Elbtalbrücke

Elbtalbrücke
Verkehrszug Waldschlößchenbrücke

Waldschlößchenbrücke (auch Waldschlösschenbrücke)[1] ist der Name einer im Bau befindlichen Elbüberquerung unterhalb des Waldschlößchens in Dresden. Der Verkehrszug Waldschlößchenbrücke umfasst neben dem Neubau der eigentlichen Brücke die Anbindungen der Brückenköpfe an das Straßennetz – im Norden mit mehreren Tunneln – sowie den Ausbau einiger Zubringerstraßen. Der Verkehrszug soll die Dresdner Neustadt und die benachbarten Brücken entlasten und dazu die Elbauen an einer ihrer breitesten Stellen überqueren.

Die inmitten des Weltkulturerbes Dresdner Elbtal geplante Brücke wurde deutschlandweit bekannt, nachdem sie die UNESCO auf Basis eines Gutachtens von Kunibert Wachten als Zerstörung des Landschaftraums beurteilte. Seit 2006 hat die UNESCO das Dresdner Elbtal auf ihrer Roten Liste gefährdeter Stätten und wird ihm wahrscheinlich 2009 den Welterbetitel aberkennen, da sich keine Einigung abzeichnet. Gemäß politisch und juristisch hart umkämpfter Entscheidungen muss die Brücke trotzdem errichtet werden, da es ein Bürgerentscheid im Jahr 2005 so beschloss. Damals hatte die Waldschlößchenbrücke noch als mit dem Weltkulturerbe vereinbar gegolten und es votierten knapp 68 Prozent der Dresdner (bei 50 Prozent Beteiligung) für ihre Errichtung.

Hauptartikel: Dresdner Brückenstreit

Die vierspurige Elbquerung wurde 1996 beschlossen und 1997 projektiert. Der erste Spatenstich erfolgte am 29. November 2000, die Fertigstellung ist für das späte Frühjahr 2011 geplant. Die eigentlichen Bauarbeiten begannen am 19. November 2007, seither stiegen die Kosten gegenüber den ursprünglich geplanten (157 Mio. €) um etwa 20 Mio., indem der Stadtrat bereits 39 Nachforderungen von Baufirmen bewilligte.[2] Dafür, dass allein die Planungskosten mehr als 20 Mio. € betrugen, verlieh 2004 der Bund der Steuerzahler den Schleudersachsen.

Inhaltsverzeichnis

Projektbeschreibung

Zweck

Lage der Brücke (rot) und die vorhandenen Elbquerungen für Kraftfahrzeuge (schwarz) und nur für PKW (grün)

Die Waldschlößchenbrücke soll eine zusätzliche Verbindung zwischen dem Ost- und Südostteil Dresdens mit dem Nordteil, vor allem den Industrieansiedlungen in der Umgebung des Flughafens schaffen. Außerdem soll sie die vier Brücken in der Innenstadt und das Blaue Wunder entlasten. Sie soll die Hauptstraßen Stauffenbergallee und Bautzner Straße nördlich der Elbe mit Fetscherstraße und Käthe-Kollwitz-Ufer auf der Südseite verbinden.

Lage

Lage des Verkehrszuges Waldschlößchenbrücke im Dresdner Straßennetz

Die Querung der Elbe wird zwischen den Dresdner Stadtteilen Johannstadt und Radeberger Vorstadt, bei Stromkilometer 52,68 der Elbe; 2,5 Kilometer östlich des Stadtzentrums von Dresden errichtet.

Der nördliche Brückenkopf entsteht am Elbhang nahe dem namensgebenden Waldschlösschen – ursprünglich eine Sommerresidenz des sächsischen Ministers Camillo Graf Marcolini am Rand der Dresdner Heide. Heute ist dieses Viertel ein als Waldschlösschenareal bekanntes Wohn- und Gastronomiequartier. Das südliche Johannstädter Ufer an den breiten Elbwiesen ist flach, der dortige Knotenpunkt entsteht unweit von einem Seniorenheim sowie von Gebäuden der Hochschule für Bildende Künste, des Herzzentrums und des Universitätsklinikums.

