Elisabeth Christine Ulrike von Braunschweig-Wolfenbüttel

Elisabeth Christine Ulrike von Braunschweig-Wolfenbüttel
Elisabeth, Prinzessin von Preußen, gemalt von Johann Georg Ziesenis, 1765

Elisabeth Christine Ulrike Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel (* 9. November 1746 in Wolfenbüttel; † 18. Februar 1840 in Stettin) war bis zu ihrer Scheidung von Friedrich Wilhelm von Hohenzollern im Jahre 1769 Kronprinzessin von Preußen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Elisabeth Christine war die Tochter von Herzog Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel und Philippine Charlotte von Preußen, der jüngeren Schwester Friedrichs des Großen. König Friedrich ordnete an, dass seine Nichte Elisabeth Christine, die als besonders geistreich und schön galt, ihren Cousin mütterlicher- und väterlicherseits heiraten sollte, den späteren König Friedrich Wilhelm II., Sohn August Wilhelms von Preußen und Luises von Braunschweig-Wolfenbüttel. Elisabeth Christine sollte nach den Vorstellungen des Königs das Liebesleben des Thronfolgers in geordnete Bahnen lenken und für einen Thronfolger sorgen. Die Heirat fand nicht wie ursprünglich geplant in der Charlottenburger Schlosskapelle, sondern am 14. Juli 1765 in Salzdahlum statt.[1]

Ehe

Die Erwartungen von König Friedrich II. erfüllten sich jedoch nicht. Nach der Geburt einer Tochter entstanden Spannungen. Die Vorliebe des Kronprinzen für französische Schauspielerinnen und Tänzerinnen war allgemein bekannt. Seine schöne, selbstbewusste Frau suchte und fand Trost bei jungen Offizieren der Potsdamer Garde. Der König schrieb in einem Brief an seine Schwester Philippine Charlotte:

„Der Gatte, jung und sittenlos, einem ausschweifendem Leben hingegeben, übte täglich Untreue an seiner Gemahlin; die Prinzessin, die in der Blüte ihrer Schönheit stand, sah sich gröblich beleidigt durch die geringe Rücksicht, die man ihren Reizen zeigte. Ihre Lebhaftigkeit und die gute Meinung, die sie von sich selber hatte, brachten sie dazu, sich für das Unrecht zu rächen, das man ihr antat. Bald ergab sie sich Ausschweifungen, die denen ihres Gatten kaum nachstanden; die Katastrophe brach aus und wurde publik.“

Als sie schwanger wurde, wie Friedrich Wilhelm von Thulemeyer notierte[2], und Ende Januar 1769 mit ihrem geliebten Muzikant eine Flucht nach Italien plante, wurde sie verraten. Ulrike beendete inzwischen ihre Schwangerschaft mit Drogen.[3] Die Ehescheidung wurde im April innerhalb weniger Tage durchgeführt.[4] Der Kronprinz selbst drängte im Einvernehmen mit dem König auf eine Scheidung, um eventuelle Ansprüche illegitimer Nachkommen auf den Thron auszuschließen. Der Braunschweigische Hof stimmte zu.[1] Binnen zweier Tage reiste sie nach Küstrin ab. Friedrich der Große zwang seinen Neffen, bereits drei Monate nach der offiziellen Trennung erneut zu heiraten. Der Muzikant Pietro wurde verhaftet und nach Magdeburg geführt, wo er enthauptet worden sein soll.[5]

Gefangenschaft

Die Festigung Stettin, von Merian

Elisabeth Christine wurde als Staatsgefangene ins Stettiner Schloss gebracht. Sie durfte zunächst nur wenige Begleiterinnen haben. Ihre Lage verbesserte sich bald. Seit 1774 hatte sie ein ehemaliges Amtshaus in Jasenitz zur Verfügung. Nach dem Regierungsantritt ihres ehemaligen Gatten 1786 erhielt sie größere persönliche Freiheiten. 1806 wurde Stettin von Franzosen besetzt. „Lisbeth von Stettin“ durfte die sogenannte Pädagogenmühle kaufen und als bescheidenes Sommerpalais (Landhaus Friedrichsgnade) einrichten. Ihre Geschwister und ihre Tochter sah sie nie wieder. Friedrich Wilhelm IV. war der einzige, der sie besuchte.

Elisabeth Christine wurde 93 Jahre alt. Bei ihrem Tod läuteten alle Glocken der Stadt. Bei den „alten Kerls in Braunschweig“ wollte sie nicht begraben sein und baute sich ein eigenes Mausoleum in ihrem geliebten Park.[6] Als der Garten in Privathand überging, wurde sie in der Nacht des 19. Juli 1849 in die Schlosskirche zu Stettin umgebettet.[7] Einige Quellen geben an, dass Elisabeth Christine später im Dom in Krakau beigesetzt worden sei.[8]

Aus der Ehe mit Friedrich Wilhelm II. entsprang die Tochter Friederike, die abwechselnd von ihrer Großmutter väterlicherseits, Luise Amalie, und Friederike Luise, der zweiten Frau ihres Vaters, erzogen wurde und 1791 Herzog Friedrich August von York heiratete.

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Elisabeth Christine Ulrike von Braunschweig-Wolfenbüttel, in der Preußen-Chronik des rbb
  2. Gedenkschriften van Gijsbert Jan van Hardenbroek, Deel III, 1781-1782. Amsterdam 1910, S. 226
  3. Gedenkschriften van Gijsbert Jan van Hardenbroek, deel I, p. 330.
  4. Christine Ulrike von Braunschweig-Wolfenbüttel bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG)
  5. Gedenkschriften van Gijsbert Jan van Hardenbroek, deel I, p. 331-332.
  6. Frauen vom Hof der Welfen | Empfehlungen
  7. Ferdinand SpehrElisabeth Christine Ulrike. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 37 f.
  8. Elisabeth Christine Ulrike (1746–1840) bei welfen.de

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