Eindämmungspolitik

Eindämmungspolitik
Harry S. Truman 1945

Die Containment-Politik oder Eindämmungspolitik (engl. containment policy) wurde seit 1947 von den USA gegenüber der UdSSR verfolgt und charakterisiert das Auseinanderbrechen der Anti-Hitler-Koalition. Ziel dieser Politik war es, die Ausbreitung des Kommunismus und Stalinismus zu verhindern bzw. einzudämmen.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Bereits in der Endphase des Zweiten Weltkriegs kam es zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion zu Spannungen. Insbesondere die USA pochten auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Für Stalins expansive Außenpolitik und sein sicherheitspolitisches Bestreben, die Sowjetunion mit einem Gürtel „freundlich“ gesinnter Staaten zu umgeben, spielte dieses Recht dagegen keine Rolle. Das erste eindrucksvolle Beispiel war die politische „Übernahme“ Polens.[A 1].

Dem Expansionsstreben Stalins musste Harry S. Truman ein außenpolitisches Konzept entgegensetzen, das jedoch nicht den Anschein erwecken sollte, die USA wollten eine imperialistische Politik verfolgen. Um diesen Zielen gerecht zu werden und eine klare Linie in die amerikanische Außenpolitik zu bringen, setzte der neue Außenminister (Secretary of State) George C. Marshall einen außenpolitischen Planungsstab unter George F. Kennan ein. Unter dem Pseudonym „X“ stellte Kennan die Containment-Politik „zur Eindämmung des sowjetischen Imperialismus“ in der Zeitschrift Foreign Affairs vom Juli 1947 einem breiteren Publikum vor.[A 2] In seinem Artikel „The Sources of Soviet Conduct“ wies Kennan auf die inhärenten Schwächen des Sowjetsystems hin und vertrat die Ansicht, wenn die USA sich auf ihre Stärken besinnen und ihre Führungsrolle akzeptieren würden, seien sie in der Lage, den russischen Expansionstendenzen mit hinreichendem Gegendruck zu begegnen.

Die aktive Unterstützung anderer Staaten gegen drohende kommunistische Umsturzversuche hatte zuvor schon der amerikanische Präsident Harry S. Truman in der nach ihm benannten Truman-Doktrin am 12. März 1947 als offizielle Linie der amerikanischen Außenpolitik verkündet.

Umsetzung

Als wichtiger Bestandteil der Containment-Politik erwies sich der Marshallplan mit dem Ziel, die europäischen Länder zu stärken und somit eine handstreichartige Übernahme Westeuropas durch die Sowjetunion zu verhindern. Gleichzeitig wurde mit dem Marshallplan das Ziel einer nachhaltigen Zusammenarbeit zwischen den europäischen Staaten verfolgt. Auch das Inkrafttreten des Nordatlantikpaktes am 24. April 1949 ist als sicherheitspolitischer Bestandteil der Containment-Politik zu sehen. Unter Berufung auf die Truman-Doktrin unterstützten die USA die Royalisten im griechischen Bürgerkrieg, Südkorea im Krieg gegen den kommunistischen Norden und Frankreich im Indochinakrieg.

Die Containment-Politik wurde nicht nur in Verbindung mit Europa praktiziert. Gezielte Wirtschaftshilfe der USA wurde auch an Entwicklungsländer geleistet, ohne jedoch denselben wirtschaftlich positiven Effekt wie in Europa zu erreichen.[A 3] Ebenso versagte das Containment im Falle Chinas: die maßgeblichen Außenpolitiker (Marshall, Kennan und Acheson) sowie Präsident Truman kamen zur Überzeugung, dass sich die korrupte und reformfeindliche Militärdiktatur Chiang Kai-sheks auch mit amerikanischer Hilfe nicht mehr gegen die kommunistischen Bürgerkriegsarmeen durchzusetzen vermochte.[A 4] Das Beispiel China und die US-Außenpolitik in den lateinamerikanischen Ländern zeigt außerdem, dass die USA zur Eindämmung der „kommunistischen Gefahr“ bereit war, Diktaturen zu unterstützen.

Die Containment-Politik der Ära Truman fand ihre Fortsetzung (und Radikalisierung) in der Ära Eisenhower und der nach diesem benannten Eisenhower-Doktrin. Das eher defensive Prinzip des Containments wurde dabei zu Gunsten der aggressiveren Rollback-Politik modifiziert. Containment erschien zu Beginn der 1950er Jahre nicht mehr als opportunes Mittel zur Bekämpfung der stalinistisch-kommunistischen Expansionspolitik. Tatsächlich kam es aber in der Ära Eisenhower zu einer Art Mischkonzept zwischen Containment und Rollback.

Einzelnachweise

Aus: Erich Angermann, „Die Vereinigten Staaten von Amerika seit 1917“, 7. Auflage, Juni 1983, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, ISBN 3-423-04007-6:

  1. S. 272
  2. S. 298ff
  3. S. 303
  4. S. 307

Weblinks


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