Einbindung

Der Verkehrszug Waldschlößchenbrücke besteht aus folgenden Teilprojekten:

  • 4- bis 5-spuriger Ausbau der Stauffenbergallee (östlich der Königsbrücker Straße bereits erfolgt)
  • Tunnelsystem als weitgehend kreuzungsfreie Verbindung des nördlichen Brückenkopfes mit Stauffenbergallee und Bautzener Straße
  • eigentliche Waldschlößchenbrücke
  • teilweise kreuzungsfreier Ausbau des Knotenpunktes Fetscherstraße/Käthe-Kollwitz-Ufer am südlichen Brückenkopf
  • mehrspuriger Ausbau der nördlichen Fetscherstraße

Nicht im Verkehrszug inbegriffen ist die Kreuzung des Zubringers Stauffenbergallee mit der Königsbrücker Straße (Olbrichtplatz). Auch für diesen Knoten wird ein kreuzungsfreier Ausbau diskutiert.[3] Eine direkte Einbindung des Verkehrszuges nach Westen (Erreichbarkeit der Großenhainer bzw. Leipziger Straße) und nach Süden (Erreichbarkeit der Teplitzer Straße bzw. des Zelleschen Wegs als Verlängerung der Süd-West-Tangente) gibt es nicht.

Schematischer Vergleich der Waldschlößchenbrücke (ganz oben) mit anderen Dresdner Stadtbrücken

Entwurf

Die Planungen gingen aus einem Wettbewerb hervor, den 1997 das Berliner Büro Eisenloffel + Sattler, Ingenieure – Kolb + Ripke, Architekten (ESKR) gewann. Unter den 27 eingereichten Entwürfen wurde der von ESKR (siehe unter Weblinks) mit dem 1. Preis (75.000 DM) ausgezeichnet.[4] Angehörige der Jury waren unter anderem der damalige Oberbürgermeister Herbert Wagner und – als Vorsitzender – der Architekt Volkwin Marg, der sich jedoch später (siehe Dresdner Brückenstreit#Vermittlungsversuche und Konsequenzen) von dem Vorhaben distanzierte.

Der mittlere Teil der Brücke soll durch zwei Stahlbögen mit einer Spannweite von 135 m getragen werden, die sich ca. 26 m über die Elbe erheben. Sie setzen am Erdboden unter der Fahrbahn an und tragen die abgespannte Fahrbahn im Hauptteil. Die Gesamtlänge der Brücke soll 636 m betragen; der höchste Punkt der Fahrbahn soll etwa 16,5 m über dem Wasserspiegel liegen. Die Vorlandbrücken werden durch v-förmige Doppelpfeiler getragen und machen den Großteil der Brückenlänge aus. Die Brücke ist 29 Meter breit und führt in jede Richtung zwei Fahrspuren mit je 3,25 Meter Breite. Außen an die Bögen angesetzt befindet sich auf jeder Seite ein Fuß- und Radweg mit je 2,35 Meter Gesamtbreite.

Bau- und Unterhaltungskosten

Größte Einzelpositionen der Baukosten[5]
Brücke 40,3 Mio. €
Haupttunnel 28,5 Mio. €
zwei Nebentunnel Bautzner Str. 9,5 Mio. €
Bautzner Straße oberirdisch 9,2 Mio. €
Linkselbische Rampen 7,0 Mio. €

Die prognostizierten Gesamtkosten betragen 157 Mio. €. Bisher (Stand November 2006) wurden bereits 27,9 Mio. € ausgegeben, davon für Planungsarbeiten 13,1 Mio. € und für die Sanierung der Stauffenbergallee 8,7 Mio. €.[6] Die noch aufzuwendenden 129 Mio. € würden sich Freistaat (96 Mio. € Fördermittel[7]), die Stadt Dresden, die Dresdner Verkehrsbetriebe (5,5 Mio. €) und Dritte (DREWAG Stadtwerke Dresden, Telekom usw. 6,7 Mio. €) teilen.

Für die jährlichen Unterhaltungskosten des gesamten Verkehrszuges sind 1.019.000 € kalkuliert, mit Kosten für die Brücke allein in Höhe von € 429.000.[8]

Chronologie

Planung

Die erste genehmigungsfähige Version der Planungsunterlagen wurde am 20. März 2003 beim Regierungspräsidium Dresden eingereicht, das am 25. Februar 2004 die Planfeststellung erteilte.[9]

Detaillierte Informationen über den Planungsverlauf sind im Artikel Dresdner Brückenstreit enthalten.

