Egon Gersbach

Egon Gersbach

Egon Gersbach (* 26. Oktober 1921 in Säckingen/Hochrhein) ist ein deutscher Prähistorischer Archäologe und langjähriger Ausgräber der Heuneburg.

Gersbach kam über seinen Vater, den auf dem Gebiet der lokalen Prähistorie tätigen Heimatforscher Emil Gersbach, zur Ur- und Frühgeschichte. Nach seinem Studium und Kriegsdienst befasste er sich zunächst mit vorgeschichtlicher Archäologie am Hochrhein, insbesondere der Glockenbecherkultur. 1950 wurde er an der Universität Freiburg mit der Dissertation Urgeschichte des Hochrheins (Funde und Fundstellen in den Landkreisen Säckingen und Waldshut), promoviert. Bis 1954 war Gersbach Mitarbeiter des Staatlichen Amtes für Denkmalpflege in Freiburg.

1952/53 erhielt er das Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts. Von 1954 bis 1958 war Gersbach wissenschaftlicher Assistent am Vorgeschichtlichen Seminar der Universität Marburg und von 1958 bis 1960 Mitarbeiter am Rheinischen Landesmuseum Bonn. In dieser Zeit grub er im frührömischen Legionslagern in Neuss (1956) und im Legionslager in Bonn (1958-1960) aus. Seit 1961 war er wissenschaftlicher Rat, seit 1963 Akademischer Oberrat am Institut für Vor- und Frühgeschichte der Universität Tübingen und leitender Mitarbeiter an dem vom Land Baden-Württemberg und der DFG geförderten Projekt Grabungsprojekt 'Heuneburg' (Gesamtprojektleiter: Wolfgang Kimmig), durch die Gersbach bekannt geworden ist.

Die systematischen Ausgrabungen an der keltischen Siedlung Heuneburg, eine der ältesten bekannten Siedlungen nördlich der Alpen (an der Donau bei Herbertingen, Landkreis Sigmaringen, Baden-Württemberg), leitete er ab 1963 bis 1977, dann nochmals bei Kontrollgrabungen 1978 bis 1979. Seither, auch nach seiner Pensionierung, befasst er sich mit der Auswertung und Publikation der bisherigen Ergebnisse, die er bereits 1962 mit den von ihm herausgegebenen „Heuneburgstudien“ begann.

Der im Rahmen seiner Grabungen an der Heuneburg entwickelte Kartomat, eine mechanische (ohne Stromversorgung auskommende) Feldzeichenmaschine nach dem Prinzip eines Pantografen, trug wesentlich zur Rationalisierung archäologischer Grabungen bei. Er ist vor allem in der süddeutschen Archäologie verbreitet, wird aber auch in anderen europäischen Ländern eingesetzt. 1997 hat die Firma ArcTron darauf aufbauend eine, mit 3D-Laser ausgestattete, digitale Version entwickelt. (siehe Archäoinformatik)

Seine Lehrbuchveröffentlichung Ausgrabung heute ist ein, nicht nur im Archäologiestudium weitverbreitetes, Standardwerk der in der archäologischen Praxis angewandten Techniken.

Egon Gersbach lebt derzeit in Tübingen. Er ist Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts.

Schriften

  • Urgeschichte des Hochrheins (Funde und Fundstellen in den Landkreisen Säckingen und Waldshut); Freiburg/Breisgau, Staatliches Amt für Ur- und Frühgeschichte, (Badische Fundberichte, Sonderheft 11), Text- und Tafelband, 1968-1969 (= Phil. Dissertation Universität Freiburg im Breisgau).
  • Die Heuneburg bei Hundersingen a. d. Donau (Gemeinde Herbertingen, Kreis Sigmaringen). Streiflichter auf die lange Geschichte einer bedeutenden Wehranlage, Privatdruck Heuneburg-Museumsverein, 1982.
  • Ausgrabungsmethodik und Stratigraphie der Heuneburg (Heuneburgstudien Band 6 = Römisch-Germanische Forschungen Band 45) (3 Bände), Philipp von Zabern, Mainz 1988.
  • Ausgrabung heute. Theiss, Stuttgart 1989, 3. Auflage 1998, ISBN 3806213798.
  • Baubefunde der Perioden IVc - IVa der Heuneburg (Heuneburgstudien Band 9 = Römisch-Germanische Forschungen Band 53), Philipp von Zabern, Mainz 1995, ISBN 380531678X.
  • Baubefunde der Perioden IIIb - Ia der Heuneburg (Heuneburgstudien 10 = Römisch-Germanische Forschungen Band 56), Philipp von Zabern, Mainz 1996, ISBN 3805319258.
  • Die Heuneburg bei Hundersingen a. d. Donau, Tübingen 1996.

Literatur

  • s.v. Gersbach, Egon. In: Jan Filip (Hrsg.): Enzyklopädisches Handbuch zur Ur- und Frühgeschichte Europas, Band 1 (A-K), Academia - Verlag der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften Prag, Prag 1966, S. 400.

Weblinks


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