Elias Hayum Mayer

Elias Hayum Mayer
Elias Hayum (Mayer), Hof- und Milizfaktor um 1735
Die Lemle-Moses-Klaus um das Jahr 1900

Elias Hayum (Mayer) (* 1709 in Augsburg-Pfersee; † 26. Mai 1766 in Mannheim) war Hofjude und Händler in Stuttgart (erwähnt ab 1734), kurfürstlich pfälzischer Hof- und Milizfaktor zu Mannheim (ab 1740), pfälzisch-Zweibrücker Hof- und Milizfaktor (1760), Erster Vorsteher der israelitischen Gemeinde zu Mannheim (ab 1747) und Stifter der Elias-Hayum-Klaus (1766).

Inhaltsverzeichnis

Familie

Elias Hayum, nach seiner Herkunft auch Elias Bingen oder Elias Stuttgart genannt, entstammte einer alten Rabbiner-Familie. Sein Großvater Joseph Elias (ca.1645–1701) wurde in Krakau (Polen) geboren und kam um 1690 als Rabbiner nach Bingen.

Elias war der Sohn des Hayum Elias Bingen (ca.1680–1768) in Pfersee und der Kela Ulmo.

Er heiratete 1733 in Stuttgart Judle Schloß (* um 1710 in Stuttgart; † 1765 in Mannheim), die Tochter des Stuttgarter Händlers und Hoffaktors Marx Nathan, genannt Mardochai Schloß.

Er ist Stammvater der Mannheimer Fabrikanten- und Bankiers-Familie Mayer und Vater des Elias Mayer.

Leben

Elias Hayum kommt aus seinem Geburtsort Pfersee, heute ein Stadtteil von Augsburg, nach Stuttgart, wo er sich unter dem Schutz des Herzogs Karl Alexander von Württemberg mit ausschließlicher Erlaubnis, in Stuttgart zu wohnen, für einige Jahre unter dem Namen Elias Bing aufhält.

Der früheste Hinweis stammt aus Anfang 1734, als der spätere Sekretär des Joseph Süß Oppenheimer, der in Neckarsulm wohnberechtigte Nathan Marum, zu Elias Hayum nach Stuttgart kommt, um einen alten Geldstreit mit ihm zu erledigen. Dort wird er auch 1736 und 1737 als Händler für „Wachslichter und Nachtstöcke“ erwähnt.

Er muss bereits zu dieser Zeit ein bedeutender Kaufmann bzw. Händler sein, hat er doch bereits Handelsbeziehungen nach Wien, steht zudem in sehr enger Geschäftsbeziehung zu Joseph Süß Oppenheimer, dem späteren Geheimen Finanzrat des Herzogs, und ist für diesen ein wichtiger Sublieferant für Gold und Silber für die Stuttgarter Münze.

Süß bietet ihm wohl deshalb auch 1736 vor seinem politischen Sturz die Verpachtung der Münze an, wozu es allerdings nicht mehr kommt.

Auch als Unterlieferant für Armeelieferungen (u.a. auch für Heu) steht Elias während des Feldzuges 1735 mit Süß in Geschäftsbeziehung.

Während des Prozesses gegen Süß Oppenheimer und der Verfolgung der Stuttgarter Juden kommt auch Elias Hayum am 23. März 1737 in Haft, wird aber - nach Intervention seiner Ehefrau am 4. April - gegen Zahlung einer Kaution von 10.000 Gulden am 13. April 1737 schon wieder freigelassen, was ihn somit als relativ „unbelastet“ auszeichnet. Allerdings steht er seitdem unter Stadtarrest.

Im Juni 1737 wird er beschuldigt, den Gochsheimer Juden Baruch illegal seit etwa fünf Tagen in seinem Haus zu beherbergen, weshalb beide in der Stuttgarter Hauptwache eingesperrt werden. Elias Hayum kommt jedoch bald wieder frei. Da er aber noch immer unter Stadtarrest steht, bittet er im September 1737 offiziell um die Erlaubnis, zu den Feierlichkeiten des jüdischen Neujahrsfestes nach Pfersee in sein Elternhaus entlassen zu werden.

Am 24. April 1738 - also erst nach Oppenheimers Hinrichtung am 4. Februar 1738 - bittet Elias um die Freigabe seiner damals geleisteten Kaution, was er mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten begründet, doch anscheinend ohne Erfolg, da noch 1740 „in Arrest belegte Activa des Hofjuden Hayum" in den Süß-Prozessakten erwähnt werden.

Nach Süß Oppenheimers Hinrichtung werden entsprechend den Verfügungen von 1739 und 1740 die meisten Juden aus Stuttgart vertrieben. So muss auch Elias seine neue Heimat bald wieder verlassen und zieht nach Mannheim, wo er in späteren Urkunden entsprechend seiner Herkunft auch als Elie Stutgard genannt wird.

In Mannheim wird er bereits im Jahre 1740 erstmals als „Churpfälz. Hof-Factor Jude Elias Hayum“ erwähnt, als er das Haus Nr. 5 im Quadrat D6 kauft.

Ab 1747 ist er Vorsteher der israelitischen Gemeinde zu Mannheim. Später (1751) kauft sich der Schutzjude Elias Hayum“ für 3850 Gulden noch das Haus Nr. 19/20 im Quadrat G2.

In seiner Funktion als Gemeindevorsteher sichert er durch persönlichen Einsatz und Übernahme einer Schuldforderung in 1758 den Fortbestand der 1708 erbauten Lemle-Moses-Klaus, einem Lehrhaus für Tora- und Talmud-Studien mit angeschlossener Synagoge.

Im Jahre 1760 wird er auch als pfälzisch Zweibrücker Hof- und Milizfaktor erwähnt.

Unter Ausnutzung seines hohen Ansehens am Fürstenhof und innerhalb seiner eigenen Gemeinde sichert Elias den Schutz der Mannheimer jüdischen Gemeinde noch kurz vor seinem Tod in 1766 durch den Kauf einer Konzession vom Kurfürsten Karl Theodor zum Bau einer später nach ihm benannten Klaus, im Volksmund auch nach seiner Herkunft einfach „Stuttgarter Schule" genannt, die bis 1880 bestand, und durch testamentarische Stiftung von 24.000 Gulden mit der Maßgabe, von deren Zinsen „seine zehn Klaus-Rabbiner zu besolden, arme Mädchen aus der Verwandtschaft oder sonst Berechtigte auszusteuern und Unterstützungen an arme Verwandte zu gewähren".

Siehe auch

Literatur

  • Sigismund von Dobschütz: Die Vorfahren der Elisabeth Goldschmidt aus Kassel und Mannheim. - Erstveröffentlichung: Hessische Familienkunde (HFK), Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der familienkundlichen Gesellschaften in Hessen, Band 24, Heft 4/1998, Seite 161f., Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt / Aisch, 1998; ISSN 0018-1064. - Neuveröffentlichung mit Ergänzungen und Korrekturen: „Maajan – Die Quelle“, Heft 76, Schweizerische Vereinigung für jüdische Genealogie, Zürich 2005; ISSN 1011-4009.
  • Hellmuth G. Haasis: Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß; Finanzier, Freidenker, Justizopfer, Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg, 1998, ISBN 3499611333.

Weblinks


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