Eidgenössische Konstruktionswerkstätte K+W C-36

Eidgenössische Konstruktionswerkstätte K+W C-36
Swiss Air Force C-3603-1

Die K+W C-36 war ein zweisitziges Aufklärungs- und Erdkampfflugzeug der Schweizer Flugwaffe. Die Entwicklungen für diesen Typ begannen bei der Eidgenössischen Konstruktionswerkstätte (K+W) Thun 1939 unter der Bezeichnung C-3601. Nach einer Nullserie wurden 142 Einheiten bei den Eidgenössischen Flugzeugwerken in Emmen gebaut und in der Schweizer Flugwaffe zwischen 1942 und 1952 eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Entwicklung

Als im Herbst 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, war die damalige Schweizer Flugwaffe vor allem mit älteren Flugzeugen aus Schweizer Produktion ausgerüstet. Die einzigen modernen Flugzeuge waren einige BF 109 sowie die in Lizenz gebauten Morane D-3800-Jagdflugzeuge. Aufgrund der politischen Situation in Europa war es schwierig, im Ausland moderne Kampfflugzeuge zu erwerben. Deshalb begann die Eidgenössischen Konstruktionswerkstätte, Abteilung Flug 1939 mit der Konstruktion eines Mehrzweck-Flugzeuges. So entstand die C-36-Familie.

Aufbau

Die C-3603 war ein zweisitziger freitragender Tiefdecker mit Doppelleitwerk in Gemischtbauweise. Die Bewaffnung bestand aus einer Motorkanone, Flügel-MGs sowie zwei beweglichen Maschinengewehren für den Beobachter. Weiter konnte die C-3603 Bomben oder eine Zielschleppausrüstung als Aussenlast mitführen.

Einsatz

Die C-3603 wurde primär als Aufklärungs- sowie als Jagdbombenflugzeug eingesetzt. Weiter wurde sie vor allem als Zielschlepper für die Flakeinheiten bekannt. Daneben stellte sie Feindbomber für Jagdflugzeugbesatzungen dar. In der Jagdbomberkonfiguration konnten 50-kg-Bomben sowie spezielle Bündel aus zwölf HG-40-Handgranaten an den Unterflügelracks mitgeführt werden.

Versionen

C-3601

Erster Prototyp mit Erstflug im Jahr 1939. In dieser Version war die C-36 noch mit starrem Fahrwerk ausgelegt. Er stürzte am 11. August 1939 bei Flugversuchen ab. Der Pilot konnte sich mit dem Fallschirm retten.

C-3602

Zweiter, verbesserter Prototyp. Er erhielt u. a. ein Einziehfahrwerk.

C-3603

Hauptversion der C-36-Familie, die von einem Hispano Suiza HS 51 12 Y angetrieben wurde. Nach einer Vorserie von zehn Exemplaren wurde durch die Eidgenössischen Flugzeugwerke 142 Exemplare dieses Typs gebaut. Im Laufe der Jahre verlor die Flugwaffe 28 Maschinen, wobei 37 Besatzungsmitglieder ums Leben kamen. Weitere sechs Maschinen mussten nach Unfällen als Totalverlust abgeschrieben werden. Diese Maschinen blieben bis 1952 im Einsatz

C-3603-1 Schlepp

Die Schleppversion beinhaltete als wesentlichen Unterschied zur Normalversion die Schleppeinrichtung, die vom Schleppmechaniker direkt vom Cockpit aus bedient wurde. Dazu erhielt die C-3603-1 eine verlängerte Kabinenverglasung sowie eine Verkleidung für das Schleppseil zwischen dem Kabinendach und dem Doppelleitwerk.

C-3604

Weiterentwickelung der C-3603. Sie besass anstelle des Hispano-Suiza-Triebwerkes ein Saurer YS-2 mit 1250 PS. 1946 wurden 13 vorhandene C-3603 zu dieser Version umgebaut.

C-3605

Die C-3605 wurde ab der Mitte der 1960er Jahre entwickelt und hatte am 19. August 1968 ihren Erstflug. Sie war mit 560 km/h Spitzengeschwindigkeit die am besten motorisierte Version der C-36-Familie. Als die Triebwerke der noch als Zielschlepper eingesetzten C-3603 Flugzeuge Alterserscheinungen aufwiesen, wurden 24 Exemplare mit einer Lycoming-Turbine modifiziert. Diese Einheiten blieben bis 1988 bei der Schweizer Luftwaffe im Einsatz. Besonders erwähnenswert ist bei diesen Flugzeugen ihre charakteristische Bemalung. Da dieses Muster nur als Zielschlepper für die Fab-Truppen im Einsatz stand, erhielt es eine auffällige gelb-schwarze Lackierung, die die Sicherheit erhöhen sollte. Aus diesem Grund erhielt die C-3605 den Übernamen „Fliegender Zebrastreifen“.

Technische Daten

C-3603

Kenngrösse C-3603 C-3605
Besatzung    2 2
Länge    10,23 m 12,93 m
Spannweite    15,10 m 13.74 m
Höhe    3,29 m 3,60 m
Flügelfläche    32,4 m² 28,7 m²
Leergewicht    2272 kg 2840 kg
Max. Zuladung     1680 kg 1940 kg
Max. Fluggewicht    3952 kg 4780 kg
Antrieb    Hispano-Suiza HS-51 12 Y mit 1000 PS Avco Lycoming T-53-L-7A mit 1150 PS
Max. Geschwindigkeit    476 km/h 560 km/h
Anfangssteigleistung    10,4 m/s 12,5 m/s
Flächenbelastung    122 kg/m² 167 kg/m²
Dienstgipfelhöhe    8700 m ü.M. 11.500 ü.M.
Reichweite     680 km 600 km
Flugdauer     2 h 2 h
Bewaffnung    eine 20-mm-Motorkanone,
4 x 7,5-mm-MG in den Tragflächen,
zwei Flügelracks zum Mitführen von 400 kg Bombenlast
keine

Flugfähige Exemplare

C-3603

C-547 ehemals C-3605, nach ihrer Ausmusterung wurde sie in die ursprüngliche C-3603-Version zurückgebaut, neu als HB-RBI registriert.

C-3605

C-3605 HB-RDG ex C-494 der Schweizer Luftwaffe

C-493 neu als F-AZCC
C-494 neu als HB-RDB bei Verein Historic & Classic Airplanes, Rheinholzweg 6, 9423 Altenrhein, Schweiz
C-552 neu als G-DORN
C-535 neu als D-FOXY (seit 27. September 2002 beschädigt und nicht flugklar wegen Unfall)

Exponate in Museen

C-3603

C-534 Flieger- und Flabmuseum in Dübendorf, CH
C-537 Schweizerisches Verkehrshaus Luzern, CH

C-3605

C-483 Planes of Fame Eden Praire, Minnesota, USA
C-xxx The air museum - Planes of fame Chino, Kalifornien, USA
C-535 Technikmuseum Sinsheim-Speyer, DE

Weblinks


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