Ehrbarkeit

Ehrbarkeit

Die Ehrbarkeit ist eine bestimmte Gesellschaftsschicht.

Geschichte

Aus den ursprünglichen Pfahlbürgern der mittelalterlichen Städte hatte sich im 15. Jahrhundert die Ehrbarkeit (auch Patrizier genannt) als städtische Oberschicht gebildet. Die Ehrbarkeit bestand aus den reichsten Geschlechtern, den Mitgliedern des Stadtrates. Sie zogen ihr Vermögen aus Städten wie aus Bauern, waren also zugleich bürgerlich und feudal. Mit der weiteren Entwicklung der Patrizier zur (Stadt-) Adelsschicht erfuhr der Begriff ehrbar eine Ausweitung und stellte bald eine allgemeine Gesellschaftsschicht zwischen dem gemeinen und dem edlen bzw. adligen Stand dar. Grundvoraussetzung für Ehrbarkeit war die Freiheit des Geschlechtes bzw. der Familie und das Recht auf Führen eines Wappens. Ehrbare konnten somit städtische Bürger, aber auch freie Bauern sein.

In der Geschichte Altwürttembergs bezeichnet man mit Ehrbarkeit die Bürger, deren Familien im Landtag vertreten waren. Das waren vor allem Pfarrer und Beamte. Diese Schicht zeichnete sich einerseits aus durch ihre Bildungsbeflissenheit und den Eifer, mit dem sie sich für ihre (demokratischen) Rechte einsetzte. Andererseits war sie berüchtigt für ihre Engstirnigkeit, ihre „Vetterleswirtschaft“. Ebenfalls auffällig ist ihr Familiensinn, der dazu führte, dass Ehen fast nur innerhalb dieser Schicht geschlossen wurden, was dazu führte, dass Ehepartner fast immer über mehr oder weniger Ecken auch Vettern und „Bäsle“ waren.

Sprachlich erhalten hat sich der Begriff ehrbar in der heute scherzhaften Aussage, dass jemand ein ehrbarer Bürger sei, wobei der Hintergrund des ehemalig eigenen Standes nicht mehr bewusst damit in Verbindung gebracht wird.

Eine andere Form von Ehrbarkeit meint die Verhaltensnormen innerhalb der Gesellschaft oder auch von Zünften seitens als Fremdgeschriebener zu bezeichnenden, auf der Wanderschaft befindenden Gesellen. Im Grunde meint sie eigentlich die Wohlanständigkeit. Bei schweren Verstößen kam es zur Verhängung einer Ehrenstrafe.

Literatur

  • Gabriele Haug-Moritz: Die württembergische Ehrbarkeit. Annäherungen an eine bürgerliche Machtelite der frühen Neuzeit, Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-5513-5

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