Ein großes Ding

Ein großes Ding
Filmdaten
Deutscher Titel Ein großes Ding
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1999
Länge zwei Mal 90 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Bernd Schadewald
Produktion Bernd Schadewald
Kamera Diethard Prengel
Besetzung

Ein großes Ding ist ein 1999 gedrehter deutscher zweiteiliger Spielfilm, dessen Inhalt sich an dem Geiseldrama von Gladbeck orientiert.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Erster Teil

Hans-Georg Pauler hat seine Haftstrafe wegen mehrfachen Raubes abgesessen und wird auf freien Fuß gesetzt. Zunächst sucht er seine Ex-Frau auf, dort wird er jedoch von deren neuen Liebhaber herausgeschmissen. Schon in diesen Anfangsszenen des Films wird Paulers Brutalität und Aggressivität zur Schau gestellt. Der ungepflegte Mann geht darauf zu seiner Schwester und auch sein Freund Ulrich Raffcyk ist anwesend. Dies sind die einzigen Menschen, die noch Einfluss auf Pauler haben, und denen er halbwegs vertraut. Schnell wird klar, dass Pauler nicht vor neuen Straftaten scheut, die ihm Geld einbringen könnten. Am folgenden Abend wird von ihm und Raffcyk der Filialleiter eines Drogeriegeschäfts überfallen. Die Beute ist lächerlich. Pauler beschließt, ein großes Ding drehen zu wollen. Hierzu versucht er, einen alten Bekannten (Taxifahrer) zu gewinnen. Dieser lehnt jedoch aus Angst vor dem Gefängnis ab. Pauler kann ihm seine Pistole stehlen.

Das große Ding kann also steigen. Schon am nächsten Tag überfallen Pauler und Raffcyk mit Masken getarnt eine Bankfiliale in der Nachbarschaft. Die beiden Angestellten Anna Klages und Kirstin Bauer werden Opfer des Raubes. Ihr Chef, der Filialleiter Lengsfeld, verspätet sich an diesem Tag um wenige Minuten und schöpft Verdacht, als er durch die von innen verriegelte Tür die Handtasche von einer seiner Mitarbeiterinnen sieht. Er ruft die Polizei, die mit einem riesigen Aufgebot anrückt. SEK, Streifenwagen, Einsatzleitung. Dutzende Polizeiwagen befinden sich nun vor der Zweigstelle. Pauler und Raffcyk geraten in Panik. Zudem ist der Schlüssel des Banktresors noch in Besitz des Filialleiters. Langsam sammelt sich eine beachtliche Zahl von Medienvertretern und Schaulustigen an. Die Polizei hat Mühe, sie alle zurückzuhalten. In der gleichen Zeit wächst bei Raffcyk langsam Zweifel an der Aktion doch Pauler kann ihn immer wieder überzeuge, dass "Ding" durchzuziehen. Die Filiale ist mittlerweile von SEK-Schützen belagert und alle Anwohner sind evakuiert. Doch der Einsatzleiter Josef Karras scheut den Zugriff. Die Langweile wächst in der Filiale, weshalb ein Fernseher eingeschaltet wird. Auf sämtlichen Kanälen laufen Sondersendungen über das "Geiseldrama von Harburg". Das Medieninteresse ist ungeahnt hoch. Offensichtlich ist es Scharfschützen gelungen, Fotos des Geiselnehmer zu machen, doch diese sind immer noch durch eine Maske geschützt. Infohotlines sind geschaltet und auch die Geiselnehmer wählen sich in eine solche ein. Sie sprechen mit der Presse. Für die Polizei, die sich inzwischen entschlossen hat, den Forderungen der Verbrecher nach einem Wagen, dem Geld, dem Tresorschlüssel und freiem Abzug nachzukommen, ist es die Chance, den Täter via Stimmerkennung zu identifizieren. Zunächst wird Pauler durch seine Ex-Frau und durch seine Schwester erkannt. Wenig später auch Raffcyk. Für Pauler ändert das nichts. Er wartet darauf, dass die Polizei seinen Anforderungen nachkommt und als der Wagen bereitgestellt wird, wartet man noch bis zu Dunkelheit, weil es dann einfacher sei zu flüchten. Gesagt getan: Als der Wagen bereitgestellt wird, herrscht Party-Stimmung in der Filiale. Es wird getanzt und Schlager werden gehört. Als es Nacht wird, treten die Geiselnehmer und ihre Geiseln die Flucht an. Sie müssen sich durch die Menschenmassen bahnen. Auf freier Straße schießt Raffcyk dann auf die Verfolgerautos, um die abzuhängen. Dies scheint zu gelingen.