Bauarbeiten

Im Rahmen des Wahlkampfes um das Amt des Oberbürgermeisters führte Amtsinhaber Herbert Wagner am 29. November 2000 den Ersten Spatenstich zur Waldschlößchenbrücke aus – ungeachtet der zu diesem Zeitpunkt wegen fehlender Unterlagen und Überschreitungen von Lärmgrenzwerten fehlgeschlagenen Planfeststellung und ungeachtet der befürchteten Konflikte mit dem beantragten Welterbe-Schutzgebiet.[10] Anschließend wurden einzelne Bauarbeiten in Randbereichen des Verkehrszuges durchgeführt, die ohne die Genehmigung des Gesamtvorhabens möglich waren oder nur in indirektem Zusammenhang mit ihm stehen:

  • Räumung der Gartensparte auf der Waldschlösschenwiese
  • Schallschutz-Zaun für eine Gartensparte am Käthe-Kollwitz-Ufer (2001)
  • neues Volksfestgelände an der Marienbrücke (2003)
  • Ausbau der Stauffenbergallee
  • Abriss der Gebäude Waldschlößchenstraße 9 bis 13 (2005)
  • Abriss von Gebäuden auf dem ehemaligen Stasi-Gelände Bautzner Straße 110 und 112 (2006)

Erst Ende Mai 2007 waren die formalen Voraussetzungen für einen Baubeginn geschaffen (sechseinhalb Jahre nach Wagners „Spatenstich“): Das Regierungspräsidium hatte die Stadt Dresden ultimativ dazu aufgefordert, die Bauaufträge für die rechtselbische Brückenanbindung zu vergeben, und die dagegen eingelegte Verfassungsbeschwerde war gescheitert. Am 8. Juni 2007 traf das Regierungspräsidium selbst die Vergabeentscheidung per Ersatzvornahme. Ebenso entschied das Regierungspräsidium in der darauffolgenden Woche auch über die Vergabe für alle weiteren Bauabschnitte.[11] Auf die Frage, ob die Stadt den Erhalt des Welterbetitels somit abschreibe, antwortete der Dresdner Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) laut dpa: „Das ist wohl so.“[12]

Der zunächst für den 13. August 2007 vorgesehene Baubeginn verzögerte sich bis zum 19. November 2007 durch einen vom Verwaltungsgericht Dresden aus Naturschutzgründen verhängten Baustopp, der jedoch vom Oberverwaltungsgericht wieder aufgehoben wurde. Während der Wintermonate erfolgten zunächst unter Protesten von Dresdner Bürgern und Prominenten (unter anderem Günter Grass) Baumfällungen an Waldschlößchenstraße, Bautzner Straße, Stauffenbergallee und Käthe-Kollwitz-Ufer sowie Erd- und Fundamentarbeiten auf den Elbwiesen beidseits des Flusses.

Kranbesetzung durch Robin Wood auf der Brückenbaustelle

Am 15. Januar 2008 wurde unter großem Medieninteresse eine 280jährige Rotbuche an der Ecke Bautzner Straße/Angelikastraße gefällt, die noch von dem durch Marcolini dort angelegten Englischen Park stammte. Der Baum war seit dem 12. Dezember 2007 von Aktivisten der Umweltschutzorganisation Robin Wood besetzt und zum Symbol geworden für den friedlichen Protest vieler Dresdner gegen die nach ihrer Ansicht überdimensionierte Planung der Elbquerung. Durch die Baumbesetzung und durch die Präsenz Dresdner Bürger war die zuvor bereits am 10. Januar versuchte Fällung zunächst verhindert worden. Eine Umplanung wie im Stockholmer Ulmenkrieg konnte letztendlich jedoch nicht erreicht werden.

