Eimer (Behälter)

Eimer (Behälter)
Eimer aus blauem Kunststoff

Der Eimer, Kübel (österr., schweiz., schwäb.), auch der Amper (österr. ugs.), die Kufe, Küfe, die Bütte, ist ein oben offener, zylindrischer oder schwach konischer Behälter mit flachem, seltener gewölbtem Boden, der aus unterschiedlichen Materialien, früher vorzugsweise aus Holz oder Leder, heute aus Metall oder Kunststoff besteht. Er ist ein vielseitig einsetzbares Transportmittel. Bevorzugt wird er zum Transport von Flüssigkeiten oder Schüttgut verwendet. Zum Tragen ist der Eimer meist mit einem beweglichen Henkel versehen, der beim Ausschütten oder Ausgießen des Inhalts heruntergelegt werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Wortherkunft

Holzeimer aus der Jungsteinzeit, ca. 3700 v. Chr., gefunden in Reute

Das Wort Eimer lässt sich etymologisch über mittelhochdeutsch e(i)nber, e(i)mber, althochdeutsch eimpar als Lehnbildung auf lateinisch amphora „Henkelkrug“ zurückführen (ahd. b(h)eran, tragen zu griechisch φερειν).[1][2][3] Auch der süddeutsche Dialektausdruck Amper[4] dürfte seine Wurzeln im lateinischen Wort Amphora haben.

Der henkellose Bottich (althochdeutsch botah, vgl. englisch body, Rumpf ohne Gliedmaßen) wurde im Laufe des Mittelalters zunehmend durch den einhenklingen e(i)n-amber und den zweihenkligen zuo-amber, den Zuber, ersetzt. Auch norddeutsch Bütte, Pütz oder Pütze [5] leiten sich etymologisch wie Bottich ab.

Das bairisch-alemannische Wort Kübel[4] existierte schon im Mittelhochdeutschen und wurde aus mittellateinisch copa gebildet, zu dem lateinischen Wort cupella, Trinkgefäß, Becher bzw. cupa, Tonne [6] abgeleitet. Zur selben Wurzel steht die Kufe, auch der Kufen, ahd. kuofa zu cupa.[7] Parallel steht aber der Bezug zur Kufe[8] als die stark gekrümmten Dauben: Küferei steht für Fassbinderei.

Historisches

Situlen und römische Eimer

Eimer als Wappen der Stadt Emmerich

Frühe Funde von Eimern in Europa sind die Situlen, verzierte Bronzeeimer, vermutlich zu Kultzwecken verwendet, konisch mit Standfläche und Henkel, die der Hallstattzeit zugerechnet werden und sich ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. in Slowenien, Oberitalien (Etrusker, Italiker) und Österreich (Hallstattkultur: Magdalensberg, Hallstatt, Dürrnberg) nachweisen lassen.[9]

Aus der römischen Kaiserzeit[10] gibt es einige Fundstücke von Eimern aus Metall (vorwiegend getrieben aus Messing oder Bronze): Behälter mit einem oben aufgesetzten Henkel, aber einem Standfuß wie ein Kelch. Die ersten Funde stammen aus Hemmoor westlich von Hamburg, wodurch sich der Ausdruck Hemmoorer Eimer[11] durchgesetzt hat. Diese Gefäße wurden vermutlich von den Römern im 2. und 3. Jahrhundert für Wein verwendet. Durch römische Handelsbeziehungen gelangten sie aber auch in Gebiete außerhalb des römischen Reichs, wo sie teilweise als Urnen oder Grabbeigaben verwendet wurden. Als Herkunftsort des Hemmoorer Eimers werden die Erzfelder im westlichen Rheinland bei Eschweiler vermutet. Daneben waren in der römischen Kaiserzeit auch Holzeimer mit Metallbeschlägen gebräuchlich.

Der Eimer in Mittelalter und früher Neuzeit

Latrinen-Eimer an einer Tragstange

Mittelalterliche Eimer zeigen sich meist aus hölzernen Dauben mit eisernen Beschlägen und wurden vom Küfer (auch: Kübler oder Böttcher) verfertigt. Der Eimer wurde entweder in der Hand oder aber an einer Tragstange getragen. Das Grimmsche Deutsche Wörterbuch beschreibt den Eimer als „ein rundes gefäsz, situla, von holz, blech, porzellan mit einem beweglichen grif zum anhängen und tragen“ und merkt an: „Wir verstehen heute unter eimer das enthaltende und enthaltene“[2]. Der Eimer war als Hohlmaß bis in die Neuzeit (Beispiel: Fünf Eimer Wasser) gebräuchlich, und entsprach im 19. Jahrhundert entweder etwa 12 Liter − etwa die heute übliche Größe eines 10- oder 15-Liter-Eimers – oder um die 60 Liter, dem Schankeimer[12] (vergleiche Schankmaß). Dieser war dazu vorgesehen, von zwei Personen an einer Stange getragen zu werden.

Die Kufe

Kufe im Wappen von Kufstein

Die Kufe (Küfe) ist insbesondere als ein Salzfass zur Beförderung von Salz in der älteren Literatur enthalten. Die Tragvorrichtung wurde aber in die Kufe eingehängt, das Fass selber hat keinen Henkel. Auch hier ist der Begriff eines Hohlmaßes vorhanden.[6] Die Kufen waren unterschiedlich groß. Eine volle Kufe für Pferde hatte ein Gewicht von rund 55 kg, große Kufen für den Salztransport auf Wagen hatten rund 74 kg. Die Kufe war auch ein Maß für die Steuer und den Zoll.[13] [14]

Bauformen

Neben einfachen Kübeln gibt es auch solche mit einem Ausguss („Schnabel“) oder mit dicht schließendem Deckel. Ein in der Lagerung platzsparendes Modell ist der Falteimer.

Verwendung

Verwendet wird der Kübel:

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Eimer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Etymologie. Duden Bd. 7. Bibliographisches Institut, Mannheim 1997. ISBN 3-411-20907-0
  2. a b EIMER, m. situla, amphora, urna, ahd. einpar. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854ff (dbw.uni-trier.de)
  3. The New International Webster's Student Dictionary. International Encyclopedic Edition. Bellavista, Köln 2004. ISBN 3-89893-980-4 (Eintrag bucket, S. 92)
  4. a b Gregor Retti: Datenbank zur deutschen Sprache in Österreich. 1998-2006. (Weblink)
  5. siehe Liste seemännischer Fachwörter
  6. a b Eintrag in Deutsches Rechtswörterbuch. Wörterbuch der älteren deutschen (westgermanischen) Rechtssprache. Hrsg. Heidelberger Akademie der Wissenschaften
  7. KUFE, f. gefäsz. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854ff (dbw.uni-trier.de)
  8. KUFE, f. schlittenkufe u. ä. In: Grimm: Deutsches Wörterbuch.
  9. Manfred Scheuch: Österreich. Provinz, Weltreich, Republik. Das Beste und Brandstätter Verlag, Wien 1994, ISBN 3-87070-588-4, S. 11, 12f
  10. Michael Erdrich: Zu den Messingeimern vom Hemmoorer Typ: Verbreitung, Datierung und Herstellung. In: Rom an der Niederelbe. Katalog zur Ausstellung, Neumünster 1995, S. 71-80. ISBN 3-529-01836-8.
  11. archäologisch entstaubt den Hemmoorer Eimer. Fund des Monats. In: archäologisch.
  12. Eintrag Schankeimer in Meyers Konversations-Lexikon
  13. Krumau: Der Salzweg, (abgerufen am 30. Dezember 2008)
  14. Bild eines Salzträgers

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Eimer — bezeichnet: Eimer (Behälter), einen Behälter Eimer (Volumenmaß), ein davon abgeleitetes historisches Volumenmaß Eimer (Rauchgerät), ein Rauchutensil, in der klassischen Form bestehend aus einem Eimer als Behälter für Wasser, einer bodenlosen… …   Deutsch Wikipedia

  • Eimer — der Eimer, (Mittelstufe) zylindrischer Behälter mit einem Henkel, der zum Transport von Flüssigkeiten o. Ä. dient Beispiele: Nur mit Mühe konnte sie den vollen Eimer aus dem Brunnen hochziehen. Er hat Wasser in den Eimer gepumpt …   Extremes Deutsch

  • Krippe (Behälter) — Wassertrog Ein Trog ist ein großer offener länglicher Behälter, der hauptsächlich der Aufnahme von Tiernahrung oder Trinkwasser für Mensch und Tier dient. Ein Trog steht im Allgemeinen an einem festen Platz direkt auf dem Boden, im Unterschied zu …   Deutsch Wikipedia

  • Kufe (Behälter) — Eimer aus blauem Kunststoff, Ende 20./ Anfang 21. Jahrhundert Der Eimer, Kübel (österr., schweiz., schwäb.), auch der Amper (österr. ugs.), die Kufe, Küfe, die Bütte, ist ein oben offener, zylindrischer oder schwach konischer Behälter mit flachem …   Deutsch Wikipedia

  • Hemmoorer Eimer — aus Warstade, Ldkr. Cuxhaven Typ 55 nach H. J. Eggers Als Hemmoorer Eimer werden dünnwandige, zumeist zylindrische Metallgefäße mit abgerundetem Boden und einem Standring oder Fuß bezeichnet. Neben aus Messing oder Bronze gefertigten Exemplaren… …   Deutsch Wikipedia

  • Trog (Behälter) — Wassertrog Ein Trog ist ein großer offener länglicher Behälter, der hauptsächlich der Aufnahme von Tiernahrung oder Trinkwasser für Mensch und Tier dient. Ein Trog steht im Allgemeinen an einem festen Platz direkt auf dem Boden, im Unterschied zu …   Deutsch Wikipedia

  • Putzeimer — Der Begriff Eimer bezeichnet: Eimer (Behälter), einen Behälter Eimer (Volumenmaß), ein davon abgeleitetes historisches Volumenmaß Eimer (Berlin), ein besetztes Haus in Berlin Theodor Eimer (1843–1898), einen deutschen Zoologen …   Deutsch Wikipedia

  • Schankeimer — Ein Eimer, war früher auch ein Volumenmaß, auch Schankeimer, Schenkeimer als Schankmaß. Die Maße sind durchwegs abweichend, es lassen sich aber zwei Sorten eingrenzen, der „große“ Eimer[1] mit rund um 100 Liter, der Maßen wie Faß, Zuber/Bütte,… …   Deutsch Wikipedia

  • Dracht — Frauen Trachtenbuch, Ein Magd zu Dantzig Transport in China Ein Tragjoch (regional Dracht oder Schanne) ist eine Schultertrage, mit der im bäuerlichen Umfeld Körbe oder Eimer transportiert werden …   Deutsch Wikipedia

  • Ochsnereimer — Das im Jahre 1902 entwickelte Entsorgungssystem der Zürcher Firma J. Ochsner AG bestand aus normierten Mülleimern, sowie den dazu gehörenden LKW Aufbauten und war in der Mitte des 20. Jahrhunderts in der Schweiz weit verbreitet. Die Mülleimer (so …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”