Eduardo Frei Ruiz-Tagle

Eduardo Frei Ruiz-Tagle
Eduardo Frei, 1998

Eduardo Frei Ruiz-Tagle (* 24. Juni 1942 in Santiago de Chile) ist ein chilenischer Politiker. Er gehört der Christdemokratischen Partei Chiles an und war von 1994 bis 2000 Präsident Chiles und war der Kandidat der Concertación de Partidos por la Democracia für die Präsidentschaftswahl am 13. Dezember 2009.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frei wurde als viertes von sieben Kindern von Eduardo Frei Montalva geboren, der von 1964 bis 1970 Präsident seines Landes war. Seine Vorfahren stammten aus dem schweizerischen Nesslau[1] im Kanton St. Gallen. Er besitzt nebst seinem chilenischen auch das Schweizer Bürgerrecht[2]. Er schloss ein Studium als Hydraulik-Ingenieur an der Universidad de Chile ab, studierte dann in Italien und arbeitete von 1969 bis 1988 in einem Ingenieurbüro.

1958 trat er der Christdemokratischen Partei Chiles bei, der auch sein Vater angehörte, dessen Präsidentschaftswahlkampf er 1964 unterstützte. Während der Militärdiktatur unter Augusto Pinochet zählte Frei zu den Gründern des Oppositionsbündnisses, das die Volksabstimmung von 1988 betrieb und dessen Sieg zum überraschenden Rücktritt Pinochets und Übergang Chiles zu demokratischen Verhältnissen ermöglichte.

Nach dem Tod seines Vaters 1982 gründete Frei die politische Stiftung Fundación Eduardo Frei Montalva, deren Vorsitz er bis 1993 übernahm. Bei den Kongresswahlen vom Dezember 1989 wurde er in den Senat gewählt; 1991 erhielt er den Vorsitz der Christdemokratischen Partei. Bei den Vorwahlen des Jahres 1993 erreichte er mit deutlicher Mehrheit die Kandidatur der Concertación de Partidos por la Democracia, einem breiten Bündnis von Mitte-Links-Parteien, für die Präsidentschaftswahlen.

Bei den Präsidentschaftswahlen vom 11. Dezember 1993 erhielt Frei 57,9% der Stimmen; sein konservativer Gegenkandidat Arturo Alessandri Besa (dessen Onkel Jorge Alessandri ebenfalls ein früherer chilenischer Präsident war) unterlag mit 24,3% der Stimmen. Am 11. März 1994 wurde Eduardo Frei als Nachfolger von Patricio Aylwin zum Präsidenten vereidigt.

Während seiner Amtszeit setzte Frei die Innenpolitik seines Amtsvorgängers fort und bemühte sich um den Ausgleich zwischen den verfeindeten Lagern des Landes. Gleichzeitig begann die juristische Aufarbeitung der Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen während der Pinochet-Diktatur. Seine Wirtschaftspolitik setzte auf einen Ausgleich der Außenhandelsbilanz und einen Abbau der Inflation und des Haushaltsdefizits.

Außenpolitisch bemühte sich Frei um die internationale Anerkennung der chilenischen Demokratisierung und um eine Integration seines Landes in die internationalen Handelsorganisationen, etwa um eine Kooperation Chiles mit den Staaten des Mercosur.

Im Oktober 1998 wurde Chiles Regierung mit der Verhaftung Pinochets in London auf eine harte Probe gestellt: Sollte Chile die Auslieferung Pinochets zulassen, der als Senator auf Lebenszeit in Chile weitgehende Immunität genoss? Eduardo Frei musste einen Spagat schaffen: Einerseits wollte er Chiles Bemühungen um rechtsstaatliche Verhältnisse, die juristische Aufarbeitung der Diktatur im eigenen Land und auch die Reputation sowie die Einbindung Chiles in die westliche Staatengemeinschaft nicht gefährden. Andererseits durfte er die reaktionären Kräfte – insbesondere die Armee und die mächtigen Anhänger Pinochets in Chile – nicht zu sehr provozieren. Diese drohten, den Bemühungen um eine Rückkehr zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ein Ende zu setzen. Eduardo Frei lehnte – im Einklang mit dem chilenischen Kongress – letzten Endes eine Auslieferung Pinochets an die spanischen und britischen Justizbehörden ab und verlangte, dass der Ex-General nach Chile zurückkehren sollte, um dort vor Gericht gestellt zu werden.

2000 endete die Amtszeit von Frei. Als Nachfolger wurde der Sozialist Ricardo Lagos zum Präsidenten Chiles gewählt.

Danach diente er gemäß der chilenischen Verfassung als Senator auf Lebenszeit. Nachdem der Kongress in einer Verfassungsreform die lebenslangen Senatoren abgeschafft hatte, kandidierte Frei erneut als Senator. Er wurde am 14. Dezember 2005 ins Parlament gewählt. Am 11. März 2006 wurde er zum Präsidenten des Senats gewählt. Am 12. März 2008 folgte ihm Adolfo Zaldívar in diesem Amt nach.

Eduardo Frei Ruiz-Tagle erhielt zahlreiche Ehrendoktorate internationaler Universitäten. Auch ist der Träger des Ordens El Sol del Perú (Comendador).

siehe auch

Einzelnachweise

  1. Tagblatt.ch: Nesslau drückt Eduardo Frei die Daumen
  2. Tagesanzeiger.ch: Wird ein Schweizer Präsident von Chile?

Weblinks

 Commons: Eduardo Frei Ruiz-Tagle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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