Elementarteilchen (Film)

Elementarteilchen (Film)
Filmdaten
Originaltitel Elementarteilchen
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2006
Länge 108 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Oskar Roehler
Drehbuch Oskar Roehler
Produktion Bernd Eichinger,
Oliver Berben
Musik Martin Todsharow
Kamera Carl-Friedrich Koschnik
Schnitt Peter R. Adam
Besetzung

Elementarteilchen ist ein Film von Regisseur Oskar Roehler, gedreht im Jahr 2005 in Deutschland. Er basiert auf dem gleichnamigen Roman von Michel Houellebecq, wobei die Handlung des Romans von Paris nach Berlin verlegt wurde.

Der Film hatte am 12. Februar 2006 in Berlin im Rahmen der 56. Berlinale Premiere.[1] Kinostart in Deutschland war am 23. Februar 2006, am 5. Oktober wurde die DVD veröffentlicht.[1]

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Bruno und Michael sind Halbbrüder. Ihre Mutter Jane schiebt die beiden zu unterschiedlichen Großmüttern ab, sodass beide zunächst nicht voneinander wissen.

Nachdem sich der sexuell frustrierte Literaturlehrer Bruno, der in seiner Freizeit rechtsradikale Texte verfasst, seiner Schülerin Johanna unsittlich genähert hat, begibt er sich freiwillig in psychiatrische Behandlung zu Frau Dr. Schäfer. Ihr offenbart er, dass sein bisheriges Leben aus einer Aneinanderreihung von Tiefpunkten und Rückschlägen bestand. Mit zwei Jahren hat ihn seine Mutter verlassen, um nach Puna auszuwandern, sodass er bei seiner Großmutter aufwuchs. Sein Großvater starb kurz nach seiner Ankunft beim Pilzesuchen im Wald und wurde erst drei Tage nach seinem Tod gefunden. Als Bruno 13 Jahre alt war, starb seine Großmutter auf tragische Weise beim Zubereiten des Mittagessens. Daraufhin wurde er in ein Internat gebracht, wo er von den älteren Mitschülern drangsaliert wurde. Einmal im Jahr holte ihn seine Mutter aus dem Internat ab und nahm ihn in eine Hippie-Kommune mit. Seine ersten sexuellen Erfahrungen hatte Bruno mit einer Verwandten auf der Trauerfeier seiner Großmutter.

Seine aktuelle Beziehung befindet sich in einer Krise, seine Frau ist mit seiner Tochter aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen, sodass er beschließt, in einem esoterischen New Age-Camp neue Kontakte zu knüpfen. Dort lernt er die sexuell aktive Christiane kennen und lieben. Gemeinsam leben sie ihre Lust in Swinger-Clubs mit wechselnden Sexpartnern aus. Bei einer Sexorgie bricht Christiane zusammen – sie leidet an Steißbeinnekrose in fortgeschrittenem Stadium, ihre Beine sind fortan gelähmt und sie ist dadurch an den Rollstuhl gefesselt. Bruno zögert, sich zu ihr zu bekennen und ihr anzubieten, zu ihm zu ziehen. Christiane begeht Selbstmord, indem sie sich vom Balkon ihrer Wohnung in die Tiefe stürzt. Bruno begibt sich erneut in psychiatrische Behandlung und lebt seither mit der Illusion weiter, dass Christiane an seiner Seite lebt.

Brunos Halbbruder ist im Gegensatz zu ihm nicht an Frauen interessiert. Der introvertierte Michael, seit seiner Jugend mathematisch hochbegabt, widmet sich inzwischen beruflich mit fast autistischer Hingabe der Molekularbiologie, um neue Wege der Reproduktion menschlichen Erbguts zu entdecken. Weil das Grab seiner Großmutter durch den Baubeginn der örtlichen Bundesstraße bedingt umgebettet werden muss, reist er nach Winzhofen, in den Ort seiner Kindheit, wo er seine Jugendfreundin Annabelle wiedertrifft. Als Schülerin hatte Annabelle vergeblich auf die Erwiderung ihrer Gefühle für ihn gehofft. Sie verführt Michael, der zuvor noch nie mit einer Frau geschlafen hat, und sie werden ein Liebespaar. Annabelle wird schwanger, doch wird bei ihr ein Unterleibstumor festgestellt, weshalb sie einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen muss. Michael eilt aus Irland zurück, wohin er wegen seiner Forschungsarbeiten übergesiedelt ist, um ihr während ihrer Genesung Beistand zu leisten. Schließlich bittet er sie, zu ihm nach Irland zu ziehen, worauf sie einwilligt.

