Juni 1914 in Rom; † 29. November 1974 in Hamburg) war eine deutsche Pastorin in Lübeck. Sie war die erste Frau, die in Deutschland als evangelisch-lutherische Pastorin im Sinne des Gesetzes tätig war.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Elisabeth Haseloff wurde in Rom als Tochter von Arthur Haseloff und Schwester von Günther Haseloff geboren. Ihre Schulzeit verbrachte sie in Kiel, wo sie 1934 das Abitur ablegte. Im folgenden Jahr schloss sie sich der Bekennenden Kirche an und studierte evangelische Theologie in Tübingen, Erlangen und Kiel. Das erste theologische Examen legte sie 1939 ab; das zweite folgte 1941. Sie war die erste Frau mit diesem Examen in der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche.

Elisabeth Haseloff wurde anschließend als Pfarrvikarin ordiniert und war in dieser Funktion in Büdelsdorf tätig. Mit dem ersten und zweiten theologischen Examen hatte sie die Qualifikation für das Pastorenamt, doch wurde sie als Pfarrvikarin beschäftigt und entsprechend geringer bezahlt. 1942 wurde sie in Münster promoviert; ihre Dissertation hatte Die Christologie der neutestamentlichen Abendmahlstexte zum Thema.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrten evangelisch-lutherische Geistliche aus Kriegsdienst und Gefangenschaft in ihre Ämter zurück. Elisabeth Haseloff lief Gefahr, aus dem Amt gedrängt zu werden. Sie wurde jedoch vom Kirchenvorstand ihrer Gemeinde unterstützt und blieb als Pfarrvikarin tätig.

Erst mit dem westdeutschen Gesetz zur Gleichberechtigung von Mann und Frau, das am 1. Juli 1958 in Kraft trat, wurde Frauen in Deutschland der Weg zum Pastorinnenberuf nach und nach von den Landeskirchen eröffnet, wenn auch zunächst nur, soweit sie ledig waren. Die Evangelisch-lutherische Kirche in Lübeck verabschiedete zum 1. September 1958 ein Kirchengesetz, das die Errichtung einer Planstelle für die übergemeindliche Frauenarbeit ermöglichte. Sie sollte mit einer unverheirateten Theologin besetzt werden.[1] Elisabeth Haseloff erhielt diese Planstelle; sie war außerdem für einen Gemeindebezirk von St. Matthäi in Lübeck-St. Lorenz zuständig.

Die Besetzung einer Pastorenstelle mit einer Frau erregte bundesweit Aufsehen, was die Landeskirche zur Feststellung veranlasste, dass dies keineswegs grundsätzlich geschehen solle.

1958 wurde Elisabeth Haseloff auch in die Synode gewählt; von 1959 bis zu ihrem Tod 1974 leitete sie das Evangelische Frauenwerk in Lübeck. 1970 wählte die Synode der Nordelbischen Kirche sie zur Vizepräsidentin.

Sie gab mit anderen Theologinnen die Zeitschrift Die Theologin sowie den Rundbrief des Konvents Evangelischer Theologinnen in Deutschland heraus. Zusammen mit Christine Bourbeck und Marianne Timm verfasste sie für den Konvent Evangelischer Theologinnen Deutschlands Gutachten, in dem die Gleichberechtigung von Frauen als Pastorinnen gefordert wurde. Diese durften ihr Amt nur bis zur Verheiratung ausüben. Die Gutachten wurden unter dem Titel „Die Theologin im Dienst der evangelischen Kirche“ in einer Sondernummer der Zeitschrift Die Theologin im März 1963 veröffentlicht.

Elisabeth Haseloff starb 1974 an den Folgen eines Unfalls im Eppendorfer Krankenhaus. Sie war auf dem Wege zu einer Sitzung der Nordelbischen Synode in Winterhude beim Überqueren eines Fußgängerüberweges von einem Auto erfasst und schwer verletzt worden.

Ehrungen

1993 wurde Leben und Werk von Elisabeth Haseloff zur 850-Jahr-Feier Lübecks mit der Ausstellung "Das Weib schweigt nicht mehr" – wie das Amt der Theologin Wirklichkeit wird gewürdigt. Die Hansestadt Lübeck ehrte Elisabeth Haseloff 2005 im Rahmen der Ausstellung Frauen in der Lübecker Geschichte, deren Schirmherrschaft Bärbel Wartenberg-Potter, Bischöfin für den Sprengel Holstein-Lübeck, innehatte; sie war als dritte Bischöfin in Deutschland als evangelisch-lutherische Theologin eine weitere Pionierin. Die Stadt Lübeck benannte nach Elisabeth Haseloff eine Straße in Lübeck-St. Jürgen.

Literatur

  • Christine Lipp: Dr. Elisabeth Haseloff – Erste Pastorin "im Sinne des Gesetzes" der Evangelischen Kirche in Deutschland in Frauen in der Lübecker Geschichte Frauenbüro der Stadt Lübeck (Hrsg.), Lübeck 2005, Seite 62 bis 63

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rainer Hering: Frauen auf der Kanzel? Der lange Weg zur rechtlichen Gleichberechtigung

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Haseloff — bezeichnet: einen Gemeindeteil von Mühlenfließ im Landkreis Potsdam Mittelmark in Brandenburg Haseloff ist der Name folgender Personen: Arthur Haseloff (1872–1955), deutscher Kunsthistoriker Elisabeth Haseloff (1914–1974), erste Pastorin in… …   Deutsch Wikipedia

  • Arthur Haseloff — Arthur Erich Georg Haseloff (* 28. November 1872 in Berlin; † 30. Januar 1955 in Kiel) war ein deutscher Kunsthistoriker. Leben Arthur Haseloff wurde 1896 in München promoviert; 1901 folgte seine Habilitation in Berlin. Anschließend war er dort… …   Deutsch Wikipedia

  • Günther Haseloff — (* 19. Juni 1912 in Rom; † 1990) war ein deutscher Kunsthistoriker, Prähistoriker und Mittelalterarchäologe. Der Sohn von Arthur Haseloff und Bruder von Elisabeth Haseloff studierte nach dem Abitur in Kiel zunächst an der dortigen Universität,… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Has–Hau — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Bydelstorp — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Freie Stadt Lübeck — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Freie und Hansestadt Lübeck — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Hansestadt Lübeck — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Krempelsdorf — St. Lorenz ist ein Stadtteil Lübecks westlich des Holstentors und nordwestlich der Innenstadt, der politisch und rechtlich die Stadtbezirke Sankt Lorenz Nord (nördlich der Eisenbahn) und Sankt Lorenz Süd (südlich der Eisenbahn am linken Ufer von… …   Deutsch Wikipedia

  • Nordelbische Kirche — Karte Basisdaten Fläche: 16.525 km² Leitende Geistliche: Bischof …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”