Einführung in das Christentum

Einführung in das Christentum

Einführung in das Christentum ist ein Buch Joseph Ratzingers (der spätere Papst Benedikt XVI.), entstanden aus einer Studium generale Lehrveranstaltung aus dessen Zeit als Lehrstuhlinhaber an der Eberhard Karls Universität in Tübingen im Sommersemester 1967. Zusammenfassend wird aus den Formeln des apostolischen Glaubensbekenntnisses die Summe christlicher Theologie herausgestellt. Das Werk geht in die innere Mitte des Glaubens an Jesus Christus, beschreibt deren wesentliche Inhalte, Struktur, Entstehung und Bedeutung aus theologischer, philosophischer und historischer Sicht.

Das Buch legt die Grundlagen zu einer neuartigen theologischen Bibelexegese, die auf dem von Joseph Ratzinger mitverfassten Dokument Dei Verbum des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) basiert und zwei ganz unterschiedliche Weisen von Hermeneutik, die Auslegung des Glaubens und die historisch-kritische Auslegung, miteinander verbindet.[1] Diese Bibelexegese wird in seinem als Papst veröffentlichten Jesus-Buch,[2] deren einige Gedanken in Einführung in das Christentum wurzeln, voll entfaltet.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

In seinem Vorwort stellt Ratzinger eine Betrachtung über die theologische Bewegung der letzten Jahrzehnte an. Er vergleicht die Gläubigkeit mancher Theologen, dass das Neue auch immer das Bessere sein muss, mit dem Kinder- und Hausmärchen vom Hans im Glück. Wie der arme Hans, der am Ende des Märchens anstatt des ursprünglichen Goldklumpens einen Schleifstein in den Händen hält, hat sich auch der arme Christ von einer Interpretation zur anderen Interpretation führen lassen, um am Ende eine vermeintliche Befreiung von allen überflüssigen Riten und Kult zu erhalten.

Inhalt

Das Buch ist in vier Hauptteile gegliedert. Einführung, Gott, Jesus Christus und Geist und Kirche. Er stellt die Absicht des Buches in den Vordergrund, den Glauben an Gott neu zu verstehen, ohne ihn umständlich auszulegen oder ummünzen zu müssen was oft in ein Gerede mündet, das nur mühsam eine völlige geistige Leere verdeckt.[3]

Dazu charakterisiert der Autor den christlichen Glauben von verschiedenen Aspekten her facettenreich:

Christlicher Glaube ist demnach, der nicht auf Wissen reduzierbare, dem Wissen inkommensurable Form des Standfassens des Menschen im Ganzen der Wirklichkeit, die Sinngebung, ohne die das Ganze des Menschen ortlos bleibe, die dem Rechnen und Handeln des Menschen vorausliegt und ohne die er letztlich auch nicht rechnen und handeln könnte, weil er es nur kann im Ort eines Sinnes, der ihn trägt.“ [4]
Der christliche Glaube ist mehr als Option für einen geistigen Grund der Welt, seine zentrale Formel lautet nicht »Ich glaube etwas«, sondern »Ich galube an Dich«. Er ist Begegnung mit dem Menschen Jesus und erfährt in solchem Begegnen den Sinn der Welt als Person. [...] Christlicher Glaube lebt davon, daß es nicht bloß objektiven Sinn gibt, sondern, daß dieser Sinn mich kennt und liebt [...] So ist Glaube, Vertrauen und Lieben letztlich eins, und alle Inhalte, um die der Glaube kreist, sind nur Konkretisierungen der alles tragenden Wende, des »Ich glaube an Dich« – der Entdeckung Gottes im Anlitz des Menschen Jesus von Nazareth.“
Christlicher Glaube ist nicht bloß Rückblick auf das Geschehene, Verankerung in einem zeitlich hinter uns liegenden Ursprung [...] Er ist vor allen Dingen auch Blick nach vorn, Ausgriff der Hoffnung. [...] Sie ist wahre Hoffnung eben dadurch, daß sie im Koordinatensystem aller drei Größen steht: der Vergangenheit, das heißt des schon geschehenen Durchbruchs – der Gegenwart des Ewigen, die die zertrennte Zeit als EInheit läßt – des Kommenden, in dem Gott und Welt einander berühren werden und so wahrhaft Gott in Welt, Welt in Gott als das Omega der Geschichte sein wird.“

In dem Buch kommt - wie auch in vielen weiteren Schriften Ratzingers - häufig der Philosoph Martin Heidegger zu Wort.[5]

Literatur

Quellen

  1. „Das Dilemma der beiden Wege – Christologie auf Historie zu transponieren oder zu reduzieren einerseits, der Historie ganz zu entfliehen und als überflüssig für den Glauben hinter sich zu lassen andererseits –, dieses Dilemma ließe sich präzis in die Alternative zusammenfassen, von der die moderne Theologie umgetrieben wird: Jesus oder Christus? [...] Dennoch war das Hin und Her des modernen Geistes zwischen Jesus und Christus, dessen Hauptetappen in unserem Jahrhundert ich eben nachzuziehen versuchte, nicht einfach umsonst. Ich denke, daß es sogar recht eigentlich zu einer Wegweisung werden kann, dahin nämlich, daß es das eine (Jesus) ohne das andere (Christus) nicht gibt, daß man vielmehr notwendig immer wieder vom einen aufs andere verweisen wird, weil in Wahrheit Jesus nur als der Christus und der Christus nicht anders als in Jesus besteht.“ Zweiter Hauptteil – Jesus Christus, Erstes Kapitel, II.1. Das Dilemma der neuzeitlichen Theologie: Jesus oder Christus? (S. 156–157)
  2. Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.: Jesus von Nazareth, Verlag Herder, siehe Wikipedia Artikel über das Band I (2007) und Band II (2011)
  3. Vorwort (S. 10)
  4. Einführung − »Ich glaube - Amen«, Erstes Kapitel
  5. vgl. Andreas Puff-Trojan: Kirche als Ganzes. Bücher von Joseph Ratzinger, ORF, Kontext, 29. April 2005, online unter http://oe1.orf.at/highlights/36174.html

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