Einbalsamierung

Einbalsamierung

Als Einbalsamierung oder Balsamierung bezeichnet man das Verzögern oder Verhindern der Fäulnis von Leichnamen durch künstliche Mittel, namentlich durch Tränken der Weichteile mit fäulniswidrigen Substanzen. Die Einbalsamierung stellt einen Teil der Mumifizierung dar. Eine Gleichsetzung beider Begriffe kann nicht vorgenommen werden, obwohl sie eng miteinander verwandt sind.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Entwicklung

Die Kunst des Einbalsamierens wurde schon von den Assyrern, Persern und Ägyptern praktiziert; doch ihr Verfahren ist nicht genau bekannt. Nach Diodors nicht ganz deutlicher Beschreibung wurden die Körperhöhlen entleert und mit aromatischen Substanzen (auch Asphalt) gefüllt und darauf die ganzen Leichen einige Monate in Lösungen von Nitron und Natron gelegt.

Wiederherstellungwerkzeuge
Instrumente, die bei der modernen Einbalsamierung verwendet werden

Bei Experimenten mit der Einbalsamierung von Leichnamen gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland benutzte man gewöhnlich nach Entfernung des Darminhalts flüssige, fäulniswidrige und gegen Würmer schützende Substanzen, mit welchen das Blutgefäßsystem in reichlicher Weise ausgespritzt wird. Es eignen sich dazu Lösungen von Sublimat, Arsenik, Phenol, Alaun, Chlorzink, Gerbsäure oder eine als Wickersheimersche Flüssigkeit in den Handel gebrachte Mischung von mehreren der genannten Stoffe mit Wasser und Glycerin. Ähnlich ist die in England gebräuchliche Garstinsche Flüssigkeit, welche Glycerin, Arsenik und Phenol enthält. Gannal erzielte eine befriedigende Erhaltung von Leichen auf kurze Zeit durch Einspritzen von schwefelsaurer Tonerde oder Aluminiumchlorid und noch bessere Resultate soll die Methode von Sucquet geben, welcher in gleicher Weise Chlorzink anwendet. Die Stirlingsche Flüssigkeit besteht aus Kreosot, Holzgeist und Sublimat.

In der Anatomie wird die Einbalsamierung als Fixierung bezeichnet. Sie wird in einer langwierigen Präparation mit Ethanol, Formalin, Glyzerin und verschiedenen Zusätzen vorgenommen.

Heutzutage wird dort einbalsamiert, wo die offene Aufbahrung von Verstorbenen üblich ist, wie in den USA, Großbritannien und Russland oder auch Armenien. Wird ein Leichnam zum Zwecke einer Aufbahrung oder einer längeren Überführung einbalsamiert, spricht man von Thanatopraxie oder von praktischer Thanatologie.

Verstorbene Päpste und andere kirchliche Würdenträger oder weltliche Persönlichkeiten werden für besondere Zwecke auch jetzt noch einbalsamiert, um die Körperhülle zu erhalten.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Gannal: Histoire des embaumements (2. Aufl.), Paris 1841.
  • Gannal: Lettre aux médecins sur la question des embaumements. Paris 1845.
  • August Mau: Einbalsamierung. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band V,2, Stuttgart 1905, Sp. 2113–2114.
  • A. Faller: Die Entwicklung der makroskopisch-anatomischen Präparierkunst von Galen bis zur Neuzeit. Acta Anatomica Supplementum VII, Basel 1948.
  • M. Racek: Die nicht zu Erde wurden - Kulturgeschichte der konservierenden Bestattungen. Böhlau, 1985.
  • M. Racek: Mumia viva - Kulturgeschichte der Human und Animalpräparation. ADEVA, 1990.

Weblinks

 Commons: Embalming – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Päpste für die Ewigkeit spiegel.de, abgerufen am 6. September 2011

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