Kurz vor ihrem Aufbruch nach Irland verabschieden sich Michael und Annabelle von Bruno, indem sie ihn an einem sonnigen Tag aus der psychiatrischen Klinik abholen und einen gemeinsamen Tag am See verbringen.

Hintergrund

Dem Film stand ein geschätztes Budget von etwa 6 Millionen Euro zur Verfügung.[2] Elementarteilchen erreichte in den europäischen Kinos über 1,1 Millionen Zuschauer, darunter 840.000 in Deutschland, über 100.000 in Italien, 50.000 in Frankreich und 35.000 in Österreich.[3]

Der Film entstand größtenteils in Berlin.[4] Darüber hinaus wurden Außenaufnahmen am Bahnhof von Hetschburg vorgenommen und Innenaufnahmen im alten Pfarrhaus von Drößnitz durchgeführt.[4]

Kritik

Das Lexikon des internationalen Films erkennt in Elementarteilchen eine „Verfilmung des gleichnamigen Romans von Michel Houellebecq, die weniger die kulturpessimistischen Weitungen der Vorlage als primär die seelische Befindlichkeit der Protagonisten ausloten will. Ein inszenatorisch etwas zu glatter, vor allem in der ersten Hälfte überdeutlicher Parforce-Ritt durch die Tiefen menschlicher Abgründe, der durch das hervorragende und engagierte Schauspieler-Ensemble überzeugt.“[5]

Michael Dlugosch schreibt auf filmrezension.de: „Eine seltsame Seichtigkeit anstelle des gesellschaftskritischen Zynismus Houellebecqs macht sich im Film, der den Roman inhaltlich wesentlich umkrempelt, breit.“ Er kritisiert, dass „Roehler sich nach Agnes und seine Brüder thematisch wiederholt, ohne einen Fortschritt zu erlangen“ und vergibt für den Film zwei von möglichen fünf Punkten.[6]

Von einer „Sensation“ spricht dagegen Jan Schulz-Ojala im Tagesspiegel: „Der souveräne Umgang mit dem schwierigen Material bereitet den Boden für zwei der schönsten, melancholischsten, gebrochensten Skizzen der Liebe, die man seit langem im Kino hat sehen können. […] Der Mensch ist eine von der Evolution überholte, dennoch zähe und deshalb anrührende Spezies: Roehler transponiert dieses Credo Houellebecqs wie traumwandlerisch bis in die Großaufnahmen, mit denen die Kamera die Gesichter ausforscht …“[7]

Filmmusik

Der Soundtrack enthält die folgenden 20 Musiktitel:

Nr. Titel
1. Elementarteilchen
2. Ewige Versuchung
3. Annabelles Briefe
4. Schlaflied
5. Sehnsucht, immer wieder
6. Schöne Tiere
7. Suche nach Sinn
8. Zwei Brüder, zwei Welten
9. Wunderbare Jugend
10. Wiederkehr
11. Amor und Psyche
12. Abschied
13. Annabelles Atmen
14. Weg der Erkenntnis
15. Ort der Wandlung
16. Hoffnung auf Nähe
17. Elementarteilchen
18. Christianes Ausweg
19. Suche nach Halt
20. Brunos Ausweg

Nachfolgend aufgeführte Titel sind nicht Bestandteil des offiziellen Soundtracks, obwohl sie im Film vorkommen:

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Starttermine laut Internet Movie Database
  2. Budget und Einspielergebnisse laut Internet Movie Database
  3. Elementarteilchen in der Datenbank Lumière der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle
  4. a b Drehorte laut Internet Movie Database
  5. Elementarteilchen im Lexikon des Internationalen Films
  6. Michael Dlugosch: Einzelgänger in Gesellschaft: Elementarteilchen, Filmrezension.de vom 23. Februar 2006
  7. Jan Schulz-Ojala: So etwas wie Seele, Tagesspiegel vom 12. Februar 2006

Weblinks


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