Zweiter Teil

Es verschlägt die vier Autoinsassen nach Münster, wo sie sich, nachdem sie ein neues (verwanztes Polizei-) Auto gestohlen, haben auf dem Dach eines Parkhauses niederlassen. Zuvor versuchen sie jedoch, bei Raffcyks in Münster lebenden Bruder unterzukommen. Während sie in dessen Wohnung sind wird selbige von LKA- und Kripo-Leuten umstellt. Der Bruder will nichts mit der Sache zu tun haben und die vier können mit Glück fliehen aus der Wohnung fliehen. Pauler und die Angestellte Klages gehen in die Innenstadt Münsters um etwas essbares zu organisieren. Sie entdecken Zeitungen mit ihren Bildern darin doch niemand erkennt sie auf offener Straße. Klages wird erlaubt, bei ihrer Familie anzurufen. Sie verspricht ihrem Sohn, noch am selben Tag wieder zurückzukommen. Währenddessen sprechen auch der rauhe Raffcyk und die inzwischen nicht mehr so stark verängstigte Angestellte Bauer über Privates. Die vier entfernen sich ohne Auto in die Innenstadt, während der Wagen auf dem Parkhausdach von Polizeihelikoptern entdeckt wird.

Überraschend suchen sie einen Linienbus auf und nehmen alle Insassen als Geiseln. Doch einfach losfahren können sie nicht. Die Medienvertreter sind schnell vor Ort und auch an Polizeiaufgebot mangelt es nicht. Die Entführer lassen sich erweichen und lassen behinderte, schwangere Geiseln frei. Ein Reporter bietet seinen BMW als Fluchtfahrzeug an. Fast hätten Raffcyk und Pauler das Angebot angenommen, doch der Wagen wird bereits verwanzt, während sie darüber nachdenken. Sie kommen nicht darum herum, eine Odyssee durch Münster zu beginnen - mit dem Bus. Als es langsam dunkel wird, und die Verfolger abgeschüttelt werden konnten, lassen sie sich an einer Autobahntankstelle nieder, an welcher sie Nahrung und sanitäre Anlagen suchen. Polizei und Presse lassen nicht lange auf sich warten. Auch Klages muss das WC aufsuchen. Dabei versucht die Polizei, Pauler festzunehmen. Dies gelingt. Klages wird jedoch von Pauler während der Festnahme ins Bein geschossen. Raffcyk ist jetzt allein im Bus und zählt fünf Minuten herunter, bis Pauler wieder freigelassen werden soll. Andererseits droht er, eine Geisel zu erschießen. Die Polizei muss auf die Forderung eingehen. Als Raffcyk die letzten zehn Sekunden herunterzählt, wird jedoch klar, dass die Handschellenschlüssel in der Aufregung abhanden gekommen sind. Raffcyk erschießt den Busfahrer und wenige Augenblicke später ist Pauler wieder auf freiem Fuß. Die Businsassen sind schockiert. Die Medien jedoch erkennen die Chance und bitten um Einlass in den Bus. Pauler erlaubt dies und es werden Interviews mit den Geiseln geführt, während diese teilweise noch eine Pistole im Nacken haben. Die Geiseln werden bis auf Bauer und Klages freigelassen und der Bus erhält freien Abzug.

