Elbrus

Elbrus

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Elbrus
Doppelgipfel des Elbrus, darunter das Baksan-Tal mit dem Ort Terskol

Doppelgipfel des Elbrus, darunter das Baksan-Tal mit dem Ort Terskol

Höhe 5.642 m
Lage Kabardino-Balkarien, Karatschai-Tscherkessien (Russland)
Gebirge Kaukasus
Dominanz 2.472,7 km → Pik Agasis
Schartenhöhe 4.741 mfd2
Geographische Lage 43° 21′ 18″ N, 42° 26′ 21″ O43.35542.4391666666675642Koordinaten: 43° 21′ 18″ N, 42° 26′ 21″ O
Elbrus (Republik Kabardino-Balkarien)
Elbrus
Typ erloschener Schichtvulkan
Letzte Eruption 50 n. Chr. ± 50 Jahre
Erstbesteigung 1874 Frederick Gardiner, Florence Crauford Grove, Horace Walker, Peter Knubel
Normalweg Hochtour von Prijut 11dep4
Besonderheiten Höchster Berg Russlands und des Kaukasus
Elbrus (Satellitenaufnahme)

Elbrus (Satellitenaufnahme)

Doppelgipfel des Elbrus, von der Gipfelstation der zweiten Sektion der Elbrus-Seilbahn
Südflanke des Elbrus, vom oberen Ende der Pastuchow-Felsen gesehen
Archip Iwanowitsch Kuindschi: Der Elbrus, 1890–1895 (Öl auf Leinwand)
Auf dem Gipfel des Elbrus

Der Elbrus (russisch Эльбрус, Elbrus; karatschai-balkarisch Минги тау, Miñi taw, [miŋŋi taw] hören?/i) ist mit 5.642 m Höhe der höchste Berg des Kaukasus und Russlands. Ob er oder der Mont Blanc der höchste Berg Europas ist, hängt von der Definition der innereurasischen Grenze ab.

Der Berg mit Doppelgipfel (Westgipfel 5.642 m; Ostgipfel 5.621 m) ist ein gegenwärtig nicht aktiver, stark vergletscherter Vulkan. Die Entfernung zwischen beiden Gipfeln beträgt 1500 Meter, der höchste Punkt liegt auf dem südlichen Kraterrand. Mehr als 70 Gletscher fließen von den Elbrus-Hängen ins Tal und bedecken 145 km² mit Eis.

Inhaltsverzeichnis

Name und mythologische Bedeutung

In der Antike war der Berg bekannt als Strobilus, in der Mythologie das Gefängnis des Prometheus, nachdem er den Menschen das Feuer gebracht hatte.[1] Die Araber nannten den Elbrus im Mittelalter Dschabal al-alsun „Berg der Sprachen“. Weitere Namen des Elbrus sind „König der Geister“, „Thron der Götter“, „Ort der Glücklichen“ und „Heilige Höhe“. Der heutige Name leitet sich vermutlich vom georgischen Wort für „kegelförmiger Berg“ ab (georgisch იალბუზი, Ialbusi). Auch die Varianten Elboros, Elborus und Elburus wurden bis ins angehende 20. Jahrhundert verwendet.

Einer Sage zufolge soll die Arche Noah vor ihrer Landung am Ararat hier kurzzeitig gestrandet sein. Die Divs, persische Fabelwesen, sollen zur Strafe für ihre Sünden auf den Elbrus verbannt worden sein und seither hier leben. Da er als Heiliger Berg gesehen wurde, galt eine Besteigung lange Zeit als tabu.[2]

Geografie

Der Elbrus liegt im Süden Russlands, etwa 11 km nördlich der georgischen Grenze, etwa 270 km Luftlinie nordwestlich der georgischen Hauptstadt Tiflis und 100 km westlich der kabardino-balkarischen Hauptstadt Naltschik. Die Grenze zwischen den russischen Kaukasusrepubliken Kabardino-Balkarien und Karatschai-Tscherkessien verläuft über den Westgipfel des Elbrus, wobei der größte Teil des Bergmassivs in Kabardino-Balkarien liegt.

