Ekin Deligöz

Ekin Deligöz
Ekin Deligöz

Ekin Deligöz (* 21. April 1971 in Tokat, Türkei) ist eine türkischstämmige deutsche Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen). Sie ist seit 1998 Mitglied des Deutschen Bundestages und seit 2009 eine der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Im September 1979 kam Ekin Deligöz mit ihrer Familie in die Bundesrepublik Deutschland. 1992 bestand sie in Weißenhorn das Abitur und absolvierte anschließend ein Studium der Verwaltungswissenschaften in Konstanz und Wien, das sie 1998 als Diplom-Verwaltungswissenschaftlerin beendete.

Ekin Deligöz ist seit 1997 deutsche Staatsbürgerin. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Partei

Schon als Schülerin wurde sie 1988 Mitglied bei Die Grünen. Sie gehörte 1991 zu den Mitbegründern des Landesverbandes Bayern der Grünen Jugend und war in dieser Zeit die Sprecherin der Grün Bunt Alternativen Jugend Bayern. Von 1991 bis 1993 war Ekin Deligöz im Ortsvorstand Senden. Sie beteiligte sich von 1993 bis 1995 am Aufbau der Grünen Hochschulgruppe an der Universität Konstanz.

Seit 2002 ist Ekin Deligöz Vorsitzende des Bezirksverbandes Schwaben von Bündnis 90/Die Grünen. Seit 2004 gehört sie auch dem Parteirat der Grünen in Bayern an.

Abgeordnete

Ekin Deligöz ist seit 1998 Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war sie von 2002 bis 2005 Parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Von 1998 bis 2009 war sie Mitglied der Kinderkommission des Deutschen Bundestages. Von 2005 bis 2009 war sie stellvertretende Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Familie, Senioren, Frauen, dem sie auch in der 17. Wahlperiode als ordentliches Mitglied angehört. Seit 2009 ist Deligöz eine der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.

Im 16. Deutschen Bundestag war sie eine von fünf Muslimen. [1]

Ekin Deligöz ist, wie alle Abgeordneten der bayerischen Grünen, über die Landesliste Bayern in den Bundestag eingezogen. Ihr Wahlkreis ist Neu-Ulm.

Ehrenamtliche Tätigkeiten

Ekin Deligöz in Uganda

Ekin Deligöz ist Vorstandsmitglied bei UNICEF Deutschland, Mitglied bei SOLWODI (Solidarity with Women in Distress) e. V., Mitglied im Hauptausschuss des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, Mitglied im Parlamentarischen Beirat der Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW), Mitglied der Vertreterversammlung der Ulmer Volksbank e. G., Mitglied des Bundesfachverbandes für unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge e. V. und Mitglied des Tierschutzvereins Weißenhorn e. V.

Auszeichnungen

Aufruf zum Ablegen des Kopftuchs

Am 15. Oktober 2006 rief Deligöz in der Bild am Sonntag zusammen mit einer Gruppe von deutsch-türkischen Politikerinnen in Deutschland lebende Musliminnen dazu auf, das Kopftuch abzulegen. Sie forderte alle demokratischen Kräfte und vor allem Deutschtürken dazu auf, sich gegen dieses „Zeichen der Unterdrückung der Frau“[2] zur Wehr zu setzen. Daraufhin sah sie sich neben einer Pressekampagne einschlägiger türkischer Zeitungen auch mit Schmähungen und Morddrohungen radikaler Moslems konfrontiert. [3][4] Der Islamrat und die Milli Görüş kritisierten diesen Aufruf dahingehend, dass sich alle Gleichgesinnten besser um „die Bretter vor ihren eigenen Köpfen“ kümmern sollten. Bei einem Treffen zwischen Vertretern islamischer Verbände, unter anderem mit Ali Kizilkaya vom Islamrat und Kenan Kolat von der Türkischen Gemeinde in Deutschland, und Vertretern von Bündnis 90/Die Grünen, darunter außer Deligöz auch Fraktionschefin Renate Künast und Wolfgang Wieland, in Berlin am 31. Oktober 2006, konnte man sich zumindest auf den Minimalkonsens einigen, das Recht auf Meinungsfreiheit nicht in Frage zu stellen.[5]

Am härtesten wurde Deligöz von türkisch-islamistischen Kreisen attackiert. Deligöz gehört den Aleviten an, die eine geschlechtsspezifische Kleiderordnung außerhalb der Gottesdienste ablehnen, so dass alevitische Frauen (i.d.R.) kein Kopftuch tragen.

Veröffentlichungen

  • Ausländer zwischen Integration und Segregation. Am Beispiel der türkischen Bevölkerung in Konstanz, Konstanzer Schriften zur Sozialwissenschaft, Band 50, Hartung Gorre Verlag Konstanz 1999, 120 S., ISBN 3-89649-366-3, Diplomarbeit.
  • (Vorwort): Studierende türkischer Herkunft an der Universität Konstanz. Eine empirische Studie, in: Angelika Haas, Thorsten Berndt, Lars Dommermuth, Konstanz, Hartung-Gorre 1998, ISBN 3-89649-336-1.
  • Aufgaben und Schwerpunkte einer künftigen Kinder- und Jugendpolitik. In: Wie jugendfähig ist Politik – wie politikfähig ist Jugendhilfe. Hrsg. von A. Engelbrecht, S. Beniers u. a., Frankfurt am Main 2000.
  • Migranten in den Städten. In: Umwelt und Wohnen an der Universität. Konstanz 2000.
  • Politik für Kinder in problematischen Stadtteilen. In: Aufwachsen und Lernen in der sozialen Stadt, Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebensräumen. Hhrsg. von Kirsten Bruhns und Wolfgang Mack, Opladen, Verlag für Sozialwissenschaften 2001, ISBN 3-8100-3040-6.
  • Politik für Kinder – Politik für Eltern. Dokumentation einer Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung vom 13./14. Juni 2002.
  • Perspektive Doppelpass: Eine Zwischenbilanz der rot-grünen Staatsangehörigkeitsreform. In: Doppelte Staatsbürgerschaft – ein gesellschaftlicher Diskurs über Mehrstaatigkeit. Hrsg. von Y. Schröter, C. Mengelkamp, R. Jäger, Landau, Verlag Empirische Pädagogik 2005, 388 S., ISBN 3-937333-02-9.

Weblinks

 Commons: Ekin Deligöz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Quellen

  1. Islamische Abgeordnete im Bundestag
  2. Alfred Hackensberger: Der Schleier ist bei muslimischen Frauen angesagt, Telepolis, 19. Oktober 2006.
  3. Mariam Lau: „Drohbriefe gegen Kopftuch-Gegnerin“, Die Welt, 20. Oktober 2006
  4. Suzan Gülfirat: „Schämt euch.“ Wie türkische Blätter über die jüngste Kopftuch-Debatte berichten, Tagesspiegel, 23. Oktober 2006.
  5. „Meinungsfreiheit ja – aber Kopftuch bleibt Zankapfel“ (nicht mehr online verfügbar). tagesschau, 1. November 2006.

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