Elbraddampfer „Stadt Wehlen“ passiert im August 2008 die Baustelle der Waldschlößchenbrücke im Weltkulturerbegebiet

Am 17. April 2008 besetzten fünf Robin-Wood-Mitglieder einen Kran auf der Baustelle des Brückenwiderlagers auf Neustädter Seite und behinderten damit einige Stunden lang die Bauarbeiten.[13] Außerdem wurden zwei Sabotageakte auf die im Bau befindliche Brücke verübt: Am 7. Februar 2008 wurden Schalungen mit ätzenden Flüssigkeiten übergossen[14] und am 28. April 2008 wurde Sand in ein Hydraulikgetriebe gebracht.[15]

Nach Angaben der Sächsischen Zeitung zeigen sich in einigen Häusern in der Nähe des Tunnelbaus Risse in den Häusern. Angesichts des Archiveinsturzes in Köln seien die Bewohner verunsichert. [16]

Literatur

Schriftstücke über das Bauwerk selbst sind – außer den unter Weblinks verzeichneten – bisher nicht bekannt. Zum Thema der Auseinandersetzung um die Brücke existiert eine Liste unter Dresdner Brückenstreit.

Einzelnachweise

  1. Erläuterung zur Orthografie: Obwohl sich bei den „Schlößchen“ die Schreibweise mit ss (Doppel-S) immer stärker einbürgert – siehe Waldschlösschen (Dresden) sowie andere in der Wikipedia vertretene Schlösschen (ehemalige Schlößchen) – erfolgte in Dresden für die Waldschlößchenbrücke (wie auch für die Straßennamen Waldschlößchenstraße und Am Waldschlößchen) von offizieller Seite keine Änderung hin zur Heyseschen s-Schreibung.
  2. Sächsische Zeitung: Brücke am Waldschlößchen immer teurer, 20. März 2009
  3. Lichdi & Jähnigen Rechtsanwaltsbüro: Planfeststellung Waldschlösschenbrücke – Anträge der Grünen Liga, 19. September 2003 (PDF 0,05 MB)
  4. baunetz.de: Wettbewerb in Dresden entschieden, 18. Dezember 1997
  5. Vorhaben Verkehrszug Waldschlößchenbrücke – Kostenzusammenstellung, 27. April 2004 (PDF 0,05 MB)
  6. Dresdner Neueste Nachrichten: „Brücke kostete schon 28 Millionen“, 11. November 2006
  7. Medienservice Sachsen: Waldschlößchenbrücke: Freistaat steht zu 90-%-Förderung, 23. August 2004 (PDF 0,1 MB)
  8. Pressemitteilung Bündnis 90/Grüne: Jährliche Folgekosten der Waldschlößchenbrücke (Zitat aus „Gemeindewirtschaftlicher Stellungnahme“), 24. November 2004
  9. Landesdirektion (vormals Regierungspräsidium) Dresden: RP Dresden schließt Planfeststellung für das Bauvorhaben „Verkehrszug Waldschlößchenbrücke“ der Landeshauptstadt Dresden ab, 26. Februar 2004
  10. Logbucheintrag auf welterbe-erhalten.de: Wir fangen schon mal an! – Ja, warum eigentlich nicht?! („Erster Spatenstich“ und als „Vorleistungen“ bereits durchgeführte Bauarbeiten), 13. Dezember 2003
  11. Landesdirektion (vormals Regierungspräsidium) Dresden: Vergabeentscheidungen für Waldschlößchenbrücke per Ersatzvornahme, 8. und 14. Juni 2007
  12. Spiegel Online: DRESDNER WALDSCHLÖSSCHENBRÜCKE, Baubeginn in zwei Wochen, 30. Juli 2007
  13. Andreas Rentsch, Thilo Alexe: Robin Wood besetzt Kran auf der Brückenbaustelle, Sächsische Zeitung, 18. April 2008
  14. Säure-Anschlag auf Waldschlösschenbrücke, welt.de, 8. Februar 2008
  15. Peter Hilbert: Sand im Getriebe stoppt Bohrgerät bei Brückenbau, Sächsische Zeitung, 29. April 2008
  16. Brückenbau reißt Risse in Häuser am Waldschlößchen, Sächsische Zeitung, 02. April 2009

Weblinks

Projekt:

Stadtverwaltung Dresden:

51.06396944444413.7769833333337Koordinaten: 51° 3′ 50″ N, 13° 46′ 37″ O


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