Die Frage seiner Zurechnung zu Asien oder Europa ist umstritten. Von einigen wird die Ansicht vertreten, der Hauptkamm des Großen Kaukasus bilde die innereurasische Grenze, womit der etwas nördlich des Kammes liegende Elbrus zu Europa gehören würde. Die vor allem auch im deutschen Sprachraum bis heute übliche Grenze zu Asien ist die von Strahlenberg (1676–1747) festgelegte. Er wurde vom Zarenhaus mit der Landvermessung beauftragt und versetzte die vorher geltende Grenze Europas vom Fluss Don in südöstlicher Richtung zur Manytschniederung nördlich des Kaukasus. Nach dieser Auffassung wäre der Elbrus asiatisch.

Mit seiner Zuordnung zu Europa oder Asien hängt auch die Frage nach dem höchsten Berg Europas zusammen; demnach wäre dies eventuell nicht der Mont Blanc. In Bergsteigerkreisen scheint sich jedoch der Elbrus als höchster Berg Europas mehr und mehr durchzusetzen, er gehört somit zu den Seven Summits.

Geologie

Der Elbrus ist ein andesitisch-dazitischer Schichtvulkan, der sich während des Holozäns in einer 14x17 km durchmessenden Caldera gebildet hat. Der letzte Ausbruch fand vor zirka 2000 Jahren statt (50 n. Chr. ± 50 Jahre). Ignimbrite, Ascheablagerungen explosiver Ausbrüche und Lavaströme sind über ein Gebiet von 250 km² verbreitet. Auf dem Ostgipfel ist ein Vulkankrater von 250 Meter Durchmesser erhalten geblieben. Heute zeigt der Elbrus nur sehr schwache Anzeichen vulkanischer Aktivität, was sich in Solfataren in Gipfelnähe und in Thermalquellen äußert. Das Gefahrenpotential des Elbrus für seine Umgebung besteht im raschen Abschmelzen der massiven Eiskappe und der Entstehung von Laharen bei einer erneuten Zunahme der Aktivität.[3]

Geschichte

Erstbesteigung

Die Erstbesteigung des Ostgipfels erfolgte am 22. Juli 1829 durch den karatschaischen Hirten und Träger Killar Kashirow, der aus dem Lager des russischen Generals Emanuel am Fuße des Elbrus zum Gipfel aufstieg. Diese Besteigung wurde allerdings verschiedentlich angezweifelt. Das Lager war auch Unterkunft einer russischen Expedition zur Erforschung der Elbrus-Umgebung unter der Leitung von Emil Lenz. Zur Expedition gehörten die Akademiker Kupfer, Meyer und der Franzose Ménétries. Der Botaniker Carl Anton Meyer lieferte zum ersten Mal Höhenangaben des Elbrus und seiner Umgebung.

Die Erstbesteigung des 5.642 m hohen Westgipfels erfolgte am 28. Juli 1874 durch die Engländer Frederick Gardiner, Florence Crauford Grove, Horace Walker und den Schweizer Führer der Expedition, Peter Knubel.

Weitere erfolgreiche Besteigungen:

  • 1868 durch Douglas W. Freshfield, A. W. Moore und C. C. Tucker
  • 1884 durch M. v. Dèchy
  • 1888 durch A. F. Mummery
  • 1891 durch Gottfried Merzbacher
  • 1890/96 durch A.W. Pastuchow (Militärtopograph), West- und Ostgipfel. Er erstellte eine erste physische Karte des Elbrus-Massivs. Eine Felsgruppe auf 4.690 m ist nach diesem Bergsteiger benannt.
  • 1929 erste Skibesteigung durch Leopoldo Gasparotto und Hugo Tomaschek

Der Elbrus im Zweiten Weltkrieg

Deutsche Gebirgsjäger der 1. und 4. Gebirgsdivision überschritten am 14. August 1942 den 4.000 m hohen Pass Khotiutau und überrumpelten die überraschte Besatzung der Elbrushütte, die kampflos abzog.

Mehrfach wurde durch die deutschen Gebirgsjäger der Versuch unternommen, den Elbrus zu besteigen. Am 21. August erfolgte bei widrigsten Witterungsumständen der dritte Anlauf; unter Führung von Hauptmann Groth glaubte man, den Gipfel erreicht zu haben und hisste die Reichskriegsflagge. Der Irrtum stellte sich zwei Tage später heraus, als bei gutem Wetter und klarer Sicht ein erneuter Gipfelsturm unternommen wurde. Acht Mann unter der Führung von Oberleutnant Leupold hatten den 5.642 m hohen Westgipfel erreicht. Die Nachricht von der Besteigung des höchsten Berges des Kaukasus rief bei Adolf Hitler einen Wutausbruch hervor. Laut Albert Speers Erinnerungen schimpfte er über den „idiotischen Ehrgeiz, einen idiotischen Gipfel zu besteigen“, wo er doch befohlen hatte, alle Kräfte auf die Eroberung von Sochumi am Schwarzen Meer zu konzentrieren.

Um die Eroberung der Elbrushütte entstanden auf sowjetischer Seite Legenden, unter anderem um eine erfolgreiche Bombardierung der Hütte (tatsächlich wurde aber nur das Treibstofflager unterhalb der Hütte getroffen). Am 27. September 1942 kam es am Elbrus zu einem Hochgebirgsgefecht zwischen deutschen und sowjetischen Gebirgsjägern. Die Elbrushütte blieb bis Anfang Januar 1943 unter deutscher Besatzung. Wegen schlechter Wetterverhältnisse war es der Roten Armee zunächst nicht möglich, die Reichskriegsflagge nach dem Abzug der Wehrmacht wieder vom Gipfel des Elbrus zu entfernen; erst im Februar gelang dies einer sowjetischen Gebirgsjägereinheit.

Infrastruktur

Berghütten

Elf Wissenschaftler errichteten 1929 auf 4.160 m Höhe eine kleine Hütte, die sie Prijut 11 (Unterkunft der 11) nannten. 1932 wurde auf derselben Stelle eine größere Hütte gebaut, die 40 Personen aufnehmen konnte. 1939 wurde etwas oberhalb auf 4.200 m Höhe von der russischen Reiseagentur Intourist eine noch größere aluminiumverkleidete Hütte errichtet, welche für (westliche) Touristen vorgesehen war, die zur Devisenbeschaffung kommerziell auf den Elbrus-Gipfel geführt wurden.

Nicht viel später wurde diese Hütte zeitweise in eine Hochgebirgskaserne umgewandelt und diente nacheinander russischen und deutschen Truppen als Stützpunkt.

Am 16. August 1998 fiel diese Hütte einem durch einen Kocher verursachten Feuer zum Opfer und brannte komplett aus. Im Sommer 2001 wurde dann die neue „Dieselhütte“ wenige Meter unterhalb der Ruinen der Prijut 11 eröffnet (so bezeichnet, da sie sich an Stelle der vormaligen Dieselgeneratorenstation befindet).

Eine 1933 im Sattel zwischen den beiden Gipfeln errichtete Biwakschachtel war bereits wenige Jahre später wieder zerfallen (wenn auch Reste dieser Hütte bis heute sichtbar sind).

Die Elbrus-Seilbahn

Weiterhin gibt es am Ende des kurzen Sessellifts oberhalb der zweiten Sektion der Seilbahn eine Ansammlung rot-weiß gestrichener Unterkünfte für jeweils sechs Personen in Form liegender stählerner Zylinder (daher russisch Botschki, Fässer genannt), die heute von vielen Gipfelaspiranten zur Akklimatisation und als Stützpunkt für die Besteigung genutzt werden. Neben den „Fässern“ stehen zwischen zirka 3.800 m und 4.200 m Höhe verschiedene Container als Unterkunft zu Verfügung.

Seilbahnen

Die Elbrus-Seilbahn führt von der in 2300 m zu Füßen des Elbrus gelegenen Talstation Poljana Asau („Lichtung Asau“) in zwei Sektionen zu einem in einer Höhe von 3550 m gelegenen Skigebiet. Die Elbrus-Seilbahn hat eine Gesamtlänge von 3620 Metern. Hiervon hat die erste, 1969 eröffnete Sektion zwischen Poljana Asau und Stary Krugosor („Alter Rundblick“) eine Länge von 1860 Metern und die zweite, 1976 in Betrieb genommene Sektion von Stary Krugosor nach Mir („Frieden“) eine Länge von 1760 Metern. Eine dritte Sektion war lange geplant und auch an der Bergstation der zweiten Sektion baulich bereits vorgesehen.

Neben dieser alten Seilbahn existiert seit Dezember 2006 eine neue Seilbahn, die zunächst von der Talstation in Asau bis zur Mittelstation der Elbrus-Seilbahn reichte und den heutigen Standards in Bezug auf Sicherheit und Komfort entspricht. Seit August 2009 ist auch die zweite Sektion bis zur Station Mir in Betrieb. Eine dritte Sektion, die dann etwa bis zur Prijut-Hütte reichen wird, ist in Bau (Stand 2009).

Tourismus

Der Elbrus liegt in einem Nationalpark, dem Prielbrussje-Nationalpark.[4] Rund 350.000 Touristen besuchen jährlich den Berg, etwa jeder Zwanzigste mit dem Ziel, den Gipfel zu besteigen.[5]

Wegen der vergleichsweise guten Infrastruktur gilt der Berg als relativ leicht zu besteigen.[1] Auch aus technischer Sicht ist der Aufstieg nicht allzu schwierig. Der Elbrus stellt aber höhere Ansprüche an die körperliche Fitness als beispielsweise der vergleichbar hohe Kibo.[6] Pro Jahr sterben etwa 15 bis 30 Bergsteiger am Elbrus. Die meisten sind schlecht vorbereitet und ausgerüstet, ohne Bergführer unterwegs und nehmen sich nicht die Zeit, sich an die Höhenluft zu gewöhnen.[7][8] Weil die Winter am Elbrus extrem kalt sind, wird der Berg in der Regel nur zwischen Mai und September bestiegen.[9]

Literatur

  • Howard Tomb: Getting to the Top In the Caucasus. In: The New York Times. 27. August 1989 (Artikel online, abgerufen am 16. Oktober 2010).
  • Jens Jäger: Russland: Elbrus, OutdoorHandbuch Band 244 aus der Reihe "Der Weg ist das Ziel", Conrad Stein Verlag, ISBN 978-3-86686-244-9

Weblinks

 Commons: Elbrus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Howard Tomb: Getting to the Top In the Caucasus. In: Online-Ausgabe der New York Times. Abgerufen am 30. April 2011 (englisch).
  2. Karl Gratzl: Mythos Berg. Lexikon der bedeutenden Berge aus Mythologie, Kulturgeschichte und Religion. Hollinek, Purkersdorf 2000, ISBN 3-85119-280-X, S. 100-101.
  3. Elbrus im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
  4. Nationalpark "Prielbrusie". Abgerufen am 26. August 2010 (englisch).
  5. Malin Frank: Elbrus – der umstrittenste der “Seven Summits”. 17. Februar 2009, abgerufen am 25. August 2010.
  6. Simon Richmond: Russia. 5. Auflage. Lonely Planet, 2009, ISBN 9781741047226, S. 526 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche, abgerufen am 19. Oktober 2010).
  7. Interview with Boris Tilov - the Chef of the rescue service of Elbrus region. In: summitpost.org. Abgerufen am 25. August 2010 (englisch, Interview mit Boris Tilov, Leiter der Rettungskräfte am Elbrus).
  8. About Mount Elbrus, Russia. Abgerufen am 25. August 2010 (englisch).
  9. Carl McKeating, Rachel Crolla: Europe's High Points. Cicerone Press Limited, 2010, ISBN 9781852845773 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche, abgerufen am 19. Oktober 2010).

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