Am nächsten Tag wird Klages zu einem Gebrauchtwagenhändler geschickt, um einen neuen Wagen zu kaufen. Dies ist jedoch nicht auf Anhieb möglich, da der Verkäufer sich an seine Vorgaben zu halten versucht. Pauler wird gewalttätig. So kann die Polizei eine neue Spur aufnehmen. Die Geiselnehmer und die Geiseln fahren zurück nach Hamburg. Pauler will sich in die Niederlande absetzen und seine Schwester und deren Tochter mitnehmen. Sie wollen sich in einer Fußgängerzone treffen. Die Schwester erscheint zur Verabredung, will aber nicht mit nach Holland. Währenddessen lenkt das in der Fußgängerzone stehende Auto Aufmerksamkeit auf sich und ein Passant erkennt den darin sitzenden Raffcyk. Schaulustige und Medienvertreter sammeln sich abermals an. Wieder können die vier ihrer Verfolger abschütteln und es verschlägt sie in eine Gaststätte am Stadtrand von Hamburg. Jetzt in der Dunkelheit ergreifen die Geiseln die Chance und flüchten. An der nächsten Straße stellen sie sich auf, doch keines der vorbeifahrenden Autos hält. Bis auf eins. Es handelt sich um Pauler und Raffcyk. Die Flucht ist beendet doch für die Geiseln gibt es keine Konsequenzen. Im Gegenteil: Pauler überlegt, wie man an einen Arzt wegen Klages' Verletzung kommen kann.

Inzwischen gerät Karras, der Einsatzleiter, immer mehr unter Druck. Er will die Sache beendet wissen und ordnet die Vorbereitung auf den Zugriff an. Die Polizei hat genau im Auge, wo sich das Entführerfahrzeug aufhält. Karras kann die Entführer auf die Autobahn locken und Medienfahrzeuge anheuern. Einige Verfolgerautos stellen sich mitten auf der Autobahn quer. So können sich die Entführer ins Fäustchen lachen. Doch fünf Fahrzeuge mit Scharfschützen können sich aus der Verfolgermasse befreien, ohne dass es die Entführer merken. Die beschließen indes, die Geiseln an der nächsten Raststätte freizulassen. Doch bevor es soweit ist, schlägt das SEK zu. Bauer kann sich befreien. Klages stirbt durch eine Kugel Paulers. Pauler und Raffcyk können festgenommen werden. Der Fall nimmt also ein tragisches Ende.

Bezug zum Geiseldrama von Gladbeck

Viele Inhalte sind aus dem reellen Geiseldrama übernommen worden. Hier eine Auflistung der wichtigsten Unterschiede:

  • Namen: Alle Namen wurden geändert.
  • Orte: Alle Ortschaften wurde geändert.
  • Zeit: Der Film wurde auf die Drehzeit übertragen.
  • Tote: Eine der Geiseln starb tatsächlich. Im Bus wurde jedoch ein italienischstämmiger Junge und nicht der Busfahrer ermordet.
  • Personen: Viele Personen wurden erfunden, um den Film filmreifer zu machen. So beispielsweise Herr und Sohn Klages, der Filialleiter oder der Gebrauchtwagenhändler, der Wirt oder Paulers Ex-Frau.

Doch gerade die unvorstellbaren Dinge entstammen nicht der Kreativität der Filmemacher. Zum Beispiel die Tatsache, dass ein ganzer Bus als Geisel genommen wurde oder dass Interviews mit Geiseln und Geiselnehmern während der Tat stattgefunden haben.

Das wirkliche Geiseldrama von Gladbeck ereignete sich im Jahre 1988. Es begann in Gladbeck und führte über Bremen-Huckelriede, wo der Bus besetzt wurde, bis hin nach Köln. In Wirklichkeit stieg noch eine weitere Person bereits zu Beginn der Tat ins Auto zu. Es war die Freundin des kriminellen Drahtziehers. Auch sie wurde im späteren Gerichtsverfahren verurteilt und 1994 wieder freigelassen.

Weblinks

Siehe auch


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