Egyptienne

Egyptienne

Die Egyptienne, auch Serifenbetonte Linear-Antiqua, ist eine aus der Antiqua abgeleitete Schriftart, bei der die Strichstärke der Buchstaben (nahezu) gleichmäßig ist und die Serifen deutlich verstärkt sind.

Im englischen Sprachraum ist die Bezeichnung Slab Serif oder Square Serif geläufig, in Frankreich Mécanes, in Holland Mekanen und in Italien Egiziani.

Inhaltsverzeichnis

Klassifikation

Willberg/Kupferschmid

Hans Peter Willberg und Indra Kupferschmid unterscheiden folgende Arten der Egyptienne:

  • Dynamische Egyptienne: PMN Caecilia, TheSerif, Officina Serif, Nexus Mix
Schriftbeispiel für die Schriftart Joanna
  • Statische Egyptienne (gerade Serifen): Glypha, Corporate E, Serifa, Aachen
Schriftbeispiel für die Schriftart Egyptienne
  • Statische Egyptienne (gekehlte Serifen): Clarendon, Egiziano, Volta
Schriftbeispiel für die Schriftart Clarendon
  • Geometrische Egyptienne: Rockwell, Cairo, Lubalin Graph, Memphis
Schriftbeispiel für die Schriftart Rockwell

Eine ausgefallene Abart der Egyptienne ist die so genannte Italienne, bei der die Serifen der Buchstaben stark vergrößert sind:

Schriftbeispiel für die Schriftart Italienne

Geschichte

Die Egyptienne entstand Anfang des 19. Jahrhunderts in England als Antwort auf den gestiegenen Bedarf an auffälligen Werbeschriften. Die erste Egyptienne wurde 1815 von Vincent Figgins veröffentlicht. Zum ersten Mal erwähnt wurde die Egyptienne-Schrift in vereinzelten Drucktypen 1820, und zwar in einem Auktionsverzeichnis der Schriftgießerei Thorne. Man nannte sie „Egyptienne“, obwohl sie nichts mit der ägyptischen Schrift zu tun hatte. Die Bezeichnung erinnert an den Namen des von den Engländern gekaperten Schiffs, das 1802 den Rosette-Stein nach London brachte, zu einer Zeit, in der die Menschen sehr viel Interesse an der ägyptischen Kunst zeigten. Auch im 20. Jahrhundert gab es noch Schriften, die mit einem ägyptischen Namen versehen wurden (wie z. B. Memphis, Ramses etc.).

Merkmale

Das wichtigste Merkmal der Egyptienne sind die gleichmäßigen Strichstärken der Auf- und Abstriche und der Serifen. Diese Veränderungen stehen in Gegensatz zur den übertriebenen Verfeinerungen der Haarstriche in der klassizistischen Zeit (Klassizistische Antiqua). Fast alle Schnitte sind durch Rundungen verfeinert, um zu vermeiden, dass die Schrift plump wirkt. Neben neuen Schnitten werden diese ersten heute sogar noch im Fotosatz angeboten.

Waren die ersten Egyptienne-Schriften noch aus der Klassizistischen Antiqua abgeleitet, so wurden sie später aus serifenlosen Schriften konstruiert. Heute treten serifenbetonte Schriften oft als Komponente eines größeren Schriftsystems auf, beispielsweise TheSerif oder Siemens Slab.

Schreibmaschinenschriften gleicher Schrittweite sind häufig Egyptienne-Schriften, da die Serifen helfen, den Leerraum um schmale Buchstaben wie „i“ und „l“ auszufüllen und eine optische Verbindung zu den benachbarten Buchstaben herzustellen.

Siehe auch

Literatur

  • Hans Peter Willberg, Wegweiser Schrift. Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2001, ISBN 3-87439-569-3
  • Indra Kupferschmid, Buchstaben kommen selten allein. Niggli Verlag, Sulgen ISBN 3-7212-0501-4

Quellen

  • Karl Vöhringer: Druckschriften kennenlernen unterscheiden anwenden. Verlag Forum und Technik, Stuttgart 1989, (Fachtechnische Schriftenreihe der Industriegewerkschaft Medien 1, ZDB-ID 1064778-8).

Weblinks


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