Ehrenname

Ehrenname

Ehrennamen sind Namen für militärische Einrichtungen, Organisationen oder Verbände, die zur Motivation der Truppe und zur Wahrung der Tradition einer Einheit dienen. Meist erinnern sie an historische Begebenheiten oder Personen. Traditionsnamen sind Namen, die zum Namenschatz eines Staates oder einer Organisation gehören, die über lange Zeit Verwendung finden. Fliegende Verbände, die zusätzlich zu ihrer militärischen Bezeichnung einen Ehrennamen tragen, werden auch als Traditionsgeschwader bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Ehrennamen von Militärverbänden

Vor allem zur Motivation der Truppe und zur Wahrung der Tradition erhalten militärische Verbände zuweilen Ehrennamen, die an historische Begebenheiten oder Personen erinnern.

Deutschland

Nach dem Tod des Jagdfliegers Manfred von Richthofen am 21. April 1918 erhielt das Jagdgeschwader Nr. 1 im Ersten Weltkrieg am 14. Mai 1918 die Bezeichnung Jagdgeschwader Freiherr v. Richthofen Nr. 1 und bildet dabei den Ursprung der späteren Luftwaffen-Traditionsgeschwader.

Wehrmacht und SS

In der Wehrmacht gab es nur wenige Einheiten, die solche Ehren- oder Traditionsnamen führten, z. B. das Regiment List, welches nach dem Kommandeur des Regiments benannt war, in dem Adolf Hitler während des Ersten Weltkriegs diente. Andere Namen waren Großdeutschland (Division und Panzerkorps) oder Feldherrnhalle im Heer und Hermann Göring, Mölders oder Immelmann in der Luftwaffe.

Die Traditionsgeschwader der Wehrmacht:[1]

Geschwadername vor der Vergabe Bezeichnung als Traditionsgeschwader Namensgeber
Jagdgeschwader 1 ab 11. Mai 1944 Jagdgeschwader 1 Oesau Walter Oesau
Fliegergeschwader Döberitz ab 14. März 1935: Jagdgeschwader Richthofen,
später: Jagdgeschwader 132 Richthofen und Jagdgeschwader 131 Richthofen
und ab 1. Mai 1939 Jagdgeschwader 2 Richthofen
Manfred von Richthofen
Jagdgeschwader 3 ab Anfang 1942 Jagdgeschwader 3 Udet Ernst Udet
Jagdgeschwader 132 ab 11. Dezember 1938 Jagdgeschwader 132 Schlageter,
ab 1. Mai 1939 Jagdgeschwader 26 Schlageter
Albert Leo Schlageter
Jagdgeschwader 51 ab 1941/42 Jagdgeschwader 51 Mölders Werner Mölders
Am 20. April 1935 als „Wehrgabe der SA
neu aufgestelltes Jagdgeschwader 134
ab 24. März 1936 Jagdgeschwader 134 Horst Wessel,
später Zerstörergeschwader 142 Horst Wessel,
ab 1. Mai 1939 Zerstörergeschwader 26 Horst Wessel und
ab 13. Oktober 1944 Aufteilung in Jagdgeschwader 6 Horst Wessel
und Zerstörergeschwader 26 (bestehend nur noch aus der IV. Gruppe)
Horst Wessel
Kampfgeschwader 152 ab 20. April 1936 Kampfgeschwader 152 Hindenburg,
ab 1. Mai 1939 Kampfgeschwader 1 Hindenburg
Paul von Hindenburg
Kampfgeschwader 253 ab 6. Juni 1936 Kampfgeschwader 253 General Wever und
ab 1. Mai 1939 Kampfgeschwader 4 General Wever
Walther Wever
Fliegergeschwader Faßberg ab 3. April 1935 Fliegergeschwader Boelcke,
später Kampfgeschwader 154 Boelcke, Kampfgeschwader 157 Boelcke,
ab 1. Mai 1939 Kampfgeschwader 27 Boelcke und
ab 13. November 1944 Kampfgeschwader (J) 27 Boelcke
Oswald Boelcke
Kampfgeschwader 53 ab 1939/40 Kampfgeschwader 53 Legion Condor Legion Condor
Fliegergeschwader Schwerin ab 3. April 1935 Fliegergeschwader Immelmann,
später Sturzkampfgeschwader 162 Immelmann,
ab 1. Mai 1939 Sturzkampfgeschwader 2 Immelmann und
ab 18. Oktober 1943 Schlachtgeschwader 2 Immelmann
Max Immelmann

siehe Ärmelstreifen

In der Waffen-SS bezogen sich die Ehrennamen entweder auf tote NS-Führer. Z. B:

oder auf Persönlichkeiten der deutschen Geschichte:

Die Ehrennamen für „fremdvölkische“ Einheiten der Waffen-SS bezogen sich meist auf regionale Symbole, z. B:

Kriegsmarine

In der Kriegsmarine war es schon immer üblich, Schiffe nach wichtigen Persönlichkeiten zu benennen, um so deren Taten anzuerkennen, z. B.

Nationale Volksarmee

In der Nationalen Volksarmee der DDR wurde mit Ehren- und Traditionsnamen historischer Persönlichkeiten gedacht. So trug in der DDR ein Berliner Regiment, das für repräsentative Aufgaben, so z. B. die sog. Ehrenwache am Mahnmal Unter den Linden und die Stellung von Ehrenformationen zuständig war, den Namen Friedrich Engels. Folgende Geschwader der Luftstreitkräfte trugen Ehrennamen:

Bundeswehr

Die deutsche Bundeswehr vergibt Namen von Persönlichkeiten an Kasernen, Verbände der Luftwaffe sowie fliegende Verbände der Marine. In der Bundeswehr wurden im April 1961 durch Josef Kammhuber, den damaligen Generalinspekteur der Luftwaffe, erstmals Namen von aus dem Ersten Weltkrieg bekannten Jagdfliegern an einzelne Geschwader verliehen. Benannt wurden:

Damit sollten die Soldaten auf Vorbilder für zeitlose Soldatentugenden hingewiesen werden, die eine innere Ethik, ein moralisches Streben und ein sittliches Empfinden für die Notwendigkeit der Verteidigungsbereitschaft ... in der schweren Zeit des Ersten Weltkrieges vorgelebt und die für diese sittlichen Ideale gestorben waren [2].

Verteidigungsminister Hans Apel setzte 1982 Richtlinien für das Traditionsverständnis und die Traditionspflege in der Bundeswehr in Kraft. Mit diesem Traditionserlass wurden die Werte und Normen des Grundgesetzes und der der Bundeswehr übertragene Auftrag als verbindlich für ihre Traditionspflege geregelt, die soldatische Pflichterfüllung und militärische Tüchtigkeit sollten nicht von den politischen Zielen, denen sie dienen, getrennt[3] werden. Als traditionsstiftend für die Luftwaffe kommen seitdem nur Namen und Ereignisse in Frage, die dem militärischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus oder aus der eigenen Geschichte und Tradition der Bundeswehr [4] bekannt wurden. Damit soll für die Bundeswehr Überlieferungswürdiges aus der Geschichte bewusst ausgewählt werden und die wesentliche Grundlage für das staatsbürgerliche und militärische Handeln der Soldaten bilden[5]. Leitlinien und ein Verhaltenskodex im Leitbild des Teams Luftwaffe fordern von den Soldaten der Luftwaffe, im Wissen über und im Bewußtsein der Zeitgeschichte zu handeln [6], verwenden den Begriff Tradition selbst jedoch nicht.

Der Beschluss des Bundestages aus dem Jahre 1998, das Angehörige der Legion Condor nicht als traditionsstiftend betrachtet werden sollten, und die sich durchsetzende Erkenntnis, das Werner Mölders auch ansonsten für die nicht mit den Traditionsvorstellungen der Bundeswehr zu vereinbarende Ziele des Dritten Reiches eingetreten ist, führten dazu, das der 1973 dem

verliehene Name im Jahre 2005 durch Entscheidung des Verteidigungsministers Peter Struck wieder gestrichen wurde [7].

Über die vier genannten Traditionsgeschwader hinaus führen auch folgende Verbände ihnen verliehene Namen:

Handelsschiffahrt

Typische Traditionsnamen deutscher Handelsschiffe sind die mit Cap, Cap San oder Monte beginnenden Namen vieler Schiffe der Reederei Hamburg Süd.

Das 1978 gesunkene Handelsschiff München der Reederei Hapag-Lloyd bekam dagegen keinen Namensnachfolger, um das Andenken an Schiff und Besatzung zu wahren.

Österreich

Im österreichischen Bundesheer wurden folgenden Verbänden Ehrennamen verliehen:

Andere

Bei den sowjetischen Streitkräften wurden Einheiten oft nach Schlachten, in denen sie sich bewährt hatten, benannt, z. B. Riga-Berliner Schützendivision. Verschiedene Verbände wurden mit dem Namensvorsatz „Garde-“ (siehe Sowjetische Garde) oder „Rotbanner-“ ausgezeichnet.

Die Internationalen Brigaden des Spanischen Bürgerkriegs benannten sich nach Freiheitskämpfern ihrer Herkunftsländer, z. B. Abraham Lincoln, Garibaldi oder Dombrowski.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Bundesarchiv: Die Traditionsgeschwader der Wehrmacht
  2. Sinngemäßes Zitat Kammhubers, verwendet in einer Rede von Klaus-Peter Stieglitz, Inspekteur der Luftwaffe, beim Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Potsdam am 28. Dezember 2007, S. 11, gesehen 11. April 2010
  3. sinngemäßes Zitat von Hans Apel anläßlich des Todes von Karl Dönitz, in der Rede von Hans Peter Stieglitz, S. 12
  4. Rede Stieglitz, Absatz 5, sogenanntes Drei-Säulen-Modell, S. 13
  5. sinngemäß zitiert nach Klaus-Peter Stieglitz, S. 15
  6. Rede Stieglitz, S. 14
  7. Jakob Knab: »Zeitlose soldatische Tugenden«, DIE ZEIT vom 10. November